Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.-- des Propheten, dessen fromme Wünsche jetzt in Erfüllung gehen! und lese Ich schmeichle mir (man kann über die Arbeit eines Fremden oder einer — des Propheten, dessen fromme Wünsche jetzt in Erfüllung gehen! und lese Ich schmeichle mir (man kann über die Arbeit eines Fremden oder einer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0448" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191678"/> <p xml:id="ID_1319" prev="#ID_1318"> — des Propheten, dessen fromme Wünsche jetzt in Erfüllung gehen! und lese<lb/> jetzt erst hier, (solch ein Fremdling bin ich in Pans in deutscher Litteratur ge-<lb/> worden) des I^ssingü reäivivi Briefe an ein Frauenzimmer und den Frey-<lb/> müthigen nicht ohne die größte Freude und oftmalige Anwendung des: per?-<lb/> ant qui lote no8 nostra Zixerel so sehr finde ich mich auf jeder Seite beynah<lb/> mit Ihnen ich meinen innigsten Mitgedaoken und Mitempfindungen zusammen.<lb/> Wenn ich daraus, daß wir litterarisch einerley Kriege des Herren für Freyheit<lb/> und Gleichheit und Menschenwohl durch bessere Konstitutionen, die unsre Ur¬<lb/> enkel vielleicht erleben, gekämpft; daraus, daß wir vielleicht ähnliche Schicksale<lb/> erlebt, (falls ich auf das Ihrige aus einer Stelle des berüchtigten Schlegelschen<lb/> sonnettes schließen darf IM. a. e. Fr. V. Heft 299)) daraus, daß wir mit einer¬<lb/> ley Ehrerbietung gegen die Matadore unserer älteren Litteratur erfüllt sind<lb/> und von einerley Haß gegen die seynwvllenden Monarchen und Tyrannen der<lb/> neueren glüh»; wenn ich — sage ich — aus dem Allen auf einige Analogie<lb/> zwischen unsern Geistern hoffen darf, so darf ich auch hoffen, daß es Ihnen nicht<lb/> unangenehm vielleicht seyn wird, wenn ich Ihnen hierbey zu Freundeshänden<lb/> ein noch nicht herausgekommenes dramatisches Werk übersende, dessen Ver¬<lb/> pflanzung auf deutschen Grund und Boden mich vorigen Winter und Sommer<lb/> beschäfftiget hat. Es ist der Ethwalt der Frau Sacksspear! wie ich sie immer<lb/> zu nennen pflege, oder Joanna Baillie, deren Werke durch mich sämmtlich<lb/> künftige Ostermesse übersetzt erscheinen werden, und, ich weis selber nicht durch<lb/> welch ein Schicksal, (ausgenommen sehr oberflächlich in der Frau von Berlepsch<lb/> Caledonia erwähnt, und noch oberflächlicher gerichtet) in Deutschland unbekannt<lb/> geblieben sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1320"> Ich schmeichle mir (man kann über die Arbeit eines Fremden oder einer<lb/> Fremden sich so was wohl schmeicheln ohne Eitelkeit), daß dieses Stück auf mehrere<lb/> Saiten Ihrer Empfindung treffen wird; gesetzt, bah Sie auch nicht meinen<lb/> Enthusiasmus für diese Dichterin-Männin theilen, die ich, nebst der fran¬<lb/> zösischen Lyrikerin Smvillc als das einzige fast aller Weiber betrachte, die<lb/> Rousseaus furchtbaren Ausspruch über den Nicht-Genius der Weiber zu schänden<lb/> gemacht haben. Irre ich in dieser meiner Voraussetzung nicht, so wäre es mir<lb/> für meinen braven hiesigen Verleger, Herrn Brockhaus, unter dessen Firma:<lb/> Roskoff Compagnie, diese bereits von mir in den Cottaischen franz. Mis-<lb/> cellen (XII. Band lies Buch) angekündigten Werke erscheinen werden (so wie<lb/> auch unter derselbige» Firma auf Ostern eine Zeitschrift von mir unter dem<lb/> Titel: Individualitäten), sehr lieb, wenn Sie darüber sich in Ihrem Frey-<lb/> müthigen zu einem Artikel etwa geneigt finden sollten, in dem ich Ihnen gern<lb/> die Vollmacht gebe, eine oder die andere Scene aus dem Uebersandten einzurücken.<lb/> Daß Sie es übrigens als Manuscript betrachten werden, dieß Stück, und es<lb/> vor jedem möglichen Misbiauch bewahren, dafür bürgt mir Ihr Character.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0448]
— des Propheten, dessen fromme Wünsche jetzt in Erfüllung gehen! und lese
jetzt erst hier, (solch ein Fremdling bin ich in Pans in deutscher Litteratur ge-
worden) des I^ssingü reäivivi Briefe an ein Frauenzimmer und den Frey-
müthigen nicht ohne die größte Freude und oftmalige Anwendung des: per?-
ant qui lote no8 nostra Zixerel so sehr finde ich mich auf jeder Seite beynah
mit Ihnen ich meinen innigsten Mitgedaoken und Mitempfindungen zusammen.
