Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.berücksichtigt werden sollten, sei es dadurch, daß man ihnen für ihre Lebzeit Freilich die Einwürfe gegen den Führer der Opposition müssen sehr Der Antrag ging auf Untersuchung, "damit die Einkünfte der Kirche in berücksichtigt werden sollten, sei es dadurch, daß man ihnen für ihre Lebzeit Freilich die Einwürfe gegen den Führer der Opposition müssen sehr Der Antrag ging auf Untersuchung, „damit die Einkünfte der Kirche in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0412" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117944"/> <p xml:id="ID_1302" prev="#ID_1301"> berücksichtigt werden sollten, sei es dadurch, daß man ihnen für ihre Lebzeit<lb/> das Einkommen läßt, sei es daß man sie durch angemessene Capitalisation<lb/> entschädigt. Aber hiervon abgesehen, weiß man noch heute nicht, was Glad-<lb/> stone mit den Einkünften der Staatskirche machen will. Er hat sich zwar<lb/> im Laufe der Debatte zu unserm Bedauern immer bestimmter für den oben<lb/> erwähnten Weg der vollständigen Trennung von Kirche und Staat über¬<lb/> haupt ausgesprochen, indem er sogar die Dotationen für das katholische<lb/> Seminar von Maynorth und für die presbyterianische Kirche (das sog. reZiuin<lb/> clonum) abschaffen will, aber was dann mit dem verfügbar werdenden Gelde<lb/> zu machen sei, darüber schweigt er, offenbar, weil seine eigene Partei darin<lb/> keineswegs einig ist und er durch ein positives Programm die kaum ge¬<lb/> wonnene Einheit wieder gefährden würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1303"> Freilich die Einwürfe gegen den Führer der Opposition müssen sehr<lb/> zurücktreten, wenn man die Haltung seines Gegners betrachtet; welche nicht<lb/> nur der Torypartei, sondern auch der Regierung als solcher den schwersten<lb/> Schaden zugefügt hat. Disraeli hatte, als der Maguire'sche Antrag einge¬<lb/> bracht ward, eben das Ziel seines Ehrgeizes erreicht, er, der Parvenu, war<lb/> Premier von England geworden, sein triumphirender Uebermuth achtete die<lb/> Wolke, die am Horizonte aufstieg, gering, er glaubte, es würde eine ge¬<lb/> wöhnliche Irisd Zöbate werden, d. h. viel Reden ohne praktische Spitze. So<lb/> trat er derselben also ohne wirkliches Programm entgegen und der ein¬<lb/> zige positive Vorschlag, den die Negierung machte, war das vollkommen ver¬<lb/> fehlte Project einer katholischen Universität in Irland. Als dann die Glad-<lb/> stoneschen Resolutionen kamen, erkannte er die Gefahr und suchte ihr durch<lb/> das von Lord Stanley vorgebrachte Amendement zu begegnen, welches dahin<lb/> ging, anzuerkennen, daß die irische Kirche zwar einer durchgreifenden Reform<lb/> bedürfe, zu dieser aber erst das nach der Neformacte neu zu wählende Par¬<lb/> lament competent sein würde. An sich schien dies um so billiger, als die<lb/> Regierung darauf verweisen konnte, daß ja erst im vorigen Jahre auf Lord<lb/> Rufsells Antrag eine Commission zur Untersuchung der irischen Kirchenzu¬<lb/> stände eingesetzt sei, deren Resultat doch erst abgewartet werden müsse. Es ist<lb/> aber zu erwiedern, daß zunächst die Aufgabe jener Commission gegen den<lb/> Willen des Antragstellers beschränkt wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1304" next="#ID_1305"> Der Antrag ging auf Untersuchung, „damit die Einkünfte der Kirche in<lb/> billigerer Weise für das Wohl des irischen Volkes verwendet werden möch¬<lb/> ten", aber dieser ausgesprochene Zweck beunruhigte die Regierung und die<lb/> irischen Bischöfe, und jene Clausel ward vom Oberhause gestrichen, der eigent¬<lb/> liche Zweck Lord Rüssels also vereitelt. Sodann war jenes Amendement so<lb/> allgemein lautend formulirt, daß das Haus nach den Erfahrungen, die es im<lb/> vorigen Jahre mit den Künsten des Premiers gemacht hat, wohl mißtrauisch</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0412]
berücksichtigt werden sollten, sei es dadurch, daß man ihnen für ihre Lebzeit
das Einkommen läßt, sei es daß man sie durch angemessene Capitalisation
entschädigt. Aber hiervon abgesehen, weiß man noch heute nicht, was Glad-
stone mit den Einkünften der Staatskirche machen will. Er hat sich zwar
im Laufe der Debatte zu unserm Bedauern immer bestimmter für den oben
erwähnten Weg der vollständigen Trennung von Kirche und Staat über¬
haupt ausgesprochen, indem er sogar die Dotationen für das katholische
Seminar von Maynorth und für die presbyterianische Kirche (das sog. reZiuin
clonum) abschaffen will, aber was dann mit dem verfügbar werdenden Gelde
zu machen sei, darüber schweigt er, offenbar, weil seine eigene Partei darin
keineswegs einig ist und er durch ein positives Programm die kaum ge¬
wonnene Einheit wieder gefährden würde.
Freilich die Einwürfe gegen den Führer der Opposition müssen sehr
zurücktreten, wenn man die Haltung seines Gegners betrachtet; welche nicht
nur der Torypartei, sondern auch der Regierung als solcher den schwersten
Schaden zugefügt hat. Disraeli hatte, als der Maguire'sche Antrag einge¬
bracht ward, eben das Ziel seines Ehrgeizes erreicht, er, der Parvenu, war
Premier von England geworden, sein triumphirender Uebermuth achtete die
Wolke, die am Horizonte aufstieg, gering, er glaubte, es würde eine ge¬
wöhnliche Irisd Zöbate werden, d. h. viel Reden ohne praktische Spitze. So
trat er derselben also ohne wirkliches Programm entgegen und der ein¬
zige positive Vorschlag, den die Negierung machte, war das vollkommen ver¬
fehlte Project einer katholischen Universität in Irland. Als dann die Glad-
stoneschen Resolutionen kamen, erkannte er die Gefahr und suchte ihr durch
das von Lord Stanley vorgebrachte Amendement zu begegnen, welches dahin
ging, anzuerkennen, daß die irische Kirche zwar einer durchgreifenden Reform
bedürfe, zu dieser aber erst das nach der Neformacte neu zu wählende Par¬
lament competent sein würde. An sich schien dies um so billiger, als die
Regierung darauf verweisen konnte, daß ja erst im vorigen Jahre auf Lord
Rufsells Antrag eine Commission zur Untersuchung der irischen Kirchenzu¬
stände eingesetzt sei, deren Resultat doch erst abgewartet werden müsse. Es ist
aber zu erwiedern, daß zunächst die Aufgabe jener Commission gegen den
Willen des Antragstellers beschränkt wurde.
Der Antrag ging auf Untersuchung, „damit die Einkünfte der Kirche in
billigerer Weise für das Wohl des irischen Volkes verwendet werden möch¬
ten", aber dieser ausgesprochene Zweck beunruhigte die Regierung und die
irischen Bischöfe, und jene Clausel ward vom Oberhause gestrichen, der eigent¬
liche Zweck Lord Rüssels also vereitelt. Sodann war jenes Amendement so
allgemein lautend formulirt, daß das Haus nach den Erfahrungen, die es im
vorigen Jahre mit den Künsten des Premiers gemacht hat, wohl mißtrauisch
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