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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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Monroe und die Newyorker Forts könnten, trotz odA gerade wegen ihrer
hohen Mauern einer englischen Flotte nicht widerstehen. Sand- und Erd¬
werke seien besser als Mauerwerk, und auch von ersteren dürfte nicht das
Hauptwerk, nur die Vorwerke unmittelbar an der See liegen -- wie auch
in d. Bl. ein Reduit, womöglich hoch gelegen für Etagenfeuer, als hinter
den Strandwerken nöthig empfohlen wurde. Hätte Fort Fisher 1 Mile von
der See abgelegen, so wäre es nicht genommen worden. Nach Porter
sollen die Erdwerke 100 Fuß breite Traversen (Erdaufwürfe zwischen den
einzelnen Geschützständen), so wie eine Deckung gegen Verticalseuer und ein
bombenfestes Reduit für die Besatzung haben. Wo es möglich ist, möge man
Geschütze in eisernen Drehthürmen auf dem Wall placiren, welche bei einem
Landangriff auch das Innere des Forts bestreichen können, ebenso wie Ga¬
lerien unterhalb der Thürme und ein Centralthurm zur Bestreichung des
inneren Raumes bei einem gewaltsamen Angriff viel nützen würden. Die
Schwere der Geschütze und die Dicke des Panzers ist ja auch hier nicht be¬
schränkt, wie bei den Panzerschiffen durch die Tragfähigkeit, und deshalb stets
diesen überlegen herzustellen.

Indessen kann auch nach Porter's Ansicht selbst bei solcher Anlage der
Küstenbefestigungen durch das Feuer der Strandbatterien allein kein Werk
dem concentrischen Angriff vieler Panzerschiffe widerstehen, und noch weniger
kann ein Werk vorbeifahrende Schiffe in offenem Fahrwasser aufhalten.

Amerikanischen Panzerschiffen und durch Baumwollen- oder gepreßte
Heuballen in den Flanken gedeckten Holzschiffen schadet das Feuer mit Voll¬
geschossen höchstens auf 2000 Schritt. Die Fahrt an die Batterie und von
dieser, also im Ganzen 4000 Schritt, kann in vier Minuten bewerkstelligt
werden, und in dieser Zeit vermag die Batterie höchstens dreimal auf die
passirenden Schiffe zu feuern, wobei ja auch nicht alle Schüsse treffen und selbst
die meisten Treffer bei dem schrägen Aufschlagen der Kugeln wenig schaden.

Dagegen können auch Panzerschiffe nicht passiren. wenn sie durch unter¬
seeische Sperrungen und Torpedos gezwungen sind, im wirksamen Feuer von
11--ISzölligen Geschützen auch nur 30--40 Minuten zu bleiben. Die
Sperrungen mit Seilen und Netzen zum Verwickeln der Schrauben müssen
aber nach Porter stets mit Torpedos combinirt werden und ebenso müssen
die Landbatterien durch Panzerfahrzeuge fecundirt sein, durch Monitors,
Panzerwidder oder eiserne schwimmende Batterien, wie ja auch den Consöde-
rirten ihr Panzerschiff "Tennessee" bei Mohne, ihre "Louisiana" bei New-
orleans gegen die angreifenden Monitors bedeutende Stärke verlieh.

Mit solcher Unterstützung hält Porter die Landbefestigungen für noch
stärker und wichtiger, als früher, selbst den Panzerschiffen gegenüber; aber es
müssen die Anlagen freilich nicht so gemacht sein, wie z. B. in Swinemünde,


Monroe und die Newyorker Forts könnten, trotz odA gerade wegen ihrer
hohen Mauern einer englischen Flotte nicht widerstehen. Sand- und Erd¬
werke seien besser als Mauerwerk, und auch von ersteren dürfte nicht das
Hauptwerk, nur die Vorwerke unmittelbar an der See liegen — wie auch
in d. Bl. ein Reduit, womöglich hoch gelegen für Etagenfeuer, als hinter
den Strandwerken nöthig empfohlen wurde. Hätte Fort Fisher 1 Mile von
der See abgelegen, so wäre es nicht genommen worden. Nach Porter
sollen die Erdwerke 100 Fuß breite Traversen (Erdaufwürfe zwischen den
einzelnen Geschützständen), so wie eine Deckung gegen Verticalseuer und ein
bombenfestes Reduit für die Besatzung haben. Wo es möglich ist, möge man
Geschütze in eisernen Drehthürmen auf dem Wall placiren, welche bei einem
Landangriff auch das Innere des Forts bestreichen können, ebenso wie Ga¬
lerien unterhalb der Thürme und ein Centralthurm zur Bestreichung des
inneren Raumes bei einem gewaltsamen Angriff viel nützen würden. Die
Schwere der Geschütze und die Dicke des Panzers ist ja auch hier nicht be¬
schränkt, wie bei den Panzerschiffen durch die Tragfähigkeit, und deshalb stets
diesen überlegen herzustellen.

Indessen kann auch nach Porter's Ansicht selbst bei solcher Anlage der
Küstenbefestigungen durch das Feuer der Strandbatterien allein kein Werk
dem concentrischen Angriff vieler Panzerschiffe widerstehen, und noch weniger
kann ein Werk vorbeifahrende Schiffe in offenem Fahrwasser aufhalten.

