Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.So hat das Blut umsonst versprüht der Männer felsenfest Vertrau'n? Ukasenton der Zärtlichkeit, wie christlich doch, wie fromm du sprichst! Was frommt es, daß der Feinde viel gefallen sind durch euer Schwert? Wenn man es mit dem Abdruck in den 1839 in Straßburg herausge¬ Später schickte er ihm noch ein paar Epigramme. Das erlauchte Gewissen. Frage. Sprich, wie befindest du dich im Gemüth, seitdem du der Menschheit Antwort. Ganz ausnehmend, ich tanze sogar und beschlafe die Weiber, Replik. Selige Gleichmuth, welche ^verliehn euch irdischen Göttern, Leicht, wie ein Schwamm, austrieft rauchende Bäche von Blut! Gelöstes Problem. , Als Kinder hörten wir des Teufels Großmutter Otto Jahr. Verantwortliche Redacteure: Gustav Areytag u. Julius Cckardt. Verlag von F. L. Hrrbig. -- Druck von Hüthel Segler in Leipzig. So hat das Blut umsonst versprüht der Männer felsenfest Vertrau'n? Ukasenton der Zärtlichkeit, wie christlich doch, wie fromm du sprichst! Was frommt es, daß der Feinde viel gefallen sind durch euer Schwert? Wenn man es mit dem Abdruck in den 1839 in Straßburg herausge¬ Später schickte er ihm noch ein paar Epigramme. Das erlauchte Gewissen. Frage. Sprich, wie befindest du dich im Gemüth, seitdem du der Menschheit Antwort. Ganz ausnehmend, ich tanze sogar und beschlafe die Weiber, Replik. Selige Gleichmuth, welche ^verliehn euch irdischen Göttern, Leicht, wie ein Schwamm, austrieft rauchende Bäche von Blut! Gelöstes Problem. , Als Kinder hörten wir des Teufels Großmutter Otto Jahr. Verantwortliche Redacteure: Gustav Areytag u. Julius Cckardt. Verlag von F. L. Hrrbig. — Druck von Hüthel Segler in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0444" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117976"/> <p xml:id="ID_1403"> So hat das Blut umsonst versprüht der Männer felsenfest Vertrau'n?<lb/> Umsonst den Brautschmuck dargebracht das Hochgefühl der besten Fraun?<lb/> Sie liegen auf den Knien, indeß von fern Kanonendonner kracht,<lb/> Und flehn in Tempeln ringsum Sieg für Polens allerletzte Schlacht!<lb/> Umsonst! Und zweifelnd fragt die Welt, seit euer Blut so reichlich troff,<lb/> Ob je der Geist besiegen wird den knechtisch plumpen Erdenstoff?</p><lb/> <p xml:id="ID_1404"> Ukasenton der Zärtlichkeit, wie christlich doch, wie fromm du sprichst!<lb/> Der Gute liebt sein Volk so sehr, daß er's ermordet väterlichst!<lb/> schamlos, wie eine Metze, dringt die Despotie sich auf, und bläht<lb/> Entgegen sich dem Gegenstand, der sie verachtet und verschmäht!<lb/> Vergebens ruft ein ganzes Volk: Wir wollen dich ja nicht, Tyrann!<lb/> Das ganze Volk, vernichtet wird's, auf daß er's unterjochen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1405"> Was frommt es, daß der Feinde viel gefallen sind durch euer Schwert?<lb/> Mehr ist ein einz'ger Pole doch, als tausend Moscowiter werth!<lb/> Mit Henkersknechten liegt vermischt der edle Staub in einem Grab,<lb/> Der Hab' und Gut dem Vaterland und endlich auch das Leben gab:<lb/> Einst kommen wird ein freies Volk und pflanzen eine Siegstrophä<lb/> Für euch, und ein Simonides besingen dies Thermopylä!</p><lb/> <p xml:id="ID_1406"> Wenn man es mit dem Abdruck in den 1839 in Straßburg herausge¬<lb/> gebenen Gedichten vergleicht, wird man finden, daß Platen nicht vergebens<lb/> noch die Feile drangesetzt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1407"> Später schickte er ihm noch ein paar Epigramme.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Das erlauchte Gewissen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1408"> Frage.</p><lb/> <p xml:id="ID_1409"> Sprich, wie befindest du dich im Gemüth, seitdem du der Menschheit<lb/> Hohn sprachst, eine Nation ließest erwürgen, o Herr?