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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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und mit einem so gnadenvollen Geschenke vor den übrigen Nationen des Erd¬
kreises zu bevorzugen und zu verherrlichen gewürdigt hat, gedruckt und zu Stande
gebracht, und zwar nicht vermittelst des Rohres oder des Griffels oder der
Feder, sondern durch das wunderbare Zusammentreffen, Verhältniß und Gleich¬
maß der Patronen (Patrizen) und Formen (Matrizen). Aehnlich schreibt Peter
Schöffer, der mit seinem Schwiegervater Johann Fühl die Form der Buchstaben
aus Metall goß und wesentlich verbesserte, in der Schlußschrift des 1473 ge¬
druckten leider sextuL voeretÄliurli: Gedruckt in der edlen Stadt Mainz, welche
Gott durch das gnadenvolle Geschenk der geistreichen Kunst zu drucken mehr als
die übrigen Nationen der Erde zu bevorzugen und zu verherrlichen ge¬
würdigt hat.

Trithemius, Abt von Sponheim, im Jahre 1462 geboren und im Jahre
1316 gestorben, nannte die Buchdruckerkunst eine bewundernswürdige und früher
unerhörte Kunst; Ulrich von Hütten erklärt sie für die vortrefflichste aller Künste,
welche es je gegeben hat. Der Kurfürst von Mainz, Berthold von Henneberg,
sagt in seinem Censurcdict vom 4. Januar 1486, daß die Buchdruckerkunst zu
Mainz auf göttliche Verfügung entstanden sei.*) Der Kurfürst von Mainz
Adolf der Zweite ehrte Johann Guttenberg dadurch, daß er denselben 1465
in seinen Hofstaat ausnahm, ihm jährlich Hofkleidung-, 20 Malter Korn und
2 Fuder Wein gab, dagegen keinerlei Hofdienste, Kriegsdienste und Abgaben
forderte, und Kaiser Friedrich der Dritte erhob sogar den Buchdrucker Mendel
wegen seiner Tüchtigkeit in der Buchdruckerkunst in den Neichsadelstand. Kein
Wunder also, daß in Deutschland viele Städte, in Europa viele Nationen die
Ehre der Erfindung der Buchdruckerkunst für sich in Anspruch nahmen. Indeß hat
eine sorgfältige Untersuchung gezeigt, daß Mainz wirklich die Geburtsstätte dieser
segcnspendendcn Erfindung, Guttenberg der Erfinder, Fühl und Peter Schöffer
die Vervesserer sind. Denn, aller andern Ansprüche zu geschweige", es ist den
Holländern noch nicht gelungen, die Existenz Lorenz Janson Cöfters,
welcher Erfinder des Typen drucks gewesen sein soll, acten-
mäßig nachzuweisen. Kein niederländischer Schriftsteller hat vor den Jahren
1550 -- 1660, keiner also früher als etwa 120 -- 130 Jahre nach der an¬
geblichen Erfindung Costers, die Cvstersage erzählt, und auch niederländische
Schriftsteller aus dem Anfange des sechszehnten Jahrhunderts nehmen 1440
als das Jahr und Mainz als die Geburtsstätte der Erfindung der Typographie
an.**) Ferner ist kein holländisches Buch vor 1472 nachweisbar, während in
Deutschland schon 1430 Bücher und von 1457 an auch datirte Bücher vorkommen.




-) S. Vetters kritische Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann
Gutenlierg zu Mainz. Mninz, 183ki.
Oivisio - LKroiixelc vou IIoIIg,iM, ^Lizl^übt man! Vrieslauclt. ^e^anni, 1Q17.
(M'istian N.i,SL-i,su8: <I!In'c>uieou Mrius^us tests-mouti. ^,ut>vLrxia6, 1S40. Ilsulrianus
alö IZailaml! I^iber Ilistoriaruin. 1LL2.

und mit einem so gnadenvollen Geschenke vor den übrigen Nationen des Erd¬
kreises zu bevorzugen und zu verherrlichen gewürdigt hat, gedruckt und zu Stande
gebracht, und zwar nicht vermittelst des Rohres oder des Griffels oder der
Feder, sondern durch das wunderbare Zusammentreffen, Verhältniß und Gleich¬
maß der Patronen (Patrizen) und Formen (Matrizen). Aehnlich schreibt Peter
Schöffer, der mit seinem Schwiegervater Johann Fühl die Form der Buchstaben
aus Metall goß und wesentlich verbesserte, in der Schlußschrift des 1473 ge¬
druckten leider sextuL voeretÄliurli: Gedruckt in der edlen Stadt Mainz, welche
Gott durch das gnadenvolle Geschenk der geistreichen Kunst zu drucken mehr als
die übrigen Nationen der Erde zu bevorzugen und zu verherrlichen ge¬
würdigt hat.

