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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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ehrenvolle Erwähnung davon trug. Eine dem Querschnitt des Schiffs paralle
stehende Platte unter jeder Hälfte des Hinterschiffs wird von der Maschine
nach hinten gestoßen, und soll durch den Gegendruck des Wassers beim Vor-
wärtsziehn sich umlegen, um'dem Wasser keinen Widerstand zu bieten: die
nöthige Vergrößerung des "Hubes" will der Erfinder durch ein System von
Diagonalschienen erreichen, wie bei den "Schlangen" auf welchen Kinder ihre
hölzernen Soldaten plötzlich weit vorwärts schnellen und ebenso rasch zurück-
ziehn. Sinnreich ist die Idee jedenfalls: aber die Reibung in den Zapfen
der Diagonalschienen und das Complicirte der Construction erscheint uns für
die Praxis sehr bedenklich; auch die Platte würde durch die Wellen gar bald
am regelrechten Umklappen gehindert werden -- wie sich denn überhaupt ein
viel vollkommnerer Motor denken läßt. Tourouvre will blos die gewöhn¬
liche Schraube dadurch verbessern, daß er einen vollständigen Schraubengang
in einen hinten offnen Cylinder einschließt; doch dürste er damit eine unbe¬
queme Reibung des Wassers im Cylinder hervorrufen, ohne die horizontale
Wassersäule, auf die die Schraube sich stützt, genügend zu fixiren. Lelan-
chon dagegen will zwei Schrauben mit einer Maschine beliebig drehen --
doch scheint uns der Apparat im besten Falle sehr complicirt zu sein.

Wir kommen schließlich zu den neuen Erfindungen auf dem Gebiet der P an-
zerschiffconstruction. Von der unglücklichen schwimmenden Batterie eines
nicht genannten Engländers, die sich hier findet, sehen wir natürlich ab:
ein Suppenteller, aus den ein anderer gedeckt ist, ein Halbes Hundert Ka¬
nonenboote, die rings aus der Linie der Zusammensetzung hervorschauen
und ein Monitorthurm in der Mitte -- das ist die Construction. Das arme
Ding kann aber nicht schwimmen, denn der eingetauchte Theil ist viel zu
klein um solch ein Gewicht zu tragen; nicht zwei Kanonen können auf einen
Punkt feuern und das Kaliber der Geschütze ist bei ihrer Zahl nothwendig
so klein, daß Panzerschiffe ihnen gegenüber absolut sicher sind. AuchAdelines
elastische Widerlage (doeKinA, für Panzerplatten) von vulcanisirtem Kaut¬
schuk, dessen Querschnitt eine Wellenlinie zeigt, sodaß die "Wellenberge"
Raum zum Ausweichen haben, erscheint uns schweren Geschossen gegenüber
zu wenig solid. Beachtenswerther ist Palmers Fregatte mit festen Thürmen,
aber drehbaren Geschützständen darin, von denen die Kanonen durch drei
Scharten in jedem Thurm feuern sollen. Während aber so das Feuer sehr
beschränkt ist, zeigen zwei Modelle des Ringtunnel-Systems, von dem
vor einiger Zeit in diesen Blättern ausführlich die Rede war, die weitere,
oder vielmehr denkbar weiteste Ausbildung eines ähnlichen Gedankens.
Da die Geschütze auf Querrahmen 1V2 Fuß seitwärts rücken können,
sind die massiven Eisensäulen kein Hin terniß für den Schuß, und alle Ge¬
schütze vermögen zugleich nach demselben Punkt zu feuern, während sie durch


ehrenvolle Erwähnung davon trug. Eine dem Querschnitt des Schiffs paralle
stehende Platte unter jeder Hälfte des Hinterschiffs wird von der Maschine
nach hinten gestoßen, und soll durch den Gegendruck des Wassers beim Vor-
wärtsziehn sich umlegen, um'dem Wasser keinen Widerstand zu bieten: die
nöthige Vergrößerung des „Hubes" will der Erfinder durch ein System von
Diagonalschienen erreichen, wie bei den „Schlangen" auf welchen Kinder ihre
hölzernen Soldaten plötzlich weit vorwärts schnellen und ebenso rasch zurück-
ziehn. Sinnreich ist die Idee jedenfalls: aber die Reibung in den Zapfen
der Diagonalschienen und das Complicirte der Construction erscheint uns für
die Praxis sehr bedenklich; auch die Platte würde durch die Wellen gar bald
am regelrechten Umklappen gehindert werden — wie sich denn überhaupt ein
viel vollkommnerer Motor denken läßt. Tourouvre will blos die gewöhn¬
liche Schraube dadurch verbessern, daß er einen vollständigen Schraubengang
in einen hinten offnen Cylinder einschließt; doch dürste er damit eine unbe¬
queme Reibung des Wassers im Cylinder hervorrufen, ohne die horizontale
Wassersäule, auf die die Schraube sich stützt, genügend zu fixiren. Lelan-
chon dagegen will zwei Schrauben mit einer Maschine beliebig drehen —
doch scheint uns der Apparat im besten Falle sehr complicirt zu sein.

Wir kommen schließlich zu den neuen Erfindungen auf dem Gebiet der P an-
zerschiffconstruction. Von der unglücklichen schwimmenden Batterie eines
nicht genannten Engländers, die sich hier findet, sehen wir natürlich ab:
ein Suppenteller, aus den ein anderer gedeckt ist, ein Halbes Hundert Ka¬
nonenboote, die rings aus der Linie der Zusammensetzung hervorschauen
und ein Monitorthurm in der Mitte — das ist die Construction. Das arme
Ding kann aber nicht schwimmen, denn der eingetauchte Theil ist viel zu
klein um solch ein Gewicht zu tragen; nicht zwei Kanonen können auf einen
Punkt feuern und das Kaliber der Geschütze ist bei ihrer Zahl nothwendig
so klein, daß Panzerschiffe ihnen gegenüber absolut sicher sind. AuchAdelines
elastische Widerlage (doeKinA, für Panzerplatten) von vulcanisirtem Kaut¬
schuk, dessen Querschnitt eine Wellenlinie zeigt, sodaß die „Wellenberge"
Raum zum Ausweichen haben, erscheint uns schweren Geschossen gegenüber
zu wenig solid. Beachtenswerther ist Palmers Fregatte mit festen Thürmen,
aber drehbaren Geschützständen darin, von denen die Kanonen durch drei
Scharten in jedem Thurm feuern sollen. Während aber so das Feuer sehr
beschränkt ist, zeigen zwei Modelle des Ringtunnel-Systems, von dem
vor einiger Zeit in diesen Blättern ausführlich die Rede war, die weitere,
oder vielmehr denkbar weiteste Ausbildung eines ähnlichen Gedankens.
Da die Geschütze auf Querrahmen 1V2 Fuß seitwärts rücken können,
sind die massiven Eisensäulen kein Hin terniß für den Schuß, und alle Ge¬
schütze vermögen zugleich nach demselben Punkt zu feuern, während sie durch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/292>, abgerufen am 04.07.2024.