Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.sonstigen Material säuberlicher umgeht, als eine lediglich abgekehrte. Es Aber mit allen diesen Vorzügen der Neuerung ist man noch nicht über Ist es zweckmäßig, die Arbeiter in Geschäfte zu verflechten, die sich kaum Sodann auch genügt es in der Regel nicht, daß ein Geschäft am Jahres¬ Das geschäftlich Rationellste wird oft für den einzelnen Arbeiter das 60"
sonstigen Material säuberlicher umgeht, als eine lediglich abgekehrte. Es Aber mit allen diesen Vorzügen der Neuerung ist man noch nicht über Ist es zweckmäßig, die Arbeiter in Geschäfte zu verflechten, die sich kaum Sodann auch genügt es in der Regel nicht, daß ein Geschäft am Jahres¬ Das geschäftlich Rationellste wird oft für den einzelnen Arbeiter das 60"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0507" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287219"/> <p xml:id="ID_1288" prev="#ID_1287"> sonstigen Material säuberlicher umgeht, als eine lediglich abgekehrte. Es<lb/> erscheint daher nicht unglaublich, daß eine einzige englische Kohlengrube 1800<lb/> Pfd. Sterl. im Jahr mehr einzunehmen hofft, sobald ihre Arbeiter durch den<lb/> Reiz des Gewinnantheils bewogen werden, die Kohle in hinlänglich großen<lb/> Stücken ans Licht zu fördern. Nicht minder klar ist es, daß eine solche Be¬<lb/> theiligung am Reingewinn, mag sie nun viel oder wenig Geld in des<lb/> Arbeiters Tasche bringen, die Wirkung haben muß, sein Mißtrauen und<lb/> seinen Neid zu dämpfen, sodaß man es begreift, wenn einer der zur lu-<lb/> ÄULtrial-xartnerLkip übergegangenen englischen Fabrikbesitzer den Umschwung<lb/> w den Gefühlen der Arbeiter gegen ihn „unaussprechlich wohlthuend" nennt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1289"> Aber mit allen diesen Vorzügen der Neuerung ist man noch nicht über<lb/> ihre mannigfaltigen Schwierigkeiten hinaus, die zwar theils in ihrer Neuheit<lb/> liegen können, jedoch auch theilweise wenigstens als unüberwindlich sich her¬<lb/> ausstellen mögen. Wir bemerken in dieser Beziehung nur folgende Punkte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1290"> Ist es zweckmäßig, die Arbeiter in Geschäfte zu verflechten, die sich kaum<lb/> innerhalb Jahresfrist abwickeln, und bei denen der Nutzen und Reingewinn<lb/> gleich Null sein, sich sogar einmal in eine negative Größe, in einen „Ma¬<lb/> lus" verwandeln kann? Was dann? Denn wenn statt eines Reinge¬<lb/> winnes ein Reinverlust sich herausstellt, dann müßten natürlich die Ar¬<lb/> beiter nach Maßgabe des empfangenen Lohnes für die eine Hälfte des<lb/> negativen Reingewinnes gemeinschaftlich aufkommen. Dies ist eine Even¬<lb/> tualität, die offenbar auch möglich ist, die aber von den Anhängern des<lb/> Systems in England nicht ausreichend berücksichtigt worden. Dennoch ist<lb/> sie in Betracht zu ziehen. Auf die Länge der Zeit würde kein Unternehmer<lb/> im Stande sein, nur das Licht, nicht aber gleichzeitig auch den Schatten<lb/> seinen Arbeitern freigebig mitzutheilen. Befindet sich ein Geschäft in blühen¬<lb/> der, gesicherter Finanzlage, so ist es für die Arbeiter kein großes Wagniß,<lb/> "ach dem neuen System zu arbeiten. Ist aber ein Geschäft weniger günstig<lb/> situirt, so kann die „InäuLtrial-I'artnorsIiix" für die Arbeiter allerdings sehr<lb/> gefährlich werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1291"> Sodann auch genügt es in der Regel nicht, daß ein Geschäft am Jahres¬<lb/> schlusse seinen Gewinn redlich austheilt an Diejenigen, welche zur Empfang¬<lb/> nahme berechtigt sind, es muß auch für fortgesetzte Capitalisirung eines<lb/> Theiles des Gewinnes im Geschäft gesorgt sein. Diesen Theil immer richtig<lb/> SU bestimmen und ihn nicht zu klein zu bemessen, wird bei denjenigen Ge¬<lb/> schäften, die einer so großen Zahl von Antheilinhabern gehören, sehr schwie¬<lb/> rig sein, viel schwieriger als bei denjenigen, die nur Einem Besitzer oder<lb/> einigen Wenigen gehören.