Trithemius, Abt von Sponheim, im Jahre 1462 geboren und im Jahre
1316 gestorben, nannte die Buchdruckerkunst eine bewundernswürdige und früher
unerhörte Kunst; Ulrich von Hütten erklärt sie für die vortrefflichste aller Künste,
welche es je gegeben hat. Der Kurfürst von Mainz, Berthold von Henneberg,
sagt in seinem Censurcdict vom 4. Januar 1486, daß die Buchdruckerkunst zu
Mainz auf göttliche Verfügung entstanden sei.*) Der Kurfürst von Mainz
Adolf der Zweite ehrte Johann Guttenberg dadurch, daß er denselben 1465
in seinen Hofstaat ausnahm, ihm jährlich Hofkleidung-, 20 Malter Korn und
2 Fuder Wein gab, dagegen keinerlei Hofdienste, Kriegsdienste und Abgaben
forderte, und Kaiser Friedrich der Dritte erhob sogar den Buchdrucker Mendel
wegen seiner Tüchtigkeit in der Buchdruckerkunst in den Neichsadelstand. Kein
Wunder also, daß in Deutschland viele Städte, in Europa viele Nationen die
Ehre der Erfindung der Buchdruckerkunst für sich in Anspruch nahmen. Indeß hat
eine sorgfältige Untersuchung gezeigt, daß Mainz wirklich die Geburtsstätte dieser
segcnspendendcn Erfindung, Guttenberg der Erfinder, Fühl und Peter Schöffer
die Vervesserer sind. Denn, aller andern Ansprüche zu geschweige», es ist den
Holländern noch nicht gelungen, die Existenz Lorenz Janson Cöfters,
welcher Erfinder des Typen drucks gewesen sein soll, acten-
mäßig nachzuweisen. Kein niederländischer Schriftsteller hat vor den Jahren
1550 — 1660, keiner also früher als etwa 120 — 130 Jahre nach der an¬
geblichen Erfindung Costers, die Cvstersage erzählt, und auch niederländische
Schriftsteller aus dem Anfange des sechszehnten Jahrhunderts nehmen 1440
als das Jahr und Mainz als die Geburtsstätte der Erfindung der Typographie
an.**) Ferner ist kein holländisches Buch vor 1472 nachweisbar, während in
Deutschland schon 1430 Bücher und von 1457 an auch datirte Bücher vorkommen.




-) S. Vetters kritische Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann
Gutenlierg zu Mainz. Mninz, 183ki.
Oivisio - LKroiixelc vou IIoIIg,iM, ^Lizl^übt man! Vrieslauclt. ^e^anni, 1Q17.
(M'istian N.i,SL-i,su8: <I!In'c>uieou Mrius^us tests-mouti. ^,ut>vLrxia6, 1S40. Ilsulrianus
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[0266] und mit einem so gnadenvollen Geschenke vor den übrigen Nationen des Erd¬ kreises zu bevorzugen und zu verherrlichen gewürdigt hat, gedruckt und zu Stande gebracht, und zwar nicht vermittelst des Rohres oder des Griffels oder der Feder, sondern durch das wunderbare Zusammentreffen, Verhältniß und Gleich¬ maß der Patronen (Patrizen) und Formen (Matrizen). Aehnlich schreibt Peter Schöffer, der mit seinem Schwiegervater Johann Fühl die Form der Buchstaben aus Metall goß und wesentlich verbesserte, in der Schlußschrift des 1473 ge¬ druckten leider sextuL voeretÄliurli: Gedruckt in der edlen Stadt Mainz, welche Gott durch das gnadenvolle Geschenk der geistreichen Kunst zu drucken mehr als die übrigen Nationen der Erde zu bevorzugen und zu verherrlichen ge¬ würdigt hat. Trithemius, Abt von Sponheim, im Jahre 1462 geboren und im Jahre 1316 gestorben, nannte die Buchdruckerkunst eine bewundernswürdige und früher unerhörte Kunst; Ulrich von Hütten erklärt sie für die vortrefflichste aller Künste, welche es je gegeben hat. Der Kurfürst von Mainz, Berthold von Henneberg, sagt in seinem Censurcdict vom 4. Januar 1486, daß die Buchdruckerkunst zu Mainz auf göttliche Verfügung entstanden sei.*) Der Kurfürst von Mainz Adolf der Zweite ehrte Johann Guttenberg dadurch, daß er denselben 1465 in seinen Hofstaat ausnahm, ihm jährlich Hofkleidung-, 20 Malter Korn und 2 Fuder Wein gab, dagegen keinerlei Hofdienste, Kriegsdienste und Abgaben forderte, und Kaiser Friedrich der Dritte erhob sogar den Buchdrucker Mendel wegen seiner Tüchtigkeit in der Buchdruckerkunst in den Neichsadelstand. Kein Wunder also, daß in Deutschland viele Städte, in Europa viele Nationen die Ehre der Erfindung der Buchdruckerkunst für sich in Anspruch nahmen. Indeß hat eine sorgfältige Untersuchung gezeigt, daß Mainz wirklich die Geburtsstätte dieser segcnspendendcn Erfindung, Guttenberg der Erfinder, Fühl und Peter Schöffer die Vervesserer sind. Denn, aller andern Ansprüche zu geschweige», es ist den Holländern noch nicht gelungen, die Existenz Lorenz Janson Cöfters, welcher Erfinder des Typen drucks gewesen sein soll, acten- mäßig nachzuweisen. Kein niederländischer Schriftsteller hat vor den Jahren 1550 — 1660, keiner also früher als etwa 120 — 130 Jahre nach der an¬ geblichen Erfindung Costers, die Cvstersage erzählt, und auch niederländische Schriftsteller aus dem Anfange des sechszehnten Jahrhunderts nehmen 1440 als das Jahr und Mainz als die Geburtsstätte der Erfindung der Typographie an.**) Ferner ist kein holländisches Buch vor 1472 nachweisbar, während in Deutschland schon 1430 Bücher und von 1457 an auch datirte Bücher vorkommen. -) S. Vetters kritische Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gutenlierg zu Mainz. Mninz, 183ki. Oivisio - LKroiixelc vou IIoIIg,iM, ^Lizl^übt man! Vrieslauclt. ^e^anni, 1Q17. (M'istian N.i,SL-i,su8: <I!In'c>uieou Mrius^us tests-mouti. ^,ut>vLrxia6, 1S40. Ilsulrianus alö IZailaml! I^iber Ilistoriaruin. 1LL2.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/266>, abgerufen am 22.12.2024.