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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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gang zum Innern des Fahrzeuges während der Gefechtsbereitschaft, denn die
Luke (horizontale Fallthüre im Deck), welche sich vor jedem Thurm befindet, ist
nur so lange geöffnet, als das Schiff im Hafen liegt; in See und vollends
während des Gefechts ist sie mit starken Eisengittern und wasserdichten Deckeln
völlig geschloffen. Begiebt man sich nun durch eine dieser beiden Luken in den
unteren Raum, das Zwischendeck, des Schiffs, so findet man die Einrichtung
von der anderer Kriegsschiffe nicht sehr verschieden, mit der einzigen Ausnahme,
daß hier alles künstlich erleuchtet ist, weil der Raum fast ganz unter Wasser
liegt und das Wenige, was über Wasser emporragt, durch die Panzerung luft¬
dicht geschlossen ist.

Im hintersten Theil des Schiffes befindet sich nun die Offijiersmeß. ein
elegant eingerichteter Salon mit den anstoßenden Cavinen der einzelnen Offi¬
ziere und einer prächtigen Wasserheizungsanlage; darauf folgt der Raum unter
dem Hinteren' Thurm mit seinen starken Eisenwellen und der Drehungsmaschi¬
nerie; sodann kommt der schöne, sehr bequem und luftig eingerichtete Maschinen¬
raum, mit einer besonderen Maschine von 400 Pferdekraft für jede Schraube
und 24 Oefen unter den gewaltigen Kesseln. sowie mit der ausgezeichnet schönen
Ventilationsmaschine, welche fortwährend Ströme frischer Luft einpumpt und die
warme verdorbene Luft oben zu den Thürmen hinaustreibt. Noch weiter nach
vorn liegt der zweite Thurm und dann kommen die Ankervvrrichtungen, mäch¬
tige eiserne Ankerketten, dicke eiserne Spillen, um welche die Ketten sich auf-
winden, und das eigentliche Steuerrad, das nach den telegraphischen Befehlen
bedient wird, welche der Capitän vom vorderen Thurm aus giebt. Nach vorn
wird das Zwischendeck abgeschlossen durch zwei mit getheerten Segeltuch ver¬
hängte Räume, vor denen Seelsoldaten mit gezogenem Säbel stehen -- das
Lazarett) und das Arrestlocal. Unheimlich klingt aus letzterem das Rasseln der
Ketten hervor, mit denen die überhaupt etwas barbarische Disciplin der Ame¬
rikaner den Delinquenten auf viele Tage krummgeschlossen selbst ganz kleine
Vergehen büßen läßt.

Die Mannschaft machte im Allgemeinen einen sehr angenehmen Eindruck:
die Mehrzahl Leute aus den Neuengiandstaaten oder Deutsche, blühende, frische,
meist noch sehr junge Gesichter, unter die natürlich auch recht verwitterte Theer¬
jacken gemischt waren, und selbst einige Neger befanden sich, auffällig genug,
unter der Bemannung. Das Schiff hat im Ganzen 160--170 Mann Be¬
satzung; als ihr Logis dient das Zwischendeck, das wir soeben durchschritten
haben -- die Haken in den Deckbalken, an welche die Hängematten befestigt
werden, sowie die Kästen mit den Kleidersäcken ringsum an der Schiffswand
deuten schon genügend darauf hin. Unter dem Zwischendeck befindet sich end-
lich der Raum für Ballast und Vorräthe an Lebensmittel" und Süßwasser,
das aber nur für 20 Tage ausreicht und dann durch destillirtes Wasser ersetzt


gang zum Innern des Fahrzeuges während der Gefechtsbereitschaft, denn die
Luke (horizontale Fallthüre im Deck), welche sich vor jedem Thurm befindet, ist
nur so lange geöffnet, als das Schiff im Hafen liegt; in See und vollends
während des Gefechts ist sie mit starken Eisengittern und wasserdichten Deckeln
völlig geschloffen. Begiebt man sich nun durch eine dieser beiden Luken in den
unteren Raum, das Zwischendeck, des Schiffs, so findet man die Einrichtung
von der anderer Kriegsschiffe nicht sehr verschieden, mit der einzigen Ausnahme,
daß hier alles künstlich erleuchtet ist, weil der Raum fast ganz unter Wasser
liegt und das Wenige, was über Wasser emporragt, durch die Panzerung luft¬
dicht geschlossen ist.

Im hintersten Theil des Schiffes befindet sich nun die Offijiersmeß. ein
elegant eingerichteter Salon mit den anstoßenden Cavinen der einzelnen Offi¬
ziere und einer prächtigen Wasserheizungsanlage; darauf folgt der Raum unter
dem Hinteren' Thurm mit seinen starken Eisenwellen und der Drehungsmaschi¬
nerie; sodann kommt der schöne, sehr bequem und luftig eingerichtete Maschinen¬
raum, mit einer besonderen Maschine von 400 Pferdekraft für jede Schraube
und 24 Oefen unter den gewaltigen Kesseln. sowie mit der ausgezeichnet schönen
Ventilationsmaschine, welche fortwährend Ströme frischer Luft einpumpt und die
warme verdorbene Luft oben zu den Thürmen hinaustreibt. Noch weiter nach
vorn liegt der zweite Thurm und dann kommen die Ankervvrrichtungen, mäch¬
tige eiserne Ankerketten, dicke eiserne Spillen, um welche die Ketten sich auf-
winden, und das eigentliche Steuerrad, das nach den telegraphischen Befehlen
bedient wird, welche der Capitän vom vorderen Thurm aus giebt. Nach vorn
wird das Zwischendeck abgeschlossen durch zwei mit getheerten Segeltuch ver¬
hängte Räume, vor denen Seelsoldaten mit gezogenem Säbel stehen — das
Lazarett) und das Arrestlocal. Unheimlich klingt aus letzterem das Rasseln der
Ketten hervor, mit denen die überhaupt etwas barbarische Disciplin der Ame¬
rikaner den Delinquenten auf viele Tage krummgeschlossen selbst ganz kleine
Vergehen büßen läßt.

