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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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nach der Knocke soll von einer englischen Gesellschaft gegen 4"/, procentige
Zinsgarantie in Aussicht genommen und ti" Vermessung bereits begon¬
nen sein.

Auch die Bahnen, welche zur Verbindung der erwähnten Marinestationen
mit den Festungen und größeren Garnisonen des Hinterlandes nöthig er¬
scheinen, find zum größten Theil ausgeführt. Die schleswigschen Plätze sind
durch die Nordsüdbahn und Curhaven wird durch die eben besprochene Bahn
nach Harburg - Hamburg mit Spandau (Berlin) und Magdeburg direct
verbunden. Ebenso ist Bremerhaven durch die Bahn nach Bremen mit Han¬
nover und Minden in Verbindung gebracht. Dasselbe gilt von Heppens
(Jahde), das außerdem binnen einiger Zeit noch eine directe Verbindung
über Oldenburg nach Minden erhalten wird. Emden ist schon gegenwärtig
durch die Emsbahn mit dem Hinterkante (Leer. Minden. Wesel. Köln) in
bester Verknüpfung -- nur eine Bahn von Blexen über Brock nach Ol¬
denburg wird sich vielleicht noch als nöthig herausstellen.

Wenn es erlaubt ist, noch weiter in die Zukunft hinein Pläne zu machen,
so sei hier erinnert, daß auch eine Fahrt der Kriegsschiffe über das Festland
nicht mehr zu den unmöglichen Dingen gehört. Es mag wohl geschehen,
daß einst unsere Kriegsschiffe per Eisenbahn von Blexen (Nordenhamm) oder
dem linken Weserufer zu dem Kriegshafen an der Jahde quer über die schmale
Halbinsel Butjadingerland transportirt werden. Da für die Landenge von
Panama bereits ein solches Project besteht (Seezeitung "Hansa" Ur. 21). so sei
hier kurz die Methode erwähnt. Nach diesem Project laufen über die Landenge
eine große Anzahl paralleler Schienenstränge dicht neben einander: auf diesen
Schienengleisen aber fährt ein einziger außerordentlich großer und starker,
aus Eisen construirter Wagen, dessen Breite die sämmtlichen Schienengleise
nebeneinander bedeckt und dessen Länge auf mehrere Achsen hintereinander
vertheilt ist. während seine Platform ungefähr wie der Boden eines schwim¬
menden Docks zur Aufstellung eines Schiffs eingerichtet ist. An jedem Ende
der Bahn aber liegt ein schwimmendes Dock, das man mittelst Anlassens
von Wasser auf eine unter Wasser liegende feste Bettung hart am schimm¬
erte niederlassen kann, und in dieses Dock wird auf den Schienen der Eisen-
wagen mit dem Schiff darauf durch Locomotiven übergeführt. Sobald dies
geschehen, wird das Dock durch Aufpumpen von Wasser gehoben, dann in
tiefes Wasser geschleppt und hierauf so weit gesenkt, daß das Schiff darauf
von selbst flott wird und herausfahren kann. Durch eine Einrichtung dieser
Art. die sich trotz ihrer Kostspieligkeit bet dem ganz ebenen Terrain wohl
immer billiger als ein Canal stellen und vor Allem die Wasserverhältntsse
nicht wie ein solcher verändern würde, ließen sich dann Schiffe aus der Weser-


Grenzboten IV. 186". S9

nach der Knocke soll von einer englischen Gesellschaft gegen 4»/, procentige
Zinsgarantie in Aussicht genommen und ti« Vermessung bereits begon¬
nen sein.

Auch die Bahnen, welche zur Verbindung der erwähnten Marinestationen
mit den Festungen und größeren Garnisonen des Hinterlandes nöthig er¬
scheinen, find zum größten Theil ausgeführt. Die schleswigschen Plätze sind
durch die Nordsüdbahn und Curhaven wird durch die eben besprochene Bahn
nach Harburg - Hamburg mit Spandau (Berlin) und Magdeburg direct
verbunden. Ebenso ist Bremerhaven durch die Bahn nach Bremen mit Han¬
nover und Minden in Verbindung gebracht. Dasselbe gilt von Heppens
(Jahde), das außerdem binnen einiger Zeit noch eine directe Verbindung
über Oldenburg nach Minden erhalten wird. Emden ist schon gegenwärtig
durch die Emsbahn mit dem Hinterkante (Leer. Minden. Wesel. Köln) in
bester Verknüpfung — nur eine Bahn von Blexen über Brock nach Ol¬
denburg wird sich vielleicht noch als nöthig herausstellen.

