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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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zugleich ihr Cousin war, geschieden. Sie vermählte sich dann mit dem Ge.
neral und Oberforstmeister v. Beaulieu-Marconnay in Hildesheim.

Aus erster Ehe stammten die drei geistreichen Töchter, Gräfinnen Ca-
roline (Componistin und Dichterin), Julie Malerin) und Auguste
(Dichterin), welche ebenfalls am Weimarschen Hofe lebten (Caroline war auch
längere Zeit Hofdame des Großfürsten von Rußland) und etwa 1810 nach
Mesburg bei Hannover und später in die bei Hildesheim gelegene Bene-
dictinerabtei Marienrode übersiedelten, woselbst sie auch verstorben sind. Unter
Goethes Dichtungen finden sich mehrere, die an die Gräfinnen Caroline und
Julie (starb im Januar d. I.) gerichtet sind."

Goethe an Frau Hofmarschall Caroline von Egloffstein
in Weimar.

(Der Inhalt dieses so wie auch der folgenden beiden Briefe bezieht sich
auf einen der alljährlich am 30. Januar in Weimar aufgeführten Maskenzüge.)

1.

Sie erhalten, theure Freundin, die mir heute früh mitgetheilten Vor¬
schläge in einem Billet an Herrn Präsidenten von Fritsch sogleich beant¬
wortet zurück, um sie heute Abend in der wahrscheinlichen Session noch weiter
durchzusprechen. Wie leid thut mir's, daß ich aus meine vier Wände ein¬
geschränkt bin, sonst würde ich gewiß nicht fehlen. Ist die Sache etwas
weiter, so kommen Sie ja wohl einmal bei mir zusammen: denn das Eisen
will sogleich geschmiedet sein, wenn ein Hufeisen daraus werden soll. Grüßen
Sie mir das liebe, sonst sogenannte Kohlchen*) und sagen Sie ihr: es thue
mir leid, daß ich mir bei dieser Gelegenheit für sie nichts Heiteres erdenken
dürfe. Dagegen wollen wir dann mit Erlaubniß, wenn die Sache einmal
ausgemacht ist, für unsere schlanke Gräfin etwas aufgehen lassen. Leben
Sie recht wohl und interessiren Sie sich ja für die Sache. Es ist in mehr
als einem Sinne nothwendig, daß wir diesmal etwas zusammenbringen, das
sich darf sehen lassen. Ich hoffe mündlich bald mehr.

Januar 1810.


Goethe.
2.

Hier kommt ein Abgesandter, theuerste Freundin, mit einem großen
Blatte, welches er auslegen wird. Haben Sie die Güte, ihm die nöthigen
Anmerkungen dazu zu dictiren und was am nächsten zu bestimmen erforder¬
lich wäre, zu bezeichnen.

Herr von Bielke und Bohneburg könnten Ur. 7 und Ur. 9 überneh-



Gräfin Caroline von Egloffstein.

zugleich ihr Cousin war, geschieden. Sie vermählte sich dann mit dem Ge.
neral und Oberforstmeister v. Beaulieu-Marconnay in Hildesheim.

Aus erster Ehe stammten die drei geistreichen Töchter, Gräfinnen Ca-
roline (Componistin und Dichterin), Julie Malerin) und Auguste
(Dichterin), welche ebenfalls am Weimarschen Hofe lebten (Caroline war auch
längere Zeit Hofdame des Großfürsten von Rußland) und etwa 1810 nach
Mesburg bei Hannover und später in die bei Hildesheim gelegene Bene-
dictinerabtei Marienrode übersiedelten, woselbst sie auch verstorben sind. Unter
Goethes Dichtungen finden sich mehrere, die an die Gräfinnen Caroline und
Julie (starb im Januar d. I.) gerichtet sind."

Goethe an Frau Hofmarschall Caroline von Egloffstein
in Weimar.

(Der Inhalt dieses so wie auch der folgenden beiden Briefe bezieht sich
auf einen der alljährlich am 30. Januar in Weimar aufgeführten Maskenzüge.)

1.

