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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Duft ihrer Spenden, und wie ihr allemal wehgethan wird, wenn ihr Flügelroß
der Schwingen entkleidet und die Schönhcitslinicn seines Flugs in die nüchterne
Straße prosaischer Rede gezwungen werden, so können auch wir über jene Lei¬
stungen nur referiren, indem wir eine Auswahl nach den Hauptgedanken treffen
und Einzelnes wörtlich mittheilen.

Auf schwanker Leiter der Gefühle steigen wir zunächst zum Genius des
Herrn Robert Nitzsche empor, der dem heimkehrenden König und seinen Truppen '
in Weisen, die ein seltsames Gemisch orakelhafter Dunkelheit und schlicht-bürger¬
licher Verständigkeit zeigen, also >entgegenfingt:


[Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch]
Sei denn willkommen, Fürst der Liebe,
Des Landes Vater, treu und gut:
War die Vergangenheit auch trübe,
Dein Nah'n bringt neuen Lebensmuth;
Beleben wird es die Geschäfte,
Es thut ja auch so noth, so noth,--
Gott schenk' Dir lange Lebenskräfte,
Und Jeglichem sein täglich Brod!

[Ende Spaltensatz]
Stets herzlich woll'n wir angehören
Dem König so voll treuer Hand:
Den Frieden konnt' der Krieg wohl stören,
Die Liebe zwängt kein Eisenbart.
Man kann sie nicht in Fesseln schlagen,
Nicht bannen hinter Mauern fest:
Auch wird man sie nicht dahin tragen,
Wo man nicht Raum zur Liebe läßt. (?)

Aehnlich, aber schon mit lauter klopfendem Herzen, preist Herr G. Sachse
die gegenseitige Treue von Monarch und Volk:

Schwerer läßt sich ein Cyklus von Hymnen classifiziren, welchen Herr
C. H. Lantzsch darbringt. Sehr richtig hat der Sänger gehandelt, als er dem
Umschlag des in Selbstverlag erschienenen Heftchens eine Warnung gegen Nach¬
druck beisetzte; denn es läßt sich nicht läugnen. daß er von der eignen Popu¬
larität am meisten zu fürchten hat. "Dem Landesfürsten" ist sein erster Gesang
geweiht, dessen Schluß wir geben:

Der schlichteste Mann aus dem Volke
Erfaßt, was fein König gewollt,
Ehrwürdige Rechte doch werden
Im Laufe der Zeiten erst Gold; --
Gasdcgncr*) erfassen mit ihnen,
Weil Gott ja mit jeglichem Spiel!
Daß das, was das Unglück geschaffen,
Auch wied'rum dem Unglück verfiel.


-) Die celtische Bezeichnung für die späteren Barden (Sänger). Anmerkung^des Dichters. "
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Duft ihrer Spenden, und wie ihr allemal wehgethan wird, wenn ihr Flügelroß
der Schwingen entkleidet und die Schönhcitslinicn seines Flugs in die nüchterne
Straße prosaischer Rede gezwungen werden, so können auch wir über jene Lei¬
stungen nur referiren, indem wir eine Auswahl nach den Hauptgedanken treffen
und Einzelnes wörtlich mittheilen.

Auf schwanker Leiter der Gefühle steigen wir zunächst zum Genius des
Herrn Robert Nitzsche empor, der dem heimkehrenden König und seinen Truppen '
in Weisen, die ein seltsames Gemisch orakelhafter Dunkelheit und schlicht-bürger¬
licher Verständigkeit zeigen, also >entgegenfingt:


[Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch]
Sei denn willkommen, Fürst der Liebe,
Des Landes Vater, treu und gut:
War die Vergangenheit auch trübe,
Dein Nah'n bringt neuen Lebensmuth;
Beleben wird es die Geschäfte,
Es thut ja auch so noth, so noth,—
Gott schenk' Dir lange Lebenskräfte,
Und Jeglichem sein täglich Brod!