Die Mannschaft machte im Allgemeinen einen sehr angenehmen Eindruck:
die Mehrzahl Leute aus den Neuengiandstaaten oder Deutsche, blühende, frische,
meist noch sehr junge Gesichter, unter die natürlich auch recht verwitterte Theer¬
jacken gemischt waren, und selbst einige Neger befanden sich, auffällig genug,
unter der Bemannung. Das Schiff hat im Ganzen 160—170 Mann Be¬
satzung; als ihr Logis dient das Zwischendeck, das wir soeben durchschritten
haben — die Haken in den Deckbalken, an welche die Hängematten befestigt
werden, sowie die Kästen mit den Kleidersäcken ringsum an der Schiffswand
deuten schon genügend darauf hin. Unter dem Zwischendeck befindet sich end-
lich der Raum für Ballast und Vorräthe an Lebensmittel» und Süßwasser,
das aber nur für 20 Tage ausreicht und dann durch destillirtes Wasser ersetzt


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[0136] gang zum Innern des Fahrzeuges während der Gefechtsbereitschaft, denn die Luke (horizontale Fallthüre im Deck), welche sich vor jedem Thurm befindet, ist nur so lange geöffnet, als das Schiff im Hafen liegt; in See und vollends während des Gefechts ist sie mit starken Eisengittern und wasserdichten Deckeln völlig geschloffen. Begiebt man sich nun durch eine dieser beiden Luken in den unteren Raum, das Zwischendeck, des Schiffs, so findet man die Einrichtung von der anderer Kriegsschiffe nicht sehr verschieden, mit der einzigen Ausnahme, daß hier alles künstlich erleuchtet ist, weil der Raum fast ganz unter Wasser liegt und das Wenige, was über Wasser emporragt, durch die Panzerung luft¬ dicht geschlossen ist. Im hintersten Theil des Schiffes befindet sich nun die Offijiersmeß. ein elegant eingerichteter Salon mit den anstoßenden Cavinen der einzelnen Offi¬ ziere und einer prächtigen Wasserheizungsanlage; darauf folgt der Raum unter dem Hinteren' Thurm mit seinen starken Eisenwellen und der Drehungsmaschi¬ nerie; sodann kommt der schöne, sehr bequem und luftig eingerichtete Maschinen¬ raum, mit einer besonderen Maschine von 400 Pferdekraft für jede Schraube und 24 Oefen unter den gewaltigen Kesseln. sowie mit der ausgezeichnet schönen Ventilationsmaschine, welche fortwährend Ströme frischer Luft einpumpt und die warme verdorbene Luft oben zu den Thürmen hinaustreibt. Noch weiter nach vorn liegt der zweite Thurm und dann kommen die Ankervvrrichtungen, mäch¬ tige eiserne Ankerketten, dicke eiserne Spillen, um welche die Ketten sich auf- winden, und das eigentliche Steuerrad, das nach den telegraphischen Befehlen bedient wird, welche der Capitän vom vorderen Thurm aus giebt. Nach vorn wird das Zwischendeck abgeschlossen durch zwei mit getheerten Segeltuch ver¬ hängte Räume, vor denen Seelsoldaten mit gezogenem Säbel stehen — das Lazarett) und das Arrestlocal. Unheimlich klingt aus letzterem das Rasseln der Ketten hervor, mit denen die überhaupt etwas barbarische Disciplin der Ame¬ rikaner den Delinquenten auf viele Tage krummgeschlossen selbst ganz kleine Vergehen büßen läßt. Die Mannschaft machte im Allgemeinen einen sehr angenehmen Eindruck: die Mehrzahl Leute aus den Neuengiandstaaten oder Deutsche, blühende, frische, meist noch sehr junge Gesichter, unter die natürlich auch recht verwitterte Theer¬ jacken gemischt waren, und selbst einige Neger befanden sich, auffällig genug, unter der Bemannung. Das Schiff hat im Ganzen 160—170 Mann Be¬ satzung; als ihr Logis dient das Zwischendeck, das wir soeben durchschritten haben — die Haken in den Deckbalken, an welche die Hängematten befestigt werden, sowie die Kästen mit den Kleidersäcken ringsum an der Schiffswand deuten schon genügend darauf hin. Unter dem Zwischendeck befindet sich end- lich der Raum für Ballast und Vorräthe an Lebensmittel» und Süßwasser, das aber nur für 20 Tage ausreicht und dann durch destillirtes Wasser ersetzt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/136>, abgerufen am 22.12.2024.