Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

mentem Batterien, ein Eindruck, der durch den schwärzlich grauen Anstrich der
hochragenden Masse noch gesteigert wird. Die Decklinie läuft nicht glatt dahin,
sondern ist durch die beiden Casemattenthürme und eine kleine Schanze unter¬
brochen: sein Bug schießt unten in einem langen Sporn vor wie bei den fran-
zösischen Panzerlinienschiffen, und das Heat, das mit vergoldetem Schnitzwerk
verziert ist. steigt in allseitiger, horizontaler wie verticaler Rundung voll und
hoch empor und bildet im Profil fast einen Viertelkreisbogen, dessen Scheitel
nach hinten abwärts gerichtet ist, wobei er Steuerruder und Schrauben deckt.

Unter Wasser nämlich theilt sich die Hintere Hälfte des Schiffs genau
so, wie wenn hier zwei Schiffe nebeneinander hart Bord an Bord lägen;
darüber erhebt sich ein einziger gemeinschaftlicher Oberbau, und auch unter
Wasser bildet der Rumpf nach vorn von dem Punkte ab, wo die beiden inneren
Bordwände des Doppelkörpers zusammentreffen, einen einzigen Körper mit
einem Bug. Die Idee einer solchen Zweitheilung ist nichts weniger als
neu, schon der ägyptische König Ptolemäus Philopator. ein eifriger Förderer
der Marine, der sich namentlich in der Ausführung absonderlicher Entwürfe
gefiel, hatte ein Schiff gebaut, das allerdings nicht blos hinten, sondern auch
vorn unter Wasser und oben in Bug und Heat aus zwei besonderen neben¬
einander liegenden Körpern bestand. Wenn der französische Schiffbauer Armand
neuerdings diese Idee wieder aufgenommen hat (und ebenso die Engländer in
der jetzt im Bau befindlichen Panzercorvette "Penelope"). so geschah es. weil
man damit den Vortheil erreichte, zwei Schrauben dicht an den Enden des
Schiffs anbringen zu können, sodaß ihre Schäfte bis zur Schraube selbst völlig
geschützt liegen, nicht aber exponirt sind wie bei gewöhnlichen Zwillingsschrauben¬
schiffen, wo die Schraubenschäfte auf jeder Seite des Hintersternes aus dem
Schiffe herauskommen und noch durch zwei Bügel zu stützen sind. -- Den Vor¬
theil zweier Schrauben neben einander für leichtere Lenkbarkeit des Schiffs und
Verringerung des Tiefgangs haben wir schon früher bei Besprechung der Zwil-
lingsschraubenconstruction für unsere Avisos auseinandergesetzt. Auch der "Prinz
Adalbert" verdankt dieser Construction, daß er in noch nicht 4 Minuten sich
vollständig umdrehen kann, eine Bewegung, die bei einer einzelnen Schraube
viel länger dauert. nachtheilig hingegen dürfte es nach unserer Ansicht sein,
daß wegen der verdoppelten Fläche des Schiffskörpers die Krümmung der Linien
nicht so günstig ausfällt, wie bei einem einzigen Hinterschiff; die Reibung des
Wassers wächst, das Hinterschiff wird durch die Spaltung schwächer, und die
sich dazwischen eindrängenden Seen können den Bau sehr lockern. Indessen
bleiben die Ersahrungen in dieser Beziehung noch abzuwarten. Entsprechend
dem Doppelrumpfe besitzt das Schiff hinten 2 Kiele, 2 Hinterstcrne. 2 Schrau¬
ben und 2 Steuer, welche letzteren durch dasselbe Steuerreep gedreht werden,
genau wie die beiden Steuer der antiken Ruderkriegsschiffe.


Grenzboten IV. 1Al7. ^

mentem Batterien, ein Eindruck, der durch den schwärzlich grauen Anstrich der
hochragenden Masse noch gesteigert wird. Die Decklinie läuft nicht glatt dahin,
sondern ist durch die beiden Casemattenthürme und eine kleine Schanze unter¬
brochen: sein Bug schießt unten in einem langen Sporn vor wie bei den fran-
zösischen Panzerlinienschiffen, und das Heat, das mit vergoldetem Schnitzwerk
verziert ist. steigt in allseitiger, horizontaler wie verticaler Rundung voll und
hoch empor und bildet im Profil fast einen Viertelkreisbogen, dessen Scheitel
nach hinten abwärts gerichtet ist, wobei er Steuerruder und Schrauben deckt.

