Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.In diesem Sinne kann er am besten auf dem Wege der Gesetzgebung für das Was die Ausgaben für Unterricht, Wissenschaft und Kunst angeht, so würde Steht Preußen hier ziemlich tief, so ist zu bedenken, daß es außerordentlich In diesem Sinne kann er am besten auf dem Wege der Gesetzgebung für das Was die Ausgaben für Unterricht, Wissenschaft und Kunst angeht, so würde Steht Preußen hier ziemlich tief, so ist zu bedenken, daß es außerordentlich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283673"/> <p xml:id="ID_907" prev="#ID_906"> In diesem Sinne kann er am besten auf dem Wege der Gesetzgebung für das<lb/> Wohl seiner Angehörigen sorgen und braucht fast gar keine Ausgaben dafür zu<lb/> machen. So wurde in England und in den verständiger verwalteten Cantonen<lb/> der Schweiz vorgegangen, und beide haben sich eben nicht übel dabei gestanden.<lb/> Dies ist aber nicht der Geist, in welchem diese Frage von den übrigen Regie¬<lb/> rungen behandelt wird, vielmehr nehmen diese nach den verschiedensten Richtungen<lb/> hin Anläufe, um Handel und Industrie ihres Landes direct zu unterstützen,<lb/> und da muß es allerdings überraschen, so verschwindend kleine Summen für<lb/> diese Zwecke ausgesetzt zu sehen, Summen, die meist nur 0,<>i bis O.gz Thaler<lb/> und nirgends mehr als 0,^ Thaler per Kopf der Bevölkerung ausmachen.<lb/> Nach der Tabelle leisten von den deutschen Staaten Baden und Hannover in<lb/> dieser Richtung am meisten, dann folgt Sachsen, hierauf Preußen; am wenigsten<lb/> aber geschieht — und das ist gewiß charakteristisch — von Kurhessen, Oestreich<lb/> und Bayern.</p><lb/> <p xml:id="ID_908"> Was die Ausgaben für Unterricht, Wissenschaft und Kunst angeht, so würde<lb/> nach der Tabelle des Verfassers die Reihenfolge der deutschen Staaten, wenn<lb/> man nach dem Grade ihres Eifers für jene Zwecke fragte, Hessen-Kassel an die<lb/> Spitze stellen, und dann würden nach einander Würtemberg, Nassau, Baden,<lb/> Hannover, Sachsen. Bayern, Hessen-Darmstadt, Preußen und Oestreich folgen.<lb/> Indeß herrscht zwischen den einzelnen Staaten große Verschiedenheit in der Art<lb/> und Weise, wie sie die Gemeinden zur Sorge für den Volksunterricht heran¬<lb/> ziehen oder wie diese ungezwungene Leistungen nach dieser Seite hin übernehmen.<lb/> Außerdem aber bestehen hier zahlreiche Stiftungen, deren Erträge zur Bestreitung<lb/> von höhern Schulen und Universitäten bestimmt, und die häusig in den Budgets<lb/> nicht aufgeführt sind, über die also der Verfasser authentische Nachrichten zu<lb/> sammeln nicht vermochte. Die hier gegebenen Zahlen dürfen also nicht zum<lb/> absoluten Maßstab für das genommen werden, was in den verschiedenen deutschen<lb/> Ländern für Volksbildung, Kunst und Wissenschaft geschieht. Immer aber be¬<lb/> halten sie Interesse, weil wir daraus wenigstens einigermaßen ersehen, was die<lb/> einzelnen Regierungen in dieser Beziehung zu thun für nöthig halten, und in<lb/> -welchem Verhältniß dies zu den Ausgaben steht, die sie für andere Zwecke machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_909"> Steht Preußen hier ziemlich tief, so ist zu bedenken, daß es außerordentlich<lb/> viel mehr als seine deutschen Nachbarn in den Mittelstaaten für Militärzwecke<lb/> ausgeben muß, also für Unterricht und Wissenschaft nicht so viel thun kann, als<lb/> wenn diese Nothwendigkeit nicht bestände. Es hält sein starkes Heer mit für<lb/> die Mittclstaaten und wenn nicht für diese, für Deutschland, und um diesen<lb/> Beruf erfüllen zu können, muß es an der Schule sparen — kein gesundes und<lb/> erfreuliches Verhältniß und darum ein solches, welches Abhilfe verlangt und<lb/> über kurz oder lang Abhilfe finden wird, wie sehr man sich auch in gewissen<lb/> Kreisen dagegen entrüsten mag.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
In diesem Sinne kann er am besten auf dem Wege der Gesetzgebung für das
Wohl seiner Angehörigen sorgen und braucht fast gar keine Ausgaben dafür zu
machen. So wurde in England und in den verständiger verwalteten Cantonen
der Schweiz vorgegangen, und beide haben sich eben nicht übel dabei gestanden.
