Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.Holzschneidekunst, welche einen mehr oder minder umfänglichen Gegenstand auf Ebenso ist die Apokalypse in Federzeichnungen, wenn auch nicht in Holzschneidekunst, welche einen mehr oder minder umfänglichen Gegenstand auf Ebenso ist die Apokalypse in Federzeichnungen, wenn auch nicht in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0273" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284743"/> <p xml:id="ID_928" prev="#ID_927"> Holzschneidekunst, welche einen mehr oder minder umfänglichen Gegenstand auf<lb/> einer größeren oder geringeren Zahl von Tafeln dargestellt enthalten und in<lb/> ihrer Vereinigung ein Buch ausmachen. Sie sind theils weltlichen theils geist¬<lb/> lichen Inhalts. Zu ersterer Classe gehören die Lehrbücher, wie die Dorade,<lb/> die Kunst Chiromantie,, die Kalender, die Fabel vom kranken Löwen,<lb/> das geistliche und weltliche Rom; zu letzterer die Lidlia ?auverum<lb/> (d. h. nichts andres als „Bibel für Unbemittelte"), und die Bearbeitung einzelner<lb/> Theile der Bibel, wie leider Regnni, das Buch der Könige, vantiea<lb/> Lantieornin, das hohe Lied, H.vol:al vxsis, die Offenbarung Se. Johannis<lb/> u. s. w.; die Legenden der Heiligen, wie das Salve Regina, und die<lb/> Legende vom heiligen Meinrad u. s. w.; endlich eine Anzahl von Er-<lb/> bauungsbüchern über die zehn G ebote, das Vater Unser, das apostolische<lb/> Glaubensbekenntniß, die sieben Todsünden, die ^.rs rnorienäi, der Heils¬<lb/> spiegel, speculum liuinanae salvationis. u. s. w. Zu den frühesten<lb/> Werken dieser Gattung gehört die Liblia ?auiieruin, eine compendiöse Dar¬<lb/> stellung der christlichen Heilsordnung in Bild und Schrift, welche die Haupt¬<lb/> begebenheiten des Neuen Testaments durch vorbedeutende, typische Ereignisse<lb/> des A. T. und durch prophetische Aussprüche erläutern. Für das allmälige<lb/> Entstehen derselben sind schon Andeutungen gegeben in den Wandgemälden der<lb/> Basiliken des heiligen Felix zu Nola in Unteritalien etwa vom Jahre 398,<lb/> welche die Geschichten des Alten und Neuen Testamentes darstellten. Eine<lb/> ganz besondere Anregung aber giebt der Altar von Verdün zu Kloster-Neuburg<lb/> an der Donau, vom Jahre 1184, auf welchem der geschichtliche Stoff der<lb/> Bibel in drei Abtheilungen mit den Ueberschriften: ante legem, Sulz lege<lb/> (A. T.) und sull gratia (N. T.) vorgeführt ist. Vollständig abgeschlossen er¬<lb/> scheint die Liblia ?auveruin in Pergamenthandschriften vom Ausgange des<lb/> dreizehnten Jahrhunderts, von denen die xylographischen Ausgaben des fünf¬<lb/> zehnten Jahrhunderts nur sehr unbedeutend abweichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_929" next="#ID_930"> Ebenso ist die Apokalypse in Federzeichnungen, wenn auch nicht in<lb/> der Anlage und dem Umfange, wie die xylographische Ausgabe derselben, nach¬<lb/> weislich schon im dreizehnten Jahrhunderte und der Entkrist mit den fünf¬<lb/> zehn Zeichen wahrscheinlich in demselben Jahrhunderte vorhanden gewesen.<lb/> Andere Werke sind erst im vierzehnten oder im fünfzehnten entstanden. Die<lb/> Verfasser derselben sind bis auf sehr wenige unbekannt. Der Verfasser der<lb/> ^rs rnorienäi ist zwar auch unbekannt, allein es ist möglich gewesen, nach¬<lb/> zuweisen, daß das Buch nach dem ?raotatus tripartitus des Johann Gerson,<lb/> dessen dritter Theil Ac arte bene morienäi handelt, gearbeitet ist. In unserem<lb/> Werke sind nun mehre xylographische und eine Anzahl typographischer Aus¬<lb/> gaben der ^rs morienäi behandelt, unter den typographischen diejenige, welche<lb/> als das schönste Erzeugniß der Holzschneidekunst des fünfzehnten Jahrhunderts</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0273]
