Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

spielen wollen. Denk Dir einmal liebster Klinger, über Morgen -- Mich
deucht, ich höre den verdammten Postillon schon blasen. Was ich Euch
eigentlich sagen wolte, liebster Kayser, ist weiter nichts als das: daß Klinger
ein gar herrlicher Kerl ist, der sich sogleich in die Seele einnistet und daß
ich Euch auch herzlich gut bin, wenn Jhrs mir nur auch so wärt. --
sK. Bonnen blut hat ein schönes roth. Dort schlich sich eben ein Mädchen
durchs Gärtchen, ich küß ihr unsichtbar die Hand und die Frösche fürcht ich
gewaltig. Es ist noch nicht lange, daß sie mich aus einem bach jagten,
was sehr angenehm war, ich auch meinen ritterlichen leib badete, Miller
mich durchs Gesträuch glänzen sah und auch schleichen. Eine Erle ist ein
schöner dann, besonders wenn ihrer drey beysammen stehn und wieder drey.
Auch das Abendroth vom hohen Berg. Und bey Nacht die Trümmer eines
Schlosses zu besuchen, an den Ouell im Buchhain, Wein zu trinken. Gestern
schickten wir einen Ritter zum Diterich nach Wezlar, er kam marode zurück.
IM. Und die Johanniswürmer, die ich damals auf dem Hut hatte, waren
doch auch nicht übel. Aber so ein Freiheitsgesang, wie der Fritz gemacht
hat, muß einen doch recht müde machen. Sollt ich aber ewig drauf schlafen,
ich würd ihn doch machen, wenn ich könnte. Und die Donna Viola, so
neben der Quelle sie kennen zu lernen, wo die Namen in die Buchen einge¬
schnitten sind -- ja Kayser, das war ein herrlicher Abend, wo man Euch
wol auch hätte dabey brauchen können. Ihr trinkt doch auch Wein? Je
nun, dann ists schon gut und wir sind wieder Freunde. Prosit liebster
Klinger! Aus's Wohl des Offenbacher Mädchens und die 3 Erlen am Bach
bey der Amtmannsmühle! pun valra! pairs,! ^K. Ich weiß lieber Junge,
lieber Wurm, du wirst Dich um Miller winden mit Kopf und Schwanz.
Die Lehre vom Contract ist sehr schwer, überhaupt die Pandecten. Stell
mir die Nativität. Miller hat mir guten Zunder geschenkt. Stollbergs Ge¬
sang ist ein Götter Gesang. Du mußt Millers Lieder schön componiren
und schicken. Wir haben Deine Gesundheit in Wezlar getrunken. Ich bin
letzthin ausgepfiffen worden, pun valra!

sM. Ja du allmächtige Freundschaft -- Stopf mir doch auch eine Pfeiffe!
-- wer Dich einmal fest ans Herz gedrückt hat, dem ists immer wohl bei
Sonnenschein und Regen. Möcht wol ewig bey dem guten Klinger leben
und mich dann einmal auf ein Jahrhundert lang von Kayser besuchen lassen. Aber
so ehrenvest, wie sein Portrait, dürft er mir nicht aussehen. Lustig einge-
schenkt! Der Mond geht schon auf und die Eulen singen. -- Narr, warum
läßt Du Dich auspfeifen? schlag sie um die Ohren und gieb mir Feuer,
nicht vom Ulmerzunder, nur vom gelben. Vivat Münden! ^ Diesen
Mittag hatten wir Sauerfleisch, es schmeckte nicht so gut, als es roch. Dei¬
ner: schrieb mir gestern. Der Wein gieng noch. Der Saalat welcher ge-


spielen wollen. Denk Dir einmal liebster Klinger, über Morgen — Mich
deucht, ich höre den verdammten Postillon schon blasen. Was ich Euch
eigentlich sagen wolte, liebster Kayser, ist weiter nichts als das: daß Klinger
ein gar herrlicher Kerl ist, der sich sogleich in die Seele einnistet und daß
ich Euch auch herzlich gut bin, wenn Jhrs mir nur auch so wärt. —
sK. Bonnen blut hat ein schönes roth. Dort schlich sich eben ein Mädchen
durchs Gärtchen, ich küß ihr unsichtbar die Hand und die Frösche fürcht ich
gewaltig. Es ist noch nicht lange, daß sie mich aus einem bach jagten,
was sehr angenehm war, ich auch meinen ritterlichen leib badete, Miller
mich durchs Gesträuch glänzen sah und auch schleichen. Eine Erle ist ein
schöner dann, besonders wenn ihrer drey beysammen stehn und wieder drey.
Auch das Abendroth vom hohen Berg. Und bey Nacht die Trümmer eines
Schlosses zu besuchen, an den Ouell im Buchhain, Wein zu trinken. Gestern
schickten wir einen Ritter zum Diterich nach Wezlar, er kam marode zurück.
