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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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mühsam aus einzelnen in die Oeffentlichkeit gedrungenen Notizen zusammen¬
getragen, theilweise konnten sie auch nur durch Schlußfolgerungen gefunden
werden. In einzelnen Fällen war freilich selbst eine annähernde Schätzung
unmöglich, doch im großen Ganzen ist es dem Verfasser ohne Zweifel gelungen,
das nöthige Material herbeizuschaffen, um seiner Ausgabe zu genügen.

Nach den gewonnenen Ergebnissen betragen die ordentlichen landesherrlichen
Einnahmen gegenwärtig 5.256,000 Thlr. Davon kommen 3,698,000 Thlr. auf
die Domänen. 856,000 Thlr. auf Steuern und Zölle, 428.000 Thlr. auf das
PostWesen, 208.000 auf die Civilvcrwaltuug. Daneben findet sich noch eine
außerordentliche Einnahme im Betrage von 100,000 Thlr. Die ordentlichen
landesherrlichen Ausgaben belaufen sich auf 4.344.000 Thlr. Davon kommen
auf die Verwaltung der Domänen 1,563,000 Thlr., der Steuern und Zölle
119.000 Thlr., der Post 297.000 Thlr.. auf die Civilverwaltung 600,000 Thlr.,
großherzogliche Chatoulle und Haus 141.000 Thlr,, Hofhaltung 400.000 Thlr.,
Militärwesen 650,000 Thlr., Zinsen und Schuldentilgung 302.000 Thlr.. Pen-
sionen 168.000 Thlr. Der ständische Etat ergiebt 83.000 Thlr., der landes¬
herrlich-ständische Etat 423,000 Thlr. in Einnahme und Ausgabe. Der Ueber¬
schuß der gesammten Einnahme über die Ausgabe berechnet steh hiernach aus
1.012.000 Thlr. Der Schuldenstand beträgt an landesherrlichen Schulden
7.000,000 Thlr.. an ständischen Schulden 156,000 Thlr., an landesherrlich¬
ständischen Schulden 1.460,000 Thlr., Summa 8,616,000 Thlr. Dieser Schuld
steht ein Activum von 90 bis 100 Millionen Thaler an Werth im Domanial-
Vermögen gegenüber.

Ungeachtet dieser günstigen Finanzlage ist, wie der Verfasser, auf seine
vorangehenden Ausführungen gestützt, am Schlüsse seiner Schrift nachweist,
eine gründliche Reform der mecklenburgischen Finanzverhälinisse dringendes Be¬
dürfniß. Die Steuern sind trotz des großen Domanialvermögens sehr hoch
und ungleich vertheilt, sie drücken auf den minder Wohlhabenden und belasten
den reichen Grundbesitzer nur mit einem Minimum. Der separate Grenzzoll
und der Ausschluß von den Zollvereinsstaaten wirken höchst nachtheilig auf den
Wohlstand. Die Domänen erzielen lange nicht die Einnahmen, welche sie bei
rationeller Bewirtschaftung abwerfe" würden, und die Ausgaben für dieselben
erreichen infolge der bureaukratischen Vielregiererci eine unverhältnißmäßige
Höhe. Eben die büreaukratische Einmischung in alles hindert auch die gedeih¬
liche Entwickelung des landwirthschaftlichen Betriebes in den Domänen und
wirkt dadurch unheilvoll auf den Wohlstand des ganzen Landes ein. In dem
landesherrlichen Etat haben die Ausgaben für unproductive Zwecke eine un¬
verhältnißmäßige Höhe, während die Ausgaben für Schulen u. f. w. knapp
bemessen sind. Das Schlimmste aber ist der gänzliche Mangel an einem Budget¬
system und der Mitwirkung des Volks bei der Feststellung und Controlirung


mühsam aus einzelnen in die Oeffentlichkeit gedrungenen Notizen zusammen¬
getragen, theilweise konnten sie auch nur durch Schlußfolgerungen gefunden
werden. In einzelnen Fällen war freilich selbst eine annähernde Schätzung
unmöglich, doch im großen Ganzen ist es dem Verfasser ohne Zweifel gelungen,
das nöthige Material herbeizuschaffen, um seiner Ausgabe zu genügen.

Nach den gewonnenen Ergebnissen betragen die ordentlichen landesherrlichen
Einnahmen gegenwärtig 5.256,000 Thlr. Davon kommen 3,698,000 Thlr. auf
die Domänen. 856,000 Thlr. auf Steuern und Zölle, 428.000 Thlr. auf das
PostWesen, 208.000 auf die Civilvcrwaltuug. Daneben findet sich noch eine
außerordentliche Einnahme im Betrage von 100,000 Thlr. Die ordentlichen
landesherrlichen Ausgaben belaufen sich auf 4.344.000 Thlr. Davon kommen
auf die Verwaltung der Domänen 1,563,000 Thlr., der Steuern und Zölle
119.000 Thlr., der Post 297.000 Thlr.. auf die Civilverwaltung 600,000 Thlr.,
großherzogliche Chatoulle und Haus 141.000 Thlr,, Hofhaltung 400.000 Thlr.,
Militärwesen 650,000 Thlr., Zinsen und Schuldentilgung 302.000 Thlr.. Pen-
sionen 168.000 Thlr. Der ständische Etat ergiebt 83.000 Thlr., der landes¬
herrlich-ständische Etat 423,000 Thlr. in Einnahme und Ausgabe. Der Ueber¬
schuß der gesammten Einnahme über die Ausgabe berechnet steh hiernach aus
1.012.000 Thlr. Der Schuldenstand beträgt an landesherrlichen Schulden
7.000,000 Thlr.. an ständischen Schulden 156,000 Thlr., an landesherrlich¬
ständischen Schulden 1.460,000 Thlr., Summa 8,616,000 Thlr. Dieser Schuld
steht ein Activum von 90 bis 100 Millionen Thaler an Werth im Domanial-
Vermögen gegenüber.

