Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.einen Marktkorb am Arm trägt -- auf welche ihn ein Vorübergehender mit Die Weinbereitung lernen wir in ihren verschiedenen Stadien kennen. Die Hantirung der Walker lernen wir aus den Bildern der pompeja- einen Marktkorb am Arm trägt — auf welche ihn ein Vorübergehender mit Die Weinbereitung lernen wir in ihren verschiedenen Stadien kennen. Die Hantirung der Walker lernen wir aus den Bildern der pompeja- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117925"/> <p xml:id="ID_1217" prev="#ID_1216"> einen Marktkorb am Arm trägt — auf welche ihn ein Vorübergehender mit<lb/> ausgestrecktem Zeigefinger aufmerksam macht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1218"> Die Weinbereitung lernen wir in ihren verschiedenen Stadien kennen.<lb/> Das frohe Fest der Weinlese schildert uns Homer bei der Beschreibung des<lb/> achilleischen Schildes. Die Kelterung geschah meist mittelst der Füße, auf<lb/> unserm Bilde dagegen durch eine höchst einfache Presse, aus Brettern und<lb/> Keilen bestehend, die zwischen zwei oben verbundene Pfosten eingezwängt<lb/> sind. Zwei Eroten erheben den Hammer zu kräftigem Schlage, um durch<lb/> tieferes Eintreibender Keile den Druck zu verstärken. Der Most ergießt<lb/> sich durch einen Abfluß in ein untergesetztes Gefäß; der bereits gewonnene<lb/> wird von einem anderen Eroten in einem Kessel auf einem kleinen Ofen ein¬<lb/> gekocht. Der fertige Wein wird in einen mächtigen Schlauch gefüllt, in das<lb/> zweirädrige Mustrum, ähnlich dem earrstino der heutigen Campagnabauern,<lb/> oder den vierrädrigen Stellwagen verladen und durch Maulthiere an seinen<lb/> Bestimmungsort gebracht. Unter den Bildern vom Markte zeigt uns eins<lb/> die Art, wie man ihn auch zum Genuß auf dem Wege mit sich führte.<lb/> Vier Männer haben den erquickenden Trank in einem Bronzefläschchen<lb/> (ampulla); einer von ihnen hat ihn bereits in eine Schale gegossen, die er<lb/> zum Munde führt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1219" next="#ID_1220"> Die Hantirung der Walker lernen wir aus den Bildern der pompeja-<lb/> nischen Fullonica kennen. Sie hatten die zur Bekleidung dienenden wollenen<lb/> Stoffe theils von Schmutz zu reinigen, theils ihnen das blendende Weiß zu<lb/> verleihen, das an Festtagen die Mode erheischte. Ihr Handwerk war von<lb/> größerer Bedeutung für die Alten, als es bei uns der Fall sein kann; ihre<lb/> etwas derben Sitten und ihre kräftige Ausdrucksweise scheint den Spott der<lb/> Komödie herausgefordert zu haben. Es war freilich keine sehr saubere Ver¬<lb/> richtung, denn sie bedienten sich zu derselben nicht nur der Kreide, der Lauge<lb/> und des Laugensalzes, sondern auch des Urins, durch welchen sich die Ar¬<lb/> beiter aber auch vor Podagra geschützt wähnten. Wir sehen die Walker in<lb/> ihren Bütten stehend, das-Tuch theils auswaschend, theils mit den Füßen<lb/> stampfend. Ein junger Arbeiter striegelt ein so vorbereitetes an Stricken<lb/> hängendes Stück, das eben auf den Trockenapparat zum Schwefeln gehängt<lb/> werden soll, den bereits ein anderer Arbeiter hereinbringt. Dieser besteht<lb/> aus einem runden Geflecht, das oben spitz zulaufend mit einer Eule, dem<lb/> Symbol der Schutzpatronin Minerva, verziert ist. Ueber dies Gestell wur¬<lb/> den die Stoffe gehangen und darunter Wärme unterhalten in einem gehen¬<lb/> kelten Kohlengefäß, wie dasselbe noch heute in Italien unter dem Namen<lb/> »Ehemann" (un caläo marito: ein feuriger Ehemann) bekannt und in all-<lb/> gemeinem Gebrauch ist. Nachdem die Stoffe noch mit feiner Erde zur Auf.<lb/> Mischung der Farben eingerieben und in Falten gelegt sind, kommen sie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0392]
einen Marktkorb am Arm trägt — auf welche ihn ein Vorübergehender mit
ausgestrecktem Zeigefinger aufmerksam macht.
