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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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beste Lösung sein würde, wurde damals von Tausenden empfunden und zuwei¬
len ausgesprochen, es war im Herbst 1863 unnütz daran zu denken, so wie es
jetzt unnütz sein würde, dafür zu agitiren, wenn nicht die Ansprüche des Her¬
zogs im vorletzten Winter die treibende Gewalt gewesen wären, welche die Ab¬
lösung bewirkte. Denn bei der Stellung, welche die damalige Regierung Preu¬
ßens in Europa, beim Bunde, zu Oestreich und den Herzogthümern selbst ein¬
genommen hatte, mußte auch der leidenschaftliche Freund Preußens eine
Agitation zu diesem Zwecke für unmöglich halten. In Preußen selbst war
dafür weder im Volke noch im Ministerium guter Wille. Zuletzt wußte man,
daß die Mitglieder des preußischen Königshauses, auf welche es vor allem an¬
kam, den Ansprüchen der Augustenburger nicht abgeneigt waren, und in ihrer
Unterstützung, so weit sie möglich sein würde, einen preußischen Vortheil
erkannten.

Es hat jetzt nur ein historisches Interesse, aber es soll doch ausgesprochen
werden, daß nirgend vielleicht diese Verhältnisse patriotischer und mehr im preu¬
ßischen Interesse betrachtet wurden als in der Nähe des Herzogs selbst an jenen
Wochen, welche der Abfassung seiner ersten Proclamation vorausgingen und folgten.

Wie die Herzogtümer von Dänemark abgelöst wurden, ist bekannt. Der
Tag des Friedensschlusses fand in Deutschland selbst nur wenige Herzen, welche
sich die hohe Freude eines großen Erfolges nicht durch den Gedanken verküm¬
mern ließen, daß der Sieg nicht ganz auf dem Wege gewonnen sei. den sie
gewünscht hatten.

Und doch waren die Nordmarkm Deutschlands den Dänen entrissen, und
doch hatte der Enthusiasmus und die Aufregung in den Wintermonaten von
1863 alle die großen Folgen gehabt, welche wir Liberalen mit Recht von kräf¬
tiger Volksäußerung erwarten durften. Die Aufregung der Nation hatte die
Cabinete in Bewegung gesetzt, daß ein Kroncandidat vorhanden war. dessen
Recht selbst den Dänen legitimer erschien als das ihre, hatte nächst dem lauten
Ruf der Hvlsteiner nach ihrem angestammten Herzog und ihren Huldigungen
dem Ausland Zurückhaltung abgenöthigt. Zum ersten Male seit dem Jahre
1848 hat eine kräftige Forderung der Nation auf das Thun der deutschen Re¬
gierungen entscheidenden Einfluß geübt, die Politik der Herrn v. Bismark und
Rcchberg begann ihre Thätigkeit mit dem Vorsatz, die Integrität Dänemarks
gegen die Forderungen der liberalen Partei zu bewahren und der Zwang der
Ereignisse hat doch die preußischen und östreichischen Waffen dahin geführt, das
ruhmvoll zu thun, was die liberale Agitation allein niemals in Jahresfrist
bewirkt haben würde, was aber auch niemals im vergangenen Jahre ohne die
liberale Agitation und ohne die Erbansprüche des Herzogs erreicht sein würde.

Schnell wechseln die Zielpunkte der Regierungen, ebenso schnell die Partei¬
tendenzen. Mit der Befreiung der Herzogthümer, zumeist durch preußische Waffen,


Grenzboten II. 186S. 6

beste Lösung sein würde, wurde damals von Tausenden empfunden und zuwei¬
len ausgesprochen, es war im Herbst 1863 unnütz daran zu denken, so wie es
jetzt unnütz sein würde, dafür zu agitiren, wenn nicht die Ansprüche des Her¬
zogs im vorletzten Winter die treibende Gewalt gewesen wären, welche die Ab¬
lösung bewirkte. Denn bei der Stellung, welche die damalige Regierung Preu¬
ßens in Europa, beim Bunde, zu Oestreich und den Herzogthümern selbst ein¬
genommen hatte, mußte auch der leidenschaftliche Freund Preußens eine
Agitation zu diesem Zwecke für unmöglich halten. In Preußen selbst war
dafür weder im Volke noch im Ministerium guter Wille. Zuletzt wußte man,
daß die Mitglieder des preußischen Königshauses, auf welche es vor allem an¬
kam, den Ansprüchen der Augustenburger nicht abgeneigt waren, und in ihrer
Unterstützung, so weit sie möglich sein würde, einen preußischen Vortheil
erkannten.

Es hat jetzt nur ein historisches Interesse, aber es soll doch ausgesprochen
werden, daß nirgend vielleicht diese Verhältnisse patriotischer und mehr im preu¬
ßischen Interesse betrachtet wurden als in der Nähe des Herzogs selbst an jenen
Wochen, welche der Abfassung seiner ersten Proclamation vorausgingen und folgten.

Wie die Herzogtümer von Dänemark abgelöst wurden, ist bekannt. Der
Tag des Friedensschlusses fand in Deutschland selbst nur wenige Herzen, welche
sich die hohe Freude eines großen Erfolges nicht durch den Gedanken verküm¬
mern ließen, daß der Sieg nicht ganz auf dem Wege gewonnen sei. den sie
gewünscht hatten.