Wenn es erlaubt ist, noch weiter in die Zukunft hinein Pläne zu machen,
so sei hier erinnert, daß auch eine Fahrt der Kriegsschiffe über das Festland
nicht mehr zu den unmöglichen Dingen gehört. Es mag wohl geschehen,
daß einst unsere Kriegsschiffe per Eisenbahn von Blexen (Nordenhamm) oder
dem linken Weserufer zu dem Kriegshafen an der Jahde quer über die schmale
Halbinsel Butjadingerland transportirt werden. Da für die Landenge von
Panama bereits ein solches Project besteht (Seezeitung „Hansa" Ur. 21). so sei
hier kurz die Methode erwähnt. Nach diesem Project laufen über die Landenge
eine große Anzahl paralleler Schienenstränge dicht neben einander: auf diesen
Schienengleisen aber fährt ein einziger außerordentlich großer und starker,
aus Eisen construirter Wagen, dessen Breite die sämmtlichen Schienengleise
nebeneinander bedeckt und dessen Länge auf mehrere Achsen hintereinander
vertheilt ist. während seine Platform ungefähr wie der Boden eines schwim¬
menden Docks zur Aufstellung eines Schiffs eingerichtet ist. An jedem Ende
der Bahn aber liegt ein schwimmendes Dock, das man mittelst Anlassens
von Wasser auf eine unter Wasser liegende feste Bettung hart am schimm¬
erte niederlassen kann, und in dieses Dock wird auf den Schienen der Eisen-
wagen mit dem Schiff darauf durch Locomotiven übergeführt. Sobald dies
geschehen, wird das Dock durch Aufpumpen von Wasser gehoben, dann in
tiefes Wasser geschleppt und hierauf so weit gesenkt, daß das Schiff darauf
von selbst flott wird und herausfahren kann. Durch eine Einrichtung dieser
Art. die sich trotz ihrer Kostspieligkeit bet dem ganz ebenen Terrain wohl
immer billiger als ein Canal stellen und vor Allem die Wasserverhältntsse
nicht wie ein solcher verändern würde, ließen sich dann Schiffe aus der Weser-


Grenzboten IV. 186». S9
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[0497] nach der Knocke soll von einer englischen Gesellschaft gegen 4»/, procentige Zinsgarantie in Aussicht genommen und ti« Vermessung bereits begon¬ nen sein. Auch die Bahnen, welche zur Verbindung der erwähnten Marinestationen mit den Festungen und größeren Garnisonen des Hinterlandes nöthig er¬ scheinen, find zum größten Theil ausgeführt. Die schleswigschen Plätze sind durch die Nordsüdbahn und Curhaven wird durch die eben besprochene Bahn nach Harburg - Hamburg mit Spandau (Berlin) und Magdeburg direct verbunden. Ebenso ist Bremerhaven durch die Bahn nach Bremen mit Han¬ nover und Minden in Verbindung gebracht. Dasselbe gilt von Heppens (Jahde), das außerdem binnen einiger Zeit noch eine directe Verbindung über Oldenburg nach Minden erhalten wird. Emden ist schon gegenwärtig durch die Emsbahn mit dem Hinterkante (Leer. Minden. Wesel. Köln) in bester Verknüpfung — nur eine Bahn von Blexen über Brock nach Ol¬ denburg wird sich vielleicht noch als nöthig herausstellen. Wenn es erlaubt ist, noch weiter in die Zukunft hinein Pläne zu machen, so sei hier erinnert, daß auch eine Fahrt der Kriegsschiffe über das Festland nicht mehr zu den unmöglichen Dingen gehört. Es mag wohl geschehen, daß einst unsere Kriegsschiffe per Eisenbahn von Blexen (Nordenhamm) oder dem linken Weserufer zu dem Kriegshafen an der Jahde quer über die schmale Halbinsel Butjadingerland transportirt werden. Da für die Landenge von Panama bereits ein solches Project besteht (Seezeitung „Hansa" Ur. 21). so sei hier kurz die Methode erwähnt. Nach diesem Project laufen über die Landenge eine große Anzahl paralleler Schienenstränge dicht neben einander: auf diesen Schienengleisen aber fährt ein einziger außerordentlich großer und starker, aus Eisen construirter Wagen, dessen Breite die sämmtlichen Schienengleise nebeneinander bedeckt und dessen Länge auf mehrere Achsen hintereinander vertheilt ist. während seine Platform ungefähr wie der Boden eines schwim¬ menden Docks zur Aufstellung eines Schiffs eingerichtet ist. An jedem Ende der Bahn aber liegt ein schwimmendes Dock, das man mittelst Anlassens von Wasser auf eine unter Wasser liegende feste Bettung hart am schimm¬ erte niederlassen kann, und in dieses Dock wird auf den Schienen der Eisen- wagen mit dem Schiff darauf durch Locomotiven übergeführt. Sobald dies geschehen, wird das Dock durch Aufpumpen von Wasser gehoben, dann in tiefes Wasser geschleppt und hierauf so weit gesenkt, daß das Schiff darauf von selbst flott wird und herausfahren kann. Durch eine Einrichtung dieser Art. die sich trotz ihrer Kostspieligkeit bet dem ganz ebenen Terrain wohl immer billiger als ein Canal stellen und vor Allem die Wasserverhältntsse nicht wie ein solcher verändern würde, ließen sich dann Schiffe aus der Weser- Grenzboten IV. 186». S9

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/497>, abgerufen am 05.02.2025.