Sie erhalten, theure Freundin, die mir heute früh mitgetheilten Vor¬
schläge in einem Billet an Herrn Präsidenten von Fritsch sogleich beant¬
wortet zurück, um sie heute Abend in der wahrscheinlichen Session noch weiter
durchzusprechen. Wie leid thut mir's, daß ich aus meine vier Wände ein¬
geschränkt bin, sonst würde ich gewiß nicht fehlen. Ist die Sache etwas
weiter, so kommen Sie ja wohl einmal bei mir zusammen: denn das Eisen
will sogleich geschmiedet sein, wenn ein Hufeisen daraus werden soll. Grüßen
Sie mir das liebe, sonst sogenannte Kohlchen*) und sagen Sie ihr: es thue
mir leid, daß ich mir bei dieser Gelegenheit für sie nichts Heiteres erdenken
dürfe. Dagegen wollen wir dann mit Erlaubniß, wenn die Sache einmal
ausgemacht ist, für unsere schlanke Gräfin etwas aufgehen lassen. Leben
Sie recht wohl und interessiren Sie sich ja für die Sache. Es ist in mehr
als einem Sinne nothwendig, daß wir diesmal etwas zusammenbringen, das
sich darf sehen lassen. Ich hoffe mündlich bald mehr.

Januar 1810.


Goethe.
2.

Hier kommt ein Abgesandter, theuerste Freundin, mit einem großen
Blatte, welches er auslegen wird. Haben Sie die Güte, ihm die nöthigen
Anmerkungen dazu zu dictiren und was am nächsten zu bestimmen erforder¬
lich wäre, zu bezeichnen.

Herr von Bielke und Bohneburg könnten Ur. 7 und Ur. 9 überneh-



Gräfin Caroline von Egloffstein.
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[0210] zugleich ihr Cousin war, geschieden. Sie vermählte sich dann mit dem Ge. neral und Oberforstmeister v. Beaulieu-Marconnay in Hildesheim. Aus erster Ehe stammten die drei geistreichen Töchter, Gräfinnen Ca- roline (Componistin und Dichterin), Julie Malerin) und Auguste (Dichterin), welche ebenfalls am Weimarschen Hofe lebten (Caroline war auch längere Zeit Hofdame des Großfürsten von Rußland) und etwa 1810 nach Mesburg bei Hannover und später in die bei Hildesheim gelegene Bene- dictinerabtei Marienrode übersiedelten, woselbst sie auch verstorben sind. Unter Goethes Dichtungen finden sich mehrere, die an die Gräfinnen Caroline und Julie (starb im Januar d. I.) gerichtet sind." Goethe an Frau Hofmarschall Caroline von Egloffstein in Weimar. (Der Inhalt dieses so wie auch der folgenden beiden Briefe bezieht sich auf einen der alljährlich am 30. Januar in Weimar aufgeführten Maskenzüge.) 1. Sie erhalten, theure Freundin, die mir heute früh mitgetheilten Vor¬ schläge in einem Billet an Herrn Präsidenten von Fritsch sogleich beant¬ wortet zurück, um sie heute Abend in der wahrscheinlichen Session noch weiter durchzusprechen. Wie leid thut mir's, daß ich aus meine vier Wände ein¬ geschränkt bin, sonst würde ich gewiß nicht fehlen. Ist die Sache etwas weiter, so kommen Sie ja wohl einmal bei mir zusammen: denn das Eisen will sogleich geschmiedet sein, wenn ein Hufeisen daraus werden soll. Grüßen Sie mir das liebe, sonst sogenannte Kohlchen*) und sagen Sie ihr: es thue mir leid, daß ich mir bei dieser Gelegenheit für sie nichts Heiteres erdenken dürfe. Dagegen wollen wir dann mit Erlaubniß, wenn die Sache einmal ausgemacht ist, für unsere schlanke Gräfin etwas aufgehen lassen. Leben Sie recht wohl und interessiren Sie sich ja für die Sache. Es ist in mehr als einem Sinne nothwendig, daß wir diesmal etwas zusammenbringen, das sich darf sehen lassen. Ich hoffe mündlich bald mehr. Januar 1810. Goethe. 2. Hier kommt ein Abgesandter, theuerste Freundin, mit einem großen Blatte, welches er auslegen wird. Haben Sie die Güte, ihm die nöthigen Anmerkungen dazu zu dictiren und was am nächsten zu bestimmen erforder¬ lich wäre, zu bezeichnen. Herr von Bielke und Bohneburg könnten Ur. 7 und Ur. 9 überneh- Gräfin Caroline von Egloffstein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/210>, abgerufen am 02.10.2024.