Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band. Nie dacht' ich wahrlich dies, Daß ich um Lieb' den Scherz, Um Lust mein Dichten ließ, Noch klagt', wenn froh mein Herz. Mich schloß in Banden süß Die Liebe, mir will scheinen Als wär' es mein Beruf, Zu dem mich Gott erschuf, Zu dienen nur der Einen. Oft klag' ich bitter an. Was mich mit Lust umringt; Ihr dank ich freudig dann, Ob sie mir Trübsal bringt; Doch Trug ich nicht ersann: Wen holde Minne zieret, Muß leiden williglich; Denn oftmals fügt' es sich, Daß Leid zur Lust sie führet. Nicht sagen darf sein Leid, Noch bitt'rar Kränkung Schmerz, Noch daß Verlust ihn reut, Noch daß ihm froh das Herz, Der Freunds der stets bereit, Zu ändern sein Betragen. Voreilig mancher spricht; Im Grund versteht er nicht, Von Leid und Lust zu sagen. " Ihr nahmt so ganz mich ein, Daß oft selbst beim Gehet Ich denk' an Euch allein. Bor meiner Seele steht Der Farbe frischer Schein, Der Leib der üppig schlanke, Daß nichts mich anders freut. Doch alle Seligkeit Erwecke mir der Gedanke. F. H. Nie dacht' ich wahrlich dies, Daß ich um Lieb' den Scherz, Um Lust mein Dichten ließ, Noch klagt', wenn froh mein Herz. Mich schloß in Banden süß Die Liebe, mir will scheinen Als wär' es mein Beruf, Zu dem mich Gott erschuf, Zu dienen nur der Einen. Oft klag' ich bitter an. Was mich mit Lust umringt; Ihr dank ich freudig dann, Ob sie mir Trübsal bringt; Doch Trug ich nicht ersann: Wen holde Minne zieret, Muß leiden williglich; Denn oftmals fügt' es sich, Daß Leid zur Lust sie führet. Nicht sagen darf sein Leid, Noch bitt'rar Kränkung Schmerz, Noch daß Verlust ihn reut, Noch daß ihm froh das Herz, Der Freunds der stets bereit, Zu ändern sein Betragen. Voreilig mancher spricht; Im Grund versteht er nicht, Von Leid und Lust zu sagen. „ Ihr nahmt so ganz mich ein, Daß oft selbst beim Gehet Ich denk' an Euch allein. Bor meiner Seele steht Der Farbe frischer Schein, Der Leib der üppig schlanke, Daß nichts mich anders freut. Doch alle Seligkeit Erwecke mir der Gedanke. F. H. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0272" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/288104"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <l> Nie dacht' ich wahrlich dies,<lb/> Daß ich um Lieb' den Scherz,<lb/> Um Lust mein Dichten ließ,<lb/> Noch klagt', wenn froh mein Herz.<lb/> Mich schloß in Banden süß<lb/> Die Liebe, mir will scheinen<lb/> Als wär' es mein Beruf,<lb/> Zu dem mich Gott erschuf,<lb/> Zu dienen nur der Einen.</l> <l> Oft klag' ich bitter an.<lb/> Was mich mit Lust umringt;<lb/> Ihr dank ich freudig dann,<lb/> Ob sie mir Trübsal bringt;<lb/> Doch Trug ich nicht ersann:<lb/> Wen holde Minne zieret,<lb/> Muß leiden williglich;<lb/> Denn oftmals fügt' es sich,<lb/> Daß Leid zur Lust sie führet.</l> <l> Nicht sagen darf sein Leid,<lb/> Noch bitt'rar Kränkung Schmerz,<lb/> Noch daß Verlust ihn reut,<lb/> Noch daß ihm froh das Herz,<lb/> Der Freunds der stets bereit,<lb/> Zu ändern sein Betragen.<lb/> Voreilig mancher spricht;<lb/> Im Grund versteht er nicht,<lb/> Von Leid und Lust zu sagen. „</l> <l> Ihr nahmt so ganz mich ein,<lb/> Daß oft selbst beim Gehet<lb/> Ich denk' an Euch allein.<lb/> Bor meiner Seele steht<lb/> Der Farbe frischer Schein,<lb/> Der Leib der üppig schlanke,<lb/> Daß nichts mich anders freut.<lb/> Doch alle Seligkeit<lb/> Erwecke mir der Gedanke.</l> </lg><lb/> <note type="byline"> F. H.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0272]
Nie dacht' ich wahrlich dies,
Daß ich um Lieb' den Scherz,
Um Lust mein Dichten ließ,
Noch klagt', wenn froh mein Herz.
Mich schloß in Banden süß
Die Liebe, mir will scheinen
Als wär' es mein Beruf,
Zu dem mich Gott erschuf,
Zu dienen nur der Einen. Oft klag' ich bitter an.
Was mich mit Lust umringt;
Ihr dank ich freudig dann,
Ob sie mir Trübsal bringt;
Doch Trug ich nicht ersann:
Wen holde Minne zieret,
Muß leiden williglich;
Denn oftmals fügt' es sich,
Daß Leid zur Lust sie führet. Nicht sagen darf sein Leid,
Noch bitt'rar Kränkung Schmerz,
Noch daß Verlust ihn reut,
Noch daß ihm froh das Herz,
Der Freunds der stets bereit,
Zu ändern sein Betragen.
Voreilig mancher spricht;
Im Grund versteht er nicht,
Von Leid und Lust zu sagen. „ Ihr nahmt so ganz mich ein,
Daß oft selbst beim Gehet
Ich denk' an Euch allein.
Bor meiner Seele steht
Der Farbe frischer Schein,
Der Leib der üppig schlanke,
Daß nichts mich anders freut.
Doch alle Seligkeit
Erwecke mir der Gedanke.
F. H.
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