Unter Wasser nämlich theilt sich die Hintere Hälfte des Schiffs genau
so, wie wenn hier zwei Schiffe nebeneinander hart Bord an Bord lägen;
darüber erhebt sich ein einziger gemeinschaftlicher Oberbau, und auch unter
Wasser bildet der Rumpf nach vorn von dem Punkte ab, wo die beiden inneren
Bordwände des Doppelkörpers zusammentreffen, einen einzigen Körper mit
einem Bug. Die Idee einer solchen Zweitheilung ist nichts weniger als
neu, schon der ägyptische König Ptolemäus Philopator. ein eifriger Förderer
der Marine, der sich namentlich in der Ausführung absonderlicher Entwürfe
gefiel, hatte ein Schiff gebaut, das allerdings nicht blos hinten, sondern auch
vorn unter Wasser und oben in Bug und Heat aus zwei besonderen neben¬
einander liegenden Körpern bestand. Wenn der französische Schiffbauer Armand
neuerdings diese Idee wieder aufgenommen hat (und ebenso die Engländer in
der jetzt im Bau befindlichen Panzercorvette „Penelope"). so geschah es. weil
man damit den Vortheil erreichte, zwei Schrauben dicht an den Enden des
Schiffs anbringen zu können, sodaß ihre Schäfte bis zur Schraube selbst völlig
geschützt liegen, nicht aber exponirt sind wie bei gewöhnlichen Zwillingsschrauben¬
schiffen, wo die Schraubenschäfte auf jeder Seite des Hintersternes aus dem
Schiffe herauskommen und noch durch zwei Bügel zu stützen sind. — Den Vor¬
theil zweier Schrauben neben einander für leichtere Lenkbarkeit des Schiffs und
Verringerung des Tiefgangs haben wir schon früher bei Besprechung der Zwil-
lingsschraubenconstruction für unsere Avisos auseinandergesetzt. Auch der „Prinz
Adalbert" verdankt dieser Construction, daß er in noch nicht 4 Minuten sich
vollständig umdrehen kann, eine Bewegung, die bei einer einzelnen Schraube
viel länger dauert. nachtheilig hingegen dürfte es nach unserer Ansicht sein,
daß wegen der verdoppelten Fläche des Schiffskörpers die Krümmung der Linien
nicht so günstig ausfällt, wie bei einem einzigen Hinterschiff; die Reibung des
Wassers wächst, das Hinterschiff wird durch die Spaltung schwächer, und die
sich dazwischen eindrängenden Seen können den Bau sehr lockern. Indessen
bleiben die Ersahrungen in dieser Beziehung noch abzuwarten. Entsprechend
dem Doppelrumpfe besitzt das Schiff hinten 2 Kiele, 2 Hinterstcrne. 2 Schrau¬
ben und 2 Steuer, welche letzteren durch dasselbe Steuerreep gedreht werden,
genau wie die beiden Steuer der antiken Ruderkriegsschiffe.


