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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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getakelten Schiffe, deren Deck wie eine Burgmauer hoch über den Wasser¬
spiegel ragt: "Germania", "Teutonia". "Borussia". ("Austria" verbrannte
leider vor einigen Jahren auf See) "Bavarta", "Saronia", "Hammonia",
zu denen sich in neuerer Zeit noch die in England gebauten Prachtschiffe
"Alemannia", "Kimbria", "Holsatia" und "Westphalia" gesellt haben und
die "Silesia" (bei Caird in Greenock im Bau) sich gesellen wird, Schiffe")
von etwa 3000 Tons und 400 Pferdekraft (nommat), welche die Ueberfahrt
von Land zu Land wohl in neun Tagen machten und dabei berühmte eng¬
lische Dampfer um fast zwei Tage übertroffen haben. Von den genannten
Schiffen befahren "Teutonia". "Bavaria" und "Saronia" die Linie Hamburg-
Neworleans, die übrigen aber die alte Hauptlinie Hamburg-Newyork.

Noch gewaltiger erscheinen die Gegensätze, welche Hamburg als Seestadt
in sich vereinigt, wenn wir als Vorstädte**) die Theile hinzunehmen, die der
Lage nach fast als solche zu betrachten sind, Altona und Harburg.
Drüben jenseits der grünen flachen Strominseln (Wilhelmsburg), zwischen
denen schmale Canäle hindurchführen, liegt die freundliche neue Stadt
Harburg (14,000 Einwohner) mit ihrer kleinen Citadelle, einem bastionirten
Fünfeck, das in hannöverscher Zeit durch ein Commando von 48 Mann der
lüneburger Garnison besetzt war und dessen Wallgraben in seiner Verbreite¬
rung eigentlich den "Hafen" bildet, welcher durch eine Schleuse mit der
Süderelbe in Verbindung steht. Dies Harburg mit seinen rothen Parkhäusern,
dem Bahnhof und den regelmäßigen Hafencanälen dazwischen sollte früher
ebenso ein hannöverscher Concurrenzhafen von Hamburg werden, wie Geeste-
münde für Bremerhaven, wird jetzt aber in preußischen Händen verstän¬
diger verwaltet und erhält eine Austiefung seiner Elbstromrtnne zugleich
mit der Hamburger, statt daß früher Hannover beide Verbesserungen zu
hintertreiben suchte um Hamburg zu schaden I Denn nach einem vor Kurzem
zwischen Preußen und Hamburg geschlossenen Vertrag wird in der Norder¬
elbe wie im Köhlbrand das Fahrwasser verbessert, und zwar erhält dadurch
der Zugang zum harburger Hafen 12 Fuß Tiefe und 300 Fuß Breite gegen
früher nur 8 Fuß Tiefe und 180 Fuß Breite. Dagegen diesseits, auf dem
rechten User der Elbe, unterhalb an Hamburg oder vielmehr an seine Vor¬
stadt Se. Pauli anschließend, dehnt sich Altona auf der hundert Fuß hohen
steilen Uferbank, an deren Fuß eine Reihe Speicher mit geöffneten Luken sich




") Die "Westphalia". der neueste dieser Dampfer, hat 362 Fuß Länge über Deck. 43 Fuß
Breite, 8S Fuß Tiefe im Raum, zwei Maschinen mit zusammen 24 Feuern und 2500 Pferde¬
kraft (indicirt). 130 Mann Besatzung und Platz für 895 Passagiere (76 I. Classe. 120 II.
Classe, 70" Zwischendeck). Das Schiff ist ganz von Eisen, besitzt vier Decke und ist als Brigg
getakelt, während die älteren Dampfer eine Barktakelage führen.'
") Vgl. die Uebersichtskarte der Umgegend Hamburgs mit Harburg in BädekerS Nord¬
deutschland, S. 48.

getakelten Schiffe, deren Deck wie eine Burgmauer hoch über den Wasser¬
spiegel ragt: „Germania", „Teutonia". „Borussia". („Austria" verbrannte
leider vor einigen Jahren auf See) „Bavarta", „Saronia", „Hammonia",
zu denen sich in neuerer Zeit noch die in England gebauten Prachtschiffe
„Alemannia", „Kimbria", „Holsatia" und „Westphalia" gesellt haben und
die „Silesia" (bei Caird in Greenock im Bau) sich gesellen wird, Schiffe")
von etwa 3000 Tons und 400 Pferdekraft (nommat), welche die Ueberfahrt
von Land zu Land wohl in neun Tagen machten und dabei berühmte eng¬
lische Dampfer um fast zwei Tage übertroffen haben. Von den genannten
Schiffen befahren „Teutonia". „Bavaria" und „Saronia" die Linie Hamburg-
Neworleans, die übrigen aber die alte Hauptlinie Hamburg-Newyork.

