Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Wellen wiegte, so recht determinirt mit seinem scharf senkrecht vorn abschneidenden
Vorsteven und dem horizontal vorschießenden Bugspriet und Klüverbaum darüber,
auf dem lustig die Weiße Gosch mit dem schwarzen Adler und dem eisernen
Kreuz flatterte; wie er seine verhältnißmäßig hohen schlanken Masten, sämmt¬
lich von einer Stenge gekrönt, die gelblich im Sonnenlicht erglänzte, und die
drei Raaen am Fockmast im Abcndsonnenschein leise hin und her neigte. --
Bei größeren Reisen fahren diese Schraubent'anoncnboote erster Classe natürlich
unter voller Takelage mit allen Raaen, und geben, um sich für den Fall hef¬
tigen Seegangs zu erleichtern, dann Wohl auch einen Theil ihrer Geschütze an
die größeren Schiffe des Geschwaders ab, wie es z. B. der "Delphin" gethan
hatte, als er im Frühjahr 1865 mit der "Nymphe" aus Kiel nach Konstanti¬
nopel abging. Im inneren Dienst aber, beim Hafen- und Transportdienst,
haben sie meist ihre Geschütze sämmtlich an Bord, lassen aber dann gewöhnlich
die Raaen des Fockmasts im Depot zu Stralsund zurück.

Die Größe aller dieser Schraubenkanoncnboote erster Classe, welche Drci-
mastschoonertakelage führen, ist durchgängig genau dieselbe, und zwar ist sie gar
nicht so unbedeutend: 121V- Fuß Länge (die Kiellängc der Glattdeckcorvette
"Nymphe" beträgt auch nur ISO Fuß). 22V- Fuß Breite, 9 Fuß Tiefe im
Raum und trotzdem bei vollständiger Bemannung und Armirung nur 7--7'/--
Fuß Tiefgang, so daß sich eine Gesammthöhe des Fahrzeugs von 16V" Fuß und
ein Gehalt von nicht weniger als 300 Tons herausstellt; übrigens kostet auch
jedes einzelne nicht weniger als 66,000, mit Armirung aber ziemlich 80.000 Thlr.
Ihre Bemannung beträgt 40 Mann (Maximaletat 80 Mann, außer 6 Mann
Reserve) und die Armirung mit 3 gezogenen 24pfündcrn auf Drehscheiben,
welche 68pfündige Vvllgeschosse schleudern (auch wohl 2 gezogenen 24pfündern
und 1 68pfündiger Bombenkanon Ur. 1), verleiht ihnen Schiffen von 12 und
selbst noch mehrKanonen gewöhnlicher Armirung gegenüber ein entschiedenes Ueber¬
gewicht. Denn die letzteren, selbst wenn sie 14 glatte 30pfü,?der führen, können
doch in der Breitseite nur 7 Geschütze verwenden, also im Ganzen nur 210
Pfund Eisen schleudern, während das Schraubenkanonenboot alle Geschütze nach
einer Flanke zu richten im Stande ist und Geschosse im Gesammtgewicht von
204 Pfund schleudert, wobei wir die größere Tragweite und die größere
Percussionsfähigkeit der Kanonen des gezogenen Systems nicht in Anschlag
bringen. Die Geschütze sind nun auf dem Oberdeck der Art placirt, daß eins
ganz vorn im Bug, ein anderes ganz hinten im Heat und das dritte zwischen
dem Großmast und dem davorstehenden Schornstein auf Kreisschiencn aufgestellt ist.
