Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.den Darstellungen des Agamemnon Reminiscenzen aus einer berühmten Die Epoche zu bestimmen, in welcher dieses Zusammenarbeiten verschie¬ In anderen Fällen läßt es sich nachweisen, daß Compositionen. die ur¬ den Darstellungen des Agamemnon Reminiscenzen aus einer berühmten Die Epoche zu bestimmen, in welcher dieses Zusammenarbeiten verschie¬ In anderen Fällen läßt es sich nachweisen, daß Compositionen. die ur¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123918"/> <p xml:id="ID_902" prev="#ID_901"> den Darstellungen des Agamemnon Reminiscenzen aus einer berühmten<lb/> Composition des Timanthes erhalten zu sein scheinen, und aus Vergleichung<lb/> der Bilder: die schlafende Ariadne auf Naxos, und des Gemäldes, welches<lb/> die schlafende Chloris darstellt, zu der Zephyros herabschwebt, wobei dort<lb/> Ariadne und hier Chloris ganz in derselben Weise componirt sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_903"> Die Epoche zu bestimmen, in welcher dieses Zusammenarbeiten verschie¬<lb/> dener Motive zu malerischen Neubildungen stattfand, zu entscheiden, ob sie<lb/> von der hellenistischen Malerei gestaltet, ob sie Producte der Malerei der<lb/> ersten Kaiserzeit sind — dafür fehlen uns alle Anhaltspunkte. Die Ana¬<lb/> logien, welche die Dichtkunst jener Perioden bietet, lassen beide Möglichkeiten<lb/> gelten. Bereits die jüngeren alexandrinischen Dichter verwerthen Motive<lb/> ihrer unmittelbaren Vorgänger, wie dies z. B. Apollonios Rhodios mit Mo¬<lb/> tiven aus Kallimachos that. Bekannt ist andererseits, wie die lateinischen<lb/> Dichter des goldenen Zettalters die alexandrinischen Dichter ausnützten. Die<lb/> Plastik der beiden Epochen darf bei den schwankenden Ansichten über dieselbe<lb/> kaum zum Vergleich herangezogen werden. Die Kunst der hellenistischen Epoche<lb/> fängt erst ganz neuerdings an, in umfassenderer Weise Gegenstand der wissen¬<lb/> schaftlichen Untersuchung zu werden. Ueber die Plastik der ersten Kaiserzeit sind<lb/> die widersprechendsten Ansichten verbreitet: die einen sprechen ihr jegliche Pro-<lb/> ductionsfähigkeit wenigstens auf idealem Gebiete ab, die anderen erkennen<lb/> ihr ein immerhin bedeutendes Maß zu, wie neuerdings Friederichs sogar den<lb/> Laokoon unter den Werken griechisch-römischer Kunst ausgeführt hat. Da ich<lb/> nicht verlangen kann. daß der Leser das Resultat meiner Untersuchungen aus<lb/> Treu und Glauben hinnehme, so halte ich es für angemessen, mich über diese<lb/> Fragen, die einer ausführlichen Erörterung bedürfen, vor der Hand jedes Ur¬<lb/> theils zu enthalten, um anderswo daraus zurückzukommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_904" next="#ID_905"> In anderen Fällen läßt es sich nachweisen, daß Compositionen. die ur¬<lb/> sprünglich umfangreicher waren, durch Auslassungen verkürzt sind, ein Ver¬<lb/> fahren, welches die Wandmaler vielfach einschlagen mußten, um bei Bildern,<lb/> welche als Gegenstücke in demselben Raume gemalt werden sollten, die Ueber¬<lb/> einstimmung der Dimensionen herzustellen. Dies wird der Fall gewesen sein<lb/> bet der bereits oben erwähnten Composition, welche Danae auf Seriphos<lb/> darstellt. Aus zwei Repliken derselben stehen der Danae zwei Fischer gegen¬<lb/> über, welche verwundert Fragen an das Mädchen richten und keinesfalls auf<lb/> dem Originale des Artemon fehlten, auf welches diese Bilder zurückgehen.<lb/> Eine dritte Replik dagegen gibt nur Danae mit dem Perseusknaben wieder<lb/> und läßt die Fischer weg. Interessant ist es, unter diesem Gesichtspunkte<lb/> die/pompeianischen Wandgemälde, welche Jo von Argos bewacht darstellen,<lb/> und das Bild mit derselben Scene zu vergleichen, welches auf dem Palatin<lb/> zu Tage gekommen ist. Letztere Replik zeigt die Anlage der Jo und des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0298]
den Darstellungen des Agamemnon Reminiscenzen aus einer berühmten
Composition des Timanthes erhalten zu sein scheinen, und aus Vergleichung
der Bilder: die schlafende Ariadne auf Naxos, und des Gemäldes, welches
die schlafende Chloris darstellt, zu der Zephyros herabschwebt, wobei dort
Ariadne und hier Chloris ganz in derselben Weise componirt sind.