Noch gewaltiger erscheinen die Gegensätze, welche Hamburg als Seestadt
in sich vereinigt, wenn wir als Vorstädte**) die Theile hinzunehmen, die der
Lage nach fast als solche zu betrachten sind, Altona und Harburg.
Drüben jenseits der grünen flachen Strominseln (Wilhelmsburg), zwischen
denen schmale Canäle hindurchführen, liegt die freundliche neue Stadt
Harburg (14,000 Einwohner) mit ihrer kleinen Citadelle, einem bastionirten
Fünfeck, das in hannöverscher Zeit durch ein Commando von 48 Mann der
lüneburger Garnison besetzt war und dessen Wallgraben in seiner Verbreite¬
rung eigentlich den „Hafen" bildet, welcher durch eine Schleuse mit der
Süderelbe in Verbindung steht. Dies Harburg mit seinen rothen Parkhäusern,
dem Bahnhof und den regelmäßigen Hafencanälen dazwischen sollte früher
ebenso ein hannöverscher Concurrenzhafen von Hamburg werden, wie Geeste-
münde für Bremerhaven, wird jetzt aber in preußischen Händen verstän¬
diger verwaltet und erhält eine Austiefung seiner Elbstromrtnne zugleich
mit der Hamburger, statt daß früher Hannover beide Verbesserungen zu
hintertreiben suchte um Hamburg zu schaden I Denn nach einem vor Kurzem
zwischen Preußen und Hamburg geschlossenen Vertrag wird in der Norder¬
elbe wie im Köhlbrand das Fahrwasser verbessert, und zwar erhält dadurch
der Zugang zum harburger Hafen 12 Fuß Tiefe und 300 Fuß Breite gegen
früher nur 8 Fuß Tiefe und 180 Fuß Breite. Dagegen diesseits, auf dem
rechten User der Elbe, unterhalb an Hamburg oder vielmehr an seine Vor¬
stadt Se. Pauli anschließend, dehnt sich Altona auf der hundert Fuß hohen
steilen Uferbank, an deren Fuß eine Reihe Speicher mit geöffneten Luken sich




") Die „Westphalia". der neueste dieser Dampfer, hat 362 Fuß Länge über Deck. 43 Fuß
Breite, 8S Fuß Tiefe im Raum, zwei Maschinen mit zusammen 24 Feuern und 2500 Pferde¬
kraft (indicirt). 130 Mann Besatzung und Platz für 895 Passagiere (76 I. Classe. 120 II.
Classe, 70» Zwischendeck). Das Schiff ist ganz von Eisen, besitzt vier Decke und ist als Brigg
getakelt, während die älteren Dampfer eine Barktakelage führen.'
") Vgl. die Uebersichtskarte der Umgegend Hamburgs mit Harburg in BädekerS Nord¬
deutschland, S. 48.
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[0492] getakelten Schiffe, deren Deck wie eine Burgmauer hoch über den Wasser¬ spiegel ragt: „Germania", „Teutonia". „Borussia". („Austria" verbrannte leider vor einigen Jahren auf See) „Bavarta", „Saronia", „Hammonia", zu denen sich in neuerer Zeit noch die in England gebauten Prachtschiffe „Alemannia", „Kimbria", „Holsatia" und „Westphalia" gesellt haben und die „Silesia" (bei Caird in Greenock im Bau) sich gesellen wird, Schiffe") von etwa 3000 Tons und 400 Pferdekraft (nommat), welche die Ueberfahrt von Land zu Land wohl in neun Tagen machten und dabei berühmte eng¬ lische Dampfer um fast zwei Tage übertroffen haben. Von den genannten Schiffen befahren „Teutonia". „Bavaria" und „Saronia" die Linie Hamburg- Neworleans, die übrigen aber die alte Hauptlinie Hamburg-Newyork. Noch gewaltiger erscheinen die Gegensätze, welche Hamburg als Seestadt in sich vereinigt, wenn wir als Vorstädte**) die Theile hinzunehmen, die der Lage nach fast als solche zu betrachten sind, Altona und Harburg. Drüben jenseits der grünen flachen Strominseln (Wilhelmsburg), zwischen denen schmale Canäle hindurchführen, liegt die freundliche neue Stadt Harburg (14,000 Einwohner) mit ihrer kleinen Citadelle, einem bastionirten Fünfeck, das in hannöverscher Zeit durch ein Commando von 48 Mann der lüneburger Garnison besetzt war und dessen Wallgraben in seiner Verbreite¬ rung eigentlich den „Hafen" bildet, welcher durch eine Schleuse mit der Süderelbe in Verbindung steht. Dies Harburg mit seinen rothen Parkhäusern, dem Bahnhof und den regelmäßigen Hafencanälen dazwischen sollte früher ebenso ein hannöverscher Concurrenzhafen von Hamburg werden, wie Geeste- münde für Bremerhaven, wird jetzt aber in preußischen Händen verstän¬ diger verwaltet und erhält eine Austiefung seiner Elbstromrtnne zugleich mit der Hamburger, statt daß früher Hannover beide Verbesserungen zu hintertreiben suchte um Hamburg zu schaden I Denn nach einem vor Kurzem zwischen Preußen und Hamburg geschlossenen Vertrag wird in der Norder¬ elbe wie im Köhlbrand das Fahrwasser verbessert, und zwar erhält dadurch der Zugang zum harburger Hafen 12 Fuß Tiefe und 300 Fuß Breite gegen früher nur 8 Fuß Tiefe und 180 Fuß Breite. Dagegen diesseits, auf dem rechten User der Elbe, unterhalb an Hamburg oder vielmehr an seine Vor¬ stadt Se. Pauli anschließend, dehnt sich Altona auf der hundert Fuß hohen steilen Uferbank, an deren Fuß eine Reihe Speicher mit geöffneten Luken sich ") Die „Westphalia". der neueste dieser Dampfer, hat 362 Fuß Länge über Deck. 43 Fuß Breite, 8S Fuß Tiefe im Raum, zwei Maschinen mit zusammen 24 Feuern und 2500 Pferde¬ kraft (indicirt). 130 Mann Besatzung und Platz für 895 Passagiere (76 I. Classe. 120 II. Classe, 70» Zwischendeck). Das Schiff ist ganz von Eisen, besitzt vier Decke und ist als Brigg getakelt, während die älteren Dampfer eine Barktakelage führen.' ") Vgl. die Uebersichtskarte der Umgegend Hamburgs mit Harburg in BädekerS Nord¬ deutschland, S. 48.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/492>, abgerufen am 06.02.2025.