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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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weigerte, erst durch das vereinte Bemühen des Hoff und des Volks erzwungene
Concession muß vor allem nachgerühmt werden, daß sie mit großer Sachlichkeit
und Unparteilichkeit gearbeitet ist und daß sie das Object des Streits der
Parteien scharf und klar präcifirt. Der principielle Unterschied zwischen einer
Erweiterung der bestehenden Einrichtungen unter Anlehnung an das historisch
erprobte alte System und der Anwendung abstrakter, aus den Menschenrechten
und dem modernen Siaatsbegrisf hergeholter Principien wird mit Recht an
die Spitze der Betrachtung gestellt und damit die Grenzlinie zwischen dem
Antheil gezogen, welchen die Whigs an der Parlamentsrefvrm hatten und dem
der in ihren Dienst gezogenen weitcrgchcrden Radicalen. Die Ausführungen über
den materiellen Inhalt der complicwen grey-russclschen Bill enthalten dann zu¬
gleich die Kritik derselben: wahrend bereitwillig eingeräumt wird, daß diese Bill
an Jnkonsequenzen und inneren Widersprüchen aller Art reich war. wird --
wie uns scheint, mit Recht -- der Nachdruck auf ihre praktische Wirkung, auf
die Nichtigkeit des Verhältnisses gelegt, in welchem das Reformgesetz zu dem
thatsächlich vorhandenen Volksbcdürfniß stand. Mit überzeugender Klarheit
wird d>e Unmöglichkeit eines Verharrens bei der alten Ordnung nachgewiesen,
die sich mit den gegebenen Zuständen und den realen Machtverhältnissen längst
nicht mehr deckte -- zugleich aber nachdrücklich und ernsthaft auch die Bedenklich¬
keit dieses entscheidenden Schritts und die relative Berechtigung derer anerkannt,
die sich wie z. B. Robert Peel vor dem Bruch mit einer erprobten Vergangen¬
heit dennoch scheuten. Zu den glänzendsten Abschnitten des gesammten Werks
gebört die kurze, markige Schilderung der Debatte des Oberhauses über die
zweite B it und angesichts der heule in England selbst anerkannten Degeneration
der britischen Paine werden wir mit Ehrfurcht vor den markigen Gestalten
erfüllt, die sich zwischen dem S. und 8. Ociober 183 t, von ihren Sitzen erhoben,
"um mit ritterlichem Muth die hervorragende Stellung zu vertheidigen, die sie
bis dahin eingenommen und den Beweis zu führen, daß der Widerstand gegen
die Forderungen der Zeit nicht von einer an ihrem historischen Herkommen ab¬
sterbenden Kaste geleistet werde, sondern von einer Körperschaft, die sich deS
Besitzes ehrenvoll benutzter politischer Macht, erblicher patriotischer Tugenden
und einer Fülle hoher Gaben mit Recht rühmen konnte". -- Es ist diesem Theil
der pauiischcn Arbeit wesentlich zu Gute gekommen, daß es dem Autor möglich
war in einem Zuge fortzuschreiben, ausschließlich einen großen Gegenstand
zu behandeln und seine Darstellung von allen die Einheitlichkeit der Wirkung
störenden Einschaltungen und Excursen über andere Materien frei zu halten,
da diese vor der Enischcidung über die Reform thatsächlich in den Hintergrund
traten. Dieser Vorzug macht sich ganz besonders geltend, wenn man die drei
oder vier ersten Capitel mit den folgenden vergleicht. Weil es sich in diesen
um eine große Anzahl der mannigfachsten, oft heterogensten Dinge handelt.