Die Epoche zu bestimmen, in welcher dieses Zusammenarbeiten verschie¬
dener Motive zu malerischen Neubildungen stattfand, zu entscheiden, ob sie
von der hellenistischen Malerei gestaltet, ob sie Producte der Malerei der
ersten Kaiserzeit sind — dafür fehlen uns alle Anhaltspunkte. Die Ana¬
logien, welche die Dichtkunst jener Perioden bietet, lassen beide Möglichkeiten
gelten. Bereits die jüngeren alexandrinischen Dichter verwerthen Motive
ihrer unmittelbaren Vorgänger, wie dies z. B. Apollonios Rhodios mit Mo¬
tiven aus Kallimachos that. Bekannt ist andererseits, wie die lateinischen
Dichter des goldenen Zettalters die alexandrinischen Dichter ausnützten. Die
Plastik der beiden Epochen darf bei den schwankenden Ansichten über dieselbe
kaum zum Vergleich herangezogen werden. Die Kunst der hellenistischen Epoche
fängt erst ganz neuerdings an, in umfassenderer Weise Gegenstand der wissen¬
schaftlichen Untersuchung zu werden. Ueber die Plastik der ersten Kaiserzeit sind
die widersprechendsten Ansichten verbreitet: die einen sprechen ihr jegliche Pro-
ductionsfähigkeit wenigstens auf idealem Gebiete ab, die anderen erkennen
ihr ein immerhin bedeutendes Maß zu, wie neuerdings Friederichs sogar den
Laokoon unter den Werken griechisch-römischer Kunst ausgeführt hat. Da ich
nicht verlangen kann. daß der Leser das Resultat meiner Untersuchungen aus
Treu und Glauben hinnehme, so halte ich es für angemessen, mich über diese
Fragen, die einer ausführlichen Erörterung bedürfen, vor der Hand jedes Ur¬
theils zu enthalten, um anderswo daraus zurückzukommen.
In anderen Fällen läßt es sich nachweisen, daß Compositionen. die ur¬
sprünglich umfangreicher waren, durch Auslassungen verkürzt sind, ein Ver¬
fahren, welches die Wandmaler vielfach einschlagen mußten, um bei Bildern,
welche als Gegenstücke in demselben Raume gemalt werden sollten, die Ueber¬
einstimmung der Dimensionen herzustellen. Dies wird der Fall gewesen sein
bet der bereits oben erwähnten Composition, welche Danae auf Seriphos
darstellt. Aus zwei Repliken derselben stehen der Danae zwei Fischer gegen¬
über, welche verwundert Fragen an das Mädchen richten und keinesfalls auf
dem Originale des Artemon fehlten, auf welches diese Bilder zurückgehen.
Eine dritte Replik dagegen gibt nur Danae mit dem Perseusknaben wieder
und läßt die Fischer weg. Interessant ist es, unter diesem Gesichtspunkte
die/pompeianischen Wandgemälde, welche Jo von Argos bewacht darstellen,
und das Bild mit derselben Scene zu vergleichen, welches auf dem Palatin
zu Tage gekommen ist. Letztere Replik zeigt die Anlage der Jo und des
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