Dies ist aber nicht der Geist, in welchem diese Frage von den übrigen Regie¬
rungen behandelt wird, vielmehr nehmen diese nach den verschiedensten Richtungen
hin Anläufe, um Handel und Industrie ihres Landes direct zu unterstützen,
und da muß es allerdings überraschen, so verschwindend kleine Summen für
diese Zwecke ausgesetzt zu sehen, Summen, die meist nur 0,<>i bis O.gz Thaler
und nirgends mehr als 0,^ Thaler per Kopf der Bevölkerung ausmachen.
Nach der Tabelle leisten von den deutschen Staaten Baden und Hannover in
dieser Richtung am meisten, dann folgt Sachsen, hierauf Preußen; am wenigsten
aber geschieht — und das ist gewiß charakteristisch — von Kurhessen, Oestreich
und Bayern.
Was die Ausgaben für Unterricht, Wissenschaft und Kunst angeht, so würde
nach der Tabelle des Verfassers die Reihenfolge der deutschen Staaten, wenn
man nach dem Grade ihres Eifers für jene Zwecke fragte, Hessen-Kassel an die
Spitze stellen, und dann würden nach einander Würtemberg, Nassau, Baden,
Hannover, Sachsen. Bayern, Hessen-Darmstadt, Preußen und Oestreich folgen.
Indeß herrscht zwischen den einzelnen Staaten große Verschiedenheit in der Art
und Weise, wie sie die Gemeinden zur Sorge für den Volksunterricht heran¬
ziehen oder wie diese ungezwungene Leistungen nach dieser Seite hin übernehmen.
Außerdem aber bestehen hier zahlreiche Stiftungen, deren Erträge zur Bestreitung
von höhern Schulen und Universitäten bestimmt, und die häusig in den Budgets
nicht aufgeführt sind, über die also der Verfasser authentische Nachrichten zu
sammeln nicht vermochte. Die hier gegebenen Zahlen dürfen also nicht zum
absoluten Maßstab für das genommen werden, was in den verschiedenen deutschen
Ländern für Volksbildung, Kunst und Wissenschaft geschieht. Immer aber be¬
halten sie Interesse, weil wir daraus wenigstens einigermaßen ersehen, was die
einzelnen Regierungen in dieser Beziehung zu thun für nöthig halten, und in
-welchem Verhältniß dies zu den Ausgaben steht, die sie für andere Zwecke machen.
Steht Preußen hier ziemlich tief, so ist zu bedenken, daß es außerordentlich
viel mehr als seine deutschen Nachbarn in den Mittelstaaten für Militärzwecke
ausgeben muß, also für Unterricht und Wissenschaft nicht so viel thun kann, als
wenn diese Nothwendigkeit nicht bestände. Es hält sein starkes Heer mit für
die Mittclstaaten und wenn nicht für diese, für Deutschland, und um diesen
Beruf erfüllen zu können, muß es an der Schule sparen — kein gesundes und
erfreuliches Verhältniß und darum ein solches, welches Abhilfe verlangt und
über kurz oder lang Abhilfe finden wird, wie sehr man sich auch in gewissen
Kreisen dagegen entrüsten mag.
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