Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Staaten und wird es einst bereuen." Eines "Patrioten" Stimme, wie gesagt, Einigen von der Partei, welche den Rückzug angetreten, scheint übrigens Auf den Vorschlag des zehnten Ausschusses in der Conferenz vom 4. März Am 29. März versammelte sich das Plenum wieder, aber bis auf einen Es war am 11. Mai 1820, als im Plenum der wiener Conferenzen die Staaten und wird es einst bereuen." Eines „Patrioten" Stimme, wie gesagt, Einigen von der Partei, welche den Rückzug angetreten, scheint übrigens Auf den Vorschlag des zehnten Ausschusses in der Conferenz vom 4. März Am 29. März versammelte sich das Plenum wieder, aber bis auf einen Es war am 11. Mai 1820, als im Plenum der wiener Conferenzen die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283876"/> <p xml:id="ID_1501" prev="#ID_1500"> Staaten und wird es einst bereuen." Eines „Patrioten" Stimme, wie gesagt,<lb/> nicht eines Propheten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1502"> Einigen von der Partei, welche den Rückzug angetreten, scheint übrigens<lb/> während des Kampfes eine nüchternere Auffassung des bisher so hoch gehaltenen<lb/> Artikels 19 aufgegangen zu sein. In dem Bericht eines norddeutschen Mit¬<lb/> gliedes des zehnten Ausschusses vom II. Februar heißt es mit dürren Worten:<lb/> „Der 19. Artikel enthält nicht einmal die Verpflichtung zu einer Berathung,<lb/> sondern nur einen Vorbehalt und folglich auf keine Weise irgendeinen Rechts-<lb/> grund, die Vereinigung sämmtlicher Bundesglieder zur Beförderung des deutschen<lb/> Handels in Anspruch zu nehmen." Hiermit aber war dem Vorgehen gegen<lb/> Preußen die bisherige Grundlage entzogen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1503"> Auf den Vorschlag des zehnten Ausschusses in der Conferenz vom 4. März<lb/> hatte Marschall den Antrag gestellt, lieber gar keine Sätze aufzustellen, sondern<lb/> rund heraus zu erklären, man habe sich nicht vereinigen können. Die folgende<lb/> Plenarsitzung fand am 8. statt, aber die Handelssache blieb darin unerörtert,<lb/> weil Metternich darauf nicht vorbereitet zu sein erklärte. In Wahrheit suchte<lb/> er noch nach einem Ausweg. Es hieß, er habe darüber ein Gutachten bestellt,<lb/> welches nach Einigen Adam Müller liefern sollte. Auch Graf Münster be¬<lb/> schäftigte sich mit einem Vorschlag, der, wie gute Leute behaupteten, „von seiner<lb/> deutschen Gesinnung, seinem Vaterlandssinn und seiner Kraft den Beweis ab¬<lb/> legen" würde. Es war aber nichts Neues, sondern der alte Nebeniussche Plan:<lb/> gemeinschaftliches Handelssystem gegen das Ausland, Freiheit im Innern. Vor¬<lb/> trefflich, nur die Kleinigkeit fehlte hier wie dort: das Wie der Realisirung.<lb/> Andere von den Herren bereiteten für die Debatte über die Handelsfrage „starke<lb/> Vota" vor, man hoffte in Bezug auf sie „sehr lebhafte Scenen". Grade aus<lb/> diesem Grunde aber suchte Metternich die Sache möglichst hinauszuschieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1504"> Am 29. März versammelte sich das Plenum wieder, aber bis auf einen<lb/> Scandal, den v. Berg wegen der cöthenschen Enclaven erregte, kam auch hier<lb/> die Handelsangelegenhcit nicht zur Sprache. Endlich erschien der große Tag,<lb/> und wie jetzt die Geister aufeinanderplatzten!</p><lb/> <p xml:id="ID_1505" next="#ID_1506"> Es war am 11. Mai 1820, als im Plenum der wiener Conferenzen die<lb/> Anträge des zehnten Ausschusses zur Debatte gebracht wurden. Marschall wie¬<lb/> derholte den schon am 4. März von ihm gegebenen Nath, die Sache ganz auf<lb/> sich beruhen zu lassen und sie nicht an den Bundestag zurückzuweisen, wenn<lb/> man nicht mehr bewilligen könne. Bernstorff erwiderte nichts. Da begann<lb/> der Freiherr v. Fritsch den eigentlichen Angriff. Er schlug vor: „daß man hier<lb/> bestimmt aussprechen möge, man wolle im Innern der einzelnen Staaten solche<lb/> Einrichtungen treffen, daß ein gegenseitiger freier Verkehr der Bundesstaaten<lb/> erreicht werde; 2) daß der unbeschränkte Handel mit Lebensmitteln unter den¬<lb/> selben bestimmt verabredet werde; 3) daß über die zur Sprache gekommene Be</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523]
Staaten und wird es einst bereuen." Eines „Patrioten" Stimme, wie gesagt,
nicht eines Propheten.