Grenzboten IV. 1Al7. ^
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0385" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192146"/>
            <p xml:id="ID_1030" prev="#ID_1029"> mentem Batterien, ein Eindruck, der durch den schwärzlich grauen Anstrich der<lb/>
hochragenden Masse noch gesteigert wird. Die Decklinie läuft nicht glatt dahin,<lb/>
sondern ist durch die beiden Casemattenthürme und eine kleine Schanze unter¬<lb/>
brochen: sein Bug schießt unten in einem langen Sporn vor wie bei den fran-<lb/>
zösischen Panzerlinienschiffen, und das Heat, das mit vergoldetem Schnitzwerk<lb/>
verziert ist. steigt in allseitiger, horizontaler wie verticaler Rundung voll und<lb/>
hoch empor und bildet im Profil fast einen Viertelkreisbogen, dessen Scheitel<lb/>
nach hinten abwärts gerichtet ist, wobei er Steuerruder und Schrauben deckt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1031"> Unter Wasser nämlich theilt sich die Hintere Hälfte des Schiffs genau<lb/>
so, wie wenn hier zwei Schiffe nebeneinander hart Bord an Bord lägen;<lb/>
darüber erhebt sich ein einziger gemeinschaftlicher Oberbau, und auch unter<lb/>
Wasser bildet der Rumpf nach vorn von dem Punkte ab, wo die beiden inneren<lb/>
Bordwände des Doppelkörpers zusammentreffen, einen einzigen Körper mit<lb/>
einem Bug. Die Idee einer solchen Zweitheilung ist nichts weniger als<lb/>
neu, schon der ägyptische König Ptolemäus Philopator. ein eifriger Förderer<lb/>
der Marine, der sich namentlich in der Ausführung absonderlicher Entwürfe<lb/>
gefiel, hatte ein Schiff gebaut, das allerdings nicht blos hinten, sondern auch<lb/>
vorn unter Wasser und oben in Bug und Heat aus zwei besonderen neben¬<lb/>
einander liegenden Körpern bestand. Wenn der französische Schiffbauer Armand<lb/>
neuerdings diese Idee wieder aufgenommen hat (und ebenso die Engländer in<lb/>
der jetzt im Bau befindlichen Panzercorvette &#x201E;Penelope"). so geschah es. weil<lb/>
man damit den Vortheil erreichte, zwei Schrauben dicht an den Enden des<lb/>
Schiffs anbringen zu können, sodaß ihre Schäfte bis zur Schraube selbst völlig<lb/>
geschützt liegen, nicht aber exponirt sind wie bei gewöhnlichen Zwillingsschrauben¬<lb/>
schiffen, wo die Schraubenschäfte auf jeder Seite des Hintersternes aus dem<lb/>
Schiffe herauskommen und noch durch zwei Bügel zu stützen sind. &#x2014; Den Vor¬<lb/>
theil zweier Schrauben neben einander für leichtere Lenkbarkeit des Schiffs und<lb/>
Verringerung des Tiefgangs haben wir schon früher bei Besprechung der Zwil-<lb/>
lingsschraubenconstruction für unsere Avisos auseinandergesetzt. Auch der &#x201E;Prinz<lb/>
Adalbert" verdankt dieser Construction, daß er in noch nicht 4 Minuten sich<lb/>
vollständig umdrehen kann, eine Bewegung, die bei einer einzelnen Schraube<lb/>
viel länger dauert.  nachtheilig hingegen dürfte es nach unserer Ansicht sein,<lb/>
daß wegen der verdoppelten Fläche des Schiffskörpers die Krümmung der Linien<lb/>
nicht so günstig ausfällt, wie bei einem einzigen Hinterschiff; die Reibung des<lb/>
Wassers wächst, das Hinterschiff wird durch die Spaltung schwächer, und die<lb/>
sich dazwischen eindrängenden Seen können den Bau sehr lockern. Indessen<lb/>
bleiben die Ersahrungen in dieser Beziehung noch abzuwarten. Entsprechend<lb/>
dem Doppelrumpfe besitzt das Schiff hinten 2 Kiele, 2 Hinterstcrne. 2 Schrau¬<lb/>
ben und 2 Steuer, welche letzteren durch dasselbe Steuerreep gedreht werden,<lb/>
genau wie die beiden Steuer der antiken Ruderkriegsschiffe.</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1Al7. ^</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0385] mentem Batterien, ein Eindruck, der durch den schwärzlich grauen Anstrich der hochragenden Masse noch gesteigert wird. Die Decklinie läuft nicht glatt dahin, sondern ist durch die beiden Casemattenthürme und eine kleine Schanze unter¬ brochen: sein Bug schießt unten in einem langen Sporn vor wie bei den fran- zösischen Panzerlinienschiffen, und das Heat, das mit vergoldetem Schnitzwerk verziert ist. steigt in allseitiger, horizontaler wie verticaler Rundung voll und hoch empor und bildet im Profil fast einen Viertelkreisbogen, dessen Scheitel nach hinten abwärts gerichtet ist, wobei er Steuerruder und Schrauben deckt. Unter Wasser nämlich theilt sich die Hintere Hälfte des Schiffs genau so, wie wenn hier zwei Schiffe nebeneinander hart Bord an Bord lägen; darüber erhebt sich ein einziger gemeinschaftlicher Oberbau, und auch unter Wasser bildet der Rumpf nach vorn von dem Punkte ab, wo die beiden inneren Bordwände des Doppelkörpers zusammentreffen, einen einzigen Körper mit einem Bug. Die Idee einer solchen Zweitheilung ist nichts weniger als neu, schon der ägyptische König Ptolemäus Philopator. ein eifriger Förderer der Marine, der sich namentlich in der Ausführung absonderlicher Entwürfe gefiel, hatte ein Schiff gebaut, das allerdings nicht blos hinten, sondern auch vorn unter Wasser und oben in Bug und Heat aus zwei besonderen neben¬ einander liegenden Körpern bestand. Wenn der französische Schiffbauer Armand neuerdings diese Idee wieder aufgenommen hat (und ebenso die Engländer in der jetzt im Bau befindlichen Panzercorvette „Penelope"). so geschah es. weil man damit den Vortheil erreichte, zwei Schrauben dicht an den Enden des Schiffs anbringen zu können, sodaß ihre Schäfte bis zur Schraube selbst völlig geschützt liegen, nicht aber exponirt sind wie bei gewöhnlichen Zwillingsschrauben¬ schiffen, wo die Schraubenschäfte auf jeder Seite des Hintersternes aus dem Schiffe herauskommen und noch durch zwei Bügel zu stützen sind. — Den Vor¬ theil zweier Schrauben neben einander für leichtere Lenkbarkeit des Schiffs und Verringerung des Tiefgangs haben wir schon früher bei Besprechung der Zwil- lingsschraubenconstruction für unsere Avisos auseinandergesetzt. Auch der „Prinz Adalbert" verdankt dieser Construction, daß er in noch nicht 4 Minuten sich vollständig umdrehen kann, eine Bewegung, die bei einer einzelnen Schraube viel länger dauert. nachtheilig hingegen dürfte es nach unserer Ansicht sein, daß wegen der verdoppelten Fläche des Schiffskörpers die Krümmung der Linien nicht so günstig ausfällt, wie bei einem einzigen Hinterschiff; die Reibung des Wassers wächst, das Hinterschiff wird durch die Spaltung schwächer, und die sich dazwischen eindrängenden Seen können den Bau sehr lockern. Indessen bleiben die Ersahrungen in dieser Beziehung noch abzuwarten. Entsprechend dem Doppelrumpfe besitzt das Schiff hinten 2 Kiele, 2 Hinterstcrne. 2 Schrau¬ ben und 2 Steuer, welche letzteren durch dasselbe Steuerreep gedreht werden, genau wie die beiden Steuer der antiken Ruderkriegsschiffe. Grenzboten IV. 1Al7. ^

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/385
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/385>, abgerufen am 20.10.2024.