IM. Und die Johanniswürmer, die ich damals auf dem Hut hatte, waren
doch auch nicht übel. Aber so ein Freiheitsgesang, wie der Fritz gemacht
hat, muß einen doch recht müde machen. Sollt ich aber ewig drauf schlafen,
ich würd ihn doch machen, wenn ich könnte. Und die Donna Viola, so
neben der Quelle sie kennen zu lernen, wo die Namen in die Buchen einge¬
schnitten sind — ja Kayser, das war ein herrlicher Abend, wo man Euch
wol auch hätte dabey brauchen können. Ihr trinkt doch auch Wein? Je
nun, dann ists schon gut und wir sind wieder Freunde. Prosit liebster
Klinger! Aus's Wohl des Offenbacher Mädchens und die 3 Erlen am Bach
bey der Amtmannsmühle! pun valra! pairs,! ^K. Ich weiß lieber Junge,
lieber Wurm, du wirst Dich um Miller winden mit Kopf und Schwanz.
Die Lehre vom Contract ist sehr schwer, überhaupt die Pandecten. Stell
mir die Nativität. Miller hat mir guten Zunder geschenkt. Stollbergs Ge¬
sang ist ein Götter Gesang. Du mußt Millers Lieder schön componiren
und schicken. Wir haben Deine Gesundheit in Wezlar getrunken. Ich bin
letzthin ausgepfiffen worden, pun valra!

sM. Ja du allmächtige Freundschaft — Stopf mir doch auch eine Pfeiffe!
— wer Dich einmal fest ans Herz gedrückt hat, dem ists immer wohl bei
Sonnenschein und Regen. Möcht wol ewig bey dem guten Klinger leben
und mich dann einmal auf ein Jahrhundert lang von Kayser besuchen lassen. Aber
so ehrenvest, wie sein Portrait, dürft er mir nicht aussehen. Lustig einge-
schenkt! Der Mond geht schon auf und die Eulen singen. — Narr, warum
läßt Du Dich auspfeifen? schlag sie um die Ohren und gieb mir Feuer,
nicht vom Ulmerzunder, nur vom gelben. Vivat Münden! ^ Diesen
Mittag hatten wir Sauerfleisch, es schmeckte nicht so gut, als es roch. Dei¬
ner: schrieb mir gestern. Der Wein gieng noch. Der Saalat welcher ge-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0432" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125138"/>
            <p xml:id="ID_1295" prev="#ID_1294"> spielen wollen. Denk Dir einmal liebster Klinger, über Morgen &#x2014; Mich<lb/>
deucht, ich höre den verdammten Postillon schon blasen. Was ich Euch<lb/>
eigentlich sagen wolte, liebster Kayser, ist weiter nichts als das: daß Klinger<lb/>
ein gar herrlicher Kerl ist, der sich sogleich in die Seele einnistet und daß<lb/>
ich Euch auch herzlich gut bin, wenn Jhrs mir nur auch so wärt. &#x2014;<lb/>
sK. Bonnen blut hat ein schönes roth. Dort schlich sich eben ein Mädchen<lb/>
durchs Gärtchen, ich küß ihr unsichtbar die Hand und die Frösche fürcht ich<lb/>
gewaltig. Es ist noch nicht lange, daß sie mich aus einem bach jagten,<lb/>
was sehr angenehm war, ich auch meinen ritterlichen leib badete, Miller<lb/>
mich durchs Gesträuch glänzen sah und auch schleichen. Eine Erle ist ein<lb/>
schöner dann, besonders wenn ihrer drey beysammen stehn und wieder drey.<lb/>
Auch das Abendroth vom hohen Berg. Und bey Nacht die Trümmer eines<lb/>
Schlosses zu besuchen, an den Ouell im Buchhain, Wein zu trinken. Gestern<lb/>
schickten wir einen Ritter zum Diterich nach Wezlar, er kam marode zurück.<lb/>
IM. Und die Johanniswürmer, die ich damals auf dem Hut hatte, waren<lb/>
doch auch nicht übel. Aber so ein Freiheitsgesang, wie der Fritz gemacht<lb/>
hat, muß einen doch recht müde machen. Sollt ich aber ewig drauf schlafen,<lb/>
ich würd ihn doch machen, wenn ich könnte. Und die Donna Viola, so<lb/>
neben der Quelle sie kennen zu lernen, wo die Namen in die Buchen einge¬<lb/>
schnitten sind &#x2014; ja Kayser, das war ein herrlicher Abend, wo man Euch<lb/>
wol auch hätte dabey brauchen können. Ihr trinkt doch auch Wein? Je<lb/>
nun, dann ists schon gut und wir sind wieder Freunde. Prosit liebster<lb/>
Klinger! Aus's Wohl des Offenbacher Mädchens und die 3 Erlen am Bach<lb/>
bey der Amtmannsmühle! pun valra! pairs,! ^K. Ich weiß lieber Junge,<lb/>
lieber Wurm, du wirst Dich um Miller winden mit Kopf und Schwanz.<lb/>
Die Lehre vom Contract ist sehr schwer, überhaupt die Pandecten. Stell<lb/>
mir die Nativität. Miller hat mir guten Zunder geschenkt. Stollbergs Ge¬<lb/>
