Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Der altere Bruder räth dem jüngeren dringend zu einer maßvollen Und "Wenn es auch," schreibt Marcus, "Dir in den ersten Zeiten Deiner Amts- Dann folgt eine sehr eindringliche Vermahnung gegen das Geschenkenehmen, Dann kommt Cicero auf die eingebornen griechischen (höhern) Beamten zu "Mit diesen Griechen," sagt er, "ist nichts mehr zu meiden, als ein ge¬ 30
Der altere Bruder räth dem jüngeren dringend zu einer maßvollen Und „Wenn es auch," schreibt Marcus, „Dir in den ersten Zeiten Deiner Amts- Dann folgt eine sehr eindringliche Vermahnung gegen das Geschenkenehmen, Dann kommt Cicero auf die eingebornen griechischen (höhern) Beamten zu „Mit diesen Griechen," sagt er, „ist nichts mehr zu meiden, als ein ge¬ 30
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Der altere Bruder räth dem jüngeren dringend zu einer maßvollen Und
würdigen Behandlung dieser Bevölkerung; es sei aber damit nicht genug, daß
er selbst sich solcher Tugend befleißige, auch seine Beamten müsse er in strengster
Zucht und Ordnung halten, namentlich die „ox eolrorte pr-retoris", d. h. die,
welche er selbst aus den alten Provinzen mitgebracht und berufen hatte; denn
„in Ansehung dieser sei er nicht nur für das, was sie thun, sondern auch für
alles, was sie reden und schreiben (Preßbureau? norddeutsche Allg. Ztg.?) ver°
antwortlich", deshalb bedürfe es hier der äußersten Vorsicht.
„Wenn es auch," schreibt Marcus, „Dir in den ersten Zeiten Deiner Amts-
Verwaltung begegnet wäre, (aus anderen Stellen des Briefes muß man schließen,
daß dies dem unüberlegten, voreiligen und eiteln Manne nur zu oft begegnet
ist), „daß Einer oder der Andere Deine Gutmütigkeit mißbraucht und Dich
hintergangen hätte, so besorge ich nichts der Art für das dritte Jahr. Gewiß
wirst Du Dich ebenso rechtschaffen, aber nur noch vorsichtiger und zurück¬
haltender in der Zukunft bewegen. Möge alsdann niemanden mehr zu zweifeln
gestattet sein, daß Deine Ohren nur dem, was sie unmittelbar selbst hören, offen
stehen, aber nie dem, was ihnen von gewinnsüchtigen und lakaienhaften Menschen
verstohlenerweise zugeflüstert wird."
Dann folgt eine sehr eindringliche Vermahnung gegen das Geschenkenehmen,
sei es auch nur ein Salm oder Früchte. „Das Anbieten und Geben," fügt
der erfahrene Redner bei, „wird jedenfalls dann von selbst aufhören, wenn man
sehen wird, daß durch die Leute, welche viel bei Dir zu vermögen vorgeben,
in Wirklichkeit gar nichts bei Dir ausgerichtet wird."
Dann kommt Cicero auf die eingebornen griechischen (höhern) Beamten zu
sprechen, die dem vorigen Regiment gedient haben.
„Mit diesen Griechen," sagt er, „ist nichts mehr zu meiden, als ein ge¬
wisser Grad näherer Vertraulichkeit. Ich nehme von dieser Behauptung nur
Wenige aus. Diese Wenigen allerdings würden selbst dem alten Griechenland
Ehre gemacht haben. Die Uebrigen aber sind größte»theils falsch, veränderlich
und durch lange Knechtschaft in der Kunst zu heucheln und zu schmeicheln aus¬
gelernte Meister. Zu große Vertraulichkeit mit diesen Dienern des vorigen Hoff
ist immer etwas Gefährliches. Denn sie wagen es nie. unsern Neigungen ent¬
gegenzutreten. Ueberdies sind sie immer neidisch und mißgünstig, nicht nur auf
unsere Landsleute, sondern sogar auch auf ihre eigenen. — So seien und bleiben
denn die Grundzüge Deiner Verwaltung: Deine eigene Unsträflichkeit und Ent-
haltsamkeit — die Bescheidenheit aller, die mit Dir sind — eine äußerst sorg¬
fältige Auswahl unter denen, womit Du vertrauten Umgang pflegst und eine
stets gleich bleibende tadellose Zucht in Deinem eigenen Hause. Wenn Du so
Verfährst im Besitze eines Amts, das so große Gewalt giebt, in einer Zeit.
Wo die Sittenverderbniß so allgemein ist, in einer Provinz, die an ver«
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