</p><lb/> <p xml:id="ID_1292" next="#ID_1293"> Das geschäftlich Rationellste wird oft für den einzelnen Arbeiter das<lb/> Unrationellste sein, weil er seine kleinen Errungenschaften häufig plötzlich</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 60"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507]
sonstigen Material säuberlicher umgeht, als eine lediglich abgekehrte. Es
erscheint daher nicht unglaublich, daß eine einzige englische Kohlengrube 1800
Pfd. Sterl. im Jahr mehr einzunehmen hofft, sobald ihre Arbeiter durch den
Reiz des Gewinnantheils bewogen werden, die Kohle in hinlänglich großen
Stücken ans Licht zu fördern. Nicht minder klar ist es, daß eine solche Be¬
theiligung am Reingewinn, mag sie nun viel oder wenig Geld in des
Arbeiters Tasche bringen, die Wirkung haben muß, sein Mißtrauen und
seinen Neid zu dämpfen, sodaß man es begreift, wenn einer der zur lu-
ÄULtrial-xartnerLkip übergegangenen englischen Fabrikbesitzer den Umschwung
w den Gefühlen der Arbeiter gegen ihn „unaussprechlich wohlthuend" nennt.
Aber mit allen diesen Vorzügen der Neuerung ist man noch nicht über
ihre mannigfaltigen Schwierigkeiten hinaus, die zwar theils in ihrer Neuheit
liegen können, jedoch auch theilweise wenigstens als unüberwindlich sich her¬
ausstellen mögen. Wir bemerken in dieser Beziehung nur folgende Punkte.
Ist es zweckmäßig, die Arbeiter in Geschäfte zu verflechten, die sich kaum
innerhalb Jahresfrist abwickeln, und bei denen der Nutzen und Reingewinn
gleich Null sein, sich sogar einmal in eine negative Größe, in einen „Ma¬
lus" verwandeln kann? Was dann? Denn wenn statt eines Reinge¬
winnes ein Reinverlust sich herausstellt, dann müßten natürlich die Ar¬
beiter nach Maßgabe des empfangenen Lohnes für die eine Hälfte des
negativen Reingewinnes gemeinschaftlich aufkommen. Dies ist eine Even¬
tualität, die offenbar auch möglich ist, die aber von den Anhängern des
Systems in England nicht ausreichend berücksichtigt worden. Dennoch ist
sie in Betracht zu ziehen. Auf die Länge der Zeit würde kein Unternehmer
im Stande sein, nur das Licht, nicht aber gleichzeitig auch den Schatten
seinen Arbeitern freigebig mitzutheilen. Befindet sich ein Geschäft in blühen¬
der, gesicherter Finanzlage, so ist es für die Arbeiter kein großes Wagniß,
"ach dem neuen System zu arbeiten. Ist aber ein Geschäft weniger günstig
situirt, so kann die „InäuLtrial-I'artnorsIiix" für die Arbeiter allerdings sehr
gefährlich werden.
Sodann auch genügt es in der Regel nicht, daß ein Geschäft am Jahres¬
schlusse seinen Gewinn redlich austheilt an Diejenigen, welche zur Empfang¬
nahme berechtigt sind, es muß auch für fortgesetzte Capitalisirung eines
Theiles des Gewinnes im Geschäft gesorgt sein. Diesen Theil immer richtig
SU bestimmen und ihn nicht zu klein zu bemessen, wird bei denjenigen Ge¬
schäften, die einer so großen Zahl von Antheilinhabern gehören, sehr schwie¬
rig sein, viel schwieriger als bei denjenigen, die nur Einem Besitzer oder
einigen Wenigen gehören.
Das geschäftlich Rationellste wird oft für den einzelnen Arbeiter das
Unrationellste sein, weil er seine kleinen Errungenschaften häufig plötzlich
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