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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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wird. Es ist das Ringtunnelsystem, das wir vor einiger Zeit in der
Seezeitung "Hansa" ausführlicher beschrieben haben, und dessen Grundzüge
wir hier kurz angeben wollen. Das Ringtunnelsystem ist im Wesentlichen
ein Pivotsystem mit hohem Bord, das freie Schußwirkung nach allen Seiten
mit Seefähigkeit und außerdem mit viel größerer Solidität der Construction
als bei den Kuppelschiffen vereinigt.

Der Bau des eigentlichen Schiffskörpers weicht im äußeren nur wenig
von den bisherigen Panzerfregatten ab. Vom Kiel bis zu einer Horizontal¬
linie SV./ unter Wasser ragen die beiden Enden des Schiffs etwa 20' weiter
vor, als in dem Theil in und über der Wasserlinie, um gehörige Schwimm-
und Hebekraft (buoz^on^) für Ueberwindung der Wellen zu gewinnen, da dieser
ungepanzerte Theil unter Wasser, welcher durch das Wasser selbst genügend
geschützt ist, keine Panzerung braucht. Aus demselben Grunde ist keine schwere
Bugbatterie angebracht, wie bei den Engländern, und ebenso ist der Bug
auch nicht mit einem massiven Sporn bewehrt, sondern in der Form wie
bei unserem "Kronprinz" hohl und nur so stark, wie bei gewöhnlichen sehr
stark gebauten Eisenschiffen, da diese Bugform zum Anrennen genügt und
außerdem der Nutzen des Anrennens, wie wir bei der Beschreibung der
Fregatte "Kronprinz" zeigten, ein problematischer ist. Während der ganze Theil
des Schiffs unter Wasser das neue englische Zellensystem und , Querschotten
bekommen muß, sind das Ruder und die Zwillingsschrauben zu beiden
Seiten des verbesserten Balance-Steuers wie dieses durch einen unter
Wasser horizontal hervorragenden starken Eisenschirm oder Kragen nach oben
gedeckt, der auch die heftigen Bewegungen des Hinterschiffs sehr mildern
wird. Ebenso schießt die Bug- und die Heckform (letztere scharfkantig wie bei
der "Gloire") oben etwas aus, um zu verhindern, daß Seen über das Deck
brechen oder daß das Schiff zu sehr "einHaut".

In der Wasserlinie, von 3'// unter Wasser bis zu dem etwa 4V/ über
Wasser gelegenen bombenfesten Batteriedeck umgibt das Schiff ein Panzer
gürtet von größtmöglicher Stärke, d. h. noch bedeutenderer Stärke als die
gesammte Schiffspanzerung im Durchschnitt ergeben würde, indem die Batte¬
riedeckung und ebenso die Dicke der Eisensand hinter dem Panzer auf Kosten
des Panzergürtels etwas reducirt ist. Denn die Deckung dieses Theils, also
die Sicherung des Schiffs vor dem Leckwerden und die Sicherung der Ma¬
schine ist das Allerwichtigste, eine Lebensfrage für das ganze Schiff, wäh¬
rend die Sicherung der Geschütze blos partielles Interesse hat. Aus dem¬
selben Grunde ist der Gürtelpanzer an allen Stellen gleich stark, nicht an
den Enden schwächer, wie bei vielen englischen Schiffen. Vom Batterie¬
deck aus steigt nun ringsum eine leichte Eisenwand, wie bei gewöhnlichen
Passagieroamvfern, mit Fenstern für die Lüftung empor bis zum Oberdeck


wird. Es ist das Ringtunnelsystem, das wir vor einiger Zeit in der
Seezeitung „Hansa" ausführlicher beschrieben haben, und dessen Grundzüge
wir hier kurz angeben wollen. Das Ringtunnelsystem ist im Wesentlichen
ein Pivotsystem mit hohem Bord, das freie Schußwirkung nach allen Seiten
mit Seefähigkeit und außerdem mit viel größerer Solidität der Construction
als bei den Kuppelschiffen vereinigt.

Der Bau des eigentlichen Schiffskörpers weicht im äußeren nur wenig
von den bisherigen Panzerfregatten ab. Vom Kiel bis zu einer Horizontal¬
linie SV./ unter Wasser ragen die beiden Enden des Schiffs etwa 20' weiter
vor, als in dem Theil in und über der Wasserlinie, um gehörige Schwimm-
und Hebekraft (buoz^on^) für Ueberwindung der Wellen zu gewinnen, da dieser
ungepanzerte Theil unter Wasser, welcher durch das Wasser selbst genügend
geschützt ist, keine Panzerung braucht. Aus demselben Grunde ist keine schwere
Bugbatterie angebracht, wie bei den Engländern, und ebenso ist der Bug
auch nicht mit einem massiven Sporn bewehrt, sondern in der Form wie
bei unserem „Kronprinz" hohl und nur so stark, wie bei gewöhnlichen sehr
stark gebauten Eisenschiffen, da diese Bugform zum Anrennen genügt und
außerdem der Nutzen des Anrennens, wie wir bei der Beschreibung der
Fregatte „Kronprinz" zeigten, ein problematischer ist. Während der ganze Theil
des Schiffs unter Wasser das neue englische Zellensystem und , Querschotten
bekommen muß, sind das Ruder und die Zwillingsschrauben zu beiden
Seiten des verbesserten Balance-Steuers wie dieses durch einen unter
Wasser horizontal hervorragenden starken Eisenschirm oder Kragen nach oben
gedeckt, der auch die heftigen Bewegungen des Hinterschiffs sehr mildern
wird. Ebenso schießt die Bug- und die Heckform (letztere scharfkantig wie bei
der „Gloire") oben etwas aus, um zu verhindern, daß Seen über das Deck
brechen oder daß das Schiff zu sehr „einHaut".

In der Wasserlinie, von 3'// unter Wasser bis zu dem etwa 4V/ über
Wasser gelegenen bombenfesten Batteriedeck umgibt das Schiff ein Panzer
gürtet von größtmöglicher Stärke, d. h. noch bedeutenderer Stärke als die
gesammte Schiffspanzerung im Durchschnitt ergeben würde, indem die Batte¬
riedeckung und ebenso die Dicke der Eisensand hinter dem Panzer auf Kosten
des Panzergürtels etwas reducirt ist. Denn die Deckung dieses Theils, also
die Sicherung des Schiffs vor dem Leckwerden und die Sicherung der Ma¬
schine ist das Allerwichtigste, eine Lebensfrage für das ganze Schiff, wäh¬
rend die Sicherung der Geschütze blos partielles Interesse hat. Aus dem¬
selben Grunde ist der Gürtelpanzer an allen Stellen gleich stark, nicht an
den Enden schwächer, wie bei vielen englischen Schiffen. Vom Batterie¬
deck aus steigt nun ringsum eine leichte Eisenwand, wie bei gewöhnlichen
Passagieroamvfern, mit Fenstern für die Lüftung empor bis zum Oberdeck


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/228>, abgerufen am 05.02.2025.