Hinsichtlich der Takelage aber fällt es vor allem auf, daß die beiden anderen
Masten, in ziemlich gleicher Höhe, sehr weit auseinanderstehen, während der
hinterste Mast, der Besanmast, bedeutend kleiner ist als die beiden vorderen,
und dem Großmast sehr nahe steht. Die Schnelligkeit dieser Fahrzeuge mit


ö6*

Wellen wiegte, so recht determinirt mit seinem scharf senkrecht vorn abschneidenden
Vorsteven und dem horizontal vorschießenden Bugspriet und Klüverbaum darüber,
auf dem lustig die Weiße Gosch mit dem schwarzen Adler und dem eisernen
Kreuz flatterte; wie er seine verhältnißmäßig hohen schlanken Masten, sämmt¬
lich von einer Stenge gekrönt, die gelblich im Sonnenlicht erglänzte, und die
drei Raaen am Fockmast im Abcndsonnenschein leise hin und her neigte. —
Bei größeren Reisen fahren diese Schraubent'anoncnboote erster Classe natürlich
unter voller Takelage mit allen Raaen, und geben, um sich für den Fall hef¬
tigen Seegangs zu erleichtern, dann Wohl auch einen Theil ihrer Geschütze an
die größeren Schiffe des Geschwaders ab, wie es z. B. der „Delphin" gethan
hatte, als er im Frühjahr 1865 mit der „Nymphe" aus Kiel nach Konstanti¬
nopel abging. Im inneren Dienst aber, beim Hafen- und Transportdienst,
haben sie meist ihre Geschütze sämmtlich an Bord, lassen aber dann gewöhnlich
die Raaen des Fockmasts im Depot zu Stralsund zurück.

Die Größe aller dieser Schraubenkanoncnboote erster Classe, welche Drci-
mastschoonertakelage führen, ist durchgängig genau dieselbe, und zwar ist sie gar
nicht so unbedeutend: 121V- Fuß Länge (die Kiellängc der Glattdeckcorvette
„Nymphe" beträgt auch nur ISO Fuß). 22V- Fuß Breite, 9 Fuß Tiefe im
Raum und trotzdem bei vollständiger Bemannung und Armirung nur 7—7'/--
Fuß Tiefgang, so daß sich eine Gesammthöhe des Fahrzeugs von 16V» Fuß und
ein Gehalt von nicht weniger als 300 Tons herausstellt; übrigens kostet auch
jedes einzelne nicht weniger als 66,000, mit Armirung aber ziemlich 80.000 Thlr.
Ihre Bemannung beträgt 40 Mann (Maximaletat 80 Mann, außer 6 Mann
Reserve) und die Armirung mit 3 gezogenen 24pfündcrn auf Drehscheiben,
welche 68pfündige Vvllgeschosse schleudern (auch wohl 2 gezogenen 24pfündern
und 1 68pfündiger Bombenkanon Ur. 1), verleiht ihnen Schiffen von 12 und
selbst noch mehrKanonen gewöhnlicher Armirung gegenüber ein entschiedenes Ueber¬
gewicht. Denn die letzteren, selbst wenn sie 14 glatte 30pfü,?der führen, können
doch in der Breitseite nur 7 Geschütze verwenden, also im Ganzen nur 210
Pfund Eisen schleudern, während das Schraubenkanonenboot alle Geschütze nach
einer Flanke zu richten im Stande ist und Geschosse im Gesammtgewicht von
204 Pfund schleudert, wobei wir die größere Tragweite und die größere
Percussionsfähigkeit der Kanonen des gezogenen Systems nicht in Anschlag
bringen. Die Geschütze sind nun auf dem Oberdeck der Art placirt, daß eins
ganz vorn im Bug, ein anderes ganz hinten im Heat und das dritte zwischen
dem Großmast und dem davorstehenden Schornstein auf Kreisschiencn aufgestellt ist.
