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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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welche das Gros der Schiffe für weite Fahrten, der Ostindienfahrer, Grönlands¬
fahrer u. s. w,, ausmachen, die Barth meist nur mit einer Tragfähigkeit von
S00--800 Tonnen, die Vollschiffe -- in manchen Seestädten auch Fregattschiffe
genannt -- gewöhnlich von 600--1,000 Tonnen, während die größten englischen
Klipper sogar bis zu 1,200, 1,500. 1,800'Tons und noch darüber aufsteigen.
Früher waren die Vollschiffe, wenigstens im deutschen Humbel, vorzugsweise be¬
liebt: seit einigen Jahren aber haben sie den Barth (die selbstverständlich von
den Barken Italiens, kleinen Booten, durchaus verschieden sind) gegenüber be¬
deutend an Terrain verloren, schon weil die Barth weniger Bedienung erfordern,
so daß z. B. im Anfang 1864 (wir nehmen absichtlich den Zeitpunkt vor den
Kriegen der legten Jahre, welche Preußen berührten) unter 946 preußischen
Segelschiffen 369 Barth und nur 42 Vollschiffe waren.

Auch die großen Dampfer der bedeutenderen Linien, z. B. die der Hamburg-
Amerikanischen Packetschiffahrtactiengesellschaft oder die der großen englisch-indi¬
schen Linie (?mir8u1g,r g,on Orieuwl Loam MviZation Lompanz^, gewöhnlich
kurz ?. ima 0. Lompair^ genannt) sind neuerdings meist als Barth getakelt.
In der Kriegsmarine ist allerdings die Barktakelage viel spärlicher vertreten als
die Vollschifftakclage, und zwar sind es unter den Holzscbiffen fast ausschließlich
die amerikanischen und englischen Sloops (mit etwa 8--18 Geschützen auf
ihrem Oberdeck), welche als Barth, als Dreimaster ohne Raasegel am hintersten
Mast getakelt sind und hierdurch, sich von allen anderen Kriegsschiffen unter¬
scheiden; von den Panzerschiffen aber führe" namentlich die französischen und
die italienischen, sowie einige englische und gewissermaßen auch die östreichischen
die in Rede stehende Barktakelage. Die Vollschifftakelage dagegen mit drei
Masten und Raasegeln an allen drei Masten ist die Takelage für alle einiger¬
maßen größeren Kriegsschiffe, für alle Schiffe, die mehr als etwa zwanzig
Kanonen führen, mögen dieselben nun die enorme Größe des 131-Kanonen-
schiffs oder die bescheidenen'Verhältnisse der Glattdeckcorvette von 14 Geschützen
haben. Und zwar ist bei allen diesen Kriegsschiffen die Takelage bis auf die
Einzelheiten dieselbe, natürlich abgesehen von den Dimensionen der einzelnen
Theile, die bei den kleineren Schiffen sämmtlich geringer sind als bei den größeren.
Mehr als drei Masten, eine umfänglichere als die Vollschifftakelage, führt auch
das größte Schiff nicht, von seltenen Ausnahmen abgesehen, einigen viermastigen
Klippern der amerikanischen Kauffahrteiflotte, sodann der viermastigen englischen
Panzerfregatte "Achilles", den Wrfmastigen englischen Panzerschiffen größter
Classe "Minotaur", ,, Agincourt" und " Northumberland", endlich dem sechs-
mastigen weltberühmten englischen Ricscnpassagierdampfer "Great Eastern".

Wir haben gesehen, wie bedeutend die Verschiedenheit der Größe bei den
als Vollschiffe getakelten Kriegsschiffen ist: die weitere Classificirung erfolgt nun
nach der Anzahl der mit Kanonen ausgerüsteten Etagen, der Batteriedecke,


welche das Gros der Schiffe für weite Fahrten, der Ostindienfahrer, Grönlands¬
fahrer u. s. w,, ausmachen, die Barth meist nur mit einer Tragfähigkeit von
S00—800 Tonnen, die Vollschiffe — in manchen Seestädten auch Fregattschiffe
genannt — gewöhnlich von 600—1,000 Tonnen, während die größten englischen
Klipper sogar bis zu 1,200, 1,500. 1,800'Tons und noch darüber aufsteigen.
Früher waren die Vollschiffe, wenigstens im deutschen Humbel, vorzugsweise be¬
liebt: seit einigen Jahren aber haben sie den Barth (die selbstverständlich von
den Barken Italiens, kleinen Booten, durchaus verschieden sind) gegenüber be¬
deutend an Terrain verloren, schon weil die Barth weniger Bedienung erfordern,
so daß z. B. im Anfang 1864 (wir nehmen absichtlich den Zeitpunkt vor den
Kriegen der legten Jahre, welche Preußen berührten) unter 946 preußischen
Segelschiffen 369 Barth und nur 42 Vollschiffe waren.

Auch die großen Dampfer der bedeutenderen Linien, z. B. die der Hamburg-
Amerikanischen Packetschiffahrtactiengesellschaft oder die der großen englisch-indi¬
schen Linie (?mir8u1g,r g,on Orieuwl Loam MviZation Lompanz^, gewöhnlich
kurz ?. ima 0. Lompair^ genannt) sind neuerdings meist als Barth getakelt.
In der Kriegsmarine ist allerdings die Barktakelage viel spärlicher vertreten als
die Vollschifftakclage, und zwar sind es unter den Holzscbiffen fast ausschließlich
die amerikanischen und englischen Sloops (mit etwa 8—18 Geschützen auf
ihrem Oberdeck), welche als Barth, als Dreimaster ohne Raasegel am hintersten
Mast getakelt sind und hierdurch, sich von allen anderen Kriegsschiffen unter¬
scheiden; von den Panzerschiffen aber führe» namentlich die französischen und
die italienischen, sowie einige englische und gewissermaßen auch die östreichischen
die in Rede stehende Barktakelage. Die Vollschifftakelage dagegen mit drei
Masten und Raasegeln an allen drei Masten ist die Takelage für alle einiger¬
maßen größeren Kriegsschiffe, für alle Schiffe, die mehr als etwa zwanzig
Kanonen führen, mögen dieselben nun die enorme Größe des 131-Kanonen-
schiffs oder die bescheidenen'Verhältnisse der Glattdeckcorvette von 14 Geschützen
haben. Und zwar ist bei allen diesen Kriegsschiffen die Takelage bis auf die
Einzelheiten dieselbe, natürlich abgesehen von den Dimensionen der einzelnen
Theile, die bei den kleineren Schiffen sämmtlich geringer sind als bei den größeren.
Mehr als drei Masten, eine umfänglichere als die Vollschifftakelage, führt auch
das größte Schiff nicht, von seltenen Ausnahmen abgesehen, einigen viermastigen
Klippern der amerikanischen Kauffahrteiflotte, sodann der viermastigen englischen
Panzerfregatte „Achilles", den Wrfmastigen englischen Panzerschiffen größter
Classe „Minotaur", ,, Agincourt" und „ Northumberland", endlich dem sechs-
mastigen weltberühmten englischen Ricscnpassagierdampfer „Great Eastern".

Wir haben gesehen, wie bedeutend die Verschiedenheit der Größe bei den
als Vollschiffe getakelten Kriegsschiffen ist: die weitere Classificirung erfolgt nun
nach der Anzahl der mit Kanonen ausgerüsteten Etagen, der Batteriedecke,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/258>, abgerufen am 22.07.2024.