Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.Der dritte Stand im alten Rom. Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Aus¬ Indem wir uns im Hinblick auf Autor und Publikum aufrichtig freuen, In der ungeheuren Mehrzahl der Bevölkerung Roms, die man dem Gr-nzboten II. 186S. 21
Der dritte Stand im alten Rom. Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Aus¬ Indem wir uns im Hinblick auf Autor und Publikum aufrichtig freuen, In der ungeheuren Mehrzahl der Bevölkerung Roms, die man dem Gr-nzboten II. 186S. 21
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Der dritte Stand im alten Rom.
Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Aus¬
gang der Antonine. Von Ludwig Friedliindcr. Zweite vermehrte Auflage.
I. Theil. Leipzig, S. Hirzel. 1865.
Indem wir uns im Hinblick auf Autor und Publikum aufrichtig freuen,
daß die obengenannte Schrift in verhältnißmäßig so kurzer Zeit eine zweite
Auflage erlebte, bemerken wir, daß dieselbe in der That eine wesentlich ver¬
mehrte ist, und daß der Verfasser sorgfältig die bezüglichen Ergebnisse eigner
Studien sowie die seit Erscheinen der ersten Auflage zu Tage geförderten neuen
Funde der rasch fortschreitenden archäologischen Wissenschaft außer ihm berück-
sichtigt hat. Dies gilt namentlich von dem Capitel über die drei Stände im
kaiserlichen Rom, in welchem der Abschnitt über den dritten Stand völlig um¬
gearbeitet und dabei sehr beträchtlich erweitert worden ist, und von der an¬
muthigen kleinen Abhandlung über das Märchen von Amor und Psyche, welches
vorzüglich durch Berücksichtigung der hahnschcn Sammlung neugriechischer
Märchen gewonnen hat. Mit Erlaubniß des Verfassers geben wir im Folgenden
einige Auszüge aus der ersterwähnten der beiden Partien des Buches.
In der ungeheuren Mehrzahl der Bevölkerung Roms, die man dem
senatorischen hohen und dem niedern Adel der Ritter gegenüber als den dritten
Stand bezeichnen kann, überwog das Proletariat bei weitem. Dagegen war
die Zahl der zu diesem Stand gehörigen Handwerker und Kleinhändler ver¬
hältnißmäßig gering. Doch fehlte es unter dieser Schicht der Bewohner Roms
keineswegs an wohlhabenden Leuten, und zwar fanden sich solche besonders
unter solchen, die nach dem Grundsatz „ron viol" arbeiteten, d. h. für schmutzig.
Wenigstens für nicht recht anständig geltende, aber einträgliche Geschäfte.
Latrinenreinigung z. B., Leichenbesorgungen, Badereien. Versteigerungen u. d.
betrieben. Namentlich das letztere Gewerbe war sehr rentabel, was sich der
Verfasser durch den ungewöhnlich schnellen Wechsel des Besitzes in Rom erklärt.
Arruntius Euarestus, ein Auctionator, der nach Caligulas Ermordung eine
Rolle spielte, war nach Josephus einer der Reichsten im damaligen Rom und
sehr einflußreich. Martial ferner räth, einen Knaben, der fortkommen wolle,
Gr-nzboten II. 186S. 21
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