Wenn ich daraus, daß wir litterarisch einerley Kriege des Herren für Freyheit
und Gleichheit und Menschenwohl durch bessere Konstitutionen, die unsre Ur¬
enkel vielleicht erleben, gekämpft; daraus, daß wir vielleicht ähnliche Schicksale
erlebt, (falls ich auf das Ihrige aus einer Stelle des berüchtigten Schlegelschen
sonnettes schließen darf IM. a. e. Fr. V. Heft 299)) daraus, daß wir mit einer¬
ley Ehrerbietung gegen die Matadore unserer älteren Litteratur erfüllt sind
und von einerley Haß gegen die seynwvllenden Monarchen und Tyrannen der
neueren glüh»; wenn ich — sage ich — aus dem Allen auf einige Analogie
zwischen unsern Geistern hoffen darf, so darf ich auch hoffen, daß es Ihnen nicht
unangenehm vielleicht seyn wird, wenn ich Ihnen hierbey zu Freundeshänden
ein noch nicht herausgekommenes dramatisches Werk übersende, dessen Ver¬
pflanzung auf deutschen Grund und Boden mich vorigen Winter und Sommer
beschäfftiget hat. Es ist der Ethwalt der Frau Sacksspear! wie ich sie immer
zu nennen pflege, oder Joanna Baillie, deren Werke durch mich sämmtlich
künftige Ostermesse übersetzt erscheinen werden, und, ich weis selber nicht durch
welch ein Schicksal, (ausgenommen sehr oberflächlich in der Frau von Berlepsch
Caledonia erwähnt, und noch oberflächlicher gerichtet) in Deutschland unbekannt
geblieben sind.
Ich schmeichle mir (man kann über die Arbeit eines Fremden oder einer
Fremden sich so was wohl schmeicheln ohne Eitelkeit), daß dieses Stück auf mehrere
Saiten Ihrer Empfindung treffen wird; gesetzt, bah Sie auch nicht meinen
Enthusiasmus für diese Dichterin-Männin theilen, die ich, nebst der fran¬
zösischen Lyrikerin Smvillc als das einzige fast aller Weiber betrachte, die
Rousseaus furchtbaren Ausspruch über den Nicht-Genius der Weiber zu schänden
gemacht haben. Irre ich in dieser meiner Voraussetzung nicht, so wäre es mir
für meinen braven hiesigen Verleger, Herrn Brockhaus, unter dessen Firma:
Roskoff Compagnie, diese bereits von mir in den Cottaischen franz. Mis-
cellen (XII. Band lies Buch) angekündigten Werke erscheinen werden (so wie
auch unter derselbige» Firma auf Ostern eine Zeitschrift von mir unter dem
Titel: Individualitäten), sehr lieb, wenn Sie darüber sich in Ihrem Frey-
müthigen zu einem Artikel etwa geneigt finden sollten, in dem ich Ihnen gern
die Vollmacht gebe, eine oder die andere Scene aus dem Uebersandten einzurücken.
Daß Sie es übrigens als Manuscript betrachten werden, dieß Stück, und es
vor jedem möglichen Misbiauch bewahren, dafür bürgt mir Ihr Character.
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