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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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ansehe, zu deren Bekanntmachung ich kein iltecht habe. Ich werde daher alle
Briefe zernichten, die mir nicht zurückgefordert werden.

O wie danke ich Ihnen nochmals für die großen Beweise Ihrer treuen
reellen Freundschaft, die Sie mir gegeben haben, die gütige Vorsehung ver¬
gelte sie Ihnen.

Nehmen Sie von mir und meinen Kindern den ewigen Danck dafür. Bald
schreib ich Ihnen wieder, wenn Müller mit Ihnen gesprochen, wenn Hartknoch
sich erklärt hat.

Wie tröstet mich Ihre Theilnahme, und Ihre Liebe die Sie für den Seeligen
hatten! wie bauete ich für das, waS Sie über ihn, bei Gelegenheit der Her¬
ausgabe seiner Schriften und jetzt im Freimüthigen gesagt haben. Mein
stiller Danck sage Ihnen Alles,


Caroline Herder.

Wenn Sie etwas über ihn sagen, so setzen Sie soviel möglich seinen
positiven Charakter -- vergessen Sie seine Schmerzen und seine Leiden
-- das was er gewollt und gethan, wird in den wenigen Guten fortleben--

Hätte er doch gewußt wie er geliebt ist -- ach, er glaubte, fühlte sich in
einer Wüste und verschmachtete darin --

Seine zarte Seele bedürfte der liebenden Stimmen.

Lassen Sie mich schweigen und ewig weinen.

Er ist nach einem Sturm bei der größten Stille und dem himmlischsten
Mondschein zu seiner Gruft getragen worden -- denken Sie daran und lassen
diesen sanften Stral um Sie seyn, wenn Sie an ihn gedenken -- sehen Sie
nicht rechts, noch links.

11b.) Nehmen Sie Theuerster, so edel bewehrter Freund, das X.Stück
der Adrastea hierbei an und lesen Sie den rührend-erhabenen Schwanengesang
des Seeligen. -- Wie hat ihn Gott gewürdigt, ihn mit diesen Zeugnissen in
seine Arme auszunehmen.

Ach wenn ich oft genug geweint habe um diese verkannte heilige Seele,
dann erhebt mich sein Geist über alles Irdische, und ich bin beruhigt, daß er
dieser Welt entronnen ist.




Sie werden durch unseren Johannes Müller meinen Brief, worin die
Ihrigen an meinen Mann, lagen, erhalten haben. Von Hartnoch ist noch keine
Antwort eingegangen. Ich habe ihm, wie es der Wunsch meines Mannes war,
den Verlag in Compagnie mit einem seiner Freunde vorgeschlagen.

Wenn in meinem Brief, den Sie durch Müller erhielten, meine Anfrage
im Postscript ungeschickt war -- so schreiben Sie sie mir nicht als habsüchtig
zu. -- Ach. ich bin nicht jenem Hund mit dem Stück Fleisch auf der Brücke


Grenzboten II. 18"7. 3S

ansehe, zu deren Bekanntmachung ich kein iltecht habe. Ich werde daher alle
Briefe zernichten, die mir nicht zurückgefordert werden.

O wie danke ich Ihnen nochmals für die großen Beweise Ihrer treuen
reellen Freundschaft, die Sie mir gegeben haben, die gütige Vorsehung ver¬
gelte sie Ihnen.

Nehmen Sie von mir und meinen Kindern den ewigen Danck dafür. Bald
schreib ich Ihnen wieder, wenn Müller mit Ihnen gesprochen, wenn Hartknoch
sich erklärt hat.

Wie tröstet mich Ihre Theilnahme, und Ihre Liebe die Sie für den Seeligen
hatten! wie bauete ich für das, waS Sie über ihn, bei Gelegenheit der Her¬
ausgabe seiner Schriften und jetzt im Freimüthigen gesagt haben. Mein
stiller Danck sage Ihnen Alles,


Caroline Herder.

Wenn Sie etwas über ihn sagen, so setzen Sie soviel möglich seinen
positiven Charakter — vergessen Sie seine Schmerzen und seine Leiden
— das was er gewollt und gethan, wird in den wenigen Guten fortleben--

Hätte er doch gewußt wie er geliebt ist — ach, er glaubte, fühlte sich in
einer Wüste und verschmachtete darin —

Seine zarte Seele bedürfte der liebenden Stimmen.

