Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.richtern stimmte und sein kindliches Vertrauen auf den Hirten der trienter Von den deutschen Liberalen ist zunächst Freiherr v. Ingram zu nennen. Der schon vor Eröffnung des letzten Landtags von den Ultramontanen richtern stimmte und sein kindliches Vertrauen auf den Hirten der trienter Von den deutschen Liberalen ist zunächst Freiherr v. Ingram zu nennen. Der schon vor Eröffnung des letzten Landtags von den Ultramontanen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190504"/> <p xml:id="ID_1171" prev="#ID_1170"> richtern stimmte und sein kindliches Vertrauen auf den Hirten der trienter<lb/> Schäflein auch diesmal zu erkennen gab. Er fürchtet die abschüssigen Wege der<lb/> Liberalen und sucht voll diplomatischer Klugheit seine Freunde sowohl links als<lb/> rechts. sanft, ruhig, und meist kaum vernehmlich fließt seine Rede dahin,<lb/> gleich dem murmelnden Bach, der plaudert, was sich der Wald erzählt und was<lb/> da zirpt unten im Gebüsche und zwitschert oben auf den Wipfeln. Nicht weit von<lb/> ihm sitzt der k. k. Statthaltercirath Ritter v. Sartori, der sich die peinliche<lb/> Aufgabe stellte, die väterlichen Absichten der Regierung mit ebenso vieler<lb/> Wärme als die loyale Haltung der Wälschtiroler mit alleiniger Ausnahme einer<lb/> „kleinen, sehr kleinen Rcvolutionspartei" zu vertheidigen. Man sollte ihn nach<lb/> Trient senden, »in dort die Dinge in noch rosigerem Lichte zu sehen. Noch<lb/> gutmüthiger und jedenfalls ohne Hehl und Hintergedanken scheint uns der Ver¬<lb/> treter der innsbrucker Handelskammer, der k. k. Oberlandesgerichtsrath Dr. Lev-<lb/> nardi. Wenn er auch tiefe Verehrung vor dem Jesuiten ?. Roh an den Tag<lb/> legte, dürfte dies mehr seinem Bildungsgange und dem Mangel an tieferen<lb/> Studien, wozu ihm seine Acten nicht Zeit ließen, als seinem durchaus ehren-<lb/> werthen Charakter zur Last fallen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1172"> Von den deutschen Liberalen ist zunächst Freiherr v. Ingram zu nennen.<lb/> Er saß vier Jahre hindurch im östreichischen Reichsrath und machte den meisten<lb/> Mitgliedern des Hauses gegenüber den wohlthätigen Eindruck, daß er eines<lb/> freiern Ausblicks über die Landcsgrenzcn fähig war. Nicht ohne treffende<lb/> Sarkasmen spricht Dr. Blaas, einer der beiden Abgeordneten der Landeshaupt,<lb/> stadt, doch wäre ihm zu wünschen, daß er auch seinem Bortrag mehr Nachdruck<lb/> verliehe. Dasselbe möchten wir dem Rector magnificus der innsbrucker Uni¬<lb/> versität, Dr. Geyer bemerken, der, ein wahrer Gegenfüßler seines Vorgängers,<lb/> des Jesuiten Wenig, selbst das Concordat zu tadeln sich erkühnte. Als Obmann<lb/> der liberalen Tafelrunde trat Dr. v. Grcbmer, Bürgermeister von Bruncck, auf,<lb/> ein Mann der selbstbewußten Ruhe und schlagenden Entgegnung, bei dem die<lb/> hirnverbrannten Heißsporne der Rechten Schule machen könnten. Zur Ergänzung<lb/> des Bildes erwähnen wir noch Dr. Pfretzschner, eine hohe, stämmige Gestalt<lb/> von echt bojoarischcr Abkunft, die eigentliche Seele der Opposition, wenn er auch<lb/> seine Meinung von den unvermeidlichen Ereignissen der nächsten Zeit nicht<lb/> öffentlich aussprach, und den erst in der jüngsten Session hinzugetretenen<lb/> Dr. Streiter. Bürgermeister von Bozen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1173" next="#ID_1174"> Der schon vor Eröffnung des letzten Landtags von den Ultramontanen<lb/> gehegte Plan bezweckte eine offene Erklärung zu Gunsten der Sistirungspolitik.<lb/> als Anfang der Rückkehr zum Absolutismus. Aehnliches lag den tiroler Reak¬<lb/> tionären schon beim Beginn der vorletzten Session im Sinne, am Ende der<lb/> ersten Landtagsperiode schien aber die Aufstellung ihres Ergebnisses um so mehr<lb/> geboten, als der Föderalismus auch im Geheimbunde des Ministeriums Beust-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0345]
