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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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dadurch das ganze französische Flandern und Hennegau von allem Zusammen¬
hang mit der Hauptstadt abschneiden und über den Fluß nachdrückliche Diversionen
in das Innerste des Landes machen, sohin in diesem Feldzug alle Vorbereitung
erfaßt haben, die ihr die sichersten Mittel verschaffen, im nächsten Feldzug sich
den Weg zur Hauptstadt zu öffnen und vor derselben zu erscheinen.

3) Die an die Maas und Sambre bestimmte Armee hat eine sehr aus¬
gedehnte Grenze, von Maubeuge bis nach Luxemburg vor allen feindlichen An¬
fällen sicher zu stellen und deshalb auf der strengsten Defensive zu verbleiben,
zumal der Feind von jeher diese Gegenden beunruhigt hat. bis nicht der etwaige
Uebergang von Maubeuge und günstige Ereignisse an der Mosel es nothwendig
und nützlich machen, nur die nothwendige Truppcnzahl zur Sicherheit der als¬
dann so viel verkürzten Grenzen zur Vertheidigung zurückzulassen, und den
größeren Theil dieser Armee zum Behuf anderer Operationen beizuziehen.

4) Die Armee am Oberrhein würde, obschon nach meinem Vorschlag der
Stand derselben 104,000 Mann beträgt, dennoch zu wesentlichen Eroberungen,
wie die von Elsaß und Lothringen, zu schwach sein, sich vor den vielen zu über¬
nehmenden Belagerungen bcmüssigt finden, die Vorlande einer Invasion aus¬
zusetzen. Wollte und könnte man aber diese Armee auch bis zur doppelten '
Anzahl verstärken, so würden doch ihre Eroberungen den größten Theil der
Menschen und des Kostenaufwandes in diesem Feldzug verschlingen, ohne den
Hauptzweck des Krieges sonderlich zu befördern und sie würde bei jedem Fort¬
schritt mehr aus der Verbindung der ganzen nördlichen Operationslinie treten.
Ebenso schädlich sei Unthätigkeit und Erwartung des Angriffs. Die Aufgabe
müsse daher sein, vorsichtig theilzunehmen an der Erleichterung der Defensive
des deutschen Reichs und eine beträchtliche feindliche Armee in jenen Gegenden
.festzuhalten.

Am rechten Ufer des Rheins ist dermalen durch den Besitz von Fort Louis
die Defensive beinahe um die Hälfte verkürzt, und so wie jene Strecke bis jetzt
mit 15.000 Mann sicher gestellt worden ist, wird dieses Corps auch künftig
um so zureichender sein, wenn die erhoffende Unterstützung von Seiten des
Landes gegeben wird, weil diese Art Landmiliz neben den regulären Truppen
niemals vortheilhafter, als bei Vertheidigung einer Linie des Flusses verwendet
werden kann.

Alsdann hätte diese Armee noch 98,000 Mann auf dem linken Ufer des
Rheins zur Sicherung der Strecke von Fort Louis bis an die Mosel, voraus¬
gesetzt, daß Landau genommen sein wird. Es ist diese Stärke hinlänglich, um
zuerst die offensiven Unternehmungen auf die Einnahme von Bieses zu beschränken,
und wenn diese Festung einmal genommen ist. die Vertheidigung der Strecke
von Fort Louis bis Bieses mit einem minder beträchtlichen Corps dergestalt zu
erzielen, daß die Hauptkräfte auf die Eroberung von Saar-Louis verwendet


dadurch das ganze französische Flandern und Hennegau von allem Zusammen¬
hang mit der Hauptstadt abschneiden und über den Fluß nachdrückliche Diversionen
in das Innerste des Landes machen, sohin in diesem Feldzug alle Vorbereitung
erfaßt haben, die ihr die sichersten Mittel verschaffen, im nächsten Feldzug sich
den Weg zur Hauptstadt zu öffnen und vor derselben zu erscheinen.

3) Die an die Maas und Sambre bestimmte Armee hat eine sehr aus¬
gedehnte Grenze, von Maubeuge bis nach Luxemburg vor allen feindlichen An¬
fällen sicher zu stellen und deshalb auf der strengsten Defensive zu verbleiben,
zumal der Feind von jeher diese Gegenden beunruhigt hat. bis nicht der etwaige
Uebergang von Maubeuge und günstige Ereignisse an der Mosel es nothwendig
und nützlich machen, nur die nothwendige Truppcnzahl zur Sicherheit der als¬
dann so viel verkürzten Grenzen zur Vertheidigung zurückzulassen, und den
größeren Theil dieser Armee zum Behuf anderer Operationen beizuziehen.