Hinsichtlich der Takelage aber fällt es vor allem auf, daß die beiden anderen
Masten, in ziemlich gleicher Höhe, sehr weit auseinanderstehen, während der
hinterste Mast, der Besanmast, bedeutend kleiner ist als die beiden vorderen,
und dem Großmast sehr nahe steht. Die Schnelligkeit dieser Fahrzeuge mit


ö6*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0453" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191683"/>
            <p xml:id="ID_1328" prev="#ID_1327"> Wellen wiegte, so recht determinirt mit seinem scharf senkrecht vorn abschneidenden<lb/>
Vorsteven und dem horizontal vorschießenden Bugspriet und Klüverbaum darüber,<lb/>
auf dem lustig die Weiße Gosch mit dem schwarzen Adler und dem eisernen<lb/>
Kreuz flatterte; wie er seine verhältnißmäßig hohen schlanken Masten, sämmt¬<lb/>
lich von einer Stenge gekrönt, die gelblich im Sonnenlicht erglänzte, und die<lb/>
drei Raaen am Fockmast im Abcndsonnenschein leise hin und her neigte. &#x2014;<lb/>
Bei größeren Reisen fahren diese Schraubent'anoncnboote erster Classe natürlich<lb/>
unter voller Takelage mit allen Raaen, und geben, um sich für den Fall hef¬<lb/>
tigen Seegangs zu erleichtern, dann Wohl auch einen Theil ihrer Geschütze an<lb/>
die größeren Schiffe des Geschwaders ab, wie es z. B. der &#x201E;Delphin" gethan<lb/>
hatte, als er im Frühjahr 1865 mit der &#x201E;Nymphe" aus Kiel nach Konstanti¬<lb/>
nopel abging. Im inneren Dienst aber, beim Hafen- und Transportdienst,<lb/>
haben sie meist ihre Geschütze sämmtlich an Bord, lassen aber dann gewöhnlich<lb/>
die Raaen des Fockmasts im Depot zu Stralsund zurück.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1329" next="#ID_1330"> Die Größe aller dieser Schraubenkanoncnboote erster Classe, welche Drci-<lb/>
mastschoonertakelage führen, ist durchgängig genau dieselbe, und zwar ist sie gar<lb/>
nicht so unbedeutend: 121V- Fuß Länge (die Kiellängc der Glattdeckcorvette<lb/>
&#x201E;Nymphe" beträgt auch nur ISO Fuß). 22V- Fuß Breite, 9 Fuß Tiefe im<lb/>
Raum und trotzdem bei vollständiger Bemannung und Armirung nur 7&#x2014;7'/--<lb/>
Fuß Tiefgang, so daß sich eine Gesammthöhe des Fahrzeugs von 16V» Fuß und<lb/>
ein Gehalt von nicht weniger als 300 Tons herausstellt; übrigens kostet auch<lb/>
jedes einzelne nicht weniger als 66,000, mit Armirung aber ziemlich 80.000 Thlr.<lb/>
Ihre Bemannung beträgt 40 Mann (Maximaletat 80 Mann, außer 6 Mann<lb/>
Reserve) und die Armirung mit 3 gezogenen 24pfündcrn auf Drehscheiben,<lb/>
welche 68pfündige Vvllgeschosse schleudern (auch wohl 2 gezogenen 24pfündern<lb/>
und 1 68pfündiger Bombenkanon Ur. 1), verleiht ihnen Schiffen von 12 und<lb/>
selbst noch mehrKanonen gewöhnlicher Armirung gegenüber ein entschiedenes Ueber¬<lb/>
gewicht. Denn die letzteren, selbst wenn sie 14 glatte 30pfü,?der führen, können<lb/>
doch in der Breitseite nur 7 Geschütze verwenden, also im Ganzen nur 210<lb/>
Pfund Eisen schleudern, während das Schraubenkanonenboot alle Geschütze nach<lb/>
einer Flanke zu richten im Stande ist und Geschosse im Gesammtgewicht von<lb/>
204 Pfund schleudert, wobei wir die größere Tragweite und die größere<lb/>
Percussionsfähigkeit der Kanonen des gezogenen Systems nicht in Anschlag<lb/>
bringen. Die Geschütze sind nun auf dem Oberdeck der Art placirt, daß eins<lb/>
ganz vorn im Bug, ein anderes ganz hinten im Heat und das dritte zwischen<lb/>
dem Großmast und dem davorstehenden Schornstein auf Kreisschiencn aufgestellt ist.<lb/>
Hinsichtlich der Takelage aber fällt es vor allem auf, daß die beiden anderen<lb/>