richtern stimmte und sein kindliches Vertrauen auf den Hirten der trienter
Schäflein auch diesmal zu erkennen gab. Er fürchtet die abschüssigen Wege der
Liberalen und sucht voll diplomatischer Klugheit seine Freunde sowohl links als
rechts. sanft, ruhig, und meist kaum vernehmlich fließt seine Rede dahin,
gleich dem murmelnden Bach, der plaudert, was sich der Wald erzählt und was
da zirpt unten im Gebüsche und zwitschert oben auf den Wipfeln. Nicht weit von
ihm sitzt der k. k. Statthaltercirath Ritter v. Sartori, der sich die peinliche
Aufgabe stellte, die väterlichen Absichten der Regierung mit ebenso vieler
Wärme als die loyale Haltung der Wälschtiroler mit alleiniger Ausnahme einer
„kleinen, sehr kleinen Rcvolutionspartei" zu vertheidigen. Man sollte ihn nach
Trient senden, »in dort die Dinge in noch rosigerem Lichte zu sehen. Noch
gutmüthiger und jedenfalls ohne Hehl und Hintergedanken scheint uns der Ver¬
treter der innsbrucker Handelskammer, der k. k. Oberlandesgerichtsrath Dr. Lev-
nardi. Wenn er auch tiefe Verehrung vor dem Jesuiten ?. Roh an den Tag
legte, dürfte dies mehr seinem Bildungsgange und dem Mangel an tieferen
Studien, wozu ihm seine Acten nicht Zeit ließen, als seinem durchaus ehren-
werthen Charakter zur Last fallen.
Von den deutschen Liberalen ist zunächst Freiherr v. Ingram zu nennen.
Er saß vier Jahre hindurch im östreichischen Reichsrath und machte den meisten
Mitgliedern des Hauses gegenüber den wohlthätigen Eindruck, daß er eines
freiern Ausblicks über die Landcsgrenzcn fähig war. Nicht ohne treffende
Sarkasmen spricht Dr. Blaas, einer der beiden Abgeordneten der Landeshaupt,
stadt, doch wäre ihm zu wünschen, daß er auch seinem Bortrag mehr Nachdruck
verliehe. Dasselbe möchten wir dem Rector magnificus der innsbrucker Uni¬
versität, Dr. Geyer bemerken, der, ein wahrer Gegenfüßler seines Vorgängers,
des Jesuiten Wenig, selbst das Concordat zu tadeln sich erkühnte. Als Obmann
der liberalen Tafelrunde trat Dr. v. Grcbmer, Bürgermeister von Bruncck, auf,
ein Mann der selbstbewußten Ruhe und schlagenden Entgegnung, bei dem die
hirnverbrannten Heißsporne der Rechten Schule machen könnten. Zur Ergänzung
des Bildes erwähnen wir noch Dr. Pfretzschner, eine hohe, stämmige Gestalt
von echt bojoarischcr Abkunft, die eigentliche Seele der Opposition, wenn er auch
seine Meinung von den unvermeidlichen Ereignissen der nächsten Zeit nicht
öffentlich aussprach, und den erst in der jüngsten Session hinzugetretenen
Dr. Streiter. Bürgermeister von Bozen.
Der schon vor Eröffnung des letzten Landtags von den Ultramontanen
gehegte Plan bezweckte eine offene Erklärung zu Gunsten der Sistirungspolitik.
als Anfang der Rückkehr zum Absolutismus. Aehnliches lag den tiroler Reak¬
tionären schon beim Beginn der vorletzten Session im Sinne, am Ende der
ersten Landtagsperiode schien aber die Aufstellung ihres Ergebnisses um so mehr
geboten, als der Föderalismus auch im Geheimbunde des Ministeriums Beust-
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