Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Nach einer Einleitung, die eine allgemein" Uebersicht über die Einteilung der Nach einer Einleitung, die eine allgemein« Uebersicht über die Einteilung der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283773"/> <p xml:id="ID_1198" next="#ID_1199"> Nach einer Einleitung, die eine allgemein« Uebersicht über die Einteilung der<lb/> Völker und Sprachen giebt, betrachtet der Verfasser das Leben und die Grenzmarken<lb/> der verschiedenen Völkerindividuen in ihren Einzelheiten. Das äußerlichste Merkmal<lb/> bilden ihm die Namen der Völker, nach welchen auch die Eigennamen überhaupt in<lb/> ihrer Bedeutung für die Ethnographie gewürdigt werden. Dann untersucht das<lb/> Werk das innerlichste und wichtigste Merkmal der Abstammung, Denkweise und Aus¬<lb/> bildung der Völker, die Sprache, >in ebenso ausführlicher als anziehender Weise<lb/> — eines der interessantesten Capitel des Buches. In der weiteren Zergliederung<lb/> der Volksnatur wird dieselbe dualistisch, als Leib und Seele, zugleich aber als ein¬<lb/> heitliche Gliederung, als Organismus betrachtet, dessen verschiedene Thätigkeiten sich<lb/> wechselseitig bedingen. Zuerst giebt dem zufolge der Verfasser einen Abriß der<lb/> Physiologie der Menschheit: Blicke auf die körperlichen Hauptmerkmale der ver¬<lb/> schiedenen Menschenarten, die urangeborcncn und die durch äußere Einflüsse, Klima,<lb/> Boden. Nahrung u. s. w. entstandenen, auf die Racen. ihre Artungen und<lb/> Mischungen, auf die Menschen vorgeschichtlicher Perioden, auf die Stellung des<lb/> Menschen zu der Thierwelt und der ganzen ihn umgebenden Natur — eine in<lb/> neuester Zeit vielbesprochene Aufgabe. Dann wird die Psychologie der Menschheit<lb/> mit Rücksicht auf Verschiedenheit der Racen und der äußern Lcbensfactoren in großen<lb/> Zügen vorgetragen, wobei vorzüglich die Einflüsse besprochen werden, welche die<lb/> Wanderungen und die vielfachen Berührungen der Stämme und Völker mit einander<lb/> auf ihre geistigen Kräfte ausüben. Von der zu Grunde liegenden Volksnatur<lb/> geht der Verfasser auf das Volksleben in seinen thatsächlichen Aeußerungen über,<lb/> um die letzteren wieder, soweit möglich, getrennt als leibliche und geistige, mehr<lb/> äußerliche und mehr innerliche zu betrachten. Unter die leiblichen und äußerlichen<lb/> Lebensäußerungen fallen Nahrung, Tracht und Wohnung, das mehr innerliche Volks¬<lb/> leben dagegen umfaßt die Anschauungen und Einrichtungen, welche wir größten-<lb/> theils mit dem Ausdruck Sitte bezeichnen, Familie, Verhältniß beider Geschlechter,<lb/> gesellschaftliche Umgangsformen, Religion, RcchtSbrauch in Volk und Staat, Stände,<lb/> Kasten u. f. w. Als drittes wird dann die Volksthätigkeit in ihren wichtigsten<lb/> Richtungen und in ihrer Wechselwirkung mit der Geschichte sowie mit ihren eignen<lb/> Ergebnisse», dem Wohlstand und der Bildung der Völker betrachtet. Auch die Volksthätig-<lb/> kcit theilt der Verfasser wieder in eine mehr äußerliche und eine mehr innerliche.<lb/> Doch sind Ausdrücke wie Volksuatur, Volksleben und Volksthätigkeit nur freigewählte<lb/> Grcnzbezcichnungcn für Dinge, die vielfach ineinander verfließen, sich mindestens in<lb/> der Wirklichkeit noch weniger streng scheiden, als in der Darstellung des Verfassers.<lb/> Dasselbe gilt von der Eintheilung nach Aeußerlichkeit und Innerlichkeit, weil das<lb/> Aeußere und Innere, das Leibliche und Geistige überall nur die polaren Richtungen<lb/> innerhalb eines Lebens, Wesens und Organismus sind. Unter der Rubrik äußerlicher<lb/> Volksthätigkeit behandelt das Werk namentlich die Lebensweise ganzer Völkerschaften<lb/> als Jäger, Hirten, Fischer, Ackerbauer, die sich theils nach wechselnder Oertlichkeit,<lb/> theils nach Bildungszciträumcn ändert. Dieser Abschnitt bespricht auch die friedliche<lb/> oder kriegerische Stellung der Völker und Racen zu einander, dann das Verhältniß<lb/> der menschlichen Thätigkeit zur Thierwelt, die Jagd und die Zähmung und Züchtung<lb/> der Thiere. Die Thätigkeit der äußern Selbsterhaltung entwickelt und steigert sich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
