Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

Bild:
<< vorherige Seite

seit die preußische Verwaltung in Klausthal ihren Einzug gehalten hat. In
keinem anderen Theile der neuen Landestheile hat diese Verwaltung es' so
leicht, Segen zu verbreiten durch bloße Anwendung ihrer längst feststehen"
den Grundsätze. Sie wird dafür hoffentlich auch uni! die zur Vorbereitung
durchaus nöthige Zeit verfließen lassen.

Ein fernerer nothwendiger Schritt ist die Oeffnung des an Wasserkräften
so reichen, Holz und Erze in Fülle darbietenden Gebirges, für eine unge¬
hemmte Privatindustrie. Zur Herbeiführung dieses' wichtigen Fortschritts be¬
darf es vor allem der Aufschließung d>r nordöstlichen Thäler durch Eisen¬
bahnen. Die Nordhausen - Northeimer Bahn, welche die Ausgänge des
Oder-, Sieber- und Sose-Thals berührt, wird wahrscheinlich noch im laufen¬
den Jahre fertig; für eine im Innerste-Thal bergansteigende Bahn' nach
Klausthal hat der Handelsm'inister unlängst die besten Aussichten eröffnet,
als er dort zum Besuch war. Sobald diese Schienenwege eröffnet sind, muß
sich zeigen, inwiefern die Staatsw'erke noch betriebswürdig und verkäufvär
sind, denn dann kann die westfälische Steinkohle mit der Holzkohle concur¬
riren, wo dies überhaupt thunlich ist. Die Staatshütten mindestens werden
dann zum Verkauf auf Weiterbetrieb oder Abbruch gelangen, und Industrie-
Unternehmer aller Art sich so angezogen fühlen, daß voraussichtlich ein ganz
neues thätiges Leben in diesen stillen Thälern aufblühe. Solche Orte wie
Sieber und Lonau, die unfern des Eingangs eines romantischen Flu߬
thals liegen, oder wie Sachsa' und Steina unterm Rabenskopf -- einem der
schönsten Aussichtspunkte des ganzen' Gebirges -- werden dann leicht erreich¬
bare, viel besuchte Sommerfrischen werden, was jetzt längs des ganzen Ost¬
randes einzig Lauterberg und Grund sind.




Polnischer Monatsbericht.

X

Von der Ferienzeit, welche die europäische Politik sich alljährlich in den
Sommermonaten zu machen pflegt, liegt die größere Hälfte bereits hinter uns
-- bis zum Zusammentritt des preußischen Landtags, der auch in diesem Herbst
der Vereinigung'des Reichstags vorhergehen soll, sind es höchstens noch--zwei
Monate. Die Verhandlungen desselben werden dieses Mal ein neues Interesse
bringen, denn die administrative Decentralisation und die Anbahnung provin¬
zieller Selfgouvernements stehen auf der Tagesordnung der Parteien und sind


seit die preußische Verwaltung in Klausthal ihren Einzug gehalten hat. In
keinem anderen Theile der neuen Landestheile hat diese Verwaltung es' so
leicht, Segen zu verbreiten durch bloße Anwendung ihrer längst feststehen«
den Grundsätze. Sie wird dafür hoffentlich auch uni! die zur Vorbereitung
durchaus nöthige Zeit verfließen lassen.

