Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.Familie unseren gemeinnützigen Vereinen Antheil und Förderung zuwenden. Aus Berichten über die Verhandlungen, welche die Kronprinzessin vor Die erste Industrieausstellung zu London 1851 machte den ausstellenden Familie unseren gemeinnützigen Vereinen Antheil und Förderung zuwenden. Aus Berichten über die Verhandlungen, welche die Kronprinzessin vor Die erste Industrieausstellung zu London 1851 machte den ausstellenden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117524"/> <p xml:id="ID_1686" prev="#ID_1685"> Familie unseren gemeinnützigen Vereinen Antheil und Förderung zuwenden.<lb/> Und ich möchte heut einmal unsere Kronprinzessin rühmen. Man erkennt<lb/> bei uns in Preußen allmählich den Werth der genialen Frau, welche der<lb/> Kronprinz aus dem englischen Königshause zu uns herübergeführt hat. Wir<lb/> merkten bald, daß die Kronprinzessin eine gute Mutter und Hausfrau ist.<lb/> welche die Erziehung ihrer Kinder sehr sorgfältig und in großem Sinne leitet,<lb/> zu deren Stolz gehört, in alter Weise auch als Hausherrin ihrem Haushalt<lb/> vorzustehen; sie ist die Herzensfreundin und Vertraute ihres Gemahls, und<lb/> die Innigkeit und Reinheit dieser Ehe eine Freude der Stadt. Aber sie ist auch<lb/> eine sehr reich begabte Natur, welche dafür gilt, alle, welche in ihre Nähe<lb/> kommen, durch die Liebenswürdigkeit ihres Herzens fest an sich zu fesseln, ein<lb/> ernster Geist, ein wahrhaftiges Gemüth mit einer reichen und sichern Bildung,<lb/> liberal nicht nur aus Klugheit, sondern aus Herzensbedürfniß, und sie ist<lb/> endlich nicht nur von schönem Schwunge des Geistes und der Phantasie, auch<lb/> von einer dauerhaften und männlichen Thatkraft. Bei der großen Zahl von<lb/> Pflichten und Zerstreuungen, welche ihre Stellung unvermeidlich macht, ist<lb/> doch erfreulich, daß sie bei jeder Beschäftigung ein ganzes, volles und dauer¬<lb/> haftes Interesse einzusetzen weiß. Auf dem Bazar für die Victoria-Stiftung sah<lb/> unser Publikum zwei Oelbilder und einige Statuetten von ihrer Hand, deren<lb/> Technik und bescheidener Realismus sehr achtungswerth waren. Bei den Ge¬<lb/> lehrten, mit denen die erlauchte Frau sich unterhält, ist eine Ueberraschung<lb/> darüber nicht ungewöhnlich, wie gut die Prinzessin auf jedem Gebiet orientirt<lb/> ist, und wie entschlossen sie sich die Resultate freier Forschung zu eigen ge¬<lb/> macht hat. Und der Landwirth, der über seinen Beruf zu ihr redet, kann<lb/> sich gratuliren, wenn er die Racen der Rutzthiere und, den Werth jeder ein¬<lb/> zelnen für seine Wirthschaft so gut zu beurtheilen weiß, als diese wohlerfahrene<lb/> Tochter des großen englischen Farmers. Von denen endlich, welche das--<lb/> glückliche Familienleben des kronprinzlichen Hauses gesehen, wird als bester<lb/> Eindruck hervorgehoben, wie schön sich die schwungvolle, in großen Ideen<lb/> lebende Seele der Frau und der lautere Charakter ihres Gemahls, sein<lb/> klarer Verstand und praktisches Wesen ergänzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1687"> Aus Berichten über die Verhandlungen, welche die Kronprinzessin vor<lb/> Gründung des Gewerbemuseums mit einigen Leitern des Unternehmens<lb/> hatte, vermag Ihr Correspondent wenigstens ungefähr die Gesichtspunkte zu<lb/> erkennen, welche von der hohen Dame bei dem Unternehmen geltend ge¬<lb/> macht wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1688" next="#ID_1689"> Die erste Industrieausstellung zu London 1851 machte den ausstellenden<lb/> Engländern, nicht zuletzt dem Prinzen Albert, dem thätigen Leiter des Unter¬<lb/> nehmens, auffällig, wiesehr englische Industrie und Handwerke fast überall,<lb/> wo schöne und zierliche Arbeit, wo Geschmack und wohlthuende Form ver'</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
Familie unseren gemeinnützigen Vereinen Antheil und Förderung zuwenden.