sang ist ein Götter Gesang. Du mußt Millers Lieder schön componiren<lb/>
und schicken. Wir haben Deine Gesundheit in Wezlar getrunken. Ich bin<lb/>
letzthin ausgepfiffen worden, pun valra!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1296" next="#ID_1297"> sM. Ja du allmächtige Freundschaft &#x2014; Stopf mir doch auch eine Pfeiffe!<lb/>
&#x2014; wer Dich einmal fest ans Herz gedrückt hat, dem ists immer wohl bei<lb/>
Sonnenschein und Regen. Möcht wol ewig bey dem guten Klinger leben<lb/>
und mich dann einmal auf ein Jahrhundert lang von Kayser besuchen lassen. Aber<lb/>
so ehrenvest, wie sein Portrait, dürft er mir nicht aussehen. Lustig einge-<lb/>
schenkt! Der Mond geht schon auf und die Eulen singen. &#x2014; Narr, warum<lb/>
läßt Du Dich auspfeifen? schlag sie um die Ohren und gieb mir Feuer,<lb/>
nicht vom Ulmerzunder, nur vom gelben. Vivat Münden! ^ Diesen<lb/>
Mittag hatten wir Sauerfleisch, es schmeckte nicht so gut, als es roch. Dei¬<lb/>
ner: schrieb mir gestern.  Der Wein gieng noch.  Der Saalat welcher ge-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0432] spielen wollen. Denk Dir einmal liebster Klinger, über Morgen — Mich deucht, ich höre den verdammten Postillon schon blasen. Was ich Euch eigentlich sagen wolte, liebster Kayser, ist weiter nichts als das: daß Klinger ein gar herrlicher Kerl ist, der sich sogleich in die Seele einnistet und daß ich Euch auch herzlich gut bin, wenn Jhrs mir nur auch so wärt. — sK. Bonnen blut hat ein schönes roth. Dort schlich sich eben ein Mädchen durchs Gärtchen, ich küß ihr unsichtbar die Hand und die Frösche fürcht ich gewaltig. Es ist noch nicht lange, daß sie mich aus einem bach jagten, was sehr angenehm war, ich auch meinen ritterlichen leib badete, Miller mich durchs Gesträuch glänzen sah und auch schleichen. Eine Erle ist ein schöner dann, besonders wenn ihrer drey beysammen stehn und wieder drey. Auch das Abendroth vom hohen Berg. Und bey Nacht die Trümmer eines Schlosses zu besuchen, an den Ouell im Buchhain, Wein zu trinken. Gestern schickten wir einen Ritter zum Diterich nach Wezlar, er kam marode zurück. IM. Und die Johanniswürmer, die ich damals auf dem Hut hatte, waren doch auch nicht übel. Aber so ein Freiheitsgesang, wie der Fritz gemacht hat, muß einen doch recht müde machen. Sollt ich aber ewig drauf schlafen, ich würd ihn doch machen, wenn ich könnte. Und die Donna Viola, so neben der Quelle sie kennen zu lernen, wo die Namen in die Buchen einge¬ schnitten sind — ja Kayser, das war ein herrlicher Abend, wo man Euch wol auch hätte dabey brauchen können. Ihr trinkt doch auch Wein? Je nun, dann ists schon gut und wir sind wieder Freunde. Prosit liebster Klinger! Aus's Wohl des Offenbacher Mädchens und die 3 Erlen am Bach bey der Amtmannsmühle! pun valra! pairs,! ^K. Ich weiß lieber Junge, lieber Wurm, du wirst Dich um Miller winden mit Kopf und Schwanz. Die Lehre vom Contract ist sehr schwer, überhaupt die Pandecten. Stell mir die Nativität. Miller hat mir guten Zunder geschenkt. Stollbergs Ge¬ sang ist ein Götter Gesang. Du mußt Millers Lieder schön componiren und schicken. Wir haben Deine Gesundheit in Wezlar getrunken. Ich bin letzthin ausgepfiffen worden, pun valra! sM. Ja du allmächtige Freundschaft — Stopf mir doch auch eine Pfeiffe! — wer Dich einmal fest ans Herz gedrückt hat, dem ists immer wohl bei Sonnenschein und Regen. Möcht wol ewig bey dem guten Klinger leben und mich dann einmal auf ein Jahrhundert lang von Kayser besuchen lassen. Aber so ehrenvest, wie sein Portrait, dürft er mir nicht aussehen. Lustig einge- schenkt! Der Mond geht schon auf und die Eulen singen. — Narr, warum läßt Du Dich auspfeifen? schlag sie um die Ohren und gieb mir Feuer, nicht vom Ulmerzunder, nur vom gelben. Vivat Münden! ^ Diesen Mittag hatten wir Sauerfleisch, es schmeckte nicht so gut, als es roch. Dei¬ ner: schrieb mir gestern. Der Wein gieng noch. Der Saalat welcher ge-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/432
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/432>, abgerufen am 22.12.2024.