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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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sind; ersteres von der West-, letzteres, Wand an Wand mit dem grünen Saal
gelegen, von der Nordseite her durch je ein Fenster beleuchtet. Denn in diesem
Directorenzimmer haben die trefflichen, gelehrten und liebenswürdigen Herren
Professor Weiß und Professor Hotho. die für jeden Wunsch, jede Frage und
jede Anmuthung des kunstfreundlichen Publikums wie der Künstler jederzeit zu¬
gänglichen, freundlich hilfsbereiten Verwalter, Ordner und Leiter dieses Ganzen,
selbst kaum den nothdürftigen Arbeitsraum mehr übrig, so enge umdrängen sie
die wieder von andern großen Gallerie- und Sammelwerken über Costüme.
Ornamente, Geräthe, von allem, was Frankreich, England, Deutschland. Italien
in dieser Gattung zu irgendeiner Zeit producirt und edirt hat, ganz erfüllten
hohen Nepoßtorien. Eben solche Schränke ringsum an den Wänden des un¬
mittelbar angrenzenden Bibliothekzimmers, und zwar die vollständigste Bibliothek
der illustrirten Bücher seit circa vier Jahrhunderten.

Diese ganz ungefähre Inhaltsangabe mag einen allgemeinen Begriff davon
geben, was diese Museumsabtheilung uns zu bieten hat. Die Versuche der
Katalogisirung sind seither noch an der überschwenglichen Fülle des vorhan¬
denen Materials gescheitert. In Ermangelung eines solchen genauen und spe¬
ciellen Verzeichnisses sind inzwischen die bereits erreichten Resultate der mehr¬
jährigen hingebenden Arbeiten der gegenwärtigen Directoren behufs der Ordnung,
Sichtung, Rubricirung, Registrirung und Unterbringung dieser Schätze mit Dank
zu begrüßen. So vielfach verwirrend und widersprechend manches darin auch bei
einer derartigen Aufzählung, wie ich sie versuchte, noch dem Leser erscheinen
mag. so gründlich wissen die obersten Beamten dieses Instituts, wie die Diener
darin Bescheid, so daß kein Wunsch hier darum vergeblich gethan werden
könnte, weil man etwa das Begehrte nicht zu finden wüßte. Gerade Professor
Herman Weiß, der bekannte Autor der (Stuttgart bei Ebner und seubert
erschienenen) "Costümkunde, Geschichte der Tracht und des Geräths" ist in
den Vorstudien und Arbeiten zu diesem umfassenden Werk in jener Art
von Massen ordnender und gliedernder Thätigkeit gründlich geschult, die
hier erfordert wurde, und beweist es an der ihm vorliegenden Aufgabe täglich
von Neuem. Seine Bestrebungen, diese Schätze durchaus und unbedingt flüssig
und dem Publikum zugänglich zu machen, auf jede Gefahr hin, haben seitens
des Generaldirectors Herrn von Olfers eine Zustimmung zu erlangen ver¬
mocht, welche so gut wie jene Thätigkeit die wärmste Anerkennung verdient.

Für die Entstehungsgeschichte des Kupferstichcabinets fließen überraschender¬
weise die Quelle" sehr spärlich; die Chronik der Begründung, Entfaltung
und des mächtigen Gedeihens dieses trefflichen Instituts ist die an Nachrichten
ärmste, die ich kenne. Die Daten über den ersten Ursprung, so nahe in der
Zeit derselbe auch liegt, erscheinen trotz ihrer authentischen Wahrheit fast sagen¬
haft. Diese Kunstsammlung ist eine von König Friedrich Wilhelm dem Ersten


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sind; ersteres von der West-, letzteres, Wand an Wand mit dem grünen Saal
gelegen, von der Nordseite her durch je ein Fenster beleuchtet. Denn in diesem
Directorenzimmer haben die trefflichen, gelehrten und liebenswürdigen Herren
Professor Weiß und Professor Hotho. die für jeden Wunsch, jede Frage und
jede Anmuthung des kunstfreundlichen Publikums wie der Künstler jederzeit zu¬
gänglichen, freundlich hilfsbereiten Verwalter, Ordner und Leiter dieses Ganzen,
selbst kaum den nothdürftigen Arbeitsraum mehr übrig, so enge umdrängen sie
die wieder von andern großen Gallerie- und Sammelwerken über Costüme.
Ornamente, Geräthe, von allem, was Frankreich, England, Deutschland. Italien
in dieser Gattung zu irgendeiner Zeit producirt und edirt hat, ganz erfüllten
hohen Nepoßtorien. Eben solche Schränke ringsum an den Wänden des un¬
mittelbar angrenzenden Bibliothekzimmers, und zwar die vollständigste Bibliothek
der illustrirten Bücher seit circa vier Jahrhunderten.

Diese ganz ungefähre Inhaltsangabe mag einen allgemeinen Begriff davon
geben, was diese Museumsabtheilung uns zu bieten hat. Die Versuche der
Katalogisirung sind seither noch an der überschwenglichen Fülle des vorhan¬
denen Materials gescheitert. In Ermangelung eines solchen genauen und spe¬
ciellen Verzeichnisses sind inzwischen die bereits erreichten Resultate der mehr¬
jährigen hingebenden Arbeiten der gegenwärtigen Directoren behufs der Ordnung,
Sichtung, Rubricirung, Registrirung und Unterbringung dieser Schätze mit Dank
zu begrüßen. So vielfach verwirrend und widersprechend manches darin auch bei
einer derartigen Aufzählung, wie ich sie versuchte, noch dem Leser erscheinen
mag. so gründlich wissen die obersten Beamten dieses Instituts, wie die Diener
darin Bescheid, so daß kein Wunsch hier darum vergeblich gethan werden
könnte, weil man etwa das Begehrte nicht zu finden wüßte. Gerade Professor
Herman Weiß, der bekannte Autor der (Stuttgart bei Ebner und seubert
erschienenen) „Costümkunde, Geschichte der Tracht und des Geräths" ist in
den Vorstudien und Arbeiten zu diesem umfassenden Werk in jener Art
von Massen ordnender und gliedernder Thätigkeit gründlich geschult, die
hier erfordert wurde, und beweist es an der ihm vorliegenden Aufgabe täglich
von Neuem. Seine Bestrebungen, diese Schätze durchaus und unbedingt flüssig
und dem Publikum zugänglich zu machen, auf jede Gefahr hin, haben seitens
des Generaldirectors Herrn von Olfers eine Zustimmung zu erlangen ver¬
mocht, welche so gut wie jene Thätigkeit die wärmste Anerkennung verdient.

Für die Entstehungsgeschichte des Kupferstichcabinets fließen überraschender¬
weise die Quelle« sehr spärlich; die Chronik der Begründung, Entfaltung
und des mächtigen Gedeihens dieses trefflichen Instituts ist die an Nachrichten
ärmste, die ich kenne. Die Daten über den ersten Ursprung, so nahe in der
Zeit derselbe auch liegt, erscheinen trotz ihrer authentischen Wahrheit fast sagen¬
haft. Diese Kunstsammlung ist eine von König Friedrich Wilhelm dem Ersten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/185>, abgerufen am 15.01.2025.