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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Reiter sein Pferd; überdies steht dieser hier dem vordem Gefechtsthurm so
nahe, daß das Commando von da aus ganz gut zu hören ist.

Außer den Masten und den Thürmen unterbrechen die Einförmigkeit des
Decks einzig und allein noch die Spille für das Aufwinden der Ankerkettcn,
die Davids, in weichen die Boote hängen, und endlich die Luken, durch welche
man in das Innere hinabsteigt; für die letzteren ist übrigens ebenso wie für
die Basis der Tyürme in neuerer Zeit ein dichterer Verschluß zur Anwendung
gebracht worden, sodaß man nunmehr während der Fahrt nicht mehr so viel
Wasser ins Innere des Schiffs bekommen wird wie früher. Für die Zeit des
Gefechts können zudem die Davids der Boote und sogar die Schwellen der
Maschinen- und anderen Luken weggenommen werden, um die Zielstriche für
den Feind noch mehr zu vermindern.

Inwendig bietet das Schiff, wenn wir von dein untern Theile der Thürme
im Zwlsch.nbcck und von der Maschine absehen, gar nichts Besonderes; natür¬
lich sind alle Räume, Maunschaftslogis, Offiziers-Cabinen und Capitäne-Cajüte
der Panzerung wegen ohne Licht von den Seiten, und werden nnr durch das
Oberlicht der Decklnken und -Linsen oder durch künstliche Beleuchtung erhellt.
Die Maschine von 300 Pferdekrafi (nommat), die übrigens ganz unter Wasser
liegt und somit nicht blos durch den Panzer gedeckt wird, ist in der berühm¬
ten Fabrik von Peru and Son in Greenwich-gebaut und macht ihrem Erbauer
alle Ehre. Bei der Probefahrt auf der Themse trieb sie mit 95 Umdrehungen
in der Minute das Schiff mit voller Belastung bei ruhigem Wasser, also unter
Umständen wie es in das Gefecht kommt, mit einer Geschwindigkeit von 11
bis 11'/- Knoten dahin (mit halber Dampfkraft so schnell, wie gewöhnliche Holz-
kriegsschiffe in>t Vollkraft), und diese Schnelligkeit vermag sich unter günstigen
Umständen bis auf fast 12 Knoten zu steigern, während sie selbst bei hohem
Seegang noch immer 8 bis 9 Knoten behält, was rum von sehr wenigen
Panzerschiffen der anderen Flotten sagen kann. Bei der bekannten Wettfahrt
mit dem amerikanischen Monitor "Miantonomoh" in Kiel, deren wir bei der
Beschreibung des letztern Schiffes in diesem Blatte geoachten, machte der Ar-
nunius 10'/-Knoten, während der Monitor nur 8 Knoten erreichte; der dänische
"Rolf Krake" vermag es sogar nur auf höchstens 7 Knoien zu bringen.

Etwas weniger als die Schnelligkeit des "Arminius" und seine überraschende
Fähigkeit, leicht zu steuern, befriedigte im Anfang sein Verhalten in See, da
er zu viel Wasser übernahm und zu viel davon in das Innere des Schiffs ein¬
dringen ließ; doch hat man diesem Uebelstande, wie erwähnt, später durch Dich¬
tung der Luken und der Basis der Gefechtsthürme zu steuern unternommen,
und somit hat er denn auch seine zweite Fahrt durch das Skagcrrack trotz sehr
bewegter See zu großer Zufriedenheit des Capitäns zurückgelegt. Das Einzige,
was man noch an dem Schisse aussetzen könnte, rst die geringere Stabilität


Reiter sein Pferd; überdies steht dieser hier dem vordem Gefechtsthurm so
nahe, daß das Commando von da aus ganz gut zu hören ist.

Außer den Masten und den Thürmen unterbrechen die Einförmigkeit des
Decks einzig und allein noch die Spille für das Aufwinden der Ankerkettcn,
die Davids, in weichen die Boote hängen, und endlich die Luken, durch welche
man in das Innere hinabsteigt; für die letzteren ist übrigens ebenso wie für
die Basis der Tyürme in neuerer Zeit ein dichterer Verschluß zur Anwendung
gebracht worden, sodaß man nunmehr während der Fahrt nicht mehr so viel
Wasser ins Innere des Schiffs bekommen wird wie früher. Für die Zeit des
Gefechts können zudem die Davids der Boote und sogar die Schwellen der
Maschinen- und anderen Luken weggenommen werden, um die Zielstriche für
den Feind noch mehr zu vermindern.