Und ich möchte heut einmal unsere Kronprinzessin rühmen. Man erkennt
bei uns in Preußen allmählich den Werth der genialen Frau, welche der
Kronprinz aus dem englischen Königshause zu uns herübergeführt hat. Wir
merkten bald, daß die Kronprinzessin eine gute Mutter und Hausfrau ist.
welche die Erziehung ihrer Kinder sehr sorgfältig und in großem Sinne leitet,
zu deren Stolz gehört, in alter Weise auch als Hausherrin ihrem Haushalt
vorzustehen; sie ist die Herzensfreundin und Vertraute ihres Gemahls, und
die Innigkeit und Reinheit dieser Ehe eine Freude der Stadt. Aber sie ist auch
eine sehr reich begabte Natur, welche dafür gilt, alle, welche in ihre Nähe
kommen, durch die Liebenswürdigkeit ihres Herzens fest an sich zu fesseln, ein
ernster Geist, ein wahrhaftiges Gemüth mit einer reichen und sichern Bildung,
liberal nicht nur aus Klugheit, sondern aus Herzensbedürfniß, und sie ist
endlich nicht nur von schönem Schwunge des Geistes und der Phantasie, auch
von einer dauerhaften und männlichen Thatkraft. Bei der großen Zahl von
Pflichten und Zerstreuungen, welche ihre Stellung unvermeidlich macht, ist
doch erfreulich, daß sie bei jeder Beschäftigung ein ganzes, volles und dauer¬
haftes Interesse einzusetzen weiß. Auf dem Bazar für die Victoria-Stiftung sah
unser Publikum zwei Oelbilder und einige Statuetten von ihrer Hand, deren
Technik und bescheidener Realismus sehr achtungswerth waren. Bei den Ge¬
lehrten, mit denen die erlauchte Frau sich unterhält, ist eine Ueberraschung
darüber nicht ungewöhnlich, wie gut die Prinzessin auf jedem Gebiet orientirt
ist, und wie entschlossen sie sich die Resultate freier Forschung zu eigen ge¬
macht hat. Und der Landwirth, der über seinen Beruf zu ihr redet, kann
sich gratuliren, wenn er die Racen der Rutzthiere und, den Werth jeder ein¬
zelnen für seine Wirthschaft so gut zu beurtheilen weiß, als diese wohlerfahrene
Tochter des großen englischen Farmers. Von denen endlich, welche das--
glückliche Familienleben des kronprinzlichen Hauses gesehen, wird als bester
Eindruck hervorgehoben, wie schön sich die schwungvolle, in großen Ideen
lebende Seele der Frau und der lautere Charakter ihres Gemahls, sein
klarer Verstand und praktisches Wesen ergänzen.
Aus Berichten über die Verhandlungen, welche die Kronprinzessin vor
Gründung des Gewerbemuseums mit einigen Leitern des Unternehmens
hatte, vermag Ihr Correspondent wenigstens ungefähr die Gesichtspunkte zu
erkennen, welche von der hohen Dame bei dem Unternehmen geltend ge¬
macht wurden.
Die erste Industrieausstellung zu London 1851 machte den ausstellenden
Engländern, nicht zuletzt dem Prinzen Albert, dem thätigen Leiter des Unter¬
nehmens, auffällig, wiesehr englische Industrie und Handwerke fast überall,
wo schöne und zierliche Arbeit, wo Geschmack und wohlthuende Form ver'
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