Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.antiquarische Gesellschaft verdankt die ersten nicht unbedeutenden Resultate G. F. Ca ungeoruckter Theaterbrief Goethe's. Der folgende, bisher ungedruckte Brief Goethe's, welchen Herr Dr. Hirzel antiquarische Gesellschaft verdankt die ersten nicht unbedeutenden Resultate G. F. Ca ungeoruckter Theaterbrief Goethe's. Der folgende, bisher ungedruckte Brief Goethe's, welchen Herr Dr. Hirzel <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0287" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120974"/> <p xml:id="ID_878" prev="#ID_877"> antiquarische Gesellschaft verdankt die ersten nicht unbedeutenden Resultate<lb/> ihrer Nachgrabungen dem Umstand, daß der Scharfsinn des Professor Keller<lb/> die sogenannten Galgenhügel und Richtstätten in seinem Bereich durchforschre.<lb/> Freilich kommt über dem heidnischen Grabfund dann wohl auch anderes,<lb/> weniger interessantes Gebein zu Tage. Endlich aber geschah es auch, daß<lb/> das Volk in späterer Zeit von den Stätten, an denen es heidnische Grab¬<lb/> alterthümer und menschliches Gebein bei irgend einer Gelegenheit auf¬<lb/> fand, annahm, daß dieselben als ungeweihte Orte früher Bestattungsplätze<lb/> für Verbrecher gewesen seien, und mancher Galgen- oder Richthügel in den<lb/> Dorffluren hat wahrscheinlich diesen Namen nur darum erhalten, weil er in<lb/> der Vorzeit ein sacraler Platz der Heiden gewesen war. Wir dürfen also<lb/> wenigstens annehmen, daß der Galgenberg bei Hildesheim, wenn auch nicht<lb/> römische Schätze, doch Erinnerungen an die deutsche Heidenzeit birgt. Freilich<lb/> ist der Werth dieser Funde für Wissenschaft und Kunst in der Regel weit<lb/> geringer.</p><lb/> <note type="byline"> G. F.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ca ungeoruckter Theaterbrief Goethe's.</head><lb/> <p xml:id="ID_879" next="#ID_880"> Der folgende, bisher ungedruckte Brief Goethe's, welchen Herr Dr. Hirzel<lb/> aus seiner Goethebibliothek mittheilt, ist ein anmuthiger Beleg für das warme<lb/> Interesse, welches der große Dichter den jungen Talenten seiner Bühne zu<lb/> Theil werden ließ. Der Schauspieler, über welchen Goethe hier an die<lb/> Mutter desselben, die berühmte Schauspielerin Unzelmann-Bethmann, be¬<lb/> richtet, war eines von den reichen Talenten, denen nach glänzendem Auf¬<lb/> gange durch die eigene Charakterschwäche kräftiges Schaffen verkümmert wird,<lb/> er ist wohl bekannt in unserer Theatergeschichte durch seine unübertrefflichen<lb/> Naturgaben, glänzende Laune und drollige Komik, aber auch durch die boden¬<lb/> lose Unordnung seines Lebens und durch sein klägliches Ende. Er war von<lb/> 1802 bis 1825 in Weimar, wo er zuletzt mit Mühe gehalten wurde, trieb<lb/> dann unstät sich herum, starb 1845 körperlich und geistig versallen, im Elend.<lb/> Die vorsichtige Hoffnung, welche Goethe auf ihn setzte, wurde wenigstens durch<lb/> sein Talent nicht getäuscht. Goethe selbst erzählt in seinen Tag- und Jahres¬<lb/> heften zum Jahr 1802 über ihn: „Am 29. November machten wir abermals<lb/> eine hoffnungsvolle Acquisition. Aus Achtung für Madame Unzelmann, aus<lb/> Neigung zu derselben, als einer allerliebsten Künstlerin, nahm ich ihren zwölf¬<lb/> jährigen Sohn auf gut Glück nach Weimar. Zufällig prüfte ich ihn auf<lb/> eine ganz eigene Weise. Er mochte sich eingerichtet haben, mir mancherlei<lb/> vorzutragen; allein ich gab ihm ein zur Hand liegendes orientalisches Mär¬<lb/> chenbuch, woraus er auf der Stelle ein heiteres Geschichtchen las, mit so viel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0287]
antiquarische Gesellschaft verdankt die ersten nicht unbedeutenden Resultate
ihrer Nachgrabungen dem Umstand, daß der Scharfsinn des Professor Keller
die sogenannten Galgenhügel und Richtstätten in seinem Bereich durchforschre.
Freilich kommt über dem heidnischen Grabfund dann wohl auch anderes,
weniger interessantes Gebein zu Tage. Endlich aber geschah es auch, daß
das Volk in späterer Zeit von den Stätten, an denen es heidnische Grab¬
alterthümer und menschliches Gebein bei irgend einer Gelegenheit auf¬
fand, annahm, daß dieselben als ungeweihte Orte früher Bestattungsplätze
für Verbrecher gewesen seien, und mancher Galgen- oder Richthügel in den
Dorffluren hat wahrscheinlich diesen Namen nur darum erhalten, weil er in
der Vorzeit ein sacraler Platz der Heiden gewesen war. Wir dürfen also
wenigstens annehmen, daß der Galgenberg bei Hildesheim, wenn auch nicht
römische Schätze, doch Erinnerungen an die deutsche Heidenzeit birgt. Freilich
ist der Werth dieser Funde für Wissenschaft und Kunst in der Regel weit
geringer.
G. F.
Ca ungeoruckter Theaterbrief Goethe's.
Der folgende, bisher ungedruckte Brief Goethe's, welchen Herr Dr. Hirzel
aus seiner Goethebibliothek mittheilt, ist ein anmuthiger Beleg für das warme
Interesse, welches der große Dichter den jungen Talenten seiner Bühne zu
Theil werden ließ. Der Schauspieler, über welchen Goethe hier an die
Mutter desselben, die berühmte Schauspielerin Unzelmann-Bethmann, be¬
richtet, war eines von den reichen Talenten, denen nach glänzendem Auf¬
gange durch die eigene Charakterschwäche kräftiges Schaffen verkümmert wird,
er ist wohl bekannt in unserer Theatergeschichte durch seine unübertrefflichen
Naturgaben, glänzende Laune und drollige Komik, aber auch durch die boden¬
lose Unordnung seines Lebens und durch sein klägliches Ende. Er war von
1802 bis 1825 in Weimar, wo er zuletzt mit Mühe gehalten wurde, trieb
dann unstät sich herum, starb 1845 körperlich und geistig versallen, im Elend.
Die vorsichtige Hoffnung, welche Goethe auf ihn setzte, wurde wenigstens durch
sein Talent nicht getäuscht. Goethe selbst erzählt in seinen Tag- und Jahres¬
heften zum Jahr 1802 über ihn: „Am 29. November machten wir abermals
eine hoffnungsvolle Acquisition. Aus Achtung für Madame Unzelmann, aus
Neigung zu derselben, als einer allerliebsten Künstlerin, nahm ich ihren zwölf¬
jährigen Sohn auf gut Glück nach Weimar. Zufällig prüfte ich ihn auf
eine ganz eigene Weise. Er mochte sich eingerichtet haben, mir mancherlei
vorzutragen; allein ich gab ihm ein zur Hand liegendes orientalisches Mär¬
chenbuch, woraus er auf der Stelle ein heiteres Geschichtchen las, mit so viel
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