Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.so mußte man nicht hoffen, durch Aufstellung einiger Armeecorps einen Gegner Nun ist allerdings von den ersten Vorbereitungen zum Kriege noch em Grenzboten II, 1866. ^
so mußte man nicht hoffen, durch Aufstellung einiger Armeecorps einen Gegner Nun ist allerdings von den ersten Vorbereitungen zum Kriege noch em Grenzboten II, 1866. ^
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so mußte man nicht hoffen, durch Aufstellung einiger Armeecorps einen Gegner
zu zwingen, dessen Bedeutung und Tendenz man schon an dem Tage unterschätzt
hat. wo man sich mit ihm gegen Dänemark verbündete. Jetzt ist die ganze
Situation eine große Verlegenheit. Denn in Wahrheit sind sowohl die preu¬
ßische als die östreichische Negierung ihrer innern Lage nach nicht im Stande,
einen großen Krieg so zu führen, daß ein immerhin mächtiger Feind niederge¬
worfen wird. Und die Gefahr unserer Lage besteht thatsächlich nur darin, daß
persönliche Gereiztheit und der Stolz, welcher begangene Fehler nicht eingestehen
will, von einem Entschluß, der in der Bedrängniß des Augenblicks gefaßt wird.
Zum andern treiben, bis endlich das Ungeheure unvermeidlich wird, bis die Blüthe
des preußischen Volks auf große Schlachtfelder geführt, und Erfolge dem ehernen
Würfelspiel der Schlachten und der Einmischung des Auslandes überlassen werden,
welche so sicher sein konnten, daß sie durch keine Macht zu verhindern waren.
Nun ist allerdings von den ersten Vorbereitungen zum Kriege noch em
weiter Weg bis zum Losschlagen, und es ist wahrscheinlich, daß sich in beiden
Staaten noch das Mißverhältniß zwischen dem. was man aus das Spiel^setzt,
und dem, was man im Augenblicke gewinnen kann, geltend machen wird. Indeß
lehrt die preußische Circulardepesche vom 24.-März, daß man zur Zeit in Berlin
noch weit davon entfernt ist. die eigene Lage unbefangen zu würdigen. Dies
Schriftstück ist in vieler Beziehung merkwürdig und wird in der Zukunft als
besonders charakteristisch für den Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Preußens
betrachtet werden. Es ist gut geschrieben, wie die meisten Noten, welche durch
den Grafen Bismarck verfaßt oder redigirt werden. Aber wer hinter den Stil
auf den Inhalt sieht, wird doch eine sehr unbehagliche Empfindung nicht ab¬
weisen können. Die Depesche beschwert sich vor den Regierungen des deutschen
Bundes zuerst über die Rüstungen Oestreichs. Die Rüstungen aber waren eine un¬
mittelbare Folge jener vielbesprochenen Conseilsitzung in Berlin. Ohne Zweifel
hat die Diplomatie Berlins wenige Stunden nach jener Sitzung doch so viel
davon erfahren, daß sie ihren Höfen mittheilen konnte, man habe darin die
Eventualität eines Krieges mit Oestreich verhandelt. Welcher unbefangene
Preuße kann sich wundern, daß der Gegner bei den lebhaften Einfällen, welche
im auswärtigen Amt nicht unerhört sind, und bei dem hochgestiegenen Mi߬
trauen Vorsichtsmaßregeln traf. Vollends bei den deutschen Regierungen wird
doch durch solche Beschwerde keine Wirkung hervorzubringen sein, da durch den
Ministerpräsidenten selbst wiederholt ausgesprochen wurde, daß in der Herzog-
thümerfrage Preußen der um sich greifende Theil ist. Wenn man wirklich
annectiren wollte, so war ein Gebot der gewöhnlichen Klugheit. Mi dasür
zu arbeiten, nicht herausfordernd davon zu sprechen. Aber die stille Arbeit
War dem System unmöglich, es war fast ausschließlich beschränkt auf Schritte
welche Anstoß gaben und aufregten, ohne zu fördern.
Grenzboten II, 1866. ^
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