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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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Um hiernach die gegenwärtige Stärke der activen Armee bemessen zu
können, muß bemerkt werden, daß die Zollvereinszählung von 1867 eine Be¬
völkerung von ca. 4,800,000 Seelen ergab, sodaß der Formationsstand der
activen Armee an Mannschaften sich auf 48,000 Mann beziffert, wozu noch
die Chargen mit 2,474 Mann (excl. der Unterofficiere, welche in die erstere
Summe bereits eingerechnet sind) hinzu kommen.

Eingetheilt ist diese Armee gegenwärtig in: 16 Jnfanterieregimenter ü. 3
Bataillone a. 4 Compagnien; 12 Jägerbataillone a 4 Compagnien; 6 Chevaux-
legers-, 2 Cürassier-, 2 Uhlanen- Regimenter K 5 Escadrons; 4 Artillerie,
regimenter K 12 Batterien; 1 Genieregiment; 1 Ouvriers- und 1 Feuerwerks-
compagnte; 4 Sanitätscompagnien.

Es wurde bereits erwähnt, daß dieser Mannschaftenstand zu 48,000
Mann nebst den Chargen zu 2714 Mann, den Friedensstand (nicht zu ver.
wechseln mit Präsenzstand) des Heeres bildet.

Im Mobilmachungsfalle werden nun zunächst, und zwar zur Comple-
ttrung der bereits bestehenden Heeresabtheilungen, die Reserven, also die-
jenigen Mannschaften, welche bereits 3 Jahre in der activen Armee gedient
haben, einberufen, wodurch die einzelnen Armeekörper folgende Stärke erhalten:
16 Ltnienregimenter und 12 Jägerbataillone zu 1021 Mann -- 61,268
Mann; 6 Chevauxlegers-, 2 Cürassier., 2 Uhlanen- Regimenter mit 10,450
Mann; 4 Artillerieregimenter mit 11.028 Mann; 1 Genieregiment mit 2.150
Mann; 1 Ouvriers- und 1 Feuerwerkscompagnie mit 629 Mann; 4 Sanitäts¬
compagnien mit 696 Mann; Summa 86,221 Mann.

Es ergibt sich hieraus, daß die active Armee im Fall der Mobiliftrung
nicht, wie man bet der gleichen Länge der Dienstzeit vermuthen sollte, durch
48,000, sondern lediglich durch 33,747 Mann Reserven verstärkt wird.

Die hier zu Tage tretende Differenz findet ihre Erklärung darin, daß
die berittenen Waffengattungen zur Erreichung des eben beschriebenen Kriegs¬
formationsstandes überhaupt keine Reserven einziehen.

Es wird hier nämlich wegen des Pferdestandes, der im Frieden nahezu
derselbe sein muß, wie im Kriege, unmöglich, den Kriegsformationsstand, wie
etwa bet der Infanterie, auf 6 Jahre zu vertheilen und dagegen nothwendig
sämmtliche hierzu erforderlichen Mannschaften der activen Armee, also die
drei jüngsten Jahrgänge, zu entnehmen. Mit anderen Worten: die berit¬
tenen Waffengattungen bilden wegen des nothwendig auf einer gewissen Höhe
zu erhaltenden Pferdestandes mehr Mannschaften aus, als sie im Kriegsfalle
bevürfen.

Die aufgeführten 10.430 Mann Cavalerie sind daher sämmtlich Ange¬
hörige der activen Armee, und wenn sie oben ungenauer Weise unter den-
jenigen Armeeabtheilungen aufgezählt sind, welche ihren Kriegsformations-


Grenzboten I. 1869.

Um hiernach die gegenwärtige Stärke der activen Armee bemessen zu
können, muß bemerkt werden, daß die Zollvereinszählung von 1867 eine Be¬
völkerung von ca. 4,800,000 Seelen ergab, sodaß der Formationsstand der
activen Armee an Mannschaften sich auf 48,000 Mann beziffert, wozu noch
die Chargen mit 2,474 Mann (excl. der Unterofficiere, welche in die erstere
Summe bereits eingerechnet sind) hinzu kommen.

Eingetheilt ist diese Armee gegenwärtig in: 16 Jnfanterieregimenter ü. 3
Bataillone a. 4 Compagnien; 12 Jägerbataillone a 4 Compagnien; 6 Chevaux-
legers-, 2 Cürassier-, 2 Uhlanen- Regimenter K 5 Escadrons; 4 Artillerie,
regimenter K 12 Batterien; 1 Genieregiment; 1 Ouvriers- und 1 Feuerwerks-
compagnte; 4 Sanitätscompagnien.

Es wurde bereits erwähnt, daß dieser Mannschaftenstand zu 48,000
Mann nebst den Chargen zu 2714 Mann, den Friedensstand (nicht zu ver.
wechseln mit Präsenzstand) des Heeres bildet.

Im Mobilmachungsfalle werden nun zunächst, und zwar zur Comple-
ttrung der bereits bestehenden Heeresabtheilungen, die Reserven, also die-
jenigen Mannschaften, welche bereits 3 Jahre in der activen Armee gedient
haben, einberufen, wodurch die einzelnen Armeekörper folgende Stärke erhalten:
16 Ltnienregimenter und 12 Jägerbataillone zu 1021 Mann — 61,268
Mann; 6 Chevauxlegers-, 2 Cürassier., 2 Uhlanen- Regimenter mit 10,450
Mann; 4 Artillerieregimenter mit 11.028 Mann; 1 Genieregiment mit 2.150
Mann; 1 Ouvriers- und 1 Feuerwerkscompagnie mit 629 Mann; 4 Sanitäts¬
compagnien mit 696 Mann; Summa 86,221 Mann.