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weigerte, erst durch das vereinte Bemühen des Hoff und des Volks erzwungene
Concession muß vor allem nachgerühmt werden, daß sie mit großer Sachlichkeit
und Unparteilichkeit gearbeitet ist und daß sie das Object des Streits der
Parteien scharf und klar präcifirt. Der principielle Unterschied zwischen einer
Erweiterung der bestehenden Einrichtungen unter Anlehnung an das historisch
erprobte alte System und der Anwendung abstrakter, aus den Menschenrechten
und dem modernen Siaatsbegrisf hergeholter Principien wird mit Recht an
die Spitze der Betrachtung gestellt und damit die Grenzlinie zwischen dem
Antheil gezogen, welchen die Whigs an der Parlamentsrefvrm hatten und dem
der in ihren Dienst gezogenen weitcrgchcrden Radicalen. Die Ausführungen über
den materiellen Inhalt der complicwen grey-russclschen Bill enthalten dann zu¬
gleich die Kritik derselben: wahrend bereitwillig eingeräumt wird, daß diese Bill
an Jnkonsequenzen und inneren Widersprüchen aller Art reich war. wird —
wie uns scheint, mit Recht — der Nachdruck auf ihre praktische Wirkung, auf
die Nichtigkeit des Verhältnisses gelegt, in welchem das Reformgesetz zu dem
thatsächlich vorhandenen Volksbcdürfniß stand. Mit überzeugender Klarheit
wird d>e Unmöglichkeit eines Verharrens bei der alten Ordnung nachgewiesen,
die sich mit den gegebenen Zuständen und den realen Machtverhältnissen längst
nicht mehr deckte — zugleich aber nachdrücklich und ernsthaft auch die Bedenklich¬
keit dieses entscheidenden Schritts und die relative Berechtigung derer anerkannt,
die sich wie z. B. Robert Peel vor dem Bruch mit einer erprobten Vergangen¬
heit dennoch scheuten. Zu den glänzendsten Abschnitten des gesammten Werks
gebört die kurze, markige Schilderung der Debatte des Oberhauses über die
zweite B it und angesichts der heule in England selbst anerkannten Degeneration
der britischen Paine werden wir mit Ehrfurcht vor den markigen Gestalten
erfüllt, die sich zwischen dem S. und 8. Ociober 183 t, von ihren Sitzen erhoben,
„um mit ritterlichem Muth die hervorragende Stellung zu vertheidigen, die sie
bis dahin eingenommen und den Beweis zu führen, daß der Widerstand gegen
die Forderungen der Zeit nicht von einer an ihrem historischen Herkommen ab¬
sterbenden Kaste geleistet werde, sondern von einer Körperschaft, die sich deS
Besitzes ehrenvoll benutzter politischer Macht, erblicher patriotischer Tugenden
und einer Fülle hoher Gaben mit Recht rühmen konnte". — Es ist diesem Theil
der pauiischcn Arbeit wesentlich zu Gute gekommen, daß es dem Autor möglich
war in einem Zuge fortzuschreiben, ausschließlich einen großen Gegenstand
zu behandeln und seine Darstellung von allen die Einheitlichkeit der Wirkung
störenden Einschaltungen und Excursen über andere Materien frei zu halten,
da diese vor der Enischcidung über die Reform thatsächlich in den Hintergrund
traten. Dieser Vorzug macht sich ganz besonders geltend, wenn man die drei
oder vier ersten Capitel mit den folgenden vergleicht. Weil es sich in diesen
um eine große Anzahl der mannigfachsten, oft heterogensten Dinge handelt.


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[0323] weigerte, erst durch das vereinte Bemühen des Hoff und des Volks erzwungene Concession muß vor allem nachgerühmt werden, daß sie mit großer Sachlichkeit und Unparteilichkeit gearbeitet ist und daß sie das Object des Streits der Parteien scharf und klar präcifirt. Der principielle Unterschied zwischen einer Erweiterung der bestehenden Einrichtungen unter Anlehnung an das historisch erprobte alte System und der Anwendung abstrakter, aus den Menschenrechten und dem modernen Siaatsbegrisf hergeholter Principien wird mit Recht an die Spitze der Betrachtung gestellt und damit die Grenzlinie zwischen dem Antheil gezogen, welchen die Whigs an der Parlamentsrefvrm hatten und dem der in ihren Dienst gezogenen weitcrgchcrden Radicalen. Die Ausführungen über den materiellen Inhalt der complicwen grey-russclschen Bill enthalten dann zu¬ gleich die Kritik derselben: wahrend bereitwillig eingeräumt wird, daß diese Bill an Jnkonsequenzen und inneren Widersprüchen aller Art reich war. wird — wie uns scheint, mit Recht — der Nachdruck auf ihre praktische Wirkung, auf die Nichtigkeit des Verhältnisses gelegt, in welchem das Reformgesetz zu dem thatsächlich vorhandenen Volksbcdürfniß stand. Mit überzeugender Klarheit wird d>e Unmöglichkeit eines Verharrens bei der alten Ordnung nachgewiesen, die sich mit den gegebenen Zuständen und den realen Machtverhältnissen längst nicht mehr deckte — zugleich aber nachdrücklich und ernsthaft auch die Bedenklich¬ keit dieses entscheidenden Schritts und die relative Berechtigung derer anerkannt, die sich wie z. B. Robert Peel vor dem Bruch mit einer erprobten Vergangen¬ heit dennoch scheuten. Zu den glänzendsten Abschnitten des gesammten Werks gebört die kurze, markige Schilderung der Debatte des Oberhauses über die zweite B it und angesichts der heule in England selbst anerkannten Degeneration der britischen Paine werden wir mit Ehrfurcht vor den markigen Gestalten erfüllt, die sich zwischen dem S. und 8. Ociober 183 t, von ihren Sitzen erhoben, „um mit ritterlichem Muth die hervorragende Stellung zu vertheidigen, die sie bis dahin eingenommen und den Beweis zu führen, daß der Widerstand gegen die Forderungen der Zeit nicht von einer an ihrem historischen Herkommen ab¬ sterbenden Kaste geleistet werde, sondern von einer Körperschaft, die sich deS Besitzes ehrenvoll benutzter politischer Macht, erblicher patriotischer Tugenden und einer Fülle hoher Gaben mit Recht rühmen konnte". — Es ist diesem Theil der pauiischcn Arbeit wesentlich zu Gute gekommen, daß es dem Autor möglich war in einem Zuge fortzuschreiben, ausschließlich einen großen Gegenstand zu behandeln und seine Darstellung von allen die Einheitlichkeit der Wirkung störenden Einschaltungen und Excursen über andere Materien frei zu halten, da diese vor der Enischcidung über die Reform thatsächlich in den Hintergrund traten. Dieser Vorzug macht sich ganz besonders geltend, wenn man die drei oder vier ersten Capitel mit den folgenden vergleicht. Weil es sich in diesen um eine große Anzahl der mannigfachsten, oft heterogensten Dinge handelt. Gttnzboicn III. 18K7. 40

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/323>, abgerufen am 15.01.2025.