Die Weinbereitung lernen wir in ihren verschiedenen Stadien kennen.
Das frohe Fest der Weinlese schildert uns Homer bei der Beschreibung des
achilleischen Schildes. Die Kelterung geschah meist mittelst der Füße, auf
unserm Bilde dagegen durch eine höchst einfache Presse, aus Brettern und
Keilen bestehend, die zwischen zwei oben verbundene Pfosten eingezwängt
sind. Zwei Eroten erheben den Hammer zu kräftigem Schlage, um durch
tieferes Eintreibender Keile den Druck zu verstärken. Der Most ergießt
sich durch einen Abfluß in ein untergesetztes Gefäß; der bereits gewonnene
wird von einem anderen Eroten in einem Kessel auf einem kleinen Ofen ein¬
gekocht. Der fertige Wein wird in einen mächtigen Schlauch gefüllt, in das
zweirädrige Mustrum, ähnlich dem earrstino der heutigen Campagnabauern,
oder den vierrädrigen Stellwagen verladen und durch Maulthiere an seinen
Bestimmungsort gebracht. Unter den Bildern vom Markte zeigt uns eins
die Art, wie man ihn auch zum Genuß auf dem Wege mit sich führte.
Vier Männer haben den erquickenden Trank in einem Bronzefläschchen
(ampulla); einer von ihnen hat ihn bereits in eine Schale gegossen, die er
zum Munde führt.
Die Hantirung der Walker lernen wir aus den Bildern der pompeja-
nischen Fullonica kennen. Sie hatten die zur Bekleidung dienenden wollenen
Stoffe theils von Schmutz zu reinigen, theils ihnen das blendende Weiß zu
verleihen, das an Festtagen die Mode erheischte. Ihr Handwerk war von
größerer Bedeutung für die Alten, als es bei uns der Fall sein kann; ihre
etwas derben Sitten und ihre kräftige Ausdrucksweise scheint den Spott der
Komödie herausgefordert zu haben. Es war freilich keine sehr saubere Ver¬
richtung, denn sie bedienten sich zu derselben nicht nur der Kreide, der Lauge
und des Laugensalzes, sondern auch des Urins, durch welchen sich die Ar¬
beiter aber auch vor Podagra geschützt wähnten. Wir sehen die Walker in
ihren Bütten stehend, das-Tuch theils auswaschend, theils mit den Füßen
stampfend. Ein junger Arbeiter striegelt ein so vorbereitetes an Stricken
hängendes Stück, das eben auf den Trockenapparat zum Schwefeln gehängt
werden soll, den bereits ein anderer Arbeiter hereinbringt. Dieser besteht
aus einem runden Geflecht, das oben spitz zulaufend mit einer Eule, dem
Symbol der Schutzpatronin Minerva, verziert ist. Ueber dies Gestell wur¬
den die Stoffe gehangen und darunter Wärme unterhalten in einem gehen¬
kelten Kohlengefäß, wie dasselbe noch heute in Italien unter dem Namen
»Ehemann" (un caläo marito: ein feuriger Ehemann) bekannt und in all-
gemeinem Gebrauch ist. Nachdem die Stoffe noch mit feiner Erde zur Auf.
Mischung der Farben eingerieben und in Falten gelegt sind, kommen sie
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