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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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5. Du gab's ein Donnern, als ging'die Welt
Nur gleich in Scherben zusammen;
Ein Bruder bei dem andern fällt,
Steht Alles in Rauch und Flammen.
Doch hielten wir aus und standen fest,
Gaben ihnen tapfer zu schaffen;
Waren uns'rer zu wenig, ein kleiner Rest,
In den Händen uns brennen die Waffen.
6. So thaten wir uns zurücke ziehn
Bis auf Klein-Romstädt eben;
Alldort zerschossen sie unsre Batterien,
Die mußten sich da ergeben.
Und als verloren so die Stück,
Da kamen wir in die Enge;
Es wichen ganze Haufen zurück,
Und ward ein großes Gedränge.
7. Doch noch geschlossen man uns fand,
Konnt uns kein Teufel nicht trennen,
Grenadier-Bataillon Winkel, bei dem ich stand,
Muß man vor allen wol nennen.
Ich hab meine Fahne tapfer geschwenkt,
Hurrah, ihr deutschen Brüder!
Eh' daß ich sie vor den Franzosen gesenkt,
Hätt' auch den Tod ich viel lieber.
8. Was sonsten in der Schlacht geschehn,
Das. kann ich nicht wol berichten;
Es wollt' nichts recht zusammengehn,
Darüber ward Alles zunichte.
Von Früh bis Abends hat es gewährt,
Da ging die Schlacht zu Ende,
Ade, ihr Brüder unter der Erd,
Befehl euch in Gottes Hände!





Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eltardt.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von HKthel H Segler in Leipzig.
5. Du gab's ein Donnern, als ging'die Welt
Nur gleich in Scherben zusammen;
Ein Bruder bei dem andern fällt,
Steht Alles in Rauch und Flammen.
Doch hielten wir aus und standen fest,
Gaben ihnen tapfer zu schaffen;
Waren uns'rer zu wenig, ein kleiner Rest,
In den Händen uns brennen die Waffen.
6. So thaten wir uns zurücke ziehn
Bis auf Klein-Romstädt eben;
Alldort zerschossen sie unsre Batterien,
Die mußten sich da ergeben.
Und als verloren so die Stück,
Da kamen wir in die Enge;
Es wichen ganze Haufen zurück,
Und ward ein großes Gedränge.
7. Doch noch geschlossen man uns fand,
Konnt uns kein Teufel nicht trennen,
Grenadier-Bataillon Winkel, bei dem ich stand,
Muß man vor allen wol nennen.
Ich hab meine Fahne tapfer geschwenkt,
Hurrah, ihr deutschen Brüder!
Eh' daß ich sie vor den Franzosen gesenkt,
Hätt' auch den Tod ich viel lieber.
8. Was sonsten in der Schlacht geschehn,
Das. kann ich nicht wol berichten;
Es wollt' nichts recht zusammengehn,
Darüber ward Alles zunichte.
Von Früh bis Abends hat es gewährt,
Da ging die Schlacht zu Ende,
Ade, ihr Brüder unter der Erd,
Befehl euch in Gottes Hände!





Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eltardt.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von HKthel H Segler in Leipzig.
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[0046] 5. Du gab's ein Donnern, als ging'die Welt Nur gleich in Scherben zusammen; Ein Bruder bei dem andern fällt, Steht Alles in Rauch und Flammen. Doch hielten wir aus und standen fest, Gaben ihnen tapfer zu schaffen; Waren uns'rer zu wenig, ein kleiner Rest, In den Händen uns brennen die Waffen. 6. So thaten wir uns zurücke ziehn Bis auf Klein-Romstädt eben; Alldort zerschossen sie unsre Batterien, Die mußten sich da ergeben. Und als verloren so die Stück, Da kamen wir in die Enge; Es wichen ganze Haufen zurück, Und ward ein großes Gedränge. 7. Doch noch geschlossen man uns fand, Konnt uns kein Teufel nicht trennen, Grenadier-Bataillon Winkel, bei dem ich stand, Muß man vor allen wol nennen. Ich hab meine Fahne tapfer geschwenkt, Hurrah, ihr deutschen Brüder! Eh' daß ich sie vor den Franzosen gesenkt, Hätt' auch den Tod ich viel lieber. 8. Was sonsten in der Schlacht geschehn, Das. kann ich nicht wol berichten; Es wollt' nichts recht zusammengehn, Darüber ward Alles zunichte. Von Früh bis Abends hat es gewährt, Da ging die Schlacht zu Ende, Ade, ihr Brüder unter der Erd, Befehl euch in Gottes Hände! Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eltardt. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von HKthel H Segler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/46>, abgerufen am 27.07.2024.