Es ergibt sich hieraus, daß die active Armee im Fall der Mobiliftrung
nicht, wie man bet der gleichen Länge der Dienstzeit vermuthen sollte, durch
48,000, sondern lediglich durch 33,747 Mann Reserven verstärkt wird.

Die hier zu Tage tretende Differenz findet ihre Erklärung darin, daß
die berittenen Waffengattungen zur Erreichung des eben beschriebenen Kriegs¬
formationsstandes überhaupt keine Reserven einziehen.

Es wird hier nämlich wegen des Pferdestandes, der im Frieden nahezu
derselbe sein muß, wie im Kriege, unmöglich, den Kriegsformationsstand, wie
etwa bet der Infanterie, auf 6 Jahre zu vertheilen und dagegen nothwendig
sämmtliche hierzu erforderlichen Mannschaften der activen Armee, also die
drei jüngsten Jahrgänge, zu entnehmen. Mit anderen Worten: die berit¬
tenen Waffengattungen bilden wegen des nothwendig auf einer gewissen Höhe
zu erhaltenden Pferdestandes mehr Mannschaften aus, als sie im Kriegsfalle
bevürfen.

Die aufgeführten 10.430 Mann Cavalerie sind daher sämmtlich Ange¬
hörige der activen Armee, und wenn sie oben ungenauer Weise unter den-
jenigen Armeeabtheilungen aufgezählt sind, welche ihren Kriegsformations-


Grenzboten I. 1869.
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[0116] Um hiernach die gegenwärtige Stärke der activen Armee bemessen zu können, muß bemerkt werden, daß die Zollvereinszählung von 1867 eine Be¬ völkerung von ca. 4,800,000 Seelen ergab, sodaß der Formationsstand der activen Armee an Mannschaften sich auf 48,000 Mann beziffert, wozu noch die Chargen mit 2,474 Mann (excl. der Unterofficiere, welche in die erstere Summe bereits eingerechnet sind) hinzu kommen. Eingetheilt ist diese Armee gegenwärtig in: 16 Jnfanterieregimenter ü. 3 Bataillone a. 4 Compagnien; 12 Jägerbataillone a 4 Compagnien; 6 Chevaux- legers-, 2 Cürassier-, 2 Uhlanen- Regimenter K 5 Escadrons; 4 Artillerie, regimenter K 12 Batterien; 1 Genieregiment; 1 Ouvriers- und 1 Feuerwerks- compagnte; 4 Sanitätscompagnien. Es wurde bereits erwähnt, daß dieser Mannschaftenstand zu 48,000 Mann nebst den Chargen zu 2714 Mann, den Friedensstand (nicht zu ver. wechseln mit Präsenzstand) des Heeres bildet. Im Mobilmachungsfalle werden nun zunächst, und zwar zur Comple- ttrung der bereits bestehenden Heeresabtheilungen, die Reserven, also die- jenigen Mannschaften, welche bereits 3 Jahre in der activen Armee gedient haben, einberufen, wodurch die einzelnen Armeekörper folgende Stärke erhalten: 16 Ltnienregimenter und 12 Jägerbataillone zu 1021 Mann — 61,268 Mann; 6 Chevauxlegers-, 2 Cürassier., 2 Uhlanen- Regimenter mit 10,450 Mann; 4 Artillerieregimenter mit 11.028 Mann; 1 Genieregiment mit 2.150 Mann; 1 Ouvriers- und 1 Feuerwerkscompagnie mit 629 Mann; 4 Sanitäts¬ compagnien mit 696 Mann; Summa 86,221 Mann. Es ergibt sich hieraus, daß die active Armee im Fall der Mobiliftrung nicht, wie man bet der gleichen Länge der Dienstzeit vermuthen sollte, durch 48,000, sondern lediglich durch 33,747 Mann Reserven verstärkt wird. Die hier zu Tage tretende Differenz findet ihre Erklärung darin, daß die berittenen Waffengattungen zur Erreichung des eben beschriebenen Kriegs¬ formationsstandes überhaupt keine Reserven einziehen. Es wird hier nämlich wegen des Pferdestandes, der im Frieden nahezu derselbe sein muß, wie im Kriege, unmöglich, den Kriegsformationsstand, wie etwa bet der Infanterie, auf 6 Jahre zu vertheilen und dagegen nothwendig sämmtliche hierzu erforderlichen Mannschaften der activen Armee, also die drei jüngsten Jahrgänge, zu entnehmen. Mit anderen Worten: die berit¬ tenen Waffengattungen bilden wegen des nothwendig auf einer gewissen Höhe zu erhaltenden Pferdestandes mehr Mannschaften aus, als sie im Kriegsfalle bevürfen. Die aufgeführten 10.430 Mann Cavalerie sind daher sämmtlich Ange¬ hörige der activen Armee, und wenn sie oben ungenauer Weise unter den- jenigen Armeeabtheilungen aufgezählt sind, welche ihren Kriegsformations- Grenzboten I. 1869.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/116>, abgerufen am 28.09.2024.