Dieselbe Größe und Entschlossenheit der preußischen Kriegführung, welche den Einzug in Böhmen siegreich machte, war auch aus dem ungeheures Vor¬ marsch erkennbar, welcher die Heere in 14 Tagen von der sächsischen Grenze und dem Riesengebirge so weit südwärts geführt hat. daß der Wiener vom Stephansthurm ihre Bajonnete blitzen sieht, und daß ihre Vedetten unweit Presburg an den trüben Fluthen der Donau stehen. Nicht weniger glorreich als die gewonnene Schlacht des dritten Juli war die rasche Verfolgung des Sieges, welche ganz Böhmen und Mähren, einen Theil Oestreichs, ja die un¬ garischen Grenzorte an der March in preußische Hände brachte. Die Resultate dieser Märsche waren so bedeutend als die der größten gewonnenen Schlacht, fit verminderten die Hilfsquellen des Feindes um das beste Drittheil seiner Kraft, verhinderten eine Reorganisation des geschlagenen Heeres und zerstörten gründlich das pomphafte Selbstvertrauen der Hofburg.
Zu gleicher Zeit hatte die preußische Mainarmee unter ihrem ausgezeich¬ neten Führer Falckenstein ein anderes Meisterstück militärischer Arbeit geliefert. Sein Heer in einer Sollstärke von 58,000 Mann, in Wahrheit nach dem Ge¬ fecht von Langensalza, nach Detachirung einzelner Bataillone und anstrengenden Märschen nicht stärker als circa 45,000 Mann, hatte gegen sich die bayrische Armee, welche in abenteuerlicher Uebertreibung von den Gegnern auf 120.000 Mann angeschlagen worden war, in Wirklichkeit ebenfalls auf 45--S0.0V0 angeschlagen werden muß, und daneben die Reichsarmee in einer Stärke von beiläufig 60.000 Mann. Gegen mehr als die doppelte Ueberzahl ist das preu¬ ßische Heer von Eisenach bis nach Frankfurt unwiderstehlich vorgedrungen, im Marsche fechtend, seine Stöße bald nach der einen, bald nach der andern Seite richtend und die Vereinigung der Gegner im Norden des Main verhindernd. So hat es in wenig Wochen das ganze thüringische Franken, Kurhessen. Nassau. Darmstadt und Vas bayrische Unterfranken in Besitz genommen und bewegt sich vom Main aus im Vordringen auf Würtemberg. Alle diese Erfolge auf sehr ungü".
>in III. 18K6. 21
Die Friedensverhandllmgen.
Dieselbe Größe und Entschlossenheit der preußischen Kriegführung, welche den Einzug in Böhmen siegreich machte, war auch aus dem ungeheures Vor¬ marsch erkennbar, welcher die Heere in 14 Tagen von der sächsischen Grenze und dem Riesengebirge so weit südwärts geführt hat. daß der Wiener vom Stephansthurm ihre Bajonnete blitzen sieht, und daß ihre Vedetten unweit Presburg an den trüben Fluthen der Donau stehen. Nicht weniger glorreich als die gewonnene Schlacht des dritten Juli war die rasche Verfolgung des Sieges, welche ganz Böhmen und Mähren, einen Theil Oestreichs, ja die un¬ garischen Grenzorte an der March in preußische Hände brachte. Die Resultate dieser Märsche waren so bedeutend als die der größten gewonnenen Schlacht, fit verminderten die Hilfsquellen des Feindes um das beste Drittheil seiner Kraft, verhinderten eine Reorganisation des geschlagenen Heeres und zerstörten gründlich das pomphafte Selbstvertrauen der Hofburg.
Zu gleicher Zeit hatte die preußische Mainarmee unter ihrem ausgezeich¬ neten Führer Falckenstein ein anderes Meisterstück militärischer Arbeit geliefert. Sein Heer in einer Sollstärke von 58,000 Mann, in Wahrheit nach dem Ge¬ fecht von Langensalza, nach Detachirung einzelner Bataillone und anstrengenden Märschen nicht stärker als circa 45,000 Mann, hatte gegen sich die bayrische Armee, welche in abenteuerlicher Uebertreibung von den Gegnern auf 120.000 Mann angeschlagen worden war, in Wirklichkeit ebenfalls auf 45—S0.0V0 angeschlagen werden muß, und daneben die Reichsarmee in einer Stärke von beiläufig 60.000 Mann. Gegen mehr als die doppelte Ueberzahl ist das preu¬ ßische Heer von Eisenach bis nach Frankfurt unwiderstehlich vorgedrungen, im Marsche fechtend, seine Stöße bald nach der einen, bald nach der andern Seite richtend und die Vereinigung der Gegner im Norden des Main verhindernd. So hat es in wenig Wochen das ganze thüringische Franken, Kurhessen. Nassau. Darmstadt und Vas bayrische Unterfranken in Besitz genommen und bewegt sich vom Main aus im Vordringen auf Würtemberg. Alle diese Erfolge auf sehr ungü».
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Die Friedensverhandllmgen.
Dieselbe Größe und Entschlossenheit der preußischen Kriegführung, welche
den Einzug in Böhmen siegreich machte, war auch aus dem ungeheures Vor¬
marsch erkennbar, welcher die Heere in 14 Tagen von der sächsischen Grenze
und dem Riesengebirge so weit südwärts geführt hat. daß der Wiener vom
Stephansthurm ihre Bajonnete blitzen sieht, und daß ihre Vedetten unweit
Presburg an den trüben Fluthen der Donau stehen. Nicht weniger glorreich
als die gewonnene Schlacht des dritten Juli war die rasche Verfolgung des
Sieges, welche ganz Böhmen und Mähren, einen Theil Oestreichs, ja die un¬
garischen Grenzorte an der March in preußische Hände brachte. Die Resultate
dieser Märsche waren so bedeutend als die der größten gewonnenen Schlacht, fit
verminderten die Hilfsquellen des Feindes um das beste Drittheil seiner Kraft,
verhinderten eine Reorganisation des geschlagenen Heeres und zerstörten gründlich
das pomphafte Selbstvertrauen der Hofburg.
Zu gleicher Zeit hatte die preußische Mainarmee unter ihrem ausgezeich¬
neten Führer Falckenstein ein anderes Meisterstück militärischer Arbeit geliefert.
Sein Heer in einer Sollstärke von 58,000 Mann, in Wahrheit nach dem Ge¬
fecht von Langensalza, nach Detachirung einzelner Bataillone und anstrengenden
Märschen nicht stärker als circa 45,000 Mann, hatte gegen sich die bayrische
Armee, welche in abenteuerlicher Uebertreibung von den Gegnern auf 120.000
Mann angeschlagen worden war, in Wirklichkeit ebenfalls auf 45—S0.0V0
angeschlagen werden muß, und daneben die Reichsarmee in einer Stärke von
beiläufig 60.000 Mann. Gegen mehr als die doppelte Ueberzahl ist das preu¬
ßische Heer von Eisenach bis nach Frankfurt unwiderstehlich vorgedrungen, im
Marsche fechtend, seine Stöße bald nach der einen, bald nach der andern Seite
richtend und die Vereinigung der Gegner im Norden des Main verhindernd.
So hat es in wenig Wochen das ganze thüringische Franken, Kurhessen. Nassau.
Darmstadt und Vas bayrische Unterfranken in Besitz genommen und bewegt sich
vom Main aus im Vordringen auf Würtemberg. Alle diese Erfolge auf sehr ungü».
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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/179>, abgerufen am 23.01.2025.
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