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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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ihrer Bewaffnung, ihrer Ausbildung und den Elementen, aus denen sie zu¬
sammengesetzt ist.

Ich sehe, daß man sich viel mit unserm Jnfanteriegewehr beschäftigt, und
es verdient gewiß alles Lob. welches ihm zu Theil geworden ist, das schnelle
Feuern hat einen panischen Schrecken unter die Gegner gebracht, die feindliche
Infanterie kam zuletzt in freiem Terrain gar nicht mehr vor unsere Gewehre.
In den ersten Tagen des Zusammenstoßes folgten die Oestreicher der franzö¬
sischen Theorie, daß das Bajonnet die beste und wirksamste Waffe sei. aber
unser Schnellfeuer vernichtete ganze Bataillone, ehe sie nur den halben Weg
zurückgelegt hatten. Man hat keine Idee von der zerstörenden Wirkung dieses
Gewehrs in den Schlachten und wie gering unser Verlust dagegen ist. Die
Oestreicher haben, wie wir sicher wissen, eine Masse von Verwundeten zurück-
geführt, und doch sind die in unsern officiellen Blättern angegebenen Verhält¬
nisse der Verwundeten und Todten genau richtig, in den Lazarethen ist das
Verhältniß der Oestreicher zu den Preußen wie 5:1, unter den Todten der
Schlachtfelder war es wie 8:1. Wenn die Oestreicher angeben, bei Königgrätz
40.000 Mann verloren zu haben, so beträgt ihr wirklicher Verlust mindestens
60,000 Mann.

Aber das Geheimniß der Erfolge unseres Jnfanteriegewehrs liegt in Wahr¬
heit nicht vorzugsweise in der Waffe, sondern in den Händen, welche das gut
und schnell schießende Gewehr führen. Es giebt dafür einen schlagenden Be¬
weis, der jedem Militär für entscheidend gelten muß, dies ist der geringe Pa-
tronenverbrauch. Das Corps Steinmetz, welches den schärfsten Kampf hatte
und in drei Tagen mit drei östreichischen Corps siegreich rang, hat nach dienst,
licher Aufnahme in diesen drei Tagen alles in allem pro Kopf fünf Patronen
verschossen und auf je drei Kugeln einen Feind getödtet oder verwundet. Das
ist etwas ganz Außerordentliches und beweist, wie gründlich unsere Soldaten
zu Schützen ausgebildet sind. Man darf ohne Ueberhebung sagen, daß uns
solche Technik keine Armee nachmacht.

Die Tüchtigkeit der Mannschaft wird hervorgebracht durch die Mischung
aller Stände in derselben und durch das stolze und feste Ehrgefühl, welches sie
deshalb erfüllt, es erweist sich durch die große Sicherheit im Gefecht, zumal
durch die Ruhe des Schusses. Fast jeder Soldat denkt mitten in der Gefahr,
und es ist nicht zu viel gesagt, wir vermögen bei einigermaßen guter Führung
mit unserer Infanterie dreifacher Ueberlegenheit zu widerstehen. Unsere Regiments-
osfiziere sind vorzüglich und entwickeln außer der Bravour eine Fähigkeit, mitten
in der Schlacht ihre Soldaten zu führen und über die Gegner zu urtheilen, daß
man den höchsten Respect vor ihnen haben-muß.

Auch die Cavalerie hat sich fast überall den Oestreichern überlegen gezeigt,
Wo man richtige Forderungen an sie stellte, auch bei ihr ist an Offizieren


ihrer Bewaffnung, ihrer Ausbildung und den Elementen, aus denen sie zu¬
sammengesetzt ist.

Ich sehe, daß man sich viel mit unserm Jnfanteriegewehr beschäftigt, und
es verdient gewiß alles Lob. welches ihm zu Theil geworden ist, das schnelle
Feuern hat einen panischen Schrecken unter die Gegner gebracht, die feindliche
Infanterie kam zuletzt in freiem Terrain gar nicht mehr vor unsere Gewehre.
In den ersten Tagen des Zusammenstoßes folgten die Oestreicher der franzö¬
sischen Theorie, daß das Bajonnet die beste und wirksamste Waffe sei. aber
unser Schnellfeuer vernichtete ganze Bataillone, ehe sie nur den halben Weg
zurückgelegt hatten. Man hat keine Idee von der zerstörenden Wirkung dieses
Gewehrs in den Schlachten und wie gering unser Verlust dagegen ist. Die
Oestreicher haben, wie wir sicher wissen, eine Masse von Verwundeten zurück-
geführt, und doch sind die in unsern officiellen Blättern angegebenen Verhält¬
nisse der Verwundeten und Todten genau richtig, in den Lazarethen ist das
Verhältniß der Oestreicher zu den Preußen wie 5:1, unter den Todten der
Schlachtfelder war es wie 8:1. Wenn die Oestreicher angeben, bei Königgrätz
40.000 Mann verloren zu haben, so beträgt ihr wirklicher Verlust mindestens
60,000 Mann.