</p><lb/> <p xml:id="ID_1410"> Antwort.</p><lb/> <p xml:id="ID_1411"> Ganz ausnehmend, ich tanze sogar und beschlafe die Weiber,<lb/> Trinke vortrefflichen Wein, esse mit viel Appetit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1412"> Replik.</p><lb/> <p xml:id="ID_1413"> Selige Gleichmuth, welche ^verliehn euch irdischen Göttern,</p><lb/> <p xml:id="ID_1414"> Leicht, wie ein Schwamm, austrieft rauchende Bäche von Blut!</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Gelöstes Problem.</head><lb/> <p xml:id="ID_1415"> , Als Kinder hörten wir des Teufels Großmutter<lb/> Gar häufig nennen; aber selbst die Waschweiber<lb/> Vermochten nicht zu sagen ihren Taufnamen.<lb/> Allein die Zeit, behaupten Viele, bringt Rosen,<lb/> Und macht Geheimstes offenbar: im neunzehnten<lb/> Jahrhundert endlich riß der Isis Feuermantel<lb/> Entzwei (die Weisheit feiert ihre Polhöhe)<lb/> Und jedes Kind, wofern du fragst, versetzt stammelnd:<lb/> Kathrine heißt dem Teufel seine Großmutter.</p><lb/> <note type="byline"> Otto Jahr.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortliche Redacteure: Gustav Areytag u. Julius Cckardt.<lb/> Verlag von F. L. Hrrbig. — Druck von Hüthel Segler in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0444]
So hat das Blut umsonst versprüht der Männer felsenfest Vertrau'n?
Umsonst den Brautschmuck dargebracht das Hochgefühl der besten Fraun?
Sie liegen auf den Knien, indeß von fern Kanonendonner kracht,
Und flehn in Tempeln ringsum Sieg für Polens allerletzte Schlacht!
Umsonst! Und zweifelnd fragt die Welt, seit euer Blut so reichlich troff,
Ob je der Geist besiegen wird den knechtisch plumpen Erdenstoff?
Ukasenton der Zärtlichkeit, wie christlich doch, wie fromm du sprichst!
Der Gute liebt sein Volk so sehr, daß er's ermordet väterlichst!
schamlos, wie eine Metze, dringt die Despotie sich auf, und bläht
Entgegen sich dem Gegenstand, der sie verachtet und verschmäht!
Vergebens ruft ein ganzes Volk: Wir wollen dich ja nicht, Tyrann!
Das ganze Volk, vernichtet wird's, auf daß er's unterjochen kann.
Was frommt es, daß der Feinde viel gefallen sind durch euer Schwert?
Mehr ist ein einz'ger Pole doch, als tausend Moscowiter werth!
Mit Henkersknechten liegt vermischt der edle Staub in einem Grab,
Der Hab' und Gut dem Vaterland und endlich auch das Leben gab:
Einst kommen wird ein freies Volk und pflanzen eine Siegstrophä
Für euch, und ein Simonides besingen dies Thermopylä!
Wenn man es mit dem Abdruck in den 1839 in Straßburg herausge¬
gebenen Gedichten vergleicht, wird man finden, daß Platen nicht vergebens
noch die Feile drangesetzt hat.
Später schickte er ihm noch ein paar Epigramme.
Das erlauchte Gewissen.
Frage.
Sprich, wie befindest du dich im Gemüth, seitdem du der Menschheit
Hohn sprachst, eine Nation ließest erwürgen, o Herr?
Antwort.
Ganz ausnehmend, ich tanze sogar und beschlafe die Weiber,
Trinke vortrefflichen Wein, esse mit viel Appetit.
Replik.
Selige Gleichmuth, welche ^verliehn euch irdischen Göttern,
Leicht, wie ein Schwamm, austrieft rauchende Bäche von Blut!
Gelöstes Problem.
, Als Kinder hörten wir des Teufels Großmutter
Gar häufig nennen; aber selbst die Waschweiber
Vermochten nicht zu sagen ihren Taufnamen.
Allein die Zeit, behaupten Viele, bringt Rosen,
Und macht Geheimstes offenbar: im neunzehnten
Jahrhundert endlich riß der Isis Feuermantel
Entzwei (die Weisheit feiert ihre Polhöhe)
Und jedes Kind, wofern du fragst, versetzt stammelnd:
Kathrine heißt dem Teufel seine Großmutter.
Otto Jahr.
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Verlag von F. L. Hrrbig. — Druck von Hüthel Segler in Leipzig.
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