[Ende Spaltensatz]
Stets herzlich woll'n wir angehören
Dem König so voll treuer Hand:
Den Frieden konnt' der Krieg wohl stören,
Die Liebe zwängt kein Eisenbart.
Man kann sie nicht in Fesseln schlagen,
Nicht bannen hinter Mauern fest:
Auch wird man sie nicht dahin tragen,
Wo man nicht Raum zur Liebe läßt. (?)

Aehnlich, aber schon mit lauter klopfendem Herzen, preist Herr G. Sachse
die gegenseitige Treue von Monarch und Volk:

Schwerer läßt sich ein Cyklus von Hymnen classifiziren, welchen Herr
C. H. Lantzsch darbringt. Sehr richtig hat der Sänger gehandelt, als er dem
Umschlag des in Selbstverlag erschienenen Heftchens eine Warnung gegen Nach¬
druck beisetzte; denn es läßt sich nicht läugnen. daß er von der eignen Popu¬
larität am meisten zu fürchten hat. „Dem Landesfürsten" ist sein erster Gesang
geweiht, dessen Schluß wir geben:

Der schlichteste Mann aus dem Volke
Erfaßt, was fein König gewollt,
Ehrwürdige Rechte doch werden
Im Laufe der Zeiten erst Gold; —
Gasdcgncr*) erfassen mit ihnen,
Weil Gott ja mit jeglichem Spiel!
Daß das, was das Unglück geschaffen,
Auch wied'rum dem Unglück verfiel.


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[0339] Duft ihrer Spenden, und wie ihr allemal wehgethan wird, wenn ihr Flügelroß der Schwingen entkleidet und die Schönhcitslinicn seines Flugs in die nüchterne Straße prosaischer Rede gezwungen werden, so können auch wir über jene Lei¬ stungen nur referiren, indem wir eine Auswahl nach den Hauptgedanken treffen und Einzelnes wörtlich mittheilen. Auf schwanker Leiter der Gefühle steigen wir zunächst zum Genius des Herrn Robert Nitzsche empor, der dem heimkehrenden König und seinen Truppen ' in Weisen, die ein seltsames Gemisch orakelhafter Dunkelheit und schlicht-bürger¬ licher Verständigkeit zeigen, also >entgegenfingt: Sei denn willkommen, Fürst der Liebe, Des Landes Vater, treu und gut: War die Vergangenheit auch trübe, Dein Nah'n bringt neuen Lebensmuth; Beleben wird es die Geschäfte, Es thut ja auch so noth, so noth,— Gott schenk' Dir lange Lebenskräfte, Und Jeglichem sein täglich Brod! Stets herzlich woll'n wir angehören Dem König so voll treuer Hand: Den Frieden konnt' der Krieg wohl stören, Die Liebe zwängt kein Eisenbart. Man kann sie nicht in Fesseln schlagen, Nicht bannen hinter Mauern fest: Auch wird man sie nicht dahin tragen, Wo man nicht Raum zur Liebe läßt. (?) Aehnlich, aber schon mit lauter klopfendem Herzen, preist Herr G. Sachse die gegenseitige Treue von Monarch und Volk: Schwerer läßt sich ein Cyklus von Hymnen classifiziren, welchen Herr C. H. Lantzsch darbringt. Sehr richtig hat der Sänger gehandelt, als er dem Umschlag des in Selbstverlag erschienenen Heftchens eine Warnung gegen Nach¬ druck beisetzte; denn es läßt sich nicht läugnen. daß er von der eignen Popu¬ larität am meisten zu fürchten hat. „Dem Landesfürsten" ist sein erster Gesang geweiht, dessen Schluß wir geben: Der schlichteste Mann aus dem Volke Erfaßt, was fein König gewollt, Ehrwürdige Rechte doch werden Im Laufe der Zeiten erst Gold; — Gasdcgncr*) erfassen mit ihnen, Weil Gott ja mit jeglichem Spiel! Daß das, was das Unglück geschaffen, Auch wied'rum dem Unglück verfiel. -) Die celtische Bezeichnung für die späteren Barden (Sänger). Anmerkung^des Dichters. " 40

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/339>, abgerufen am 04.07.2024.