Ein fernerer nothwendiger Schritt ist die Oeffnung des an Wasserkräften
so reichen, Holz und Erze in Fülle darbietenden Gebirges, für eine unge¬
hemmte Privatindustrie. Zur Herbeiführung dieses' wichtigen Fortschritts be¬
darf es vor allem der Aufschließung d>r nordöstlichen Thäler durch Eisen¬
bahnen. Die Nordhausen - Northeimer Bahn, welche die Ausgänge des
Oder-, Sieber- und Sose-Thals berührt, wird wahrscheinlich noch im laufen¬
den Jahre fertig; für eine im Innerste-Thal bergansteigende Bahn' nach
Klausthal hat der Handelsm'inister unlängst die besten Aussichten eröffnet,
als er dort zum Besuch war. Sobald diese Schienenwege eröffnet sind, muß
sich zeigen, inwiefern die Staatsw'erke noch betriebswürdig und verkäufvär
sind, denn dann kann die westfälische Steinkohle mit der Holzkohle concur¬
riren, wo dies überhaupt thunlich ist. Die Staatshütten mindestens werden
dann zum Verkauf auf Weiterbetrieb oder Abbruch gelangen, und Industrie-
Unternehmer aller Art sich so angezogen fühlen, daß voraussichtlich ein ganz
neues thätiges Leben in diesen stillen Thälern aufblühe. Solche Orte wie
Sieber und Lonau, die unfern des Eingangs eines romantischen Flu߬
thals liegen, oder wie Sachsa' und Steina unterm Rabenskopf — einem der
schönsten Aussichtspunkte des ganzen' Gebirges — werden dann leicht erreich¬
bare, viel besuchte Sommerfrischen werden, was jetzt längs des ganzen Ost¬
randes einzig Lauterberg und Grund sind.




Polnischer Monatsbericht.

X

Von der Ferienzeit, welche die europäische Politik sich alljährlich in den
Sommermonaten zu machen pflegt, liegt die größere Hälfte bereits hinter uns
— bis zum Zusammentritt des preußischen Landtags, der auch in diesem Herbst
der Vereinigung'des Reichstags vorhergehen soll, sind es höchstens noch--zwei
Monate. Die Verhandlungen desselben werden dieses Mal ein neues Interesse
bringen, denn die administrative Decentralisation und die Anbahnung provin¬
zieller Selfgouvernements stehen auf der Tagesordnung der Parteien und sind


