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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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Terrain, in das er nun kam, war zu einem solchen Unternehmen das ungün¬
stigste, indem die Chaussee sich in einem Dcfi!6 hinzog, so daß nicht einmal die
Infanterie, geschweige denn die Cavalerie deployiren konnte. Links erhob sich
ein hoher und steiler Rand, rechts waren Teiche. Bereits sah man im Halb-
dunkel der Sommernacht oben auf der Höhe gegen den Horizont die Linie der
aufgestellten Preußen, welche etwa 60 Mann stark gewesen sein sollen. Kaum
herangekommen stürzten die Bayern mit dem Bajonnet unter Hurrah auf die
Preußen los. Als sie aber oben von einer heftigen Gewehrsulve wirksam em¬
pfangen wurden, wichen sie in ziemlicher Unordnung zurück und brachten auch
die nachfolgende Cavalerie in Verwirrung. Die Bayern hatten einen Todten
und gegen zwanzig Verwundete, welche sie zurückließen. Unter diesen befanden
sich drei Offiziere. Der eine wurde von seinem Bruder gleich mit fortgenommen,
der andere lag längere Zeit in einem Graben und fand dann durch einen
Jsraeliten barmherzige Aufnahme. Der dritte wurde von den Preußen auf"
gehoben. Nach der Angabe eines Berichterstatters wurden auch zwanzig Mann
vermißt und die Preußen fanden auf dem Platze noch etliche dreißig Gewehre
und einige Faschinenmesser. Somit hatte die ganze Expedition, von der man
sich nicht wenig versprach, ein rasches und unerwartetes Ende gefunden, und
zwar sicher zum größten Theile durch Vernachlässigung der gewöhnlichsten Vor¬
sichtsmaßregeln.

Wir haben diesen Verhält deshalb etwas eingehender geschildert, weil hier
der erste Zusammenstoß mit Preußen und Bayern stattfand, und um auch ein
ungefähres Bild zu geben, in welcher Weise ein derartiges Unternehmen ge¬
leitet und ausgeführt wurde. Der mit derartigen Expeditionen einigermaßen
vertraute Leser wird uns gern jedes weiteren Commentars überheben.

Da mit der Kapitulation der Hannoveraner ein weiteres Vorgehen über
Eisenach hinaus zwecklos schien, so schlug man die Richtung wieder mehr links,
nach Fulda und dem Vogelsberge zu ein, um mit den nach dieser Seite hin
dirigirten Truppentheilen wieder zusammenzustoßen und dann eine Vereinigung
mit dem achten Armeecorps zu effectuiren. Die am weitesten bis Werns-
hausen, Schwallungen und Wasungen vorgedrungenen Bayern wurden den
Rvsagrund, nach Roßdorf und Wiesenthal hin dirigirt und Oberst Aldosser über¬
nahm nun mit seiner Abtheilung die Arrieregarde. Die Preußen, die ebenfalls
die Richtung nach Fulda hin eingeschlagen hatten, um eine Vereinigung der
beiden feindlichen Corps zu verhindern, hatten, um zunächst ihre linke Flanke
zu sichern, ein Detachement unter dem General v> Kummer den Fuldagrund
herausgeschickt. Dieser meldete bereits am Z.Juli Nachmittags, daß er mit
dem Feinde zusammengestoßen, und ein Gefecht stattgefunden habe. Er giebt
des Gegners Verlust auf einige Vierzig an Todten, Verwundeten und Ge¬
fangenen an, während er selbst keinen Mann verloren hatte. Die Bayern hatten


Terrain, in das er nun kam, war zu einem solchen Unternehmen das ungün¬
stigste, indem die Chaussee sich in einem Dcfi!6 hinzog, so daß nicht einmal die
Infanterie, geschweige denn die Cavalerie deployiren konnte. Links erhob sich
ein hoher und steiler Rand, rechts waren Teiche. Bereits sah man im Halb-
dunkel der Sommernacht oben auf der Höhe gegen den Horizont die Linie der
aufgestellten Preußen, welche etwa 60 Mann stark gewesen sein sollen. Kaum
herangekommen stürzten die Bayern mit dem Bajonnet unter Hurrah auf die
Preußen los. Als sie aber oben von einer heftigen Gewehrsulve wirksam em¬
pfangen wurden, wichen sie in ziemlicher Unordnung zurück und brachten auch
die nachfolgende Cavalerie in Verwirrung. Die Bayern hatten einen Todten
und gegen zwanzig Verwundete, welche sie zurückließen. Unter diesen befanden
sich drei Offiziere. Der eine wurde von seinem Bruder gleich mit fortgenommen,
der andere lag längere Zeit in einem Graben und fand dann durch einen
Jsraeliten barmherzige Aufnahme. Der dritte wurde von den Preußen auf»
gehoben. Nach der Angabe eines Berichterstatters wurden auch zwanzig Mann
vermißt und die Preußen fanden auf dem Platze noch etliche dreißig Gewehre
und einige Faschinenmesser. Somit hatte die ganze Expedition, von der man
sich nicht wenig versprach, ein rasches und unerwartetes Ende gefunden, und
zwar sicher zum größten Theile durch Vernachlässigung der gewöhnlichsten Vor¬
sichtsmaßregeln.

Wir haben diesen Verhält deshalb etwas eingehender geschildert, weil hier
der erste Zusammenstoß mit Preußen und Bayern stattfand, und um auch ein
ungefähres Bild zu geben, in welcher Weise ein derartiges Unternehmen ge¬
leitet und ausgeführt wurde. Der mit derartigen Expeditionen einigermaßen
vertraute Leser wird uns gern jedes weiteren Commentars überheben.

Da mit der Kapitulation der Hannoveraner ein weiteres Vorgehen über
Eisenach hinaus zwecklos schien, so schlug man die Richtung wieder mehr links,
nach Fulda und dem Vogelsberge zu ein, um mit den nach dieser Seite hin
dirigirten Truppentheilen wieder zusammenzustoßen und dann eine Vereinigung
mit dem achten Armeecorps zu effectuiren. Die am weitesten bis Werns-
hausen, Schwallungen und Wasungen vorgedrungenen Bayern wurden den
Rvsagrund, nach Roßdorf und Wiesenthal hin dirigirt und Oberst Aldosser über¬
nahm nun mit seiner Abtheilung die Arrieregarde. Die Preußen, die ebenfalls
die Richtung nach Fulda hin eingeschlagen hatten, um eine Vereinigung der
beiden feindlichen Corps zu verhindern, hatten, um zunächst ihre linke Flanke
zu sichern, ein Detachement unter dem General v> Kummer den Fuldagrund
herausgeschickt. Dieser meldete bereits am Z.Juli Nachmittags, daß er mit
dem Feinde zusammengestoßen, und ein Gefecht stattgefunden habe. Er giebt
des Gegners Verlust auf einige Vierzig an Todten, Verwundeten und Ge¬
fangenen an, während er selbst keinen Mann verloren hatte. Die Bayern hatten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/494>, abgerufen am 22.07.2024.