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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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merklich das, was er zum ersten Male veröffentlicht, deutlich von dem zu scheiden,
was schon früher gedruckt war. Statt dessen laßt er uns sowohl über den .
Umstand, ob ein Brief schon gedruckt war, wie darüber, ob er das Original
gesehen oder nicht, an vielen Stellen völlig im Unklaren, und bei Unkundigen
entsteht dadurch ein falscher Schein, den der Herausgeber schon seiner wissen¬
schaftlichen Ehre wegen vermeiden mußte. Von vielen bei Schindler bereits
gedruckten Briefen unterläßt er dies anzugeben, so bei dem Briefe an Mosel
(166), einem an die Baronin Erdmann (174), den Briefen an Moscheles (389,
396, 398); von mehrern an Haslinger mußte er ihre frühere Veröffentlichung
durch Seyfried erwähnen; von dem Briefe an Matthison (16) weiß er nichts,'
oder verschweigt es, daß derselbe schon in der Neuen Zeitschrift für Musik
(Bd. 7. 51) steht. Andere Beispiele wird jeder selbst finden.

Wie nützlich es ihm gewesen wäre, auch bei schon gedruckten Briefen, oder
solchen, die er nach Abschriften edirt, sich selbst nach dein Originale umzusehen,
mögen einige Beispiele zeigen, die uns die ganze Methode des Herrn Rost
recht vor Augen stellen. -- Den Brief an Dr. Schade in Augsburg (Ur. 2)
hatte Herr Rost in seiner Biographie als -eine Entdeckung aus der Revue
britaniüciuö, nachdem er ihn ins Deutsche zurückübersetzt, mitgetheilt; er mußte
sich damals belehren lassen (A. M. Z. 1864. Ur. 42), daß jene französische
Uebersetzung selbst nach einem englischen Aufsatze Thavers gemacht war, daß
er aber den Brief deutsch in der Vossischen Zeitung von 1845 hätte finden
können. Er druckt nunmehr den Brief in der ursprünglichen Fassung ab, ohne,
wie es seine Pflicht war, den Irrthum seiner Biographie einzugestehen, einfach
angebend, daß der Brief außer in der Vossischen auch noch in der Berliner
Musikalischen Zeitung von 1845 gestanden hatte. Das Original ist ihm noch
jetzt unbekannt geblieben; ob nach eifriger Nachforschung? Wir wollen das nicht
untersuchen und ihm nur für den Fall, daß es ihm das Glück doch schließlich
noch in die Hände spiele, als Vorgeschmack dieser Freude die Varianten desselben
mittheilen. Erstlich heißt der Adressat nicht Schade, sondern Schaden; aus¬
drücklich adressirt Beethoven auf dem Originale: monsieur ac Lenaüen,
eonseiUer et'^uZspnrZ, K ^.ugsxui's". Z. 3 heißt es im Original ich will,
bei Rost will ich; Z. 9 Original erhielte, Rost erhielt; Z. 10 Original
wär, N. wäre (solche Provincialismen durften gewahrt bleiben, ebenso wie
das Tage in vielen Briefen, woraus Rost "Tage" machen zu müssen glaubte);
S. 5 Z. 12 Original einige Nachsicht. Rost einige Zeit Nachsicht;
Z. 19 Original der ich, Rost da ich; außerdem noch viele Abweichun¬
gen in der Jnterpunction und den Anfangsbuchstaben, die wir übergehen.
Aehnlich hat ihm bei Ur. 220, welchen Brief er als muthmaßlich an Artaria .
geschrieben bezeichnet, die Unkenntniß des Originals geschadet, in welchem der
zu Anfang abgekürzte Buchstabe ein S ist, kein A. Sowohl nach dem Inhalte


merklich das, was er zum ersten Male veröffentlicht, deutlich von dem zu scheiden,
was schon früher gedruckt war. Statt dessen laßt er uns sowohl über den .
Umstand, ob ein Brief schon gedruckt war, wie darüber, ob er das Original
gesehen oder nicht, an vielen Stellen völlig im Unklaren, und bei Unkundigen
entsteht dadurch ein falscher Schein, den der Herausgeber schon seiner wissen¬
schaftlichen Ehre wegen vermeiden mußte. Von vielen bei Schindler bereits
gedruckten Briefen unterläßt er dies anzugeben, so bei dem Briefe an Mosel
(166), einem an die Baronin Erdmann (174), den Briefen an Moscheles (389,
396, 398); von mehrern an Haslinger mußte er ihre frühere Veröffentlichung
durch Seyfried erwähnen; von dem Briefe an Matthison (16) weiß er nichts,'
oder verschweigt es, daß derselbe schon in der Neuen Zeitschrift für Musik
(Bd. 7. 51) steht. Andere Beispiele wird jeder selbst finden.

Wie nützlich es ihm gewesen wäre, auch bei schon gedruckten Briefen, oder
solchen, die er nach Abschriften edirt, sich selbst nach dein Originale umzusehen,
mögen einige Beispiele zeigen, die uns die ganze Methode des Herrn Rost
recht vor Augen stellen. — Den Brief an Dr. Schade in Augsburg (Ur. 2)
hatte Herr Rost in seiner Biographie als -eine Entdeckung aus der Revue
britaniüciuö, nachdem er ihn ins Deutsche zurückübersetzt, mitgetheilt; er mußte
sich damals belehren lassen (A. M. Z. 1864. Ur. 42), daß jene französische
Uebersetzung selbst nach einem englischen Aufsatze Thavers gemacht war, daß
er aber den Brief deutsch in der Vossischen Zeitung von 1845 hätte finden
können. Er druckt nunmehr den Brief in der ursprünglichen Fassung ab, ohne,
wie es seine Pflicht war, den Irrthum seiner Biographie einzugestehen, einfach
angebend, daß der Brief außer in der Vossischen auch noch in der Berliner
Musikalischen Zeitung von 1845 gestanden hatte. Das Original ist ihm noch
jetzt unbekannt geblieben; ob nach eifriger Nachforschung? Wir wollen das nicht
untersuchen und ihm nur für den Fall, daß es ihm das Glück doch schließlich
noch in die Hände spiele, als Vorgeschmack dieser Freude die Varianten desselben
mittheilen. Erstlich heißt der Adressat nicht Schade, sondern Schaden; aus¬
drücklich adressirt Beethoven auf dem Originale: monsieur ac Lenaüen,
eonseiUer et'^uZspnrZ, K ^.ugsxui's". Z. 3 heißt es im Original ich will,
bei Rost will ich; Z. 9 Original erhielte, Rost erhielt; Z. 10 Original
wär, N. wäre (solche Provincialismen durften gewahrt bleiben, ebenso wie
das Tage in vielen Briefen, woraus Rost „Tage" machen zu müssen glaubte);
S. 5 Z. 12 Original einige Nachsicht. Rost einige Zeit Nachsicht;
Z. 19 Original der ich, Rost da ich; außerdem noch viele Abweichun¬
gen in der Jnterpunction und den Anfangsbuchstaben, die wir übergehen.
Aehnlich hat ihm bei Ur. 220, welchen Brief er als muthmaßlich an Artaria .
geschrieben bezeichnet, die Unkenntniß des Originals geschadet, in welchem der
zu Anfang abgekürzte Buchstabe ein S ist, kein A. Sowohl nach dem Inhalte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/392>, abgerufen am 24.08.2024.