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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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dreißigjährigen Krieges wird vollenden können, als er sich vorgenommen hatte.
Er Wollte ihnen daher nur diesen Vorschlag thun und Ihnen diese Idee
Wielands mittheilen. Er glaubt gewiß, daß Wieland sich gern dazu ver¬
stehen würde, einen Aufsatz dazu zu geben und auch eine Vorrede zu machen,
die das Publicum zufrieden stellen sollte, zudem könnten Avertißements vor¬
hergehen, so daß es vielleicht noch vorthetlhafter wäre, daß auch Wieland's
Nahme mit genannt würde; und Sie wären auf alle Fälle gesichert. Er
bittet Sie mit der ersten Post wieder um Antwort, weil er alsdann Wieland
darum ersuchen will, der es gewiß thut. Diese Woche war Anfangs so er¬
träglich, einige Anfälle ausgenommen. Theurer Freund ich kann Ihnen nicht
beschreiben, wie weh es mir ums Herz ist, wenn ich meinen geliebten Schiller
so leiden sehe. Es wird hoffentlich bald vorübergehen, und er uns gesund
wiedergeschenkt werden, aber mir wird es so lang, wenn ich mich in meinen
Erwartungen getäuscht sehe, denn manche Tage.sind ganz ruhig und frey
und kaum denke ich es wäre vielleicht vorbey, so kömmt ein neuer Anfall-
So heftig sind sie Gottlob nicht mehr als die ersten, aber sie sind doch so
daß ich viel dabey leide, denn ich möchte meinem Geliebten die kleinsten wie
die größten Beschwerlichketten so gern abnehmen. Sie wissen ja was es ist
Menschen die man liebt leiden zu sehen. Nun leben Sie wohl werther
Freund empfangen Sie von Schiller die besten herzlichsten Grüße. Versichern
Sie der Frau Gemahlin unsere warme Ergebenheit. Meine Mutter und
Schwester tragen mir auch viel Empfehlungen an Sie auf. Empfangen Sie
auch von mir die Versicherung meiner Ergebenheit, und die Bitte um Ihr
gütiges' Andenken.


Charlotte Schiller
gebohrne von Lengefeld.
14.

Rudolstadt, den 30. Juni 1791. -- Ich soll Ihnen theurer Freund den
Empfang Ihres heutigen Briefs mit vielen herzlichen Grüßen von Schiller
melden. Er bittet Sie sich noch bis nächsten Posttag oder noch einen zu
gedulden, ehe Sie etwas wegen dem Kalender entscheiden. Ich habe Montag
an Wieland schreiben müssen, und ihn in Schillers Nahmen gebeten einen
Aufsatz zu geben. Da will also Schiller gern Wieland's Antwort erst ab¬
warten, und Sie sollen alsdenn sogleich Nachricht haben. Vielleicht hat sich
Wieland eines anderen besonnen. Ich soll Sie recht sehr bitten, sich nicht in
Unterhandlungen wegen der Aufsätze einzulassen, zum wenigsten nichts fest
zu bestimmen, bis Schillers nächster Brief ankömmt. Uebrigens sollten Sie
ja ruhig seyn lieber Freund, es würde gewiß so gehen, daß Sie keinen
Schaden haben sollten. Vorige Woche war Hofrath Starke hier, der giebt
uns angenehme Aussichten für die Zukunft und hat Schiller vorgeschlagen


dreißigjährigen Krieges wird vollenden können, als er sich vorgenommen hatte.
Er Wollte ihnen daher nur diesen Vorschlag thun und Ihnen diese Idee
Wielands mittheilen. Er glaubt gewiß, daß Wieland sich gern dazu ver¬
stehen würde, einen Aufsatz dazu zu geben und auch eine Vorrede zu machen,
die das Publicum zufrieden stellen sollte, zudem könnten Avertißements vor¬
hergehen, so daß es vielleicht noch vorthetlhafter wäre, daß auch Wieland's
Nahme mit genannt würde; und Sie wären auf alle Fälle gesichert. Er
bittet Sie mit der ersten Post wieder um Antwort, weil er alsdann Wieland
darum ersuchen will, der es gewiß thut. Diese Woche war Anfangs so er¬
träglich, einige Anfälle ausgenommen. Theurer Freund ich kann Ihnen nicht
beschreiben, wie weh es mir ums Herz ist, wenn ich meinen geliebten Schiller
so leiden sehe. Es wird hoffentlich bald vorübergehen, und er uns gesund
wiedergeschenkt werden, aber mir wird es so lang, wenn ich mich in meinen
Erwartungen getäuscht sehe, denn manche Tage.sind ganz ruhig und frey
und kaum denke ich es wäre vielleicht vorbey, so kömmt ein neuer Anfall-
So heftig sind sie Gottlob nicht mehr als die ersten, aber sie sind doch so
daß ich viel dabey leide, denn ich möchte meinem Geliebten die kleinsten wie
die größten Beschwerlichketten so gern abnehmen. Sie wissen ja was es ist
Menschen die man liebt leiden zu sehen. Nun leben Sie wohl werther
Freund empfangen Sie von Schiller die besten herzlichsten Grüße. Versichern
Sie der Frau Gemahlin unsere warme Ergebenheit. Meine Mutter und
Schwester tragen mir auch viel Empfehlungen an Sie auf. Empfangen Sie
auch von mir die Versicherung meiner Ergebenheit, und die Bitte um Ihr
gütiges' Andenken.


Charlotte Schiller
gebohrne von Lengefeld.
14.

Rudolstadt, den 30. Juni 1791. — Ich soll Ihnen theurer Freund den
Empfang Ihres heutigen Briefs mit vielen herzlichen Grüßen von Schiller
melden. Er bittet Sie sich noch bis nächsten Posttag oder noch einen zu
gedulden, ehe Sie etwas wegen dem Kalender entscheiden. Ich habe Montag
an Wieland schreiben müssen, und ihn in Schillers Nahmen gebeten einen
Aufsatz zu geben. Da will also Schiller gern Wieland's Antwort erst ab¬
warten, und Sie sollen alsdenn sogleich Nachricht haben. Vielleicht hat sich
Wieland eines anderen besonnen. Ich soll Sie recht sehr bitten, sich nicht in
Unterhandlungen wegen der Aufsätze einzulassen, zum wenigsten nichts fest
zu bestimmen, bis Schillers nächster Brief ankömmt. Uebrigens sollten Sie
ja ruhig seyn lieber Freund, es würde gewiß so gehen, daß Sie keinen
Schaden haben sollten. Vorige Woche war Hofrath Starke hier, der giebt
uns angenehme Aussichten für die Zukunft und hat Schiller vorgeschlagen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/384>, abgerufen am 27.07.2024.