Masten, in ziemlich gleicher Höhe, sehr weit auseinanderstehen, während der<lb/>
hinterste Mast, der Besanmast, bedeutend kleiner ist als die beiden vorderen,<lb/>
und dem Großmast sehr nahe steht. Die Schnelligkeit dieser Fahrzeuge mit</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> ö6*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0453] Wellen wiegte, so recht determinirt mit seinem scharf senkrecht vorn abschneidenden Vorsteven und dem horizontal vorschießenden Bugspriet und Klüverbaum darüber, auf dem lustig die Weiße Gosch mit dem schwarzen Adler und dem eisernen Kreuz flatterte; wie er seine verhältnißmäßig hohen schlanken Masten, sämmt¬ lich von einer Stenge gekrönt, die gelblich im Sonnenlicht erglänzte, und die drei Raaen am Fockmast im Abcndsonnenschein leise hin und her neigte. — Bei größeren Reisen fahren diese Schraubent'anoncnboote erster Classe natürlich unter voller Takelage mit allen Raaen, und geben, um sich für den Fall hef¬ tigen Seegangs zu erleichtern, dann Wohl auch einen Theil ihrer Geschütze an die größeren Schiffe des Geschwaders ab, wie es z. B. der „Delphin" gethan hatte, als er im Frühjahr 1865 mit der „Nymphe" aus Kiel nach Konstanti¬ nopel abging. Im inneren Dienst aber, beim Hafen- und Transportdienst, haben sie meist ihre Geschütze sämmtlich an Bord, lassen aber dann gewöhnlich die Raaen des Fockmasts im Depot zu Stralsund zurück. Die Größe aller dieser Schraubenkanoncnboote erster Classe, welche Drci- mastschoonertakelage führen, ist durchgängig genau dieselbe, und zwar ist sie gar nicht so unbedeutend: 121V- Fuß Länge (die Kiellängc der Glattdeckcorvette „Nymphe" beträgt auch nur ISO Fuß). 22V- Fuß Breite, 9 Fuß Tiefe im Raum und trotzdem bei vollständiger Bemannung und Armirung nur 7—7'/-- Fuß Tiefgang, so daß sich eine Gesammthöhe des Fahrzeugs von 16V» Fuß und ein Gehalt von nicht weniger als 300 Tons herausstellt; übrigens kostet auch jedes einzelne nicht weniger als 66,000, mit Armirung aber ziemlich 80.000 Thlr. Ihre Bemannung beträgt 40 Mann (Maximaletat 80 Mann, außer 6 Mann Reserve) und die Armirung mit 3 gezogenen 24pfündcrn auf Drehscheiben, welche 68pfündige Vvllgeschosse schleudern (auch wohl 2 gezogenen 24pfündern und 1 68pfündiger Bombenkanon Ur. 1), verleiht ihnen Schiffen von 12 und selbst noch mehrKanonen gewöhnlicher Armirung gegenüber ein entschiedenes Ueber¬ gewicht. Denn die letzteren, selbst wenn sie 14 glatte 30pfü,?der führen, können doch in der Breitseite nur 7 Geschütze verwenden, also im Ganzen nur 210 Pfund Eisen schleudern, während das Schraubenkanonenboot alle Geschütze nach einer Flanke zu richten im Stande ist und Geschosse im Gesammtgewicht von 204 Pfund schleudert, wobei wir die größere Tragweite und die größere Percussionsfähigkeit der Kanonen des gezogenen Systems nicht in Anschlag bringen. Die Geschütze sind nun auf dem Oberdeck der Art placirt, daß eins ganz vorn im Bug, ein anderes ganz hinten im Heat und das dritte zwischen dem Großmast und dem davorstehenden Schornstein auf Kreisschiencn aufgestellt ist. Hinsichtlich der Takelage aber fällt es vor allem auf, daß die beiden anderen Masten, in ziemlich gleicher Höhe, sehr weit auseinanderstehen, während der hinterste Mast, der Besanmast, bedeutend kleiner ist als die beiden vorderen, und dem Großmast sehr nahe steht. Die Schnelligkeit dieser Fahrzeuge mit ö6*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/453
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/453>, abgerufen am 15.01.2025.