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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Krieger und als Centralorgan für die Sammlung patriotischer Gaben u. s. w.
bezeichnet, um die Depots nicht nur mit dem augenblicklichen, sondern auch mit
dem voraussichtlich eintretenden Bedarf zu versehen und um den Requisitionen
der Feldlazarethe zu entsprechen, allein bei der Ueberstürzung der Verhältnisse
und infolge des schnellen Vordringens der Truppen gestalteten sich die Zustände
ganz anders als man erwartet hatte.

Die Lazartthrcservedepots, deren Zahl übrigens zu gering war, da nur
für jede Armee von vier Armeecorps ein solches errichtet wurde, fanden Schwie¬
rigkeiten bei der Übersiedelung von einem Orte zum andern, konnten somit der
Armee nicht schnell genug folgen und blieben von den Bedarfsorten zu weit
entfernt, weil es ihnen an den erforderlichen Transportmitteln d. h. an ver¬
schlossenen und bespannten Wagen und an Begleitungspersonal fehlte, um das
requirirte Material sicher und rechtzeitig an die Lazarethe abliefern zu können,
von denen die Requisitionen gemacht waren. Es fand auf dem Transport
allerlei Schwierigkeiten, mußte selbst Tage lang auf dem Wege liegen bleiben
und kam häusig erst am Orte der Bestimmung an, wenn das Lazarett) denselben
schon wieder verlassen hatte. Da überdies selten Telegraphen zur Requisition
benutzt werden konnten und dieselbe durch die Feldpost befördert werden mußte,
so' entstand auch hierdurch großer Aufenthalt. Auch die Completnung der Depots
durch den Centralverein in Berlin bei Vermittelung des königlichen Commissars
und die gehoffte Concentrirung der mildthätigen Gaben nach denselben wurde
verfehlt. Localvereine gaben zwar manche milde Gaben an das Depot ab,
allein im Allgemeinen wurden diese Sammelplätze als Hindernisse und als ein
Umweg zur Gewährung schneller Hilfe betrachtet. Sowohl der Centralverein
als die Localvereine zogen mit Recht vor, ihre Gaben direct an die Bedarfs¬
orte zu bringen, um der Noth so schnell als möglich und sicher zu steuern, wel¬
cher Aufgabe die Lazarethreservedepots nicht gewachsen waren. Es entstand hier¬
durch bei vielen Lazarethen zwar Ueberfluß an Bedürfnissen aller Art, aber nicht
leicht irgendwo ein Mangel. --

Die Mithilfe der Nation wird sich ohne Frage auch in künftigen Kriegen
in der bisherigen großartigen Weise entfalten, jedoch der Staat kann sich nicht
allein auf dieselbe verlassen. Es können durch Sperrung oder Unwcgsamwerden
einer Eisenbahn und durch Mangel an Fuhrwerk auch der Privathilfe nicht zu
beseitigende' Hindernisse in ihrem Bestreben in den Weg gelegt werden. Für
solche Fälle muß der Staat die erforderlichen Maßregeln bei einer künftigen
Mobilmachung ergreifen, um sogleich aufzuhelfen, bis die private Hilfe ihre
Wirksamkeit wieder entwickeln kann, oder um zu ergänzen, was diese nicht zu
leisten vermag. -- Diese Aufgabe kann nur durch die Errichtung von ambuli-
renden, d.h. von bespannten Lazare threservecolonnen für jedes Armee¬
corps, nicht für eine Armee aus mehren Corps, erreicht werden. Sie müssen


Krieger und als Centralorgan für die Sammlung patriotischer Gaben u. s. w.
bezeichnet, um die Depots nicht nur mit dem augenblicklichen, sondern auch mit
dem voraussichtlich eintretenden Bedarf zu versehen und um den Requisitionen
der Feldlazarethe zu entsprechen, allein bei der Ueberstürzung der Verhältnisse
und infolge des schnellen Vordringens der Truppen gestalteten sich die Zustände
ganz anders als man erwartet hatte.

Die Lazartthrcservedepots, deren Zahl übrigens zu gering war, da nur
für jede Armee von vier Armeecorps ein solches errichtet wurde, fanden Schwie¬
rigkeiten bei der Übersiedelung von einem Orte zum andern, konnten somit der
Armee nicht schnell genug folgen und blieben von den Bedarfsorten zu weit
entfernt, weil es ihnen an den erforderlichen Transportmitteln d. h. an ver¬
schlossenen und bespannten Wagen und an Begleitungspersonal fehlte, um das
requirirte Material sicher und rechtzeitig an die Lazarethe abliefern zu können,
von denen die Requisitionen gemacht waren. Es fand auf dem Transport
allerlei Schwierigkeiten, mußte selbst Tage lang auf dem Wege liegen bleiben
und kam häusig erst am Orte der Bestimmung an, wenn das Lazarett) denselben
schon wieder verlassen hatte. Da überdies selten Telegraphen zur Requisition
benutzt werden konnten und dieselbe durch die Feldpost befördert werden mußte,
so' entstand auch hierdurch großer Aufenthalt. Auch die Completnung der Depots
durch den Centralverein in Berlin bei Vermittelung des königlichen Commissars
und die gehoffte Concentrirung der mildthätigen Gaben nach denselben wurde
verfehlt. Localvereine gaben zwar manche milde Gaben an das Depot ab,
allein im Allgemeinen wurden diese Sammelplätze als Hindernisse und als ein
Umweg zur Gewährung schneller Hilfe betrachtet. Sowohl der Centralverein
als die Localvereine zogen mit Recht vor, ihre Gaben direct an die Bedarfs¬
orte zu bringen, um der Noth so schnell als möglich und sicher zu steuern, wel¬
cher Aufgabe die Lazarethreservedepots nicht gewachsen waren. Es entstand hier¬
durch bei vielen Lazarethen zwar Ueberfluß an Bedürfnissen aller Art, aber nicht
leicht irgendwo ein Mangel. —

Die Mithilfe der Nation wird sich ohne Frage auch in künftigen Kriegen
in der bisherigen großartigen Weise entfalten, jedoch der Staat kann sich nicht
allein auf dieselbe verlassen. Es können durch Sperrung oder Unwcgsamwerden
einer Eisenbahn und durch Mangel an Fuhrwerk auch der Privathilfe nicht zu
beseitigende' Hindernisse in ihrem Bestreben in den Weg gelegt werden. Für
solche Fälle muß der Staat die erforderlichen Maßregeln bei einer künftigen
Mobilmachung ergreifen, um sogleich aufzuhelfen, bis die private Hilfe ihre
Wirksamkeit wieder entwickeln kann, oder um zu ergänzen, was diese nicht zu
leisten vermag. — Diese Aufgabe kann nur durch die Errichtung von ambuli-
renden, d.h. von bespannten Lazare threservecolonnen für jedes Armee¬
corps, nicht für eine Armee aus mehren Corps, erreicht werden. Sie müssen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/137>, abgerufen am 02.10.2024.