Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Sporn von genau derselben Form wie bei unserem "König Wilhelm" hervor,
kürzer und praktischer als bei den mit sonst ähnlichem Sporn bewehrten
beiden Panzerlinienschiffen "Magenta" und "Solferino".

Als sich die Panzereorvetten erprobt hatten, baute man auch Fregatten
nach demselben System, und diese 4 Erkerthurmfregatten "Marengo",
"Friedland", "Suffren", "One'an" mit 900 Pferdekraft und 12 Ge¬
schützen (4 in jeder Flanke der Batterie, 4 in den Thürmen) sind vielleicht
die besten Schiffe der französischen Panzerflotte. Ihre Maschinen sind in
Größe und Construction genau ebenso wie die unserer gleichfalls in Frank¬
reich (in La Sehne bei Toulon) gebauten norddeutschen Panzerfregatte "Fried¬
rich Karl" beschaffen; die des "Friedland" war 1867 in der Pariser Aus¬
stellung in naturf, ausgestellt und erregte das Staunen aller Besucher. Die
Panzerung dieser Schiffe beträgt in der Centralbatterie etwa 6 Zoll, im
Gürtelpanzer der Wasserlinie 8 Zoll, also ebensoviel wie bei den stärksten
englischen Hochseeschiffen außer "Hercules" und "Sultan". --

Außer den 28 eben beschriebenen Hochseepanzerschiffen hat die französische
Marine noch drei Klassen Panzerfahrzeuge für die Küstenverthei¬
digung. Die älteste Gattung dieser Fahrzeuge sind die schwimmenden
Panzerbatterien, die oben beschrieben wurden, wie "Lave", "De'vastation",
und von denen die später gebauten Exemplare, wie "Peiho", "Saigon" und
diejenigen, deren Modelle auf der Pariser Ausstellung 1861 zu sehen waren,
mehrfache Verbesserungen aufweisen. Dahin gehört hauptsächlich, daß, wäh¬
rend die älteren Panzerbatterien im ganzen Umfang der Wasserlinie bis zur
Höhe des Oberdecks (ebenso wie der östreichische "Feuerspeier") gepanzert
waren, jetzt die neueren Exemplare nach dem (amerikanischen, eigentlichen)
Casemattensystem construirt sind. Wie bei einem Monitor ragt der
Körper des Fahrzeugs an den Enden nur ein paar Fuß über Wasser, ist
blos in der Mitte als gepanzerte Casematte höher construirt und nur in
diesem mittleren Theile mit einem Oberdeck versehen. Die (viereckige) Ca¬
sematte ans dem Unterdeck ist ebenso breit wie das ganze Fahrzeug: in jeder
ihrer Flanken steht eine Anzahl schwerer Geschütze, und die beiden äußeren
derselben, welche in den Ecken stehn, können nach Belieben auch durch Pfor^
ten in den Querwänden der Casematte nach vorn, bezüglich nach hinten
feuern. Die Zahl dieser Panzerbatterien, welche zur Hasenvertheidigung be¬
stimmt und seefähig sind, beläuft sich etwa auf 14--18. Von den kleinen
transportablen Panzerkanonenbooten, die für Actionen auf dem Rhein be¬
stimmt waren, können wir hier absehen, da sie nicht zur Anwendung kamen
und weiterhin kein Interesse mehr bieten.

Die zweite Gattung der französischen Küstenvertheidigungssahrzeuge hat


Sporn von genau derselben Form wie bei unserem „König Wilhelm" hervor,
kürzer und praktischer als bei den mit sonst ähnlichem Sporn bewehrten
beiden Panzerlinienschiffen „Magenta" und „Solferino".

Als sich die Panzereorvetten erprobt hatten, baute man auch Fregatten
nach demselben System, und diese 4 Erkerthurmfregatten „Marengo",
„Friedland", „Suffren", „One'an" mit 900 Pferdekraft und 12 Ge¬
schützen (4 in jeder Flanke der Batterie, 4 in den Thürmen) sind vielleicht
die besten Schiffe der französischen Panzerflotte. Ihre Maschinen sind in
Größe und Construction genau ebenso wie die unserer gleichfalls in Frank¬
reich (in La Sehne bei Toulon) gebauten norddeutschen Panzerfregatte „Fried¬
rich Karl" beschaffen; die des „Friedland" war 1867 in der Pariser Aus¬
stellung in naturf, ausgestellt und erregte das Staunen aller Besucher. Die
Panzerung dieser Schiffe beträgt in der Centralbatterie etwa 6 Zoll, im
Gürtelpanzer der Wasserlinie 8 Zoll, also ebensoviel wie bei den stärksten
englischen Hochseeschiffen außer „Hercules" und „Sultan". —