4) Die Armee am Oberrhein würde, obschon nach meinem Vorschlag der
Stand derselben 104,000 Mann beträgt, dennoch zu wesentlichen Eroberungen,
wie die von Elsaß und Lothringen, zu schwach sein, sich vor den vielen zu über¬
nehmenden Belagerungen bcmüssigt finden, die Vorlande einer Invasion aus¬
zusetzen. Wollte und könnte man aber diese Armee auch bis zur doppelten '
Anzahl verstärken, so würden doch ihre Eroberungen den größten Theil der
Menschen und des Kostenaufwandes in diesem Feldzug verschlingen, ohne den
Hauptzweck des Krieges sonderlich zu befördern und sie würde bei jedem Fort¬
schritt mehr aus der Verbindung der ganzen nördlichen Operationslinie treten.
Ebenso schädlich sei Unthätigkeit und Erwartung des Angriffs. Die Aufgabe
müsse daher sein, vorsichtig theilzunehmen an der Erleichterung der Defensive
des deutschen Reichs und eine beträchtliche feindliche Armee in jenen Gegenden
.festzuhalten.

Am rechten Ufer des Rheins ist dermalen durch den Besitz von Fort Louis
die Defensive beinahe um die Hälfte verkürzt, und so wie jene Strecke bis jetzt
mit 15.000 Mann sicher gestellt worden ist, wird dieses Corps auch künftig
um so zureichender sein, wenn die erhoffende Unterstützung von Seiten des
Landes gegeben wird, weil diese Art Landmiliz neben den regulären Truppen
niemals vortheilhafter, als bei Vertheidigung einer Linie des Flusses verwendet
werden kann.

Alsdann hätte diese Armee noch 98,000 Mann auf dem linken Ufer des
Rheins zur Sicherung der Strecke von Fort Louis bis an die Mosel, voraus¬
gesetzt, daß Landau genommen sein wird. Es ist diese Stärke hinlänglich, um
zuerst die offensiven Unternehmungen auf die Einnahme von Bieses zu beschränken,
und wenn diese Festung einmal genommen ist. die Vertheidigung der Strecke
von Fort Louis bis Bieses mit einem minder beträchtlichen Corps dergestalt zu
erzielen, daß die Hauptkräfte auf die Eroberung von Saar-Louis verwendet


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[0538] dadurch das ganze französische Flandern und Hennegau von allem Zusammen¬ hang mit der Hauptstadt abschneiden und über den Fluß nachdrückliche Diversionen in das Innerste des Landes machen, sohin in diesem Feldzug alle Vorbereitung erfaßt haben, die ihr die sichersten Mittel verschaffen, im nächsten Feldzug sich den Weg zur Hauptstadt zu öffnen und vor derselben zu erscheinen. 3) Die an die Maas und Sambre bestimmte Armee hat eine sehr aus¬ gedehnte Grenze, von Maubeuge bis nach Luxemburg vor allen feindlichen An¬ fällen sicher zu stellen und deshalb auf der strengsten Defensive zu verbleiben, zumal der Feind von jeher diese Gegenden beunruhigt hat. bis nicht der etwaige Uebergang von Maubeuge und günstige Ereignisse an der Mosel es nothwendig und nützlich machen, nur die nothwendige Truppcnzahl zur Sicherheit der als¬ dann so viel verkürzten Grenzen zur Vertheidigung zurückzulassen, und den größeren Theil dieser Armee zum Behuf anderer Operationen beizuziehen. 4) Die Armee am Oberrhein würde, obschon nach meinem Vorschlag der Stand derselben 104,000 Mann beträgt, dennoch zu wesentlichen Eroberungen, wie die von Elsaß und Lothringen, zu schwach sein, sich vor den vielen zu über¬ nehmenden Belagerungen bcmüssigt finden, die Vorlande einer Invasion aus¬ zusetzen. Wollte und könnte man aber diese Armee auch bis zur doppelten ' Anzahl verstärken, so würden doch ihre Eroberungen den größten Theil der Menschen und des Kostenaufwandes in diesem Feldzug verschlingen, ohne den Hauptzweck des Krieges sonderlich zu befördern und sie würde bei jedem Fort¬ schritt mehr aus der Verbindung der ganzen nördlichen Operationslinie treten. Ebenso schädlich sei Unthätigkeit und Erwartung des Angriffs. Die Aufgabe müsse daher sein, vorsichtig theilzunehmen an der Erleichterung der Defensive des deutschen Reichs und eine beträchtliche feindliche Armee in jenen Gegenden .festzuhalten. Am rechten Ufer des Rheins ist dermalen durch den Besitz von Fort Louis die Defensive beinahe um die Hälfte verkürzt, und so wie jene Strecke bis jetzt mit 15.000 Mann sicher gestellt worden ist, wird dieses Corps auch künftig um so zureichender sein, wenn die erhoffende Unterstützung von Seiten des Landes gegeben wird, weil diese Art Landmiliz neben den regulären Truppen niemals vortheilhafter, als bei Vertheidigung einer Linie des Flusses verwendet werden kann. Alsdann hätte diese Armee noch 98,000 Mann auf dem linken Ufer des Rheins zur Sicherung der Strecke von Fort Louis bis an die Mosel, voraus¬ gesetzt, daß Landau genommen sein wird. Es ist diese Stärke hinlänglich, um zuerst die offensiven Unternehmungen auf die Einnahme von Bieses zu beschränken, und wenn diese Festung einmal genommen ist. die Vertheidigung der Strecke von Fort Louis bis Bieses mit einem minder beträchtlichen Corps dergestalt zu erzielen, daß die Hauptkräfte auf die Eroberung von Saar-Louis verwendet

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/538>, abgerufen am 27.07.2024.