Nach einer Einleitung, die eine allgemein« Uebersicht über die Einteilung der
Völker und Sprachen giebt, betrachtet der Verfasser das Leben und die Grenzmarken
der verschiedenen Völkerindividuen in ihren Einzelheiten. Das äußerlichste Merkmal
bilden ihm die Namen der Völker, nach welchen auch die Eigennamen überhaupt in
ihrer Bedeutung für die Ethnographie gewürdigt werden. Dann untersucht das
Werk das innerlichste und wichtigste Merkmal der Abstammung, Denkweise und Aus¬
bildung der Völker, die Sprache, >in ebenso ausführlicher als anziehender Weise
— eines der interessantesten Capitel des Buches. In der weiteren Zergliederung
der Volksnatur wird dieselbe dualistisch, als Leib und Seele, zugleich aber als ein¬
heitliche Gliederung, als Organismus betrachtet, dessen verschiedene Thätigkeiten sich
wechselseitig bedingen. Zuerst giebt dem zufolge der Verfasser einen Abriß der
Physiologie der Menschheit: Blicke auf die körperlichen Hauptmerkmale der ver¬
schiedenen Menschenarten, die urangeborcncn und die durch äußere Einflüsse, Klima,
Boden. Nahrung u. s. w. entstandenen, auf die Racen. ihre Artungen und
Mischungen, auf die Menschen vorgeschichtlicher Perioden, auf die Stellung des
Menschen zu der Thierwelt und der ganzen ihn umgebenden Natur — eine in
neuester Zeit vielbesprochene Aufgabe. Dann wird die Psychologie der Menschheit
mit Rücksicht auf Verschiedenheit der Racen und der äußern Lcbensfactoren in großen
Zügen vorgetragen, wobei vorzüglich die Einflüsse besprochen werden, welche die
Wanderungen und die vielfachen Berührungen der Stämme und Völker mit einander
auf ihre geistigen Kräfte ausüben. Von der zu Grunde liegenden Volksnatur
geht der Verfasser auf das Volksleben in seinen thatsächlichen Aeußerungen über,
um die letzteren wieder, soweit möglich, getrennt als leibliche und geistige, mehr
äußerliche und mehr innerliche zu betrachten. Unter die leiblichen und äußerlichen
Lebensäußerungen fallen Nahrung, Tracht und Wohnung, das mehr innerliche Volks¬
leben dagegen umfaßt die Anschauungen und Einrichtungen, welche wir größten-
theils mit dem Ausdruck Sitte bezeichnen, Familie, Verhältniß beider Geschlechter,
gesellschaftliche Umgangsformen, Religion, RcchtSbrauch in Volk und Staat, Stände,
Kasten u. f. w. Als drittes wird dann die Volksthätigkeit in ihren wichtigsten
Richtungen und in ihrer Wechselwirkung mit der Geschichte sowie mit ihren eignen
Ergebnisse», dem Wohlstand und der Bildung der Völker betrachtet. Auch die Volksthätig-
kcit theilt der Verfasser wieder in eine mehr äußerliche und eine mehr innerliche.
Doch sind Ausdrücke wie Volksuatur, Volksleben und Volksthätigkeit nur freigewählte
Grcnzbezcichnungcn für Dinge, die vielfach ineinander verfließen, sich mindestens in
der Wirklichkeit noch weniger streng scheiden, als in der Darstellung des Verfassers.
Dasselbe gilt von der Eintheilung nach Aeußerlichkeit und Innerlichkeit, weil das
Aeußere und Innere, das Leibliche und Geistige überall nur die polaren Richtungen
innerhalb eines Lebens, Wesens und Organismus sind. Unter der Rubrik äußerlicher
Volksthätigkeit behandelt das Werk namentlich die Lebensweise ganzer Völkerschaften
als Jäger, Hirten, Fischer, Ackerbauer, die sich theils nach wechselnder Oertlichkeit,
theils nach Bildungszciträumcn ändert. Dieser Abschnitt bespricht auch die friedliche
oder kriegerische Stellung der Völker und Racen zu einander, dann das Verhältniß
der menschlichen Thätigkeit zur Thierwelt, die Jagd und die Zähmung und Züchtung
der Thiere. Die Thätigkeit der äußern Selbsterhaltung entwickelt und steigert sich
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