Lassen Sie mich schweigen und ewig weinen.

Er ist nach einem Sturm bei der größten Stille und dem himmlischsten
Mondschein zu seiner Gruft getragen worden — denken Sie daran und lassen
diesen sanften Stral um Sie seyn, wenn Sie an ihn gedenken — sehen Sie
nicht rechts, noch links.

11b.) Nehmen Sie Theuerster, so edel bewehrter Freund, das X.Stück
der Adrastea hierbei an und lesen Sie den rührend-erhabenen Schwanengesang
des Seeligen. — Wie hat ihn Gott gewürdigt, ihn mit diesen Zeugnissen in
seine Arme auszunehmen.

Ach wenn ich oft genug geweint habe um diese verkannte heilige Seele,
dann erhebt mich sein Geist über alles Irdische, und ich bin beruhigt, daß er
dieser Welt entronnen ist.




Sie werden durch unseren Johannes Müller meinen Brief, worin die
Ihrigen an meinen Mann, lagen, erhalten haben. Von Hartnoch ist noch keine
Antwort eingegangen. Ich habe ihm, wie es der Wunsch meines Mannes war,
den Verlag in Compagnie mit einem seiner Freunde vorgeschlagen.

Wenn in meinem Brief, den Sie durch Müller erhielten, meine Anfrage
im Postscript ungeschickt war — so schreiben Sie sie mir nicht als habsüchtig
zu. — Ach. ich bin nicht jenem Hund mit dem Stück Fleisch auf der Brücke


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[0309] ansehe, zu deren Bekanntmachung ich kein iltecht habe. Ich werde daher alle Briefe zernichten, die mir nicht zurückgefordert werden. O wie danke ich Ihnen nochmals für die großen Beweise Ihrer treuen reellen Freundschaft, die Sie mir gegeben haben, die gütige Vorsehung ver¬ gelte sie Ihnen. Nehmen Sie von mir und meinen Kindern den ewigen Danck dafür. Bald schreib ich Ihnen wieder, wenn Müller mit Ihnen gesprochen, wenn Hartknoch sich erklärt hat. Wie tröstet mich Ihre Theilnahme, und Ihre Liebe die Sie für den Seeligen hatten! wie bauete ich für das, waS Sie über ihn, bei Gelegenheit der Her¬ ausgabe seiner Schriften und jetzt im Freimüthigen gesagt haben. Mein stiller Danck sage Ihnen Alles, Caroline Herder. Wenn Sie etwas über ihn sagen, so setzen Sie soviel möglich seinen positiven Charakter — vergessen Sie seine Schmerzen und seine Leiden — das was er gewollt und gethan, wird in den wenigen Guten fortleben-- Hätte er doch gewußt wie er geliebt ist — ach, er glaubte, fühlte sich in einer Wüste und verschmachtete darin — Seine zarte Seele bedürfte der liebenden Stimmen. Lassen Sie mich schweigen und ewig weinen. Er ist nach einem Sturm bei der größten Stille und dem himmlischsten Mondschein zu seiner Gruft getragen worden — denken Sie daran und lassen diesen sanften Stral um Sie seyn, wenn Sie an ihn gedenken — sehen Sie nicht rechts, noch links. 11b.) Nehmen Sie Theuerster, so edel bewehrter Freund, das X.Stück der Adrastea hierbei an und lesen Sie den rührend-erhabenen Schwanengesang des Seeligen. — Wie hat ihn Gott gewürdigt, ihn mit diesen Zeugnissen in seine Arme auszunehmen. Ach wenn ich oft genug geweint habe um diese verkannte heilige Seele, dann erhebt mich sein Geist über alles Irdische, und ich bin beruhigt, daß er dieser Welt entronnen ist. Sie werden durch unseren Johannes Müller meinen Brief, worin die Ihrigen an meinen Mann, lagen, erhalten haben. Von Hartnoch ist noch keine Antwort eingegangen. Ich habe ihm, wie es der Wunsch meines Mannes war, den Verlag in Compagnie mit einem seiner Freunde vorgeschlagen. Wenn in meinem Brief, den Sie durch Müller erhielten, meine Anfrage im Postscript ungeschickt war — so schreiben Sie sie mir nicht als habsüchtig zu. — Ach. ich bin nicht jenem Hund mit dem Stück Fleisch auf der Brücke Grenzboten II. 18«7. 3S

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/309>, abgerufen am 06.02.2025.