Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.nen der Bundesregierung sehr wesentlich in den Händen des letzteren, der Krieg Mehr Erfolg hat die auswärtige Politik des Präsidenten gehabt, denn Die glänzendste Seite des verflossenen Jahres für die Union bieten ihre nen der Bundesregierung sehr wesentlich in den Händen des letzteren, der Krieg Mehr Erfolg hat die auswärtige Politik des Präsidenten gehabt, denn Die glänzendste Seite des verflossenen Jahres für die Union bieten ihre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190265"/> <p xml:id="ID_320" prev="#ID_319"> nen der Bundesregierung sehr wesentlich in den Händen des letzteren, der Krieg<lb/> dehnte die Macht der Centralgewalt sehr aus. Lincoln war zu einer Zeit so<lb/> allmächtig wie Napoleon der Dritte, aber es war nur. weil er in Ueberein¬<lb/> stimmung mit der großen Mehrheit der Bevölkerung regierte, die Johnson gegen<lb/> sich hat. Die straffere Centralisation wird bleiben, aber sie wird nicht mehr<lb/> von der Execution, sondern von der Legislativ» geübt werden. Staatssecretär<lb/> Seward äußerte kürzlich gegen ein englisches Parlamentsmitglied: „Bei Ihnen<lb/> geht die Tendenz vom parlamentarischen zum Volksregiment, bei uns umgekehrt<lb/> vom Volksregiment, als dessen Repräsentant bisher der Präsident galt, zum<lb/> Parlamentarismus."</p><lb/> <p xml:id="ID_321"> Mehr Erfolg hat die auswärtige Politik des Präsidenten gehabt, denn<lb/> wesentlich auf das Drängen Amerikas hat Napoleon sich zum Rückzüge aus<lb/> Mexico verstanden und in der Aufrechthaltung der Monroedoctrin sind alle<lb/> Parteien einig. Seit dem Siege des Nordens war das Experiment eines<lb/> lateinischen Kaiserthums im Westen unrettbarem Untergang verfallen, aber die<lb/> Anarchie scheint nach Abzug der Franzosen grauenvoll zu werden und es bleibt<lb/> abzuwarten, ob die Vereinigten Staaten durch die Uebernahme einer Art von<lb/> Protectorat dem Unwesen steuern werden, womit ihr Schützling Juarez bereits<lb/> seinen Wiedereintritt in das unglückliche Land bezeichnet habe. Die Differenzen<lb/> mit England haben im verflossenen Jahre keine Lösung gefunden, Lord Stan¬<lb/> ley hat sich zwar in der Alabamafrage entgegenkommender gezeigt als sein Vor¬<lb/> gänger, aber auch er wird sich so wenig als irgendein anderer englischer Minister<lb/> dazu verstehen können, einfach die amerikanische Entschädigungsforderung zu<lb/> acceptiren, deren Betrag noch nicht einmal fest genannt ist, jedenfalls aber enorm<lb/> sein muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_322"> Die glänzendste Seite des verflossenen Jahres für die Union bieten ihre<lb/> Finanzen, doch ist dies ein so reiches und merkwürdiges Capitel, daß wir es<lb/> uns für einen besonderen Artikel zurücklegen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
nen der Bundesregierung sehr wesentlich in den Händen des letzteren, der Krieg
dehnte die Macht der Centralgewalt sehr aus. Lincoln war zu einer Zeit so
allmächtig wie Napoleon der Dritte, aber es war nur. weil er in Ueberein¬
stimmung mit der großen Mehrheit der Bevölkerung regierte, die Johnson gegen
sich hat. Die straffere Centralisation wird bleiben, aber sie wird nicht mehr
von der Execution, sondern von der Legislativ» geübt werden. Staatssecretär
Seward äußerte kürzlich gegen ein englisches Parlamentsmitglied: „Bei Ihnen
geht die Tendenz vom parlamentarischen zum Volksregiment, bei uns umgekehrt
vom Volksregiment, als dessen Repräsentant bisher der Präsident galt, zum
Parlamentarismus."
Mehr Erfolg hat die auswärtige Politik des Präsidenten gehabt, denn
wesentlich auf das Drängen Amerikas hat Napoleon sich zum Rückzüge aus
Mexico verstanden und in der Aufrechthaltung der Monroedoctrin sind alle
Parteien einig. Seit dem Siege des Nordens war das Experiment eines
lateinischen Kaiserthums im Westen unrettbarem Untergang verfallen, aber die
Anarchie scheint nach Abzug der Franzosen grauenvoll zu werden und es bleibt
abzuwarten, ob die Vereinigten Staaten durch die Uebernahme einer Art von
Protectorat dem Unwesen steuern werden, womit ihr Schützling Juarez bereits
seinen Wiedereintritt in das unglückliche Land bezeichnet habe. Die Differenzen
mit England haben im verflossenen Jahre keine Lösung gefunden, Lord Stan¬
ley hat sich zwar in der Alabamafrage entgegenkommender gezeigt als sein Vor¬
gänger, aber auch er wird sich so wenig als irgendein anderer englischer Minister
dazu verstehen können, einfach die amerikanische Entschädigungsforderung zu
acceptiren, deren Betrag noch nicht einmal fest genannt ist, jedenfalls aber enorm
sein muß.
Die glänzendste Seite des verflossenen Jahres für die Union bieten ihre
Finanzen, doch ist dies ein so reiches und merkwürdiges Capitel, daß wir es
uns für einen besonderen Artikel zurücklegen.
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