Holzschneidekunst, welche einen mehr oder minder umfänglichen Gegenstand auf
einer größeren oder geringeren Zahl von Tafeln dargestellt enthalten und in
ihrer Vereinigung ein Buch ausmachen. Sie sind theils weltlichen theils geist¬
lichen Inhalts. Zu ersterer Classe gehören die Lehrbücher, wie die Dorade,
die Kunst Chiromantie,, die Kalender, die Fabel vom kranken Löwen,
das geistliche und weltliche Rom; zu letzterer die Lidlia ?auverum
(d. h. nichts andres als „Bibel für Unbemittelte"), und die Bearbeitung einzelner
Theile der Bibel, wie leider Regnni, das Buch der Könige, vantiea
Lantieornin, das hohe Lied, H.vol:al vxsis, die Offenbarung Se. Johannis
u. s. w.; die Legenden der Heiligen, wie das Salve Regina, und die
Legende vom heiligen Meinrad u. s. w.; endlich eine Anzahl von Er-
bauungsbüchern über die zehn G ebote, das Vater Unser, das apostolische
Glaubensbekenntniß, die sieben Todsünden, die ^.rs rnorienäi, der Heils¬
spiegel, speculum liuinanae salvationis. u. s. w. Zu den frühesten
Werken dieser Gattung gehört die Liblia ?auiieruin, eine compendiöse Dar¬
stellung der christlichen Heilsordnung in Bild und Schrift, welche die Haupt¬
begebenheiten des Neuen Testaments durch vorbedeutende, typische Ereignisse
des A. T. und durch prophetische Aussprüche erläutern. Für das allmälige
Entstehen derselben sind schon Andeutungen gegeben in den Wandgemälden der
Basiliken des heiligen Felix zu Nola in Unteritalien etwa vom Jahre 398,
welche die Geschichten des Alten und Neuen Testamentes darstellten. Eine
ganz besondere Anregung aber giebt der Altar von Verdün zu Kloster-Neuburg
an der Donau, vom Jahre 1184, auf welchem der geschichtliche Stoff der
Bibel in drei Abtheilungen mit den Ueberschriften: ante legem, Sulz lege
(A. T.) und sull gratia (N. T.) vorgeführt ist. Vollständig abgeschlossen er¬
scheint die Liblia ?auveruin in Pergamenthandschriften vom Ausgange des
dreizehnten Jahrhunderts, von denen die xylographischen Ausgaben des fünf¬
zehnten Jahrhunderts nur sehr unbedeutend abweichen.
Ebenso ist die Apokalypse in Federzeichnungen, wenn auch nicht in
der Anlage und dem Umfange, wie die xylographische Ausgabe derselben, nach¬
weislich schon im dreizehnten Jahrhunderte und der Entkrist mit den fünf¬
zehn Zeichen wahrscheinlich in demselben Jahrhunderte vorhanden gewesen.
Andere Werke sind erst im vierzehnten oder im fünfzehnten entstanden. Die
Verfasser derselben sind bis auf sehr wenige unbekannt. Der Verfasser der
^rs rnorienäi ist zwar auch unbekannt, allein es ist möglich gewesen, nach¬
zuweisen, daß das Buch nach dem ?raotatus tripartitus des Johann Gerson,
dessen dritter Theil Ac arte bene morienäi handelt, gearbeitet ist. In unserem
Werke sind nun mehre xylographische und eine Anzahl typographischer Aus¬
gaben der ^rs morienäi behandelt, unter den typographischen diejenige, welche
als das schönste Erzeugniß der Holzschneidekunst des fünfzehnten Jahrhunderts
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