Und doch waren die Nordmarkm Deutschlands den Dänen entrissen, und
doch hatte der Enthusiasmus und die Aufregung in den Wintermonaten von
1863 alle die großen Folgen gehabt, welche wir Liberalen mit Recht von kräf¬
tiger Volksäußerung erwarten durften. Die Aufregung der Nation hatte die
Cabinete in Bewegung gesetzt, daß ein Kroncandidat vorhanden war. dessen
Recht selbst den Dänen legitimer erschien als das ihre, hatte nächst dem lauten
Ruf der Hvlsteiner nach ihrem angestammten Herzog und ihren Huldigungen
dem Ausland Zurückhaltung abgenöthigt. Zum ersten Male seit dem Jahre
1848 hat eine kräftige Forderung der Nation auf das Thun der deutschen Re¬
gierungen entscheidenden Einfluß geübt, die Politik der Herrn v. Bismark und
Rcchberg begann ihre Thätigkeit mit dem Vorsatz, die Integrität Dänemarks
gegen die Forderungen der liberalen Partei zu bewahren und der Zwang der
Ereignisse hat doch die preußischen und östreichischen Waffen dahin geführt, das
ruhmvoll zu thun, was die liberale Agitation allein niemals in Jahresfrist
bewirkt haben würde, was aber auch niemals im vergangenen Jahre ohne die
liberale Agitation und ohne die Erbansprüche des Herzogs erreicht sein würde.

Schnell wechseln die Zielpunkte der Regierungen, ebenso schnell die Partei¬
tendenzen. Mit der Befreiung der Herzogthümer, zumeist durch preußische Waffen,


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[0039] beste Lösung sein würde, wurde damals von Tausenden empfunden und zuwei¬ len ausgesprochen, es war im Herbst 1863 unnütz daran zu denken, so wie es jetzt unnütz sein würde, dafür zu agitiren, wenn nicht die Ansprüche des Her¬ zogs im vorletzten Winter die treibende Gewalt gewesen wären, welche die Ab¬ lösung bewirkte. Denn bei der Stellung, welche die damalige Regierung Preu¬ ßens in Europa, beim Bunde, zu Oestreich und den Herzogthümern selbst ein¬ genommen hatte, mußte auch der leidenschaftliche Freund Preußens eine Agitation zu diesem Zwecke für unmöglich halten. In Preußen selbst war dafür weder im Volke noch im Ministerium guter Wille. Zuletzt wußte man, daß die Mitglieder des preußischen Königshauses, auf welche es vor allem an¬ kam, den Ansprüchen der Augustenburger nicht abgeneigt waren, und in ihrer Unterstützung, so weit sie möglich sein würde, einen preußischen Vortheil erkannten. Es hat jetzt nur ein historisches Interesse, aber es soll doch ausgesprochen werden, daß nirgend vielleicht diese Verhältnisse patriotischer und mehr im preu¬ ßischen Interesse betrachtet wurden als in der Nähe des Herzogs selbst an jenen Wochen, welche der Abfassung seiner ersten Proclamation vorausgingen und folgten. Wie die Herzogtümer von Dänemark abgelöst wurden, ist bekannt. Der Tag des Friedensschlusses fand in Deutschland selbst nur wenige Herzen, welche sich die hohe Freude eines großen Erfolges nicht durch den Gedanken verküm¬ mern ließen, daß der Sieg nicht ganz auf dem Wege gewonnen sei. den sie gewünscht hatten. Und doch waren die Nordmarkm Deutschlands den Dänen entrissen, und doch hatte der Enthusiasmus und die Aufregung in den Wintermonaten von 1863 alle die großen Folgen gehabt, welche wir Liberalen mit Recht von kräf¬ tiger Volksäußerung erwarten durften. Die Aufregung der Nation hatte die Cabinete in Bewegung gesetzt, daß ein Kroncandidat vorhanden war. dessen Recht selbst den Dänen legitimer erschien als das ihre, hatte nächst dem lauten Ruf der Hvlsteiner nach ihrem angestammten Herzog und ihren Huldigungen dem Ausland Zurückhaltung abgenöthigt. Zum ersten Male seit dem Jahre 1848 hat eine kräftige Forderung der Nation auf das Thun der deutschen Re¬ gierungen entscheidenden Einfluß geübt, die Politik der Herrn v. Bismark und Rcchberg begann ihre Thätigkeit mit dem Vorsatz, die Integrität Dänemarks gegen die Forderungen der liberalen Partei zu bewahren und der Zwang der Ereignisse hat doch die preußischen und östreichischen Waffen dahin geführt, das ruhmvoll zu thun, was die liberale Agitation allein niemals in Jahresfrist bewirkt haben würde, was aber auch niemals im vergangenen Jahre ohne die liberale Agitation und ohne die Erbansprüche des Herzogs erreicht sein würde. Schnell wechseln die Zielpunkte der Regierungen, ebenso schnell die Partei¬ tendenzen. Mit der Befreiung der Herzogthümer, zumeist durch preußische Waffen, Grenzboten II. 186S. 6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/39>, abgerufen am 04.12.2024.