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287082"/>
          <p xml:id="ID_943" prev="#ID_942"> seit die preußische Verwaltung in Klausthal ihren Einzug gehalten hat. In<lb/>
keinem anderen Theile der neuen Landestheile hat diese Verwaltung es' so<lb/>
leicht, Segen zu verbreiten durch bloße Anwendung ihrer längst feststehen«<lb/>
den Grundsätze. Sie wird dafür hoffentlich auch uni! die zur Vorbereitung<lb/>
durchaus nöthige Zeit verfließen lassen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_944"> Ein fernerer nothwendiger Schritt ist die Oeffnung des an Wasserkräften<lb/>
so reichen, Holz und Erze in Fülle darbietenden Gebirges, für eine unge¬<lb/>
hemmte Privatindustrie. Zur Herbeiführung dieses' wichtigen Fortschritts be¬<lb/>
darf es vor allem der Aufschließung d&gt;r nordöstlichen Thäler durch Eisen¬<lb/>
bahnen. Die Nordhausen - Northeimer Bahn, welche die Ausgänge des<lb/>
Oder-, Sieber- und Sose-Thals berührt, wird wahrscheinlich noch im laufen¬<lb/>
den Jahre fertig; für eine im Innerste-Thal bergansteigende Bahn' nach<lb/>
Klausthal hat der Handelsm'inister unlängst die besten Aussichten eröffnet,<lb/>
als er dort zum Besuch war. Sobald diese Schienenwege eröffnet sind, muß<lb/>
sich zeigen, inwiefern die Staatsw'erke noch betriebswürdig und verkäufvär<lb/>
sind, denn dann kann die westfälische Steinkohle mit der Holzkohle concur¬<lb/>
riren, wo dies überhaupt thunlich ist. Die Staatshütten mindestens werden<lb/>
dann zum Verkauf auf Weiterbetrieb oder Abbruch gelangen, und Industrie-<lb/>
Unternehmer aller Art sich so angezogen fühlen, daß voraussichtlich ein ganz<lb/>
neues thätiges Leben in diesen stillen Thälern aufblühe. Solche Orte wie<lb/>
Sieber und Lonau, die unfern des Eingangs eines romantischen Flu߬<lb/>
thals liegen, oder wie Sachsa' und Steina unterm Rabenskopf &#x2014; einem der<lb/>
schönsten Aussichtspunkte des ganzen' Gebirges &#x2014; werden dann leicht erreich¬<lb/>
bare, viel besuchte Sommerfrischen werden, was jetzt längs des ganzen Ost¬<lb/>
randes einzig Lauterberg und Grund sind.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Polnischer Monatsbericht.</head><lb/>
          <note type="byline"> X</note><lb/>
          <p xml:id="ID_945" next="#ID_946"> Von der Ferienzeit, welche die europäische Politik sich alljährlich in den<lb/>
Sommermonaten zu machen pflegt, liegt die größere Hälfte bereits hinter uns<lb/>
&#x2014; bis zum Zusammentritt des preußischen Landtags, der auch in diesem Herbst<lb/>
der Vereinigung'des Reichstags vorhergehen soll, sind es höchstens noch--zwei<lb/>
Monate. Die Verhandlungen desselben werden dieses Mal ein neues Interesse<lb/>
bringen, denn die administrative Decentralisation und die Anbahnung provin¬<lb/>
zieller Selfgouvernements stehen auf der Tagesordnung der Parteien und sind</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0370] seit die preußische Verwaltung in Klausthal ihren Einzug gehalten hat. In keinem anderen Theile der neuen Landestheile hat diese Verwaltung es' so leicht, Segen zu verbreiten durch bloße Anwendung ihrer längst feststehen« den Grundsätze. Sie wird dafür hoffentlich auch uni! die zur Vorbereitung durchaus nöthige Zeit verfließen lassen. Ein fernerer nothwendiger Schritt ist die Oeffnung des an Wasserkräften so reichen, Holz und Erze in Fülle darbietenden Gebirges, für eine unge¬ hemmte Privatindustrie. Zur Herbeiführung dieses' wichtigen Fortschritts be¬ darf es vor allem der Aufschließung d>r nordöstlichen Thäler durch Eisen¬ bahnen. Die Nordhausen - Northeimer Bahn, welche die Ausgänge des Oder-, Sieber- und Sose-Thals berührt, wird wahrscheinlich noch im laufen¬ den Jahre fertig; für eine im Innerste-Thal bergansteigende Bahn' nach Klausthal hat der Handelsm'inister unlängst die besten Aussichten eröffnet, als er dort zum Besuch war. Sobald diese Schienenwege eröffnet sind, muß sich zeigen, inwiefern die Staatsw'erke noch betriebswürdig und verkäufvär sind, denn dann kann die westfälische Steinkohle mit der Holzkohle concur¬ riren, wo dies überhaupt thunlich ist. Die Staatshütten mindestens werden dann zum Verkauf auf Weiterbetrieb oder Abbruch gelangen, und Industrie- Unternehmer aller Art sich so angezogen fühlen, daß voraussichtlich ein ganz neues thätiges Leben in diesen stillen Thälern aufblühe. Solche Orte wie Sieber und Lonau, die unfern des Eingangs eines romantischen Flu߬ thals liegen, oder wie Sachsa' und Steina unterm Rabenskopf — einem der schönsten Aussichtspunkte des ganzen' Gebirges — werden dann leicht erreich¬ bare, viel besuchte Sommerfrischen werden, was jetzt längs des ganzen Ost¬ randes einzig Lauterberg und Grund sind. Polnischer Monatsbericht. X Von der Ferienzeit, welche die europäische Politik sich alljährlich in den Sommermonaten zu machen pflegt, liegt die größere Hälfte bereits hinter uns — bis zum Zusammentritt des preußischen Landtags, der auch in diesem Herbst der Vereinigung'des Reichstags vorhergehen soll, sind es höchstens noch--zwei Monate. Die Verhandlungen desselben werden dieses Mal ein neues Interesse bringen, denn die administrative Decentralisation und die Anbahnung provin¬ zieller Selfgouvernements stehen auf der Tagesordnung der Parteien und sind

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/370
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/370>, abgerufen am 04.07.2024.