Aber das Geheimniß der Erfolge unseres Jnfanteriegewehrs liegt in Wahr¬
heit nicht vorzugsweise in der Waffe, sondern in den Händen, welche das gut
und schnell schießende Gewehr führen. Es giebt dafür einen schlagenden Be¬
weis, der jedem Militär für entscheidend gelten muß, dies ist der geringe Pa-
tronenverbrauch. Das Corps Steinmetz, welches den schärfsten Kampf hatte
und in drei Tagen mit drei östreichischen Corps siegreich rang, hat nach dienst,
licher Aufnahme in diesen drei Tagen alles in allem pro Kopf fünf Patronen
verschossen und auf je drei Kugeln einen Feind getödtet oder verwundet. Das
ist etwas ganz Außerordentliches und beweist, wie gründlich unsere Soldaten
zu Schützen ausgebildet sind. Man darf ohne Ueberhebung sagen, daß uns
solche Technik keine Armee nachmacht.

Die Tüchtigkeit der Mannschaft wird hervorgebracht durch die Mischung
aller Stände in derselben und durch das stolze und feste Ehrgefühl, welches sie
deshalb erfüllt, es erweist sich durch die große Sicherheit im Gefecht, zumal
durch die Ruhe des Schusses. Fast jeder Soldat denkt mitten in der Gefahr,
und es ist nicht zu viel gesagt, wir vermögen bei einigermaßen guter Führung
mit unserer Infanterie dreifacher Ueberlegenheit zu widerstehen. Unsere Regiments-
osfiziere sind vorzüglich und entwickeln außer der Bravour eine Fähigkeit, mitten
in der Schlacht ihre Soldaten zu führen und über die Gegner zu urtheilen, daß
man den höchsten Respect vor ihnen haben-muß.

Auch die Cavalerie hat sich fast überall den Oestreichern überlegen gezeigt,
Wo man richtige Forderungen an sie stellte, auch bei ihr ist an Offizieren


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[0138] ihrer Bewaffnung, ihrer Ausbildung und den Elementen, aus denen sie zu¬ sammengesetzt ist. Ich sehe, daß man sich viel mit unserm Jnfanteriegewehr beschäftigt, und es verdient gewiß alles Lob. welches ihm zu Theil geworden ist, das schnelle Feuern hat einen panischen Schrecken unter die Gegner gebracht, die feindliche Infanterie kam zuletzt in freiem Terrain gar nicht mehr vor unsere Gewehre. In den ersten Tagen des Zusammenstoßes folgten die Oestreicher der franzö¬ sischen Theorie, daß das Bajonnet die beste und wirksamste Waffe sei. aber unser Schnellfeuer vernichtete ganze Bataillone, ehe sie nur den halben Weg zurückgelegt hatten. Man hat keine Idee von der zerstörenden Wirkung dieses Gewehrs in den Schlachten und wie gering unser Verlust dagegen ist. Die Oestreicher haben, wie wir sicher wissen, eine Masse von Verwundeten zurück- geführt, und doch sind die in unsern officiellen Blättern angegebenen Verhält¬ nisse der Verwundeten und Todten genau richtig, in den Lazarethen ist das Verhältniß der Oestreicher zu den Preußen wie 5:1, unter den Todten der Schlachtfelder war es wie 8:1. Wenn die Oestreicher angeben, bei Königgrätz 40.000 Mann verloren zu haben, so beträgt ihr wirklicher Verlust mindestens 60,000 Mann. Aber das Geheimniß der Erfolge unseres Jnfanteriegewehrs liegt in Wahr¬ heit nicht vorzugsweise in der Waffe, sondern in den Händen, welche das gut und schnell schießende Gewehr führen. Es giebt dafür einen schlagenden Be¬ weis, der jedem Militär für entscheidend gelten muß, dies ist der geringe Pa- tronenverbrauch. Das Corps Steinmetz, welches den schärfsten Kampf hatte und in drei Tagen mit drei östreichischen Corps siegreich rang, hat nach dienst, licher Aufnahme in diesen drei Tagen alles in allem pro Kopf fünf Patronen verschossen und auf je drei Kugeln einen Feind getödtet oder verwundet. Das ist etwas ganz Außerordentliches und beweist, wie gründlich unsere Soldaten zu Schützen ausgebildet sind. Man darf ohne Ueberhebung sagen, daß uns solche Technik keine Armee nachmacht. Die Tüchtigkeit der Mannschaft wird hervorgebracht durch die Mischung aller Stände in derselben und durch das stolze und feste Ehrgefühl, welches sie deshalb erfüllt, es erweist sich durch die große Sicherheit im Gefecht, zumal durch die Ruhe des Schusses. Fast jeder Soldat denkt mitten in der Gefahr, und es ist nicht zu viel gesagt, wir vermögen bei einigermaßen guter Führung mit unserer Infanterie dreifacher Ueberlegenheit zu widerstehen. Unsere Regiments- osfiziere sind vorzüglich und entwickeln außer der Bravour eine Fähigkeit, mitten in der Schlacht ihre Soldaten zu führen und über die Gegner zu urtheilen, daß man den höchsten Respect vor ihnen haben-muß. Auch die Cavalerie hat sich fast überall den Oestreichern überlegen gezeigt, Wo man richtige Forderungen an sie stellte, auch bei ihr ist an Offizieren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/138>, abgerufen am 25.08.2024.