Amerikanischen Panzerschiffen und durch Baumwollen- oder gepreßte
Heuballen in den Flanken gedeckten Holzschiffen schadet das Feuer mit Voll¬
geschossen höchstens auf 2000 Schritt. Die Fahrt an die Batterie und von
dieser, also im Ganzen 4000 Schritt, kann in vier Minuten bewerkstelligt
werden, und in dieser Zeit vermag die Batterie höchstens dreimal auf die
passirenden Schiffe zu feuern, wobei ja auch nicht alle Schüsse treffen und selbst
die meisten Treffer bei dem schrägen Aufschlagen der Kugeln wenig schaden.

Dagegen können auch Panzerschiffe nicht passiren. wenn sie durch unter¬
seeische Sperrungen und Torpedos gezwungen sind, im wirksamen Feuer von
11—ISzölligen Geschützen auch nur 30—40 Minuten zu bleiben. Die
Sperrungen mit Seilen und Netzen zum Verwickeln der Schrauben müssen
aber nach Porter stets mit Torpedos combinirt werden und ebenso müssen
die Landbatterien durch Panzerfahrzeuge fecundirt sein, durch Monitors,
Panzerwidder oder eiserne schwimmende Batterien, wie ja auch den Consöde-
rirten ihr Panzerschiff „Tennessee" bei Mohne, ihre „Louisiana" bei New-
orleans gegen die angreifenden Monitors bedeutende Stärke verlieh.

Mit solcher Unterstützung hält Porter die Landbefestigungen für noch
stärker und wichtiger, als früher, selbst den Panzerschiffen gegenüber; aber es
müssen die Anlagen freilich nicht so gemacht sein, wie z. B. in Swinemünde,


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[0438] Monroe und die Newyorker Forts könnten, trotz odA gerade wegen ihrer hohen Mauern einer englischen Flotte nicht widerstehen. Sand- und Erd¬ werke seien besser als Mauerwerk, und auch von ersteren dürfte nicht das Hauptwerk, nur die Vorwerke unmittelbar an der See liegen — wie auch in d. Bl. ein Reduit, womöglich hoch gelegen für Etagenfeuer, als hinter den Strandwerken nöthig empfohlen wurde. Hätte Fort Fisher 1 Mile von der See abgelegen, so wäre es nicht genommen worden. Nach Porter sollen die Erdwerke 100 Fuß breite Traversen (Erdaufwürfe zwischen den einzelnen Geschützständen), so wie eine Deckung gegen Verticalseuer und ein bombenfestes Reduit für die Besatzung haben. Wo es möglich ist, möge man Geschütze in eisernen Drehthürmen auf dem Wall placiren, welche bei einem Landangriff auch das Innere des Forts bestreichen können, ebenso wie Ga¬ lerien unterhalb der Thürme und ein Centralthurm zur Bestreichung des inneren Raumes bei einem gewaltsamen Angriff viel nützen würden. Die Schwere der Geschütze und die Dicke des Panzers ist ja auch hier nicht be¬ schränkt, wie bei den Panzerschiffen durch die Tragfähigkeit, und deshalb stets diesen überlegen herzustellen. Indessen kann auch nach Porter's Ansicht selbst bei solcher Anlage der Küstenbefestigungen durch das Feuer der Strandbatterien allein kein Werk dem concentrischen Angriff vieler Panzerschiffe widerstehen, und noch weniger kann ein Werk vorbeifahrende Schiffe in offenem Fahrwasser aufhalten. Amerikanischen Panzerschiffen und durch Baumwollen- oder gepreßte Heuballen in den Flanken gedeckten Holzschiffen schadet das Feuer mit Voll¬ geschossen höchstens auf 2000 Schritt. Die Fahrt an die Batterie und von dieser, also im Ganzen 4000 Schritt, kann in vier Minuten bewerkstelligt werden, und in dieser Zeit vermag die Batterie höchstens dreimal auf die passirenden Schiffe zu feuern, wobei ja auch nicht alle Schüsse treffen und selbst die meisten Treffer bei dem schrägen Aufschlagen der Kugeln wenig schaden. Dagegen können auch Panzerschiffe nicht passiren. wenn sie durch unter¬ seeische Sperrungen und Torpedos gezwungen sind, im wirksamen Feuer von 11—ISzölligen Geschützen auch nur 30—40 Minuten zu bleiben. Die Sperrungen mit Seilen und Netzen zum Verwickeln der Schrauben müssen aber nach Porter stets mit Torpedos combinirt werden und ebenso müssen die Landbatterien durch Panzerfahrzeuge fecundirt sein, durch Monitors, Panzerwidder oder eiserne schwimmende Batterien, wie ja auch den Consöde- rirten ihr Panzerschiff „Tennessee" bei Mohne, ihre „Louisiana" bei New- orleans gegen die angreifenden Monitors bedeutende Stärke verlieh. Mit solcher Unterstützung hält Porter die Landbefestigungen für noch stärker und wichtiger, als früher, selbst den Panzerschiffen gegenüber; aber es müssen die Anlagen freilich nicht so gemacht sein, wie z. B. in Swinemünde,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/438>, abgerufen am 28.09.2024.