Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.zu werden, bedürfte eS einer im Secretariat erbetenen Eintrittskarte. Mit dieser Der Bauernkrieg w Tirol. 2. Ferdinand sandte, als er von den im vorigen Abschnitt geschilderten Un¬ zu werden, bedürfte eS einer im Secretariat erbetenen Eintrittskarte. Mit dieser Der Bauernkrieg w Tirol. 2. Ferdinand sandte, als er von den im vorigen Abschnitt geschilderten Un¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283541"/> <p xml:id="ID_537" prev="#ID_536"> zu werden, bedürfte eS einer im Secretariat erbetenen Eintrittskarte. Mit dieser<lb/> bewaffnet schweifte man dann erst in schönem Sicherheitsgefühl vor Verbot und<lb/> Zurückweisung durch die seltsam anzuschauenden Räume, durch deren chaotische<lb/> Wüstheit, durch deren ringsum verstreute Rudimente späterer Bildungen doch<lb/> bereits etwas wie eine Ahnung künftiger edler, kunstgestalteter Ordnung, har¬<lb/> monischer Schönheit und Pracht ging, die sich bald aus solchen Urzuständen<lb/> entwickeln und abklären sollte, schweifte man umher mit jener eigenen Art<lb/> von wonniger Schaubegierde, die sich immer so nur unter dergleichen, ihre Be¬<lb/> friedigung erschwerenden Umständen erzeugt. War man dann aber an den<lb/> Herren Echter und Muhr vorbei, die damals an Kaulbachs ersten Treppenhaus¬<lb/> bildern malten, oben vor der Thür deS KupferstichcabinetS angelangt, hatte<lb/> sich diese erst hinter dem Eintretenden geschlossen, so machte sich die heilige<lb/> Stille und Ordnung, die hier herrschten, nur um so lebhafter und angenehmer<lb/> fühlbar. Damals walteten Schorn, Herr Vogel und Mr. Tissot in den andern<lb/> Sälen genau wie ehedem in Monbijou. Dann aber sind die beiden ersten<lb/> schnell nach einander dahingegangen. Nur der letztere, braun und durchfurcht<lb/> wie eine der alten Jncunabeln oder frühsten Kupferdrucke selbst, wandelt noch<lb/> immer unter einem andern Geschlecht von Kollegen und trägt sogar freundlicher<lb/> und weniger verdrießliche französische Propos murmelnd, denn ehedem, die<lb/> schweren Mappen für ein neues und zahlreicheres Geschlecht von Schaulustigen<lb/> herbei. Ich bin sein und des Cabinets guter alter Bekannter, und so wird eS<lb/> mir verstattet sein, hier und da nach Belieben in einzelne Schränke hineinzu¬<lb/> sehen, einige Bände willkürlich herausgreifend, einige Blätter und die Bilder an<lb/> Wänden und Thüren noch einmal mit Muße zu betrachten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Bauernkrieg w Tirol.<lb/> 2. </head><lb/> <p xml:id="ID_538" next="#ID_539"> Ferdinand sandte, als er von den im vorigen Abschnitt geschilderten Un¬<lb/> ruhen hörte, nach allen Gegenden Commissäre. um die Bauern zu beschwich¬<lb/> tigen und ihre Beschwerden zu vernehmen, ermächtigte die Negierung zur Auf¬<lb/> nahme von Anleihen und Verpfändung seines fürstlichen Kammergutes behufs<lb/> der Aufbringung von Kriegsvolk; als er aber 1000 Mann von außen an sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
zu werden, bedürfte eS einer im Secretariat erbetenen Eintrittskarte. Mit dieser
bewaffnet schweifte man dann erst in schönem Sicherheitsgefühl vor Verbot und
Zurückweisung durch die seltsam anzuschauenden Räume, durch deren chaotische
Wüstheit, durch deren ringsum verstreute Rudimente späterer Bildungen doch
bereits etwas wie eine Ahnung künftiger edler, kunstgestalteter Ordnung, har¬
monischer Schönheit und Pracht ging, die sich bald aus solchen Urzuständen
entwickeln und abklären sollte, schweifte man umher mit jener eigenen Art
von wonniger Schaubegierde, die sich immer so nur unter dergleichen, ihre Be¬
friedigung erschwerenden Umständen erzeugt. War man dann aber an den
Herren Echter und Muhr vorbei, die damals an Kaulbachs ersten Treppenhaus¬
bildern malten, oben vor der Thür deS KupferstichcabinetS angelangt, hatte
sich diese erst hinter dem Eintretenden geschlossen, so machte sich die heilige
Stille und Ordnung, die hier herrschten, nur um so lebhafter und angenehmer
fühlbar. Damals walteten Schorn, Herr Vogel und Mr. Tissot in den andern
Sälen genau wie ehedem in Monbijou. Dann aber sind die beiden ersten
schnell nach einander dahingegangen. Nur der letztere, braun und durchfurcht
wie eine der alten Jncunabeln oder frühsten Kupferdrucke selbst, wandelt noch
immer unter einem andern Geschlecht von Kollegen und trägt sogar freundlicher
und weniger verdrießliche französische Propos murmelnd, denn ehedem, die
schweren Mappen für ein neues und zahlreicheres Geschlecht von Schaulustigen
herbei. Ich bin sein und des Cabinets guter alter Bekannter, und so wird eS
mir verstattet sein, hier und da nach Belieben in einzelne Schränke hineinzu¬
sehen, einige Bände willkürlich herausgreifend, einige Blätter und die Bilder an
Wänden und Thüren noch einmal mit Muße zu betrachten.
Der Bauernkrieg w Tirol.
2.
Ferdinand sandte, als er von den im vorigen Abschnitt geschilderten Un¬
ruhen hörte, nach allen Gegenden Commissäre. um die Bauern zu beschwich¬
tigen und ihre Beschwerden zu vernehmen, ermächtigte die Negierung zur Auf¬
nahme von Anleihen und Verpfändung seines fürstlichen Kammergutes behufs
der Aufbringung von Kriegsvolk; als er aber 1000 Mann von außen an sich
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