Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.fände, wenn ich nun noch erklärte, daß ich großen Werth darauf legte, daß Sie Freund Beethoven umarmt sie alle. Grenzboten II. 1867.14
fände, wenn ich nun noch erklärte, daß ich großen Werth darauf legte, daß Sie Freund Beethoven umarmt sie alle. Grenzboten II. 1867.14
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190803"/> <p xml:id="ID_337" prev="#ID_336"> fände, wenn ich nun noch erklärte, daß ich großen Werth darauf legte, daß Sie<lb/> mir es nicht abschlagen sollten, so geschah dies nur, damit ich Sie bewegen<lb/> möchte, des herrlichen schönen Tages zu genießen, ich hatte Ihr und Carolinens<lb/> Vergnügen immer mehr im Sinn, als das meinige, und ich glaubte Sie auf<lb/> diese Art, wenn ich Mißtrauen von Ihrer Seite oder eine ab¬<lb/> schlägige Antwort als wahre Beleidigung für mich erklärte, fast<lb/> zu zwingen, meinen Bitten nachzugeben. — Es verdient wohl, daß Sie darüber<lb/> nachdenken, wie Sie mir es wieder gut machen werden, daß Sie mir diesen<lb/> heitern Tag sowohl meiner Gemüthsstimmung Wege», als auch des heitern<lb/> Wetters wegen — verdorben haben — wenn ich sagte, daß Sie mich verkennen,<lb/> so zeigt Ihre jetzige Beurtheilung von mir, daß ich wohl recht hatte, auch ohne<lb/> an das zu denken, was Sie sich dabey dachten — wenn ich sagte, daß was<lb/> Übels draus entstünde, indem ich zu Ihnen käme, so war das doch mehr<lb/> Scherz, der nur darauf hinzielte, Ihnen zu zeigen, wie sehr mich immer alles<lb/> bey Ihnen anzieht, daß ich keinen größern Wunsch habe, als immer bey Ihnen<lb/> leben zu können, auch das ist Wahrheit — ich setze selbst den Fall, es läge<lb/> noch ein geheimer Sinn darin, selbst die heiligste Freundschaft kann oft noch<lb/> Geheimnisse haben, aber — deswegen das Geheimniß des Freundes — weil<lb/> man es nicht gleich errathen kann, mißdeuten — das sollten Sie nicht —<lb/> lieber Bigot. liebe Marie, nie, nie werden Sie mich unedel finden, von<lb/> Kindheit an lernte ich die Tugend lieben — und alles, was schön und gut ist<lb/> — Sie haben meinem Herzen sehr wehe gethan. — Es soll nur dazu dienen,<lb/> um unsere Freundschaft immer mehr zu befestigen — mir ist wirklich nicht wohl<lb/> heute, und ich kann Sie schwerlich sehen, meine Empfindlichkeit und meine Ein¬<lb/> bildungskraft malten mir seit gestern nach den Quartetten immer vor, daß ich<lb/> Sie leiden gemacht, ich ging diese Nacht auf die Redoute, um mich zu zer¬<lb/> streuen, aber vergebens, überall verfolgte mich Ihr aller Bild, immer sagte es<lb/> mir, Sie sind -so gut, und leiden -vielleicht durch dich. — Unmuthsvoll eilte ich<lb/> fort — schreiben Sie mir einige Zeilen — Ihr wahrer</p><lb/> <note type="bibl"> Freund Beethoven<lb/> umarmt sie alle.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 1867.14</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
fände, wenn ich nun noch erklärte, daß ich großen Werth darauf legte, daß Sie
mir es nicht abschlagen sollten, so geschah dies nur, damit ich Sie bewegen
möchte, des herrlichen schönen Tages zu genießen, ich hatte Ihr und Carolinens
Vergnügen immer mehr im Sinn, als das meinige, und ich glaubte Sie auf
diese Art, wenn ich Mißtrauen von Ihrer Seite oder eine ab¬
schlägige Antwort als wahre Beleidigung für mich erklärte, fast
zu zwingen, meinen Bitten nachzugeben. — Es verdient wohl, daß Sie darüber
nachdenken, wie Sie mir es wieder gut machen werden, daß Sie mir diesen
heitern Tag sowohl meiner Gemüthsstimmung Wege», als auch des heitern
Wetters wegen — verdorben haben — wenn ich sagte, daß Sie mich verkennen,
so zeigt Ihre jetzige Beurtheilung von mir, daß ich wohl recht hatte, auch ohne
an das zu denken, was Sie sich dabey dachten — wenn ich sagte, daß was
Übels draus entstünde, indem ich zu Ihnen käme, so war das doch mehr
Scherz, der nur darauf hinzielte, Ihnen zu zeigen, wie sehr mich immer alles
bey Ihnen anzieht, daß ich keinen größern Wunsch habe, als immer bey Ihnen
leben zu können, auch das ist Wahrheit — ich setze selbst den Fall, es läge
noch ein geheimer Sinn darin, selbst die heiligste Freundschaft kann oft noch
Geheimnisse haben, aber — deswegen das Geheimniß des Freundes — weil
man es nicht gleich errathen kann, mißdeuten — das sollten Sie nicht —
lieber Bigot. liebe Marie, nie, nie werden Sie mich unedel finden, von
Kindheit an lernte ich die Tugend lieben — und alles, was schön und gut ist
— Sie haben meinem Herzen sehr wehe gethan. — Es soll nur dazu dienen,
um unsere Freundschaft immer mehr zu befestigen — mir ist wirklich nicht wohl
heute, und ich kann Sie schwerlich sehen, meine Empfindlichkeit und meine Ein¬
bildungskraft malten mir seit gestern nach den Quartetten immer vor, daß ich
Sie leiden gemacht, ich ging diese Nacht auf die Redoute, um mich zu zer¬
streuen, aber vergebens, überall verfolgte mich Ihr aller Bild, immer sagte es
mir, Sie sind -so gut, und leiden -vielleicht durch dich. — Unmuthsvoll eilte ich
fort — schreiben Sie mir einige Zeilen — Ihr wahrer
Freund Beethoven
umarmt sie alle.
Grenzboten II. 1867.14
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