Außer den 28 eben beschriebenen Hochseepanzerschiffen hat die französische
Marine noch drei Klassen Panzerfahrzeuge für die Küstenverthei¬
digung. Die älteste Gattung dieser Fahrzeuge sind die schwimmenden
Panzerbatterien, die oben beschrieben wurden, wie „Lave", „De'vastation",
und von denen die später gebauten Exemplare, wie „Peiho", „Saigon" und
diejenigen, deren Modelle auf der Pariser Ausstellung 1861 zu sehen waren,
mehrfache Verbesserungen aufweisen. Dahin gehört hauptsächlich, daß, wäh¬
rend die älteren Panzerbatterien im ganzen Umfang der Wasserlinie bis zur
Höhe des Oberdecks (ebenso wie der östreichische „Feuerspeier") gepanzert
waren, jetzt die neueren Exemplare nach dem (amerikanischen, eigentlichen)
Casemattensystem construirt sind. Wie bei einem Monitor ragt der
Körper des Fahrzeugs an den Enden nur ein paar Fuß über Wasser, ist
blos in der Mitte als gepanzerte Casematte höher construirt und nur in
diesem mittleren Theile mit einem Oberdeck versehen. Die (viereckige) Ca¬
sematte ans dem Unterdeck ist ebenso breit wie das ganze Fahrzeug: in jeder
ihrer Flanken steht eine Anzahl schwerer Geschütze, und die beiden äußeren
derselben, welche in den Ecken stehn, können nach Belieben auch durch Pfor^
ten in den Querwänden der Casematte nach vorn, bezüglich nach hinten
feuern. Die Zahl dieser Panzerbatterien, welche zur Hasenvertheidigung be¬
stimmt und seefähig sind, beläuft sich etwa auf 14—18. Von den kleinen
transportablen Panzerkanonenbooten, die für Actionen auf dem Rhein be¬
stimmt waren, können wir hier absehen, da sie nicht zur Anwendung kamen
und weiterhin kein Interesse mehr bieten.