Einigen von der Partei, welche den Rückzug angetreten, scheint übrigens
während des Kampfes eine nüchternere Auffassung des bisher so hoch gehaltenen
Artikels 19 aufgegangen zu sein. In dem Bericht eines norddeutschen Mit¬
gliedes des zehnten Ausschusses vom II. Februar heißt es mit dürren Worten:
„Der 19. Artikel enthält nicht einmal die Verpflichtung zu einer Berathung,
sondern nur einen Vorbehalt und folglich auf keine Weise irgendeinen Rechts-
grund, die Vereinigung sämmtlicher Bundesglieder zur Beförderung des deutschen
Handels in Anspruch zu nehmen." Hiermit aber war dem Vorgehen gegen
Preußen die bisherige Grundlage entzogen.
Auf den Vorschlag des zehnten Ausschusses in der Conferenz vom 4. März
hatte Marschall den Antrag gestellt, lieber gar keine Sätze aufzustellen, sondern
rund heraus zu erklären, man habe sich nicht vereinigen können. Die folgende
Plenarsitzung fand am 8. statt, aber die Handelssache blieb darin unerörtert,
weil Metternich darauf nicht vorbereitet zu sein erklärte. In Wahrheit suchte
er noch nach einem Ausweg. Es hieß, er habe darüber ein Gutachten bestellt,
welches nach Einigen Adam Müller liefern sollte. Auch Graf Münster be¬
schäftigte sich mit einem Vorschlag, der, wie gute Leute behaupteten, „von seiner
deutschen Gesinnung, seinem Vaterlandssinn und seiner Kraft den Beweis ab¬
legen" würde. Es war aber nichts Neues, sondern der alte Nebeniussche Plan:
gemeinschaftliches Handelssystem gegen das Ausland, Freiheit im Innern. Vor¬
trefflich, nur die Kleinigkeit fehlte hier wie dort: das Wie der Realisirung.
Andere von den Herren bereiteten für die Debatte über die Handelsfrage „starke
Vota" vor, man hoffte in Bezug auf sie „sehr lebhafte Scenen". Grade aus
diesem Grunde aber suchte Metternich die Sache möglichst hinauszuschieben.
Am 29. März versammelte sich das Plenum wieder, aber bis auf einen
Scandal, den v. Berg wegen der cöthenschen Enclaven erregte, kam auch hier
die Handelsangelegenhcit nicht zur Sprache. Endlich erschien der große Tag,
und wie jetzt die Geister aufeinanderplatzten!
Es war am 11. Mai 1820, als im Plenum der wiener Conferenzen die
Anträge des zehnten Ausschusses zur Debatte gebracht wurden. Marschall wie¬
derholte den schon am 4. März von ihm gegebenen Nath, die Sache ganz auf
sich beruhen zu lassen und sie nicht an den Bundestag zurückzuweisen, wenn
man nicht mehr bewilligen könne. Bernstorff erwiderte nichts. Da begann
der Freiherr v. Fritsch den eigentlichen Angriff. Er schlug vor: „daß man hier
bestimmt aussprechen möge, man wolle im Innern der einzelnen Staaten solche
Einrichtungen treffen, daß ein gegenseitiger freier Verkehr der Bundesstaaten
erreicht werde; 2) daß der unbeschränkte Handel mit Lebensmitteln unter den¬
selben bestimmt verabredet werde; 3) daß über die zur Sprache gekommene Be
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