Inwendig bietet das Schiff, wenn wir von dein untern Theile der Thürme
im Zwlsch.nbcck und von der Maschine absehen, gar nichts Besonderes; natür¬
lich sind alle Räume, Maunschaftslogis, Offiziers-Cabinen und Capitäne-Cajüte
der Panzerung wegen ohne Licht von den Seiten, und werden nnr durch das
Oberlicht der Decklnken und -Linsen oder durch künstliche Beleuchtung erhellt.
Die Maschine von 300 Pferdekrafi (nommat), die übrigens ganz unter Wasser
liegt und somit nicht blos durch den Panzer gedeckt wird, ist in der berühm¬
ten Fabrik von Peru and Son in Greenwich-gebaut und macht ihrem Erbauer
alle Ehre. Bei der Probefahrt auf der Themse trieb sie mit 95 Umdrehungen
in der Minute das Schiff mit voller Belastung bei ruhigem Wasser, also unter
Umständen wie es in das Gefecht kommt, mit einer Geschwindigkeit von 11
bis 11'/- Knoten dahin (mit halber Dampfkraft so schnell, wie gewöhnliche Holz-
kriegsschiffe in>t Vollkraft), und diese Schnelligkeit vermag sich unter günstigen
Umständen bis auf fast 12 Knoten zu steigern, während sie selbst bei hohem
Seegang noch immer 8 bis 9 Knoten behält, was rum von sehr wenigen
Panzerschiffen der anderen Flotten sagen kann. Bei der bekannten Wettfahrt
mit dem amerikanischen Monitor „Miantonomoh" in Kiel, deren wir bei der
Beschreibung des letztern Schiffes in diesem Blatte geoachten, machte der Ar-
nunius 10'/-Knoten, während der Monitor nur 8 Knoten erreichte; der dänische
„Rolf Krake" vermag es sogar nur auf höchstens 7 Knoien zu bringen.

Etwas weniger als die Schnelligkeit des „Arminius" und seine überraschende
Fähigkeit, leicht zu steuern, befriedigte im Anfang sein Verhalten in See, da
er zu viel Wasser übernahm und zu viel davon in das Innere des Schiffs ein¬
dringen ließ; doch hat man diesem Uebelstande, wie erwähnt, später durch Dich¬
tung der Luken und der Basis der Gefechtsthürme zu steuern unternommen,
und somit hat er denn auch seine zweite Fahrt durch das Skagcrrack trotz sehr
bewegter See zu großer Zufriedenheit des Capitäns zurückgelegt. Das Einzige,
was man noch an dem Schisse aussetzen könnte, rst die geringere Stabilität


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[0308] Reiter sein Pferd; überdies steht dieser hier dem vordem Gefechtsthurm so nahe, daß das Commando von da aus ganz gut zu hören ist. Außer den Masten und den Thürmen unterbrechen die Einförmigkeit des Decks einzig und allein noch die Spille für das Aufwinden der Ankerkettcn, die Davids, in weichen die Boote hängen, und endlich die Luken, durch welche man in das Innere hinabsteigt; für die letzteren ist übrigens ebenso wie für die Basis der Tyürme in neuerer Zeit ein dichterer Verschluß zur Anwendung gebracht worden, sodaß man nunmehr während der Fahrt nicht mehr so viel Wasser ins Innere des Schiffs bekommen wird wie früher. Für die Zeit des Gefechts können zudem die Davids der Boote und sogar die Schwellen der Maschinen- und anderen Luken weggenommen werden, um die Zielstriche für den Feind noch mehr zu vermindern. Inwendig bietet das Schiff, wenn wir von dein untern Theile der Thürme im Zwlsch.nbcck und von der Maschine absehen, gar nichts Besonderes; natür¬ lich sind alle Räume, Maunschaftslogis, Offiziers-Cabinen und Capitäne-Cajüte der Panzerung wegen ohne Licht von den Seiten, und werden nnr durch das Oberlicht der Decklnken und -Linsen oder durch künstliche Beleuchtung erhellt. Die Maschine von 300 Pferdekrafi (nommat), die übrigens ganz unter Wasser liegt und somit nicht blos durch den Panzer gedeckt wird, ist in der berühm¬ ten Fabrik von Peru and Son in Greenwich-gebaut und macht ihrem Erbauer alle Ehre. Bei der Probefahrt auf der Themse trieb sie mit 95 Umdrehungen in der Minute das Schiff mit voller Belastung bei ruhigem Wasser, also unter Umständen wie es in das Gefecht kommt, mit einer Geschwindigkeit von 11 bis 11'/- Knoten dahin (mit halber Dampfkraft so schnell, wie gewöhnliche Holz- kriegsschiffe in>t Vollkraft), und diese Schnelligkeit vermag sich unter günstigen Umständen bis auf fast 12 Knoten zu steigern, während sie selbst bei hohem Seegang noch immer 8 bis 9 Knoten behält, was rum von sehr wenigen Panzerschiffen der anderen Flotten sagen kann. Bei der bekannten Wettfahrt mit dem amerikanischen Monitor „Miantonomoh" in Kiel, deren wir bei der Beschreibung des letztern Schiffes in diesem Blatte geoachten, machte der Ar- nunius 10'/-Knoten, während der Monitor nur 8 Knoten erreichte; der dänische „Rolf Krake" vermag es sogar nur auf höchstens 7 Knoien zu bringen. Etwas weniger als die Schnelligkeit des „Arminius" und seine überraschende Fähigkeit, leicht zu steuern, befriedigte im Anfang sein Verhalten in See, da er zu viel Wasser übernahm und zu viel davon in das Innere des Schiffs ein¬ dringen ließ; doch hat man diesem Uebelstande, wie erwähnt, später durch Dich¬ tung der Luken und der Basis der Gefechtsthürme zu steuern unternommen, und somit hat er denn auch seine zweite Fahrt durch das Skagcrrack trotz sehr bewegter See zu großer Zufriedenheit des Capitäns zurückgelegt. Das Einzige, was man noch an dem Schisse aussetzen könnte, rst die geringere Stabilität

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/308>, abgerufen am 20.10.2024.