Ungeachtet dieser günstigen Finanzlage ist, wie der Verfasser, auf seine
vorangehenden Ausführungen gestützt, am Schlüsse seiner Schrift nachweist,
eine gründliche Reform der mecklenburgischen Finanzverhälinisse dringendes Be¬
dürfniß. Die Steuern sind trotz des großen Domanialvermögens sehr hoch
und ungleich vertheilt, sie drücken auf den minder Wohlhabenden und belasten
den reichen Grundbesitzer nur mit einem Minimum. Der separate Grenzzoll
und der Ausschluß von den Zollvereinsstaaten wirken höchst nachtheilig auf den
Wohlstand. Die Domänen erzielen lange nicht die Einnahmen, welche sie bei
rationeller Bewirtschaftung abwerfe» würden, und die Ausgaben für dieselben
erreichen infolge der bureaukratischen Vielregiererci eine unverhältnißmäßige
Höhe. Eben die büreaukratische Einmischung in alles hindert auch die gedeih¬
liche Entwickelung des landwirthschaftlichen Betriebes in den Domänen und
wirkt dadurch unheilvoll auf den Wohlstand des ganzen Landes ein. In dem
landesherrlichen Etat haben die Ausgaben für unproductive Zwecke eine un¬
verhältnißmäßige Höhe, während die Ausgaben für Schulen u. f. w. knapp
bemessen sind. Das Schlimmste aber ist der gänzliche Mangel an einem Budget¬
system und der Mitwirkung des Volks bei der Feststellung und Controlirung


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[0361] mühsam aus einzelnen in die Oeffentlichkeit gedrungenen Notizen zusammen¬ getragen, theilweise konnten sie auch nur durch Schlußfolgerungen gefunden werden. In einzelnen Fällen war freilich selbst eine annähernde Schätzung unmöglich, doch im großen Ganzen ist es dem Verfasser ohne Zweifel gelungen, das nöthige Material herbeizuschaffen, um seiner Ausgabe zu genügen. Nach den gewonnenen Ergebnissen betragen die ordentlichen landesherrlichen Einnahmen gegenwärtig 5.256,000 Thlr. Davon kommen 3,698,000 Thlr. auf die Domänen. 856,000 Thlr. auf Steuern und Zölle, 428.000 Thlr. auf das PostWesen, 208.000 auf die Civilvcrwaltuug. Daneben findet sich noch eine außerordentliche Einnahme im Betrage von 100,000 Thlr. Die ordentlichen landesherrlichen Ausgaben belaufen sich auf 4.344.000 Thlr. Davon kommen auf die Verwaltung der Domänen 1,563,000 Thlr., der Steuern und Zölle 119.000 Thlr., der Post 297.000 Thlr.. auf die Civilverwaltung 600,000 Thlr., großherzogliche Chatoulle und Haus 141.000 Thlr,, Hofhaltung 400.000 Thlr., Militärwesen 650,000 Thlr., Zinsen und Schuldentilgung 302.000 Thlr.. Pen- sionen 168.000 Thlr. Der ständische Etat ergiebt 83.000 Thlr., der landes¬ herrlich-ständische Etat 423,000 Thlr. in Einnahme und Ausgabe. Der Ueber¬ schuß der gesammten Einnahme über die Ausgabe berechnet steh hiernach aus 1.012.000 Thlr. Der Schuldenstand beträgt an landesherrlichen Schulden 7.000,000 Thlr.. an ständischen Schulden 156,000 Thlr., an landesherrlich¬ ständischen Schulden 1.460,000 Thlr., Summa 8,616,000 Thlr. Dieser Schuld steht ein Activum von 90 bis 100 Millionen Thaler an Werth im Domanial- Vermögen gegenüber. Ungeachtet dieser günstigen Finanzlage ist, wie der Verfasser, auf seine vorangehenden Ausführungen gestützt, am Schlüsse seiner Schrift nachweist, eine gründliche Reform der mecklenburgischen Finanzverhälinisse dringendes Be¬ dürfniß. Die Steuern sind trotz des großen Domanialvermögens sehr hoch und ungleich vertheilt, sie drücken auf den minder Wohlhabenden und belasten den reichen Grundbesitzer nur mit einem Minimum. Der separate Grenzzoll und der Ausschluß von den Zollvereinsstaaten wirken höchst nachtheilig auf den Wohlstand. Die Domänen erzielen lange nicht die Einnahmen, welche sie bei rationeller Bewirtschaftung abwerfe» würden, und die Ausgaben für dieselben erreichen infolge der bureaukratischen Vielregiererci eine unverhältnißmäßige Höhe. Eben die büreaukratische Einmischung in alles hindert auch die gedeih¬ liche Entwickelung des landwirthschaftlichen Betriebes in den Domänen und wirkt dadurch unheilvoll auf den Wohlstand des ganzen Landes ein. In dem landesherrlichen Etat haben die Ausgaben für unproductive Zwecke eine un¬ verhältnißmäßige Höhe, während die Ausgaben für Schulen u. f. w. knapp bemessen sind. Das Schlimmste aber ist der gänzliche Mangel an einem Budget¬ system und der Mitwirkung des Volks bei der Feststellung und Controlirung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/361>, abgerufen am 04.07.2024.