Die zweite Gattung der französischen Küstenvertheidigungssahrzeuge hat


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0024" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124730"/>
            <p xml:id="ID_44" prev="#ID_43"> Sporn von genau derselben Form wie bei unserem &#x201E;König Wilhelm" hervor,<lb/>
kürzer und praktischer als bei den mit sonst ähnlichem Sporn bewehrten<lb/>
beiden Panzerlinienschiffen &#x201E;Magenta" und &#x201E;Solferino".</p><lb/>
            <p xml:id="ID_45"> Als sich die Panzereorvetten erprobt hatten, baute man auch Fregatten<lb/>
nach demselben System, und diese 4 Erkerthurmfregatten &#x201E;Marengo",<lb/>
&#x201E;Friedland", &#x201E;Suffren", &#x201E;One'an" mit 900 Pferdekraft und 12 Ge¬<lb/>
schützen (4 in jeder Flanke der Batterie, 4 in den Thürmen) sind vielleicht<lb/>
die besten Schiffe der französischen Panzerflotte. Ihre Maschinen sind in<lb/>
Größe und Construction genau ebenso wie die unserer gleichfalls in Frank¬<lb/>
reich (in La Sehne bei Toulon) gebauten norddeutschen Panzerfregatte &#x201E;Fried¬<lb/>
rich Karl" beschaffen; die des &#x201E;Friedland" war 1867 in der Pariser Aus¬<lb/>
stellung in naturf, ausgestellt und erregte das Staunen aller Besucher. Die<lb/>
Panzerung dieser Schiffe beträgt in der Centralbatterie etwa 6 Zoll, im<lb/>
Gürtelpanzer der Wasserlinie 8 Zoll, also ebensoviel wie bei den stärksten<lb/>
englischen Hochseeschiffen außer &#x201E;Hercules" und &#x201E;Sultan". &#x2014;</p><lb/>
            <p xml:id="ID_46"> Außer den 28 eben beschriebenen Hochseepanzerschiffen hat die französische<lb/>
Marine noch drei Klassen Panzerfahrzeuge für die Küstenverthei¬<lb/>
digung. Die älteste Gattung dieser Fahrzeuge sind die schwimmenden<lb/>
Panzerbatterien, die oben beschrieben wurden, wie &#x201E;Lave", &#x201E;De'vastation",<lb/>
und von denen die später gebauten Exemplare, wie &#x201E;Peiho", &#x201E;Saigon" und<lb/>
diejenigen, deren Modelle auf der Pariser Ausstellung 1861 zu sehen waren,<lb/>
mehrfache Verbesserungen aufweisen. Dahin gehört hauptsächlich, daß, wäh¬<lb/>
rend die älteren Panzerbatterien im ganzen Umfang der Wasserlinie bis zur<lb/>
Höhe des Oberdecks (ebenso wie der östreichische &#x201E;Feuerspeier") gepanzert<lb/>
waren, jetzt die neueren Exemplare nach dem (amerikanischen, eigentlichen)<lb/>
Casemattensystem construirt sind. Wie bei einem Monitor ragt der<lb/>
Körper des Fahrzeugs an den Enden nur ein paar Fuß über Wasser, ist<lb/>
blos in der Mitte als gepanzerte Casematte höher construirt und nur in<lb/>
diesem mittleren Theile mit einem Oberdeck versehen. Die (viereckige) Ca¬<lb/>
sematte ans dem Unterdeck ist ebenso breit wie das ganze Fahrzeug: in jeder<lb/>
ihrer Flanken steht eine Anzahl schwerer Geschütze, und die beiden äußeren<lb/>
derselben, welche in den Ecken stehn, können nach Belieben auch durch Pfor^<lb/>
ten in den Querwänden der Casematte nach vorn, bezüglich nach hinten<lb/>
feuern. Die Zahl dieser Panzerbatterien, welche zur Hasenvertheidigung be¬<lb/>
stimmt und seefähig sind, beläuft sich etwa auf 14&#x2014;18. Von den kleinen<lb/>
transportablen Panzerkanonenbooten, die für Actionen auf dem Rhein be¬<lb/>
stimmt waren, können wir hier absehen, da sie nicht zur Anwendung kamen<lb/>
und weiterhin kein Interesse mehr bieten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_47" next="#ID_48"> Die zweite Gattung der französischen Küstenvertheidigungssahrzeuge hat</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0024] Sporn von genau derselben Form wie bei unserem „König Wilhelm" hervor, kürzer und praktischer als bei den mit sonst ähnlichem Sporn bewehrten beiden Panzerlinienschiffen „Magenta" und „Solferino". Als sich die Panzereorvetten erprobt hatten, baute man auch Fregatten nach demselben System, und diese 4 Erkerthurmfregatten „Marengo", „Friedland", „Suffren", „One'an" mit 900 Pferdekraft und 12 Ge¬ schützen (4 in jeder Flanke der Batterie, 4 in den Thürmen) sind vielleicht die besten Schiffe der französischen Panzerflotte. Ihre Maschinen sind in Größe und Construction genau ebenso wie die unserer gleichfalls in Frank¬ reich (in La Sehne bei Toulon) gebauten norddeutschen Panzerfregatte „Fried¬ rich Karl" beschaffen; die des „Friedland" war 1867 in der Pariser Aus¬ stellung in naturf, ausgestellt und erregte das Staunen aller Besucher. Die Panzerung dieser Schiffe beträgt in der Centralbatterie etwa 6 Zoll, im Gürtelpanzer der Wasserlinie 8 Zoll, also ebensoviel wie bei den stärksten englischen Hochseeschiffen außer „Hercules" und „Sultan". — Außer den 28 eben beschriebenen Hochseepanzerschiffen hat die französische Marine noch drei Klassen Panzerfahrzeuge für die Küstenverthei¬ digung. Die älteste Gattung dieser Fahrzeuge sind die schwimmenden Panzerbatterien, die oben beschrieben wurden, wie „Lave", „De'vastation", und von denen die später gebauten Exemplare, wie „Peiho", „Saigon" und diejenigen, deren Modelle auf der Pariser Ausstellung 1861 zu sehen waren, mehrfache Verbesserungen aufweisen. Dahin gehört hauptsächlich, daß, wäh¬ rend die älteren Panzerbatterien im ganzen Umfang der Wasserlinie bis zur Höhe des Oberdecks (ebenso wie der östreichische „Feuerspeier") gepanzert waren, jetzt die neueren Exemplare nach dem (amerikanischen, eigentlichen) Casemattensystem construirt sind. Wie bei einem Monitor ragt der Körper des Fahrzeugs an den Enden nur ein paar Fuß über Wasser, ist blos in der Mitte als gepanzerte Casematte höher construirt und nur in diesem mittleren Theile mit einem Oberdeck versehen. Die (viereckige) Ca¬ sematte ans dem Unterdeck ist ebenso breit wie das ganze Fahrzeug: in jeder ihrer Flanken steht eine Anzahl schwerer Geschütze, und die beiden äußeren derselben, welche in den Ecken stehn, können nach Belieben auch durch Pfor^ ten in den Querwänden der Casematte nach vorn, bezüglich nach hinten feuern. Die Zahl dieser Panzerbatterien, welche zur Hasenvertheidigung be¬ stimmt und seefähig sind, beläuft sich etwa auf 14—18. Von den kleinen transportablen Panzerkanonenbooten, die für Actionen auf dem Rhein be¬ stimmt waren, können wir hier absehen, da sie nicht zur Anwendung kamen und weiterhin kein Interesse mehr bieten. Die zweite Gattung der französischen Küstenvertheidigungssahrzeuge hat